Manualisierte vs. individualisierte Psychotherapie Forschungsgruppe "Psychopathology of the Social Brain" Abteilung Soziale Neurowissenschaft Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig
Therapiemanuale Entwicklung in der kognitiven Verhaltenstherapie Zunehmende Anwendung in psychodynamischen und anderen Psychotherapieverfahren
Manualisiert Studien zur Therapiewirksamkeit à evidenzbasiert, hohe Wirksamkeit Ausbildung Individualisiert Therapeutische Beziehung Komorbidität Qualitätssicherung Beispiel-Studie 1 120 Patienten mit Angststörungen Gruppe 1: individualisierte Problemanalyse und Therapieplanung Gruppe 2: Kontrollgruppe - Standardtherapie (Reizkonfrontation in vivo) Gruppe 3: gekettete Kontrollgruppe - zufällige Zuweisung der individuellen Therapiepläne à alle Gruppen zeigten signifikante Verbesserungen à deutlich stärkere Verbesserung in Gruppe 2 Schulte et al. (1992) Adv Behav Res Ther
Manualisiert Studien zur Therapiewirksamkeit à evidenzbasiert, hohe Wirksamkeit Ausbildung Individualisiert Therapeutische Beziehung Komorbidität Qualitätssicherung Beispiel-Studie 2 50 Patienten mit Bulimia nervosa Gruppe 1: individualisierte kognitive Verhaltenstherapie Gruppe 2: Standardtherapie à beide Gruppen zeigten signifikante Verbesserungen à stärkere Reduktion bulimischer Episoden in Gruppe 1 Ghaderi (2006) Behav Res Ther
Manualisiert Studien zur Therapiewirksamkeit à evidenzbasiert, hohe Wirksamkeit Ausbildung Individualisiert Therapeutische Beziehung Komorbidität Qualitätssicherung Nelson-Gray et al. (1989) J Behav Ther Exp Psychiatry Schulte et al. (1992) Adv Behav Res Ther Chadwick et al. (2003) Behav Res Ther Ghaderi (2006) Behav Res Ther Schneider, Byrne (1987) J Consult Clin Psychol Strauman et al. (2006) J Consult Clin Psychol à Weitere Forschung nötig! Kuyken et al. (2008) Behav Cogn Ther
Komorbidität Symptomübergreifende Wirkung manualisierter Psychotherapie z.b.: Reduktion bulimischer Episoden reduziert auch Depressivität Moderne Fallkonzeptualisierung stützt sich auf Grundlage individueller Probleme und deren Priorisierung auf spezifische Therapiemanuale Kuyken et al. (2008) Behav Cogn Ther Therapeutische Beziehung Situationsadäquate Anwendung standardisierter und individualisierter Elemente z.b.: individualisiertes Vorgehen, wenn zusätzlich zur Hauptsymptomatik eine Interaktionsstörung vorliegt um Beziehung zu schützen Caspar (1997) Psychother Res Manual-Anwendung Verhindert Therapeuten-Drift aufgrund kognitiver Verzerrungen, emotionaler Reaktionen und Sicherheitsverhalten from doing therapy to talking therapy Waller (2009) Behav Res Ther
Fazit Manuale ermöglichen den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis und sichern Ausbildung und Qualitätssicherung. Mit moderner Fallkonzeptualisierung und situationsadäquatem Wechsel zwischen standardisiertem und individualisiertem Vorgehen lassen sich die Vorteile manualisierter und individualisierter Psychotherapie verbinden.
Literatur Lehrbuchkapitel Klinische Psychologie & Psychotherapie Wittchen, Hoyer (2011) Berlin: Springer à in mehreren Auflagen in der Uni-Bibliothek Handbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie Petermann, Reinecker (2005) Göttingen: Hogrefe à in der Uni-Bibliothek Originalartikel Kuyken et al. (2008) The Science and Practice of Case Conceptualization. J Consulting Clin Psychol 59:12-19. à frei im web Vortrag http://un.iversity.org/i/profile/rolvwp https://www.researchgate.net/profile/philipp_kanske
Zusatzfolien Deutscher Ethikrat Individualisierung in Psychotherapie, sondern spezialisierte Behandlung von Subgruppen innerhalb von Störungen Tagungsdokumentation Personalisierte Medizin der Patient als Nutznießer oder Opfer?