Depressionen 25. Mai 2011 Leitender Arzt Erwachsenenpsychiatrie Region Olten SoH e-mail: bernd.kraemer@spital.so.ch
Was ist eine Depression? Depressiv-gedrückte Stimmung, Interessenoder Freudeverlust an Aktivitäten, die üblicherweise angenehm waren, Verlust des Selbstvertrauens, Selbstvorwürfe und ausgeprägte Schuldgefühle, Wiederkehrende Gedanken an Tod oder Suizid, Grübeln oder Gedankenkreisen ohne erleichternde Lösung, Schwierigkeiten, Entscheidungen zu fällen Vermindertes Denkund Konzentrationsvermögen, Verminderter Antrieb oder gesteigerte Ermüdbarkeit, Schlafstörungen mit morgendlichem Früherwachen, selten gesteigertes Schlafbedürfnis, Morgendliches Stimmungstief mit abendlicher Aufhellung, Appetit- und Gewichtsverlust, selten gesteigerter Appetit, Abnahme sexueller Interessen, Hartnäckige, nicht auf Behandlung ansprechende Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, allgemeine Schwäche, Schwindel, chronische Schmerzen.. Psychisches Leiden
Was ist eine Depression? ICD-10 oder DSM-IV ein psychisches Syndrom deskriptiver Diagnostik
Was ist eine Depression? Ausdruck vieler Ursachen
Was ist eine Depression? behandelbar
Kursziel Die TeilnehmerInnen kennen das umfassende Krankheitsbild der Depression. Sie sind mit einfachen Richtlinien der Diagnostik vertraut und können diese im Praxisalltag umsetzen. Sie haben Kenntnisse über die Therapierichtlinien von Depressionen in verschiedenen Lebensphasen.
Kursziel Die TeilnehmerInnen kennen das umfassende Krankheitsbild der Depression. Sie sind mit einfachen Richtlinien der Diagnostik vertraut und können diese im Praxisalltag umsetzen. Sie haben Kenntnisse über die Therapierichtlinien von Depressionen in verschiedenen Lebensphasen.
Grundlagen Epidemiologie, Ursachen, Klassifikation Diagnostik Einfache Richtlinien zur Erkennung von Depressionen Umgang und Motivation des depressiven Patienten Therapie Psychotherapie bei Depressionen Antidepressiven Pharmakotherapie Phytotherapie und alternative Therapien Spezielle Diagnostik und Therapie Kinder und Jugendliche Erwachsene Betagte Patienten Schwangere
Grundlagen Epidemiologie, Ursachen, Klassifikation Diagnostik Einfache Richtlinien zur Erkennung von Depressionen Umgang und Motivation des depressiven Patienten Therapie Psychotherapie bei Depressionen Antidepressiven Pharmakotherapie Phytotherapie und alternative Therapien Spezielle Diagnostik und Therapie Kinder und Jugendliche Erwachsene Betagte Patienten Schwangere
Was ist eine Depression?. Psychisches Leiden
psychisches Leiden
psychisches Leiden Depression ist sicher eine der schlimmsten Erfahrungen, die man machen kann Elementare Lebensfunktionen wie Essen und Schlafen werden bei der Depression von einer einfachen Befriedigung zu einem quälenden Problem Aktivitäten, die viel Freude bereitet haben, sind nicht mehr von Interesse Einfache Entscheidungen des täglichen Lebens werden zu einer massiven Belastung Suizidgedanken treten häufig als Zeichen der Depression auf Depression ist ein Zustand, den man nicht wegwollen oder wegwünschen kann
psychisches Leiden Die Depression ist eine der häufigsten Erkrankungen des Gehirns. Depressionen treten bei Menschen aller sozialen Schichten, Kulturen und Nationalitäten auf. In Deutschland erkranken ca. 20 % aller Bundesbürger mindestens einmal in ihrem Leben an einer Depression. (zirka 10% an schweren Depressionen) >10% der schweizerischen Bevölkerung leiden jedes Jahr an Depression In einem Jahr erleben etwa 5.8% Männer und 9.5% Frauen eine depressive Episode. (WHO) Zirka 2 % Kinder unter 12 Jahren und 5 % Jungendliche unter 20 Jahren erkranken an Depressionen. 10-15 % aller Depressionspatienten begehen Selbstmord.
Depression: ein wichtiges Gesundheitsproblem Depression wird zum wichtigsten Grund für Arbeitsunfähigkeit und Invalidität weltweit, noch vor der KHK, Tumoren und Infektionskrankheiten Emotionale und kognitive Symptome sind die Spitze eines Eisbergs eines Syndroms, das den ganzen Körper betrifft durch Veränderungen von Hormonen und des autonomen Nervensystems Unabhängig von sekundären Risikofaktoren (Rauchen, Suizide, Alkohol, etc.) ist die Lebenserwartung von Depressiven deutlich verkürzt. 2 von 3 depressiven Personen erhalten keine fachgerechte Behandlung
Lebenszeitprävalenz
Was ist eine Depression? ein psychisches Syndrom deskriptiver Diagnostik
Beschwerden, die auf eine depressive Störung hinweisen
Kraemer B: Diagnostik von Depressionen, Schweizer Zeitschrift für Neurologie und Psychiatrie, 4/2005
Beschwerden, aktiv explorieren Da depressive Patienten selten spontan über typische depressive Kernsymptome berichten und eher unspezifische Beschwerden wie Schlafstörungen mit morgendlichem Früherwachen, Appetitminderung, allgemeine Kraftlosigkeit, anhaltende Schmerzen und/oder Körperliche Beschwerden angeben, soll das Vorliegen einer depressiven Störung bzw. das Vorhandensein weiterer Symptome einer depressiven Störung aktiv exploriert werden.
Kraemer B: Diagnostik von Depressionen, Schweizer Zeitschrift für Neurologie und Psychiatrie, 4/2005
Screening zur Früherkennung
Zwei-Fragen-Test Während der letzten 4 Wochen...... gab es da eine Zeitspanne, in der Sie sich fast jeden Tag nahezu durchgängig niedergeschlagen oder traurig fühlten?... haben Sie das Interesse oder die Freude an fast allen Aktivitäten verloren, die Ihnen gewöhnlich Freude machten?
-Fragen-Test Mit diesen Fragen lassen sich Depressionen mit einer Sensitivität von 96 Prozent erfassen. Whooley MA et al., J Gen Intern Med, 1997. 12(7):439 445.
WHO-5-Fragebogen zum Wohlbefinden
Diagnosestellung nach ICD-10 Ergeben sich im Screening Hinweise auf eine Depression, ist die klinische Erfassung der formalen Diagnosekriterien erforderlich, da nur durch die explizite Erhebung aller relevanten Haupt- und Nebensymptome eine adäquate Diagnosestellung nach ICD-10 möglich ist.
Kraemer B: Diagnostik von Depressionen, Schweizer Zeitschrift für Neurologie und Psychiatrie, 4/2005
Kraemer B: Diagnostik von Depressionen, Schweizer Zeitschrift für Neurologie und Psychiatrie, 4/2005
ein psychisches Syndrom deskriptiver Diagnostik S A D = Sleep = Appetite = Dysphoria [Schlafstörungen] [Appetitverlust] [Dysphorie] A = Anhedonia [Anhedonie] F A C E S = Fatigue = Agitation/Retardation = Concentration = Esteem = Suicidal thoughts [Müdigkeit] [psychomot. Veränd.] [Konzentrationsstrg.] [Selbstwertprobleme] [Suizidgedanken]
Kraemer B: Diagnostik von Depressionen, Schweizer Zeitschrift für Neurologie und Psychiatrie, 4/2005
Hauptsymptome
Zusatzsymptome
Kraemer B: Diagnostik von Depressionen, Schweizer Zeitschrift für Neurologie und Psychiatrie, 4/2005
Suizidalität 10-15 % aller Depressionspatienten begehen Selbstmord 8,6 % aller wegen Suizidalität und 4 % aller wegen einer depressiven Störung (ohne spezielle Suizidalität) einmal hospitalisierten Patienten versterben durch Suizid. 60-70 % der Patienten haben während einer aktuellen depressiven Episode auch Suizidgedanken. Eine Aktion zum Internationalen Tag der Suizidprävention
Suizidalität Haben Sie in letzter Zeit daran denken müssen, nicht mehr leben zu wollen? Häufig? Haben Sie auch daran denken müssen, ohne es zu wollen? D. h. mit anderen Worten: Haben sich Suizidgedanken aufgedrängt? Konnten Sie diese Gedanken beiseite schieben? Haben Sie konkrete Ideen, wie Sie es tun würden? Haben Sie Vorbereitungen getroffen? Umgekehrt: Gibt es etwas, was Sie davon abhält? Haben Sie schon mit jemandem über Ihre Suizidgedanken gesprochen? Haben Sie jemals einen Suizidversuch unternommen? Hat sich in Ihrer Familie oder Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis schon jemand das Leben genommen?
Kraemer B: Diagnostik von Depressionen, Schweizer Zeitschrift für Neurologie und Psychiatrie, 4/2005
nach D. Hell
Depression im Erwachsenenalter
Kielholz-Schema der Depression psychogenen Depressionen (neurotische oder reaktive depressive Entwicklungen)endogenen Depressionen (dispositionell, anlagebedingt, "biologisch") und somatogenen Depressionen (organisch-körperlich, durch eine andere Grunderkrankung bedingt)
F32 depressive Episode
Das bipolare Spektrum Manie Hypomanie Normothymie Depression leicht bis mittelgradig Depression schwer Normale Stimmungsvariationen Zyklothymie Zyklothyme Persönlichkeits züge Bipolar II Unipolare Manie Bipolar I nach Goodwin et al. Manic-depressive illness. Oxford University Press, 1990
Lebensphasen
Depression und Lebensphasen Kindheit Jugend und Pubertät Erwachsenenalter Alter
Depression im Erwachsenenalter
Depression im Erwachsenenalter Kraemer B: Diagnostik von Depressionen, Schweizer Zeitschrift für Neurologie und Psychiatrie, 4/2005
Depression in der Kindheit
Kleinkind (1-3 Jahre) Wirkt traurig, das Gesicht ist ausdrucklos Ist ängstlich und schüchtern Weint schnell oder wird schnell zornig Hat keine Lust zu spielen Schläft schlecht Lutscht viel am Daumen oder spielt mit den Geschlechtsteilen Wiegt sich hin und her
Vorschulkind (3-6 Jahre) Wirkt traurig oder apathisch Zieht sich zurück oder reagiert aggressiv Leidet unter Alpträumen, wacht nachts oft auf Hat keine Freude am Spielen, kann sich aus sonst nicht so recht freuen Verliert Gewicht oder nimmt zu Bewegt sich ungern
Depression in der Jugend
Schulkind Erzählt, dass es traurig ist Spricht über Selbstmord Hat Schwierigkeiten in der Schule Fühlt sich von den Eltern vernachlässigt Hat unbegründete Schuldgefühle Hat ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit
Jugendlicher Hat wenig Selbstvertrauen Ist teilnahmslos oder ängstlich Kann sich nicht konzentrieren Die schulischen Leistungen nehmen plötzlich ab Hat Schlaf und Appetitstörungen Fügt sich Verletzungen zu Hat Selbstmordgedanken
Übersicht: Depression in Kindheit und Jugend
Depression im Alter
Depression im Alter Neben Demenzen stellen Depressionen die häufigsten psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter dar. Mindestens zehn Prozent der Allgemeinbevölkerung über 65 Jahre leiden an depressiven Störungen
Depressive Pseudo-Demenz
Saisonale Depression oder Winterdepression Tritt nur in Herbst- und Wintermonaten auf, verschwindet spontan und es folgt eine unbeschwerte Sommerzeit. Diese Form spricht gut auf eine Lichttherapie an. Vermehrtes Schlafbedürfnis, Heisshunger und Gewichtszunahme sind Hauptmerkmale.
Ätiologie der Depressionen Risikofaktoren Vulnerabilitäts-Stress-Modell Erbliche Belastung Biochemische Faktoren Ausbildung, Beruf, Partnerschaft, Familie Krisen, Krankheit und Lebensereignisse
Risikofaktoren Frühere depressive Episoden; bipolare oder depressive Störungen in der Familiengeschichte; Suizidversuche in der eigenen Vor- oder der Familiengeschichte; komorbide somatische Erkrankungen; komorbider Substanzmissbrauch bzw. komorbide Substanzabhängigkeit; aktuell belastende Lebensereignisse; Mangel an sozialer Unterstützung.
Ursachen der Depression im Alter Faktoren der Depressionsentwicklung im Alter
Ätiologie der Depressionen im Erwachsenenalter Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Vulnerabilitäts-Stress-Modell lilly-pharma.de
Vulnerabilität Körperliche Erkrankungen, Störungen des Hormonhaushalts Erbliche Belastung Krisen und Lebensereignisse Biochemische Faktoren
Depression im Erwachsenenalter Erbliche Belastung Biochemische Faktoren
Depression im Erwachsenenalter Krisen, Krankheit und Lebensereignisse Erbliche Belastung Biochemische Faktoren
Depression im Erwachsenenalter Krisen, Krankheit und Lebensereignisse Erbliche Belastung Biochemische Faktoren Ausbildung, Beruf, Partnerschaft, Familie
Depression im Erwachsenenalter Krisen, Krankheit und Lebensereignisse Erbliche Belastung Biochemische Faktoren Störung Ausbildung, Beruf, Partnerschaft, Familie
Erbliche Belastung Bei einem kranken Elternteil beträgt das Erkrankungsrisiko der Kinder zwischen 10 und 20 %, sind beide Eltern betroffen, so steigt das Risiko auf bis zu 60 % an.
Erbliche Belastung und Stress 12 Serotonin-Transporter-Gen: ~60% L-Allel, ~40% S-Allel S/S 10 S/L 8 6 L/L 4 2 Symptome depressiver Anzahl Symptome depressiver Anzahl Caspi et al., Science 2003 0 0 1 2 3 Anzahl belastender Lebensereignisse 4+
Biochemische Faktoren Es wird vermutet, dass bei einem depressiven Menschen eine Dysbalance der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin vorhanden ist.
Biochemische Faktoren Vom Botenstoff Serotonin wird angenommen, dass er antriebssteigernd wirkt und die Stimmung, das Wohlbefinden und den Schlaf beeinflusst. Vom Botenstoff Noradrenalin wird angenommen, dass er im Gehirn maßgeblich den Schlaf-Wach- Rhythmus, die Aufmerksamkeit sowie Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen steuert. Er versetzt den Körper in eine erhöhte Alarmbereitschaft. Der Puls steigt an, das Herz pumpt schneller, der Blutdruck steigt, und die Aktivität von Magen und Darm wird heruntergefahren.
Depression im Erwachsenenalter Krisen, Krankheit und Lebensereignisse Erbliche Belastung Biochemische Faktoren Störung Ausbildung, Beruf, Partnerschaft, Familie
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