Telemedizin - Erwartungen und Erfahrungen aus Patientensicht und Anregungen für die Versorgungsforschung Dr. Markus Wagner, Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe I 1
Agenda Literaturrecherche Patientenerwartungen Individuelle Versorgung / Lebensqualität Sicht auf die systemische Versorgungsebene Hypothesen und Ansätze für die Versorgungsforschung Zusammenfassung Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe I 2
Patienten-orientierte Telemedizin beim Schlaganfall: Telemedizinische Konsile: Ergebnisse Projekte zur Schlaganfall-Versorgung in Deutschland (TEMPiS, STENO, TESS, SOS-Netzwerk ) zeigen: Expertise, Behandlungsstandards und qualität überregionaler Stroke Units können im Rahmen telemedizinischer Netzwerke regionalen Kliniken erfolgreich verfügbar gemacht werden, mit signifikanter Prognoseverbesserung für die Patienten Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe I 3
Patienten-orientierte Telemedizin beim Schlaganfall: Telemedizinische Konsile: Regelversorgung TEMPiS wurde im Dezember 2005 durch die Entscheidung des bayerischen Krankenhausplanungsausschusses in den Regelbetrieb überführt: Erfolgsrezept: Konzept Schulung und Information / kontinuierliche Fortbildung Standardisierung und Qualitätsmanagement Teleneurologische Versorgung mit hoher technischer Qualität (rund um die Uhr) Expertise und Engagement aller Beteiligten Evaluation und Versorgungsforschung Bündnis von Teilnehmern Politik, Kostenträger, Leistungserbringer/teilnehmende Zentren, technische Dienstleister, Patientenorganisation, Patienten und Angehörige Akzeptanz und Zufriedenheit der Patienten und Angehörigen Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe I 4
Patientenerwartungen/ I Individuelle Versorgungsebene (Literaturrecherche) Behandlung und Nachsorge wohnortnah Vermeidung von langen Wegen und Ausgleich von regionalen Standortnachteilen Weniger Arztbesuche Zusätzliche Angebote in den eigenen 4 Wänden: Information, Beratung, Therapien Qualitätsmaßstäbe Hohe Funktionalität der Technik und Anwenderfreundlichkeit, Datensicherheit Zusätzliche Sicherheit bei Therapien und Medikamenteneinnahme Technik in Kombination mit menschlichem Back up-system + Kontakten Unabhängigkeit und Sicherheit im Umgang mit den Krankheitsfolgen Unterstützung beim Monitoring von Vitalparametern + Risikofaktorenkontrolle (24h) Reduktion stationärer Aufenthalte Unterstützung für den Verbleib im häuslichen Umfeld: Frühwarnsystem bei Krankheitsverschlechterung + Notrufsysteme Steigerung des Wissens und der Lebensqualität (Studienlage heterogen) Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe I 5
Patientenerwartungen/ II Systemebene (Literaturrecherche) Veränderungen in den Versorgungsstrukturen und der Form der Leistungserbringung: Bessere Vernetzung, Schnittstellenoptimierung durch Technik Höhere Patientenautonomie und verändertes Arzt-Patienten-Verhältnis Verbesserte Informationsmöglichkeiten Verbesserte Kommunikationsstrukturen und Entscheidungsfindungsprozesse Stärkere Einbeziehung der Patienten und Angehörigen bei der Entwicklung von telemedizinischen Lösungen Quellen: Erwartungen an Telemedizin im Allgemeinen (Finch et al. 2005 & 2008 / Yu et al. 2009) Akzeptanz von Telemedizin in der akuten Schlaganfall-Versorgung (Audebert et al. 2009) Akzeptanz von Telerehabilitation nach Schlagabfall (Lai et al. 2004) Akzeptanz telemedizinischer Überwachung bei Herzinsuffizienz (Köhler et al. 2010) Akzeptanz von telemedizinischem Case Management bei Diabetes-Patienten (Trief et al. 2008) Forderung nach Patienteneinbindung bei der Implementierung von telemedizinischen Leistungen in die Praxis (Bosch et al. 2009) Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe I 6
Hypothesen und Ansätze für die Versorgungsforschung/ I Telemedizin führt zu einer aktiveren Rolle des Patienten im Versorgungsprozess Der Einsatz der Telemedizin bedarf einer besseren Evaluation in Bezug auf Nutzerakzeptanz und tatsächlicher Qualitätsverbesserung der Versorgung Die Einsatzmöglichkeiten telemedizinischer Technologien unter Berücksichtigung der Patientenheterogenität (Alter, körperliche und kognitiven Fähigkeiten, Vorerfahrungen mit Technik) ist unzureichend untersucht Die aktive Einbindung der Patientenerfahrungen bei der Entwicklung von telemedizinischen Lösungen erhöht die Anwenderfreundlichkeit und das zukünftige Einsatzspektrum der Telemedizin In Deutschland ist die verstärkte Einbindung der Telemedizin in integrierte Versorgungskonzepte sinnvoll Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe I 7
Hypothesen und Ansätze für die Versorgungsforschung/ II Die aktive Patientenbeteiligung bei Forschungsvorhaben und bei der Entwicklung von Gesundheitsleistungen hat nur in wenigen europäischen Ländern (Großbritannien) eine längere Tradition Explizite Forderung der Einbeziehung von Patienten und Patientenvertretern bei Forschungsvorhaben im EU FP7 Rahmenprogramm Telemedizinische Forschungsansätze sind z.b. im Rahmen der Information and Communication Technology Calls (ICT) berücksichtigt Verbesserung der Patienteninformation und Förderung eines gesunden Lebensstils Entwicklung und Monitoring von innovativen Therapien im häuslichen Umfeld Quelle: SMART-Projekt UK (http://www.thesmartconsortium.org/smart_1/userinvolvement.html Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe I 8
Zusammenfassung Die Akzeptanz telemedizinischer Versorgung bei den Patienten ist hoch Studien belegen die Steigerung von Versorgungs- und Lebensqualität Angaben über den Nutzen für Patienten basieren häufig auf Annahmen der Experten oder Einzelfallschilderungen von Patienten Der Einsatz der Telemedizin bedarf einer systematischen Evaluation und Qualitätssicherung sowie der begleitenden Versorgungsforschung Telemedizinische Referenzprojekte beim Schlaganfall wie TEMPiS zeigen eine signifikante Prognoseverbesserung für die Patienten Eine Weiterentwicklung und Einbindung der Telemedizin im Rahmen von integrierten Versorgungskonzepten ist sinnvoll Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe I 9