Sanierung und Dachgeschossausbau Zirkusgasse 47 Barrierefreies Bauen in neuen Dimensionen Bmstr. OIng. Alexander Krepella Visualisierung Innenhof 67 bestehende Wohnungen wurden saniert, neu organisiert und haustechnisch neu ausgestattet. Im Dach wurden 31 neue Dachgeschosswohnungen mit Dachterrassen errichtet. Im gesamten Gebäude wurde eine Zwangslüftung installiert und beim Bestandsgebäude eine thermische Sanierung inkl. Fenstertausch durchgeführt. Die monotone und kasernenhafte bestehende Lochfassade an der Straßenfassade wurde durch eine einfache, kostengünstige Maßnahme belebt. Mehrere Fensterelemente wurden in einem variierendem Rhythmus zusammengefasst, wobei die Felder zwischen den Fensterelementen anthrazitfarbig und die Leibungen dieser Zwischenfelder goldfarbig ausgeführt wurden. Es entstand ein mehrfarbiges, rhythmisches Erscheinungsbild, welches Leben in den Straßenzug brachte. Innenhofansicht Ansicht Zirkusgasse / Novaragasse vor dem Umbau Geschichte und Sanierungskonzept Das Objekt an dem eine Sockelsanierung samt Dachgeschossausbau durchgeführt wurde, ist in den Jahren 1950 bis 1952 auf den Fundamenten eines Wohnkomplexes aus der Gründerzeit errichtet worden. In dem fünf- und sechsgeschossigen Bestand sind aufgeteilt auf acht Stiegenhäuser 191 Wohnungen vorhanden. Im Februar 2010 wurde die Porr Bau Gmbh, Abteilung Revitalisierung mit den Baumeisterarbeiten beauftragt. Folgende Maßnahmen wurden durchgeführt: Nach Abbruch der bestehenden Stiegenhäuser wurde eine neue barrierefreie Erschließung bestehend aus neuen einläufigen Stiegen und hofseitig vorgelagerten Aufzügen errichtet. In Verbindung mit der neuen Erschließung wurde hofseitig eine Stahlkonstruktion vorgelagert, in die Loggien und Balkone integriert wurden. Visualisierung Zirkusgasse Barrierefreies Bauen Gerade bei der Sanierung von Altbauten sind aufgrund der strukturellen Gegebenheiten zukunftsweisende Ideen und Seite 1
Innovationen zur Erreichung der Barrierefreiheit gefragt. Das wichtigste Ziel ist die uneingeschränkte Zugänglichkeit für alle Menschen. Um dies zu erreichen, wurden die zweiläufigen bestehenden Stiegenhäuser während des laufenden Betriebes abgebrochen und durch ein einläufiges Stiegenhaus ersetzt. Durch hofseitig vorgelagerte, neu als Durchlader errichtete Aufzüge und die Neuorganisation der Stiegenhäuser können bei diesen Stiegen nun alle Wohnungen barrierefrei erreicht werden. Da die Bestandswohnungen während der gesamten Bauzeit belegt waren und Zugang sowie Fluchtmöglichkeit zu gewährleisten waren, bedurfte es komplexer Maßnahmen und zahlreicher logistischer Detaillösungen in der Bauabwicklung. Baumaßnahmen und Bauabfolge Die Neuerrichtung der Stiegenhäuser erforderte einen abschnittsweisen Teilabbruch der bestehenden zweiläufigen Stiegenanlage und eine abschnittsweise Neuherstellung der Stiegenläufe. Der Bauablauf wurde geschossweise in Abschnitte zerlegt, erfolgte von oben nach unten und beinhaltete das geschossweise Abbrechen und Neuherstellen. Erst nachdem der neue Stiegenlauf im jeweiligen Geschoss wieder benutzbar war, konnten Abbruch und Neuherstellung des nächsten Geschosses beginnen: Stiegenhaus im Bestand Schritt 1: Herstellen der Arbeitsebene im obersten Geschoss als Schutz für den Abbruch des obersten Stiegenlaufs; Staubwände schützen das Stiegenhaus vor übermäßiger Staubbelastung während dem Bauablauf. Schritt 2: Herstellen eines Gerüst-Stiegenhausturms im Hof als Fluchtweg und Wohnungszugang während der Bauphase Schritt 3: Abbruch des obersten Stiegenlaufs; Teilabbruch im jeweiligen Geschoss der Stiegenhaus-Außenwand Schritt 4: Arbeitsebene abbauen, danach Herstellung der Schalung für den neuen Stiegenlauf und neues Podest Schritt 5: Betonieren des Stiegenlaufs Schritt 6: Fertiggestellten Stiegenlauf als Fluchtweg (nach oben ins DG und von dort in das daneben liegende Stiegenhaus) für die betroffenen Wohnungen absichern Im Anschluss daran, wurden die nächsten, jeweils darunter liegenden Stiegenläufe gemäß den Schritten 1 bis 5 errichtet. Stiegenhaus im Bestand Seite 2
Stiegenhaus im Bestand Seite 3
Stiegenhaus nach den Rohbauarbeiten Stiegenhaus nach den Rohbauarbeiten Stiegenhaus nach den Rohbauarbeiten Da die meisten Wohnungen auch während der Bautätigkeiten bewohnt waren, musste während des Abbruchs und der Neuerrichtung der Stiegenhäuser zu jedem Seite 4
Zeitpunkt der Zugang zu allen Wohnungen sowie eine Fluchtmöglichkeit aus den Wohnungen ins Freie gewährleistet sein. Die Fluchtmöglichkeit bestand einerseits wie üblich nach unten, über den noch nicht sanierten Teil des Stiegenhauses oder nach oben, über die schon fertiggestellten Stiegenläufe ins Dachgeschoss und dann über das Nachbarstiegenhaus ins Freie. Zusätzlich wurde aus Komfortgründen pro Stiegenhaus ein offener, vor dem Haus stehender, provisorischer Gerüst- Stiegenturm errichtet, der den Bewohnern zur gefahrlosen Benützung zur Verfügung stand. Hofgestaltung und Fassaden Der Innenhof mit seinem über Jahrzehnte gewachsenen Baumbestand ist Mittelpunkt, Verteiler und grüne Lunge des Projekts. Von hier aus können nicht nur alle Stiegenhäuser begangen werden, er bietet den Bewohnern auch Raum für Erholung und Kommunikation. Loggien und Balkone, eingesetzt in eine Stahlgerüstkonstruktion, bilden gemeinsam mit den Liftzubauten eine gestalterische Einheit, die die Hoffassade belebt. Die Abfolge von Loggien und Balkonen bildet in Zusammenhang mit den abwechselnd verglasten und opaken Elementen der Lifttürme das Hauptgestaltungselement der Hoffassaden. Die elegante Farbgestaltung aus Gold- und Anthrazittönen unterstützt zusätzlich die Belebung der Fassade. Innenhof während der Bauphase Provisorisches Stiegenhaus als Fluchtwegtreppenturm Fertiggestellte Hoffassaden, Liftzubauten und Loggien Umgesetzter Treppenturm nach Rohbau des Nachbarstiegenhauses Seite 5
Straßenfassade Novaragasse Straßenfassade Zirkusgasse Nach knapp dreijähriger Bauzeit wurde die gesamte Wohnanlage im Frühjahr dieses Jahres durch unseren Bauherrn, die WBG Wohnen und Bauen GmbH, zur vollsten Zufriedenheit übernommen. Nur durch intensive logistische Koordinationsgespräche mit dem Planungsteam und der Weitergabe von Informationen an sämtliche Mieter über die geplanten Bauabläufe, konnte dieses Projekt für alle Beteiligten den gewünschten Erfolg bringen. Eine weitere Bestätigung für die erfolgreiche Abwicklung des Projekts zeigt sich auch in der Auszeichnung mit dem Wiener Stadterneuerungspreis 2013. Hier konnte das Objekt von 28 eingereichten Projekten den 3. Platz für die PORR gewinnen. (Mehr dazu finden Sie bei den PORR Updates.) Seite 6