Prüfungskolloquium Aktuar SAV Biel, 20. November 2008 Dr. Stephan Clerc-Dändliker

Ähnliche Dokumente
Prüfungskolloquium SAV 20. November 2008 Timofei Makarov

Stochastische Reservierung in der Nichtlebenversicherung Methodik und Anwendung Prüfungskolloquium Aktuar SAV 2010

Rundschreiben 2008/42 Rückstellungen Schadenversicherung. Versicherungstechnische Rückstellungen in der Schadenversicherung

Prüfpunkte vers.-techn. Rückstellungen Sparte Nichtleben (Schadenversicherung)

Interne Solvenzmodelle für Non-Life Versicherungen in in der Schweiz

Rundschreiben 2011/3 Rückstellungen Rückversicherung. Versicherungstechnische Rückstellungen in der Rückversicherung

Richtlinien für die Schadenrückstellungen

Rundschreiben 2011/3 Rückstellungen Rückversicherung. Versicherungstechnische Rückstellungen in der Rückversicherung

B&W Deloitte Thurgauerstrasse Zürich Tel: XYZ-Versicherung. Bericht des Verantwortlichen Aktuars. per. 31.

Prüfungskolloquium SAV

Richtlinien zum Aktuarbericht für die Nichtleben-Versicherung

Multivariate Modelle in der Praxis

Das Bornhuetter Ferguson Prinzip. Über Gemeinsamkeiten bekannter Reservierungsverfahren

Das (multiple) Bestimmtheitsmaß R 2. Beispiel: Ausgaben in Abhängigkeit vom Einkommen (I) Parameterschätzer im einfachen linearen Regressionsmodell

Schließende Statistik

bav Risikomanagement in der betrieblichen Altersversorgung FaRis & DAV Symposium, Köln, 14. Juni 2013

Rundschreiben 2008/42 Rückstellungen Schadenversicherung. Versicherungstechnische Rückstellungen in der Schadenversicherung

Notgepäck Genauigkeit

4. Schließende Statistik (Inferenzstatistik, konfirmatorische Verfahren)

Bewertung von biometrischen Risiken in der bav

Mehrdimensionale Zufallsvariablen

5. Schließende Statistik (Inferenzstatistik, konfirmatorische Verfahren)

Vorlesung: Statistik II für Wirtschaftswissenschaft

Teil VIII. Zentraler Grenzwertsatz und Vertrauensintervalle. Woche 6: Zentraler Grenzwertsatz und Vertrauensintervalle. Lernziele. Typische Situation

6. Schätzverfahren für Parameter

WS 2010/11. Risikomanagement II. Übung zum Thema: Value at Risk. (Lösung)

Statistik Einführung // Stichprobenverteilung 6 p.2/26

E[X] = = 113. Nach den Gleichungen von Wald gilt für den Gesamtschaden S E[S] = E[N] E[X] = = 226

Wahrscheinlichkeitsrechnung und schließende Statistik

1 Wahrscheinlichkeitsrechnung. 2 Zufallsvariablen und ihre Verteilung. 3 Statistische Inferenz. 4 Intervallschätzung

Vorlesung: Statistik II für Wirtschaftswissenschaft

Kapitel 3 Schließende Statistik

Rundschreiben 2008/33 Kapitalbedarf Rückversicherungscaptives

Lösungen zur Klausur GRUNDLAGEN DER WAHRSCHEINLICHKEITSTHEORIE UND STATISTIK

Methodenlehre. Vorlesung 10. Prof. Dr. Björn Rasch, Cognitive Biopsychology and Methods University of Fribourg

Inhaltsverzeichnis. 2 Kurzbeschreibung von SPSS Der SPSS-Dateneditor Statistische Analysen mit SPSS DieDaten...

Statistik Testverfahren. Heinz Holling Günther Gediga. Bachelorstudium Psychologie. hogrefe.de

Statistik für Ökonomen

Korollar 116 (Grenzwertsatz von de Moivre)

Berechnung MCR unter Solvency II

von x-würfeln bei wachsendem n? Zur Beantwortung führen wir ein Simulationsexperiment durch.


Prüfpunkte vers.-techn. Rückstellungen Sparte Nichtleben (Schadenversicherung)

Statistische Tests (Signifikanztests)

Mathematik für Naturwissenschaften, Teil 2

von x-würfeln bei wachsendem n? Zur Beantwortung führen wir ein Simulationsexperiment durch.

Die Bestimmung von Value-at-Risk- Werten mit Hilfe der Monte-Carlo- Simulation. Jens Schiborowski

Wichtige Definitionen und Aussagen

3 Konfidenzintervalle

Chi-Quadrat-Verteilung

Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik für Biologen 2. Der Standardfehler

Bootstrap: Punktschätzung

Klausur (Modulprüfung) zum Lehrerweiterbildungskurs Stochastik am von 10:00 bis 11:00 Uhr

Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 14

Inhaltsbereich Wahrscheinlichkeit und Statistik

Grundgesamtheit und Stichprobe

Zufallsvariablen. Diskret. Stetig. Verteilung der Stichprobenkennzahlen. Binomial Hypergeometrisch Poisson. Normal Lognormal Exponential

WS 2014/15. (d) Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeitsfunktion von X. (e) Bestimmen Sie nun den Erwartungswert und die Varianz von X.

Portfoliotheorie, Risikomanagenient und die Bewertung von Derivaten

Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 13

Theorie Parameterschätzung Ausblick. Schätzung. Raimar Sandner. Studentenseminar "Statistische Methoden in der Physik"

VU mathematische methoden in der ökologie: räumliche verteilungsmuster 1/5 h.lettner /

Richtlinien für die Schadenrückstellungen in der Nichtleben-Versicherung

Grundgesamtheit und Stichprobe

Bootstrap-Konfidenzintervalle

Auswahl von Schätzfunktionen

Bootstrap-Methoden zur Ermittlung kritischer Werte für asymptotische FWER-Kontrolle

Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung

unendlich-dimensionalen lästigen Parameter auffassen.

Statistik Klausur Wintersemester 2012/2013 Hamburg, BITTE LESERLICH IN DRUCKBUCHSTABEN AUSFÜLLEN!

Zentraler Grenzwertsatz

Inhaltsverzeichnis. Teil I

Problem aller bisheriger Methoden: Ergebnis ist nur so gut wie das Modell selbst.

Wahrscheinlichkeitsrechnung mathematische Statistik und statistische Qualitätskontrolle

Parameterschätzung. Kapitel 14. Modell Es sei {P θ θ Θ}, Θ R m eine Familie von Verteilungen auf χ (sog. Stichprobenraum),

Willkommen zur Vorlesung Statistik (Master)

Prüfung aus Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik MASCHINENBAU 2003

Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung

Klausur zur Vorlesung Statistik für BWL Name Vorname Matrikelnr.

Verteilungen eindimensionaler stetiger Zufallsvariablen Stetige Verteilungen. Chi-Quadrat-Verteilung Studentverteilung Fisher-Verteilung

Statistik, Geostatistik

Prognoseintervalle für y 0 gegeben x 0

Teil VII. Deskriptive Statistik. Woche 5: Deskriptive Statistik. Arbeitsschritte der Datenanalyse. Lernziele

Mathematik für Biologen

Konfidenzintervalle Grundlegendes Prinzip Erwartungswert Bekannte Varianz Unbekannte Varianz Anteilswert Differenzen von Erwartungswert Anteilswert

Richtlinien zum Aktuarbericht für die Lebensversicherung

3.1 Punktschätzer für Mittelwert µ und Varianz σ 2. Messungen x 1,..., x N, die unabhängig voneinander auf gleiche Weise gewonnen worden sind

Inhalt. I. Deskriptive Statistik Einführung Die Grundgesamtheit Merkmale und Verteilungen Tabellen und Grafiken...

Zufallsvariablen [random variable]

Willkommen zur Vorlesung Statistik (Master)

1.1.1 Ergebnismengen Wahrscheinlichkeiten Formale Definition der Wahrscheinlichkeit Laplace-Experimente...

2.3 Intervallschätzung

Die Familie der χ 2 (n)-verteilungen

Klausur zum Fach GRUNDLAGEN DER WAHRSCHEINLICHKEITSTHEORIE UND STATISTIK. für Studierende der INFORMATIK

CreditMetrics. Portfoliokreditrisiko Seminar. 10. Oktober Sebastian Sandner. Statistik Seminar bei PD Dr. Rafael Weißbach Universität Mannheim

Vorlesung: Statistik II für Wirtschaftswissenschaft

Mathematik für Biologen

Wahrscheinlichkeit und Statistik: Zusammenfassung

1. Die gemeinsame Dichtefunktion der Zufallsvariablen X,Y sei. 1 für 0 x 1 und 0 y 1 0 sonst. 1 Volumen über schraffierter Fläche = = 0.

Stochastische Approximation des Value at Risk

Transkript:

Welche Genauigkeit kann bei der Bestimmung von Rückstellungen unter Berücksichtigung sowohl von Prozess- Risiko als auch von Parameter- und Messfehlern erwartet werden? Prüfungskolloquium Aktuar SAV Biel, 20. November 2008 Dr. Stephan Clerc-Dändliker

Agenda Einführung Gesetzliche Grundlagen Schätzung Schadenrückstellungen Beispiel Einflüsse auf Schätzgenauigkeit Quantifizierung Schätzunsicherheit Umsetzung in der Praxis Kommunikation Rückstellungsprognose

Motivation Rückstellungen grösster Passivposten in der Bilanz Schadenrückstellungen sind finanzielle Verpflichtungen aus eingetretenen und unerledigten Schäden (gemeldete, erfasste ) Genaue Prognose Schadenrückstellungen von großer wirtschaftlicher Bedeutung Schätzen zukünftige Zahlungen aufgrund jetziger Infos und allfälliger Trends (Wissenschaft & Kunst) Problem bei jeder Schätzung: Unsicherheit, Abweichung tatsächlicher Wert vom prognostizierten Rückstellung als stochastische Grösse verstehen Holy grail of reserve uncertainty = Verteilung zukünftiger Zahlungen (Erwartungswert, Varianz, etc.) Neue RL-BPV: Variabilität quantifizieren und reservieren

Nationale Suisse, Stammhaus

Rückstellungen Versicherungsunternehmen Bilanz Nationale Suisse, Stammhaus per Ende 2007 Bilanzsumme: 2,270 Mia. CHF Versicherungstechnische Rückstellungen: 1,640 Mia. CHF d.h. 72% der Bilanzsumme Ungenauigkeiten schnell in der Gegend vom Jahresgewinn oder sogar Eigenkapital! Insolvenzen meistens aufgrund Unterreservierung Haftpflichtkrise USA 70-er Jahre

Versicherungstechnische (VT) Rückstellungen Beispiel Bilanzsumme 2'269'957 100% VT Rückstellungen 1'639'968 72% Prämienübertrag 161'032 7% Schadenrückstellungen 1'326'219 58% Deckungskapital 76'276 3% Sonstige Rückstellungen 42'986 2% Rückst. für Überschussanteile 33'455 1% Schadenrückstellungen + 5% 66'311 3% Jahresgewinn 41'125 2% Eigenkapital 260'125 11% Nationale Suisse, Stammhaus 2007, Werte in 1 000 CHF

Versicherungstechnische Rückstellungen im Gesetz Art. 98.3 BV: Bund erlässt Vorschriften über Privatversicherungswesen Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) Art. 4 d Angaben im Geschäftsplan zu den Rückstellungen Art. 16 1 Versicherungsunternehmen ist verpflichtet ausreichende versicherungstechnische Rückstellungen zu bilden. Art. 16 2 Der Bundesrat legt die Grundsätze zur Bestimmung der versicherungstechnischen Rückstellungen fest. [Details] der Aufsichtsbehörde überlassen. Art. 24 c Verantwortlicher Aktuar trägt die Verantwortung dafür, dass ausreichende technische Rückstellungen gebildet werden.

Aufsichtsverordnung (AVO) Art. 54 Bildung und Auflösung 1 Versicherungsunternehmen weist ausreichende versicherungstechnische Rückstellungen nach setzen sich zusammen aus: a. den versicherungstechnischen Rückstellungen zur Abdeckung der erwarteten Verpflichtungen; b. den Schwankungsrückstellungen zum Ausgleich der Volatilität 2 Das Versicherungsunternehmen löst nicht mehr benötigte versicherungstechnische Rückstellungen auf. 3 Im Geschäftsplan nennt das Versicherungsunternehmen die Bedingungen der Bildung und der Auflösung der versicherungstechnischen Rückstellungen dokumentiert die verwendeten Rückstellungsmethoden AVO-BPV Art. 2 Verantwortlicher Aktuar verantwortlich für Führung des technischen Teiles des Geschäftsplanes, erstellt jährlich einen ausführlichen Bericht an die Geschäftsleitung

Art. 69 AVO - Schadenversicherung Versicherungstechnische Rückstellungen in der Schadenversicherung a) die Prämienüberträge; b) die Schadenrückstellungen; c) die Sicherheits- und Schwankungsrückstellungen; d) die Alterungsrückstellungen; e) die Rückstellungen für vertragliche Überschussbeteiligungen; f) die Rentendeckungskapitalien; g) die übrigen technischen Rückstellungen, welche genau zu bezeichnen sind und deren Zweck zu umschreiben ist.

Schadenrückstellungen (Bilanz-) Schadenrückstellungen für bereits eingetretene, noch nicht regulierte Schäden (gemeldet und erfasst / gemeldet, nicht erfasst / nicht gemeldet, nicht erfasst) Einzelschätzungen (case) Spätschadenrückstellungen Nicht gemeldet (IBNR) Verstärkung (IBNER) Wiedereröffnungen (WE) Katastrophen Schadenregulierungskosten Dem einzelnen Schaden belastbar (ALAE) Nicht einzelnem Schaden zuzuordnen (ULAE)

Ausreichende VT Rückstellungen Neue Richtlinien BPV und SAV VT Bedarfsrückstellungen (SAV 2.1, RL-BPV 3a) Bedingt erwartungstreue Schätzung des bedingten Erwartungswertes der zukünftigen Zahlungsflüsse aufgrund der zum Zeitpunkt der Schätzung vorliegenden Informationen Best-Estimate, weder vor- noch unvorsichtig (Punktschätzung, Varianz) Verwendete Schätz-Methodik mit Angabe Unsicherheit Schwankungsrückstellungen (AVO 54 1b, Volatilität) Sicherheits- und Schwankungsrückstellungen (AVO 69c) Sicherheits-/Parameterrisiko - Schätzunsicherheit (RL-BPV 3b, SAV 2.4) Schwankungsrisiko im engeren Sinn zufallsbedingt (RL-BPV 3b, SAV 2.4) Bildung und Auflösung im Geschäftsplan dokumentiert 30.06.2009 Plan einreichen, wie RL umgesetzt wird

Zusammenfassung Gesetze BISHER (BV, VAG, AVO, AVO-BPV / BR, Aufsicht, VA): Ausreichende VT Rückstellungen (Verpflichtung, Schwankung) Geschäftsplan dokumentiert Bildung & Auflösung NEU (RL-BPV, SAV) Ausreichende Rückstellungen Grundidee Rückstellung als Erwartungswert (Best-Estimate) plus Angabe Schätzunsicherheit (Varianz/Risikomass) Achtung: Es gibt zu gleichen Erwartungswerten und Varianzen verschieden gefährliche Verteilungen!! Was ist Best-Estimate? Erfasst Varianz das ganze Risiko? Daher m.e. besser: Angabe ganze Verteilung, Risikomass wählen (Quantil, Value at Risk, Expected Shortfall) um damit Reserve bilden zu können

Prinzip der Schätzung von Bedarfsrückstellungen SchätzungErwartungswert zukünftiger Zahlungsflüsse aufgrund vorliegender Informationen Informationen, Daten Schadenzahlungen, Einzelschätzungen, Anzahl Schäden (pendent, erledigt), Meldemuster (Spätschäden); Prämienvolumen, Kosten, Wiedereröffnungen, Trends! Schätzung zukünftige Zahlungen - Zeitpunkt und Höhe Anordnung Daten z.b. nach Schadenjahr und Stand nach 1,2,.. Jahren -> Abwicklungsdreieck Auffinden von Mustern in Daten und Fortsetzung in die Zukunft inkl. Einbezug aktueller oder absehbarer Trends (Schaden, Wirtschaft, Rechsprechung) Mathematische Methoden z.b. Chain-Ladder, Stochastische Methoden, Verteilungen, Erwartungswert, Varianz, Simulationen

Abwicklungsdreieck Kumulierte Zahlungen SJ\AbwJ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 1984 33'381 58'589 62'384 63'096 63'508 63'844 63'730 64'312 64'118 64'764 66'100 66'967 66'947 67'404 67'957 68'396 1985 47'794 79'134 83'388 84'836 85'875 86'640 87'531 87'826 88'268 88'156 88'452 88'894 88'797 88'905 89'466 89'621 1986 51'500 83'463 87'562 89'378 90'517 91'104 91'825 92'284 92'650 93'143 93'426 93'190 93'861 94'852 95'475 95'930 1987 59'522 93'112 97'835 99'919 100'781 102'084 102'761 103'498 104'214 104'851 105'684 106'883 107'567 108'293 108'912 109'424 1988 62'866 100'164 105'579 107'758 109'973 111'378 112'590 112'637 113'095 113'185 113'376 113'695 114'181 114'597 114'959 115'423 1989 65'415 103'221 109'639 112'659 114'385 115'184 116'274 116'204 116'397 116'355 117'243 117'560 118'490 119'269 119'777 120'520 1990 69'313 117'081 124'935 127'858 130'088 131'436 131'955 132'190 132'686 133'288 133'976 134'546 135'055 135'585 136'314 135'917 1991 79'403 129'958 137'734 140'047 141'412 142'245 143'518 144'537 144'741 145'568 146'184 146'957 147'391 147'491 148'156 1992 95'250 152'044 161'030 164'692 166'405 167'020 168'195 168'405 168'994 170'281 170'606 170'421 170'285 171'047 1993 97'106 152'694 160'969 164'669 166'589 167'070 167'798 168'406 169'045 169'622 170'329 171'330 170'068 1994 95'831 150'366 158'914 162'571 164'575 166'270 166'916 168'224 168'781 169'543 170'438 170'709 1995 99'859 160'090 168'878 174'421 176'916 179'230 181'324 183'444 184'474 184'910 185'104 1996 93'708 153'128 162'060 165'840 168'457 170'071 171'600 172'572 174'126 175'098 1997 99'708 157'229 166'781 170'238 172'850 174'727 175'882 175'955 176'222 1998 98'732 159'681 169'604 174'817 177'459 179'616 180'442 180'896 1999 107'901 177'766 189'880 193'940 197'243 200'222 202'067 2000 117'422 188'824 201'075 207'229 211'312 214'411 2001 115'334 194'745 207'787 214'615 217'504 2002 123'386 202'889 216'929 222'667 2003 144'426 230'404 244'314 2004 140'256 225'898

Abwicklung kumulierter Zahlungen Zahlungen 300'000 250'000 200'000 150'000 100'000 50'000 - Zahlungen kumuliert 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Abwicklungsjahr 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 1984

Abwicklung - Zahlungsmuster Logarithmierte Zahlungen kumuliert 10.0 10.5 11.0 11.5 12.0 12.5 13.0 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. Abwicklungsjahr Logaritzmierte Zahlungen 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 1984

Abwicklungsfaktoren Faktor vom 0. zum 1. Jahr = 1.62 hier weggelassen 0.99 1.00 1.01 1.02 1.03 1.04 1.05 1.06 1.07 1.08 0-> 1 1-> 2 2-> 3 3-> 4 4-> 5 5-> 6 6-> 7 7-> 8 8-> 9 9-> 10 10- > 11 11- > 12 12- > 13 13- > 14 14- > 15 15- > 16 16- > 17 17- > 18 18- > 19 19- > 20 20- > 21 21- > Abwicklungsjahr year-to-year development factors 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 1984

Rückstellung ermitteln Kumulierte Zahlungen SJ\AbwJ 0 1 2 3 4 5 21 ultimate Rückst. 1984 33'381 58'589 62'384 63'096 63'508 63'844 71'491 72'206 715 1985 47'794 79'134 83'388 84'836 85'875 86'640 92'797 93'725 1'954 1986 51'500 83'463 87'562 89'378 90'517 91'104 100'745 101'752 2'997 1987 59'522 93'112 97'835 99'919 100'781 102'084 114'678 115'825 4'109 1988 62'866 100'164 105'579 107'758 109'973 111'378 120'450 121'655 5'032 1989 65'415 103'221 109'639 112'659 114'385 115'184 125'920 127'179 6'123 1990 69'313 117'081 124'935 127'858 130'088 131'436 141'970 143'390 7'474 1991 79'403 129'958 137'734 140'047 141'412 142'245 155'308 156'861 8'705 1992 95'250 152'044 161'030 164'692 166'405 167'020 180'292 182'095 11'048 1993 97'106 152'694 160'969 164'669 166'589 167'070 180'150 181'951 11'883 1994 95'831 150'366 158'914 162'571 164'575 166'270 181'244 183'057 12'347 1995 99'859 160'090 168'878 174'421 176'916 179'230 197'392 199'366 14'262 1996 93'708 153'128 162'060 165'840 168'457 170'071 187'750 189'627 14'529 1997 99'708 157'229 166'781 170'238 172'850 174'727 189'746 191'643 15'421 1998 98'732 159'681 169'604 174'817 177'459 179'616 195'482 197'436 16'541 1999 107'901 177'766 189'880 193'940 197'243 200'222 219'326 221'519 19'452 2000 117'422 188'824 201'075 207'229 211'312 214'411 234'362 236'706 22'295 2001 115'334 194'745 207'787 214'615 217'504 219'576 240'008 242'408 24'905 2002 123'386 202'889 216'929 222'667 225'738 227'889 249'095 251'586 28'919 2003 144'426 230'404 244'314 250'060 253'509 255'925 279'739 282'537 38'223 2004 140'256 225'898 239'422 245'052 248'433 250'800 274'138 276'879 50'981 CL-Faktoren 1.62174 1.05987 1.02352 1.01380 1.00953 1.01118 1.01000 317'913

Schätzung Schadenrückstellungen Verschiedene Methoden, Modelle, Parameter, Daten Jedes mal verschiedene Rückstellungen Tatsächlicher Endaufwand ist auch wieder anders Wie verlässlich, wie genau sind die Prognosen? Was beeinflusst Ungenauigkeit? Mass für Genauigkeit?

Einflüsse auf Genauigkeit Schadenrückstellungen Parameterrisiko / Messrisiko Schätzfehler, Modellrisiko Modellwahl, Parameterwahl, Daten Welche Verteilung nehmen? Daten vollständig? Parameter müssen geschätzt werden anhand von Statistiken & Sachwissen Externe Veränderungen -> jedes Jahr andere Parameter Betrifft alle Versicherer, nicht wegdiversifizierbar Unsicherheiten zusammengefasst in Risikoparameter (misst, wie genau Aktuar erwartete Rückstellungen schätzen kann) Prozessrisiko / Zufallsrisiko Statistische Schwankungen um Erwartungswert Unsicherheit bei gegebenem Risikoparameter

Modell Zufallsgrösse Zukünftige Zahlungen / Rückstellung ist Zufallsgrösse Verschiede Werte mit jeweiliger Wahrscheinlichkeit Verteilungsfunktion holy grail of reserve uncertainty Mittelwert, Erwartungswert, Punktschätzung, bedingt Genauigkeit Prognose, Streuung um Mittelwert, Varianz, Variabilität Relative Häufigkeit 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% 1 5 9 13 17 21 25 29 33 Rückstellung in Mio. CHF Lognormal m = 2.85 s =.25

Rückstellungsprognose Erwartete Rückstellung - Punktschätzung z.b. Mittelwert, Median etc. Mass für Unsicherheit der Prognose, z.b. 95% Quantil Befürchtete Rückstellung in 5 von 100 Fällen (alle 20 Jahre) 100% Wahrscheinlichkeit, dass Rückstellung grösser als 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% Erwartete Rückstellung 17.8 Mio CHF 5 % Wahrscheinlichkeit dass Rückstellung 25 Mio CHF übersteigt 0% 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 Rückstellungsprognose in Mio. CHF

Schätzung Variabilität Schadenrückstellung Analytisch, d.h. Verteilungsfrei: Th. Mack hat für eine reihe aktuarieller Erwartungsschätzverfahren eine Formel für die Genauigkeit hergeleitet. Berücksichtigung und Berechnung von Parameterund Prozessrisiko. Industriestandard. Sigma im Sinne der mathematischen Statistik: In 2/3 aller Fälle ist Abweichung tatsächlich benötigte Rückstellung von bilanzierter Rückstellung nicht mehr als der Standardfehler. Zeitraum bis Schäden abgewickelt wurden. Nicht im nächsten Jahr. Erwartungswert und Standardabweichung geschätzt: Verteilungsannahme z.b. Lognormal, Quantile etc. berechnen Bootstrapping Verfahren liefert empirische Verteilung, direktes Ablesen der Quantile etc.

Beiträge an Varianz Bedingte Zufallsvariable S bei gegebenem Risikoparameter Θ Bedingter Erwartungswert, Bedingte Varianz Var(S) = Var(E[S Θ]) + E[Var(S Θ)] 1. Term: Je nach Risikoparameter Θ ist Erwartungswert anders, erster Term misst Varianz davon -> Mass für Unsicherheit für Schätzung von Erwartungswert (Parameterrisiko) 2. Term: ist Mittelwert der Varianzen je Risikoparameter -> Schwankung von S um Erwartungswert (Zufallsrisiko) In vielen Modellen Formel für Erwartungswert und Varianz. Damit können Beiträge zur Gesamtvarianz separat untersucht werden.

Modell von Thomas Mack Th. Mack, Distribution-free Calculation of the Standard Error of Chain Ladder Reserve Estimates, ASTIN Bulletin, 23, 213-225. Prognose R i möglichst gut durch Schätzung R i bestimmen Analog zur Varianz bilden wir mittlere bedingte quadratische Abweichung (Prognosefehler von Mack, mittlerer quadratischer Fehler, mean squared error) mse(r i ) = E[(R i - R i ) 2 D] = Var(R i D) + (E[R i D] - R i ) 2 Zufall Verschätzung Zufall bleibt, auch bei bester Schätzung Zufall verschwindet, je grösser Portefeuille

Bootstrap Bradley Efron * um 1980 1. Parameter aufgrund Daten ermitteln, z.b. CL-Faktoren und Berechnung Prognosen. IST-Werte 2. Mit Parametern Dreieck mit erwarteten Werten, Pseudodaten erzeugen 3. Subtraktion Pseudotaten von IST-Daten Restwerte, Residuen (Achtung: müssen unabhängig und identisch verteilt sein oder gemacht werden) 4. Neues Dreieck mit Pseudo-IST-Werten = erwartete Werte + zufällig gewählter Restwert 5. Parameter aufgrund neuem Dreieck aus Schritt 4 ermitteln und Berechnung Prognose. Rückstellung festhalten 6. Schritt 4 und 5 beliebig wiederholen 7. Alle in Schritt 5 erhaltenen Rückstellungen sortieren Histogramm, Verteilung; Quantile etc. ablesen. Verteilung analysieren. Zum Beispiel: In welchem Bereich ist Rückstellung in 90% der Fälle zu erwarten? Antwort: 50. und 950. Wert der sortierten Daten! *B. Efron et al. Bootstrap Methods for Standard Errors, Confidence Intervals, and Other Measures of Statistical Accuracy, Statistical Science 1986, Vol. 1, No. 1, 54-77

Umsetzung in der Praxis VA muss gemäss AVO 54b/69c für Volatilität Abwicklungsrisiko Rückstellungen bilden Im Geschäftsplan Methode beschreiben Jetzt konkrete Angaben in RL-BPV 3b Dokumentation Pflicht! (Plan einreichen bis 30.06.09) Schätzmethode versicherungstechnische Bedarfsrückstellungen Angabe Unsicherheit bei ihrer Festsetzung Umfang Sicherheits- und Schwankungsrückstellung Methoden zur Ermittlung und Bildung dieser Sicherheits- und Schwankungsrückstellung hier aufgezeigt Umsetzung in der Praxis Mack-Error Industriestandard, muss immer angegeben werden Vergleichsrechnung Bootstrap, Aggregation über Branchen Sicherheits- und Schwankungsrückstellung in Bilanz (Eigenkapital) Kommunikation Rückstellungsprognose mit Verteilung oder mindestens Angabe Mass für Unsicherheit z.b. 95%-Quantil

Kommunikation Rückstellungsprognose 100% Wahrscheinlichkeit, dass Rückstellung grösser als 10% 1% Erw artete Rückstellung 17.8 Mio CHF 5 % Wahrscheinlichkeit + 8,2 M io. CHF 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 Rückstellungsprognose in Mio. CHF

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit