FNA-Workshop Die Absicherung des Erwerbsminderungsrisikos in der gesetzlichen Rentenversicherung

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Transkript:

Deutsche Rentenversicherung Bund Grundsatz- und Querschnittsbereich FNA-Workshop Die Absicherung des Erwerbsminderungsrisikos in der gesetzlichen Rentenversicherung Was wissen wir und was wissen wir nicht? Möglichkeiten und Grenzen der prozessproduzierten Daten der RV Berlin, 27. Mai 2008 Uwe G. Rehfeld Geschäftsbereich 0600 Forschung, Entwicklung, Statistik 1

Gliederung 1. Historischer Blick und Entwicklungen im Zeitablauf 2. Ausgewählte empirische Erkenntnisse 3. Erwerbsminderung als multifaktorielles Geschehen Makro-Sicht und Mikro-Sicht 4. Zur Datenlage 2

Historischer Hintergrund Die Erwerbsminderungsabsicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung im Wandel der Zeit 1891 Absicherung des Invaliditätsrisikos bei Arbeitern durch das Gesetz betreffend der Invaliditäts- und Altersversicherung (IAVG) 1913 Absicherung des Invaliditätsrisikos bei Angestellten durch das Versicherungsgesetz für Angestellte (VfA) 1957 Einführung der Renten wegen Berufsunfähigkeit (BU) und wegen Erwerbsunfähigkeit (EU) einheitlich für Arbeiter und Angestellte durch das Rentenreformgesetz von 1957 (RRG 1957) 2001 Einführung der Renten wegen teilweiser bzw. voller Erwerbsminderung statt der BU- und EU-Renten durch das Gesetz zur Reform der Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit (EM-ReformG). 3

EM- Reformgesetz EM-Reformgesetz: wichtige Änderungen ab 2001 Einführung einer zweistufigen Erwerbsminderungsrente, die die bisherigen Renten wegen Berufs- Erwerbsunfähigkeit ablöst 43 SGB VI Bei einem Leistungsvermögen von erhält ein Versicherter Rentenartfaktor unter 3 Stunden volle Erwerbsminderungsrente 1,0 3 bis unter 6 Stunden teilweise Erwerbsminderungsrente 0,5 6 und mehr Stunden keine Erwerbsminderungsrente - Wer mind. 3 Stunden aber weniger als 6 Stunden täglich arbeiten kann, aber keinen Teilzeitarbeitsplatz findet, bekommt auch die volle Erwerbsminderungsrente Einführung von Abschlägen bei Inanspruchnahme einer Erwerbsminderungsrente vor Vollendung des 63. Lebensjahres und gleichzeitige Verlängerung der Zurechnungszeit vom Alter 55 Jahre auf das Alter 60 Jahre Zeitrenten (Befristung gem. 102 SGB VI) 4

Versichertenrentenzugang im Zeitablauf Versichertenrenten: Anteil der Rentenarten am Rentenzugang Männer- West - RV Reform 72 Altersgrenze Schwerbehinderte Haushaltsbegleitgesetz 84 RRG 92 EM-Reform 5

Versichertenrentenzugang im Zeitablauf Versichertenrenten: Anteil der Rentenarten am Rentenzugang Frauen - West - RV Altersgrenze Schwerbehinderte Haushaltsbegleitgesetz 84 RRG 92 EM-Reform 6

Nach dem EM- Reformgesetz Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit nach Rentenarten Deutschland - Männer und Frauen - RV Renten wegen Erwerbsunfähigkeit Renten wegen Berufsunfähigkeit 186.900 183.002 Renten wegen voller Erwerbsminderung 200.000 163.718 Renten wegen teilweiser Erwerbsminderung 180.000 140.106 140.793 138.354 134.396 132.330 133.279 160.000 140.000 120.000 100.000 80.000 60.000 28.873 28.750 34.635 34.247 31.800 29.439 28.317 24.949 25.683 40.000 20.000 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 7

Fazit Resümee 1: Rentenzugänge wegen Erwerbsminderung vor 2007 leicht rückläufig Rechtliche Ausgestaltung hat erhebliche Einflüsse, insbesondere Haushaltsbegleitgesetz 1984 (Frauen) und EM-Reformgesetz 2000 Die Inanspruchnahme von EM-Renten wird auch von den anderen Berentungsmöglichkeiten beeinflusst 8

Erwerbsminderungsrenten: Zugangsquote Erwerbsminderungsrentenzugänge* pro 1000 Aktiv Versicherte 50 - RV, Deutschland - 45 Rentenzugang 1997 -Männer-, West 40 35 Rentenzugang 1997 -Frauen-, West In Promille 30 25 20 Rentenzugang 2002 -Männer- Rentenzugang 2002 -Frauen- 15 10 Rentenzugang 2007 -Männer- 5 Rentenzugang 2007 -Frauen- 0 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Alter am 31.12. des Rentenzugangsjahres *Ohne Renten an Bergleute wegen Vollendung des 50. Lebensjahres; **Ohne (ausschließlich) geringfügig Beschäftigte 9

Diagnosehauptgruppen Erwerbsminderungsrentenzugänge nach ausgewählten Diagnosehauptgruppen 40% Deutschland - Männer - RV 35% Skelett / Muskeln / Bindegewebe Anteil an allen Erwerbsminderungsrentenzugängen 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 28,7% 22,1% 16,4% 14,2% 13,9% 4,7% Herz / Kreislauferkrankungen Stoffwechsel / Verdauung Neubildungen Psychische Erkrankungen Sonstige Diagnosen 1997 1999 2001 2003 2005 2007 Rentenzugangsjahr 10

Diagnosehauptgruppen Erwerbsminderungsrentenzugänge nach ausgewählten Diagnosehauptgruppen Deutschland - Frauen - RV 40% 35% 39,7% Skelett/ Muskeln/ Bindegewebe Anteil allen Erwerbsminderungsrentenzugängen 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 19,6% 16,0% 15,3% 6,1% 3,3% Herz/ Kreislauferkrankungen Stoffwechsel/ Verdaung Neubildungen Psychische Erkrankungen Sonstige Diagnosen 1997 1999 2001 2003 2005 2007 Rentenzugangsjahr 11

EM-Rentenzugänge 2005 EM Rentenzugänge pro 1000 Aktiv Versicherte nach ausgewählten Hauptdiagnosegruppen - Männer - 12

EM-Rentenzugänge 2005 EM Rentenzugänge pro 1000 Aktiv Versicherte nach ausgewählten Hauptdiagnosegruppen - Frauen - 13

Morbiditätsveränderungen Zwischenresümee: Spektrum der Ursachen bei EM- Rentenzugängen verschiebt sich Faktoren eines globalen Erklärungsmodells Medizinischer Fortschritt Arbeitswelt - Krankheiten der Bewegungsorgane - Herz-/ Kreislauferkrankungen Verhalten + Psychische Erkrankungen + Neubildungen Demographie Lebenserwartung Medizinische Heilungschancen 14

EM-Rentenzugänge 2005 EM Rentenzugänge pro 1000 Aktiv Versicherte nach höchstem erreichten Bildungsstand - Männer - 15

EM-Rentenzugänge 2005 EM Rentenzugänge pro 1000 Aktiv Versicherte nach höchstem erreichten Bildungsstand - Frauen - 16

Unterschiede zwischen Ost und West Rentenzugang 2007: Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit nach Geschlecht und Gebietsstand durchschnittliches Rentenzugangsalter durchschnittlicher Rentenzahlbetrag Anteil mit Berücksichtigung der Arbeitsmarktlage * WEST Männer 50,6 656 14,6 % Frauen 49,4 566 17,0 % Männer 50,0 584 14,6 % Frauen 49,1 608 17,7 % OST * Zur Anteilsberechnung wurden Zähler und Nenner um die Umwandlungsfälle erweitert 17

Fernere Lebenserwartung der Versichertenrentner Fernere Lebenserwartung von 65jährigen EM- und Altersrentnern; Sterbetafel 2004/2006 der grv nach Geschlecht Fernere Lebenserwartung in Jahren 24 22 20 18 16 14 12 Erwerbsminderungsrentner (Rentenbeginn < 60 Jahre) Altersrentner (Rentenbeginn >= 60 Jahre) 15,45 19,11 13,45 17,15 17,76 20,72 10 Männer und Frauen Männer Frauen Quelle: Modellrechnung auf Basis von Sonderauswertungen der Statistiken der Deutschen Rentenversicherung: Rentenbestand, Rentenzugang und Rentenwegfall 2004-2006 18

Fazit Resümee 2: Frühberentung ein multifaktorielles Geschehen: Morbidität Altersstruktur Recht Verhalten Risikofaktoren der Arbeitswelt Makromodell EM-Berentungen im Jahr = f [Gesundheit, Demographie, Konjunktur, Rechtsstand, Übriges] 19

Einflussfaktoren und Entscheidungsebene bei Berentung wegen verminderter Erwerbsfähigkeit Möglicher Entstehungszusammenhang Prädisposition, individuelles Gesundheitsverhalten, Familie, Arbeit, Freizeit, Umweltbelastungen etc. Gesetzl. Regelung, Reformmaßnahmen, Rechtssprechung etc. Krankheit, körperliche, seelische oder geistige Behinderung Individuelle Perzeption der Ursachen und Chancen auf Bewilligung Erfüllung von versicherungsrechtlichen Voraussetzungen Rentenantrag Verwaltungshandeln: faktische Umsetzung der gesetzlichen Regelungen im Einzelfall R e n t e Nein REHA? Ja R e n t e Nicht erfolgreich Sozialmedizinische Begutachtung Reha- Maßnahme Konjunktur, Betriebliche Personalpolitik, Staatliche Interventionen etc. Konkrete Arbeitsmarktlage Individueller Arbeitsplatz, Verweismöglichkeiten individuelles Einkommen Rehaantrag Nein Ablehnung Erfolgreich 20

Mikromodell Mikromodell zum individuellen Erwerbsminderungsrisiko Individuelle Faktoren invariat (Konstitution, Geschlecht) variabel (indiv. Verhalten, persönliche Planung, Gesundheitskarriere ) Externe Einflüsse Arbeitswelt Umwelt Familie Konjunktur Rechtslage Zufall 21

Fazit Resümee 3: Makroentwicklungen sind relativ gut beschrieben und erklärbar Für die Beschreibung und Analyse individueller Erwerbsminderungsrisiken bedarf es differenzierter individueller Biographiedaten 22

Zur Datenlage Empirische Quellen für die Beurteilung des Berentungsgeschehens Prozessdaten der Rentenversicherung Antragsdaten Erwerbsminderungsstatistik (Zugang, Bestand) Rehabilitationsstatistik Reha-Statistik-Datenbasis (RSD) Keine Prozessdaten zu Haushaltskontext/Einkommens- und Vermögenssituation Arbeitswelt/Arbeitgeber Subjektive Faktoren [z. T. in Akten] 23

Durchschnittliche Anwartschaften Durchschnittlicher Monatsbetrag: Volle EM-Rentenzugänge 2007 vs. Anwartschaft von Versicherten ohne Rentenbezug* -Versicherte mit deutscher Staatsangehörigkeit- Monatsbetrag in Euro 1100 1050 1000 950 900 850 800 750 700 650 600 550 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 -RV; West- Durchschnittliche monatl. Anwartschaft (mit Zurchnungszeit und Abschlägen) - Männer - Monatsbetrag volle EM-Rente -Männer Durchschnittliche monatl. Anwartschaft (mit Zurchnungszeit und Abschlägen) - Frauen - Monatsbetrag volle EM-Rente -Frauen 31(1976) 32(1975) 33(1974) 34(1973) 35(1972) 36(1971) 37(1970) 38(1969) 39(1968) 40(1967) 41(1966) 42(1965) 43(1964) 44(1963) 45(1962) 46(1961) 47(1960) 48(1959) 49(1958) 50(1957) 51(1956) 52(1955) 53(1954) 54(1953) 55(1952) 56(1951) 57(1950) 58(1949) 59(1948) 60(1947) Alter am 31.12. 2007 (Geburtsjahr) 24 *Versicherte mit 3 Jahren Pflichtbeitragszeiten in den letzten 5 Jahren und erfüllter allg. Wartezeit; Fälle mit Kontenklärung mindestens bis 1997; Rentenanwartschaften am 31.12.2006

Durchschnittliche Anwartschaften Durchschnittlicher Monatsbetrag: Volle EM-Rentenzugänge 2007 vs. Anwartschaft von Versicherten ohne Rentenbezug* -Versicherte mit deutscher Staatsangehörigkeit- Monatsbetrag in Euro 1100 1050 1000 950 900 850 800 750 700 650 600 550 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 -RV; Ost- Durchschnittliche monatl. Anwartschaft (mit Zurchnungszeit und Abschlägen) - Männer - Monatsbetrag volle EM-Rente -Männer Durchschnittliche monatl. Anwartschaft (mit Zurchnungszeit und Abschlägen) - Frauen - Monatsbetrag volle EM-Rente -Frauen 31(1976) 32(1975) 33(1974) 34(1973) 35(1972) 36(1971) 37(1970) 38(1969) 39(1968) 40(1967) 41(1966) 42(1965) 43(1964) 44(1963) 45(1962) 46(1961) 47(1960) 48(1959) 49(1958) 50(1957) 51(1956) 52(1955) 53(1954) 54(1953) 55(1952) 56(1951) 57(1950) 58(1949) 59(1948) 60(1947) Alter am 31.12. 2007 (Geburtsjahr) *Versicherte mit 3 Jahren Pflichtbeitragszeiten in den letzten 5 Jahren und erfüllter allg. Wartezeit; Fälle mit Kontenklärung mindestens bis 1997; Rentenanwartschaften am 31.12.2006 25

Fazit Resümee 4: Die Deskription des EM-Berentungsgeschehens ist möglich Wichtige Einflussfaktoren sind beschreibbar und im Einfluss abzuschätzen Hypothesen und Informationen zur (kausalen) differenzierten Analyse von individuellen Risiken liegen nur bedingt vor Bedarf an weiterer Forschung über Zusammenhänge Bedarf an differenzierten Biographiedaten 26

Fazit Ausblick: Neue Möglichkeiten Prozessdaten aus mehreren Datenquellen erschließen Koppelung von Prozess- und Befragungsdaten Erhebung subjektiver Erklärungskomponenten Sozialpolitische Bewertung und Fortentwicklung des Rechts 27

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! uwe.rehfeld@drv-bund.de Forschungsdatenzentrum www.fdz-rv.de Statistik der Deutschen Rentenversicherung 28