Auf dem Weg zum Emissionshandel

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Transkript:

Einstieg zum oder Abschied vom Schutz des Klimas? Auf dem Weg zum Emissionshandel Christoph Bals

Warum nicht mehr als 2 Grad C? Temperatur sonst höher als je in den letzten 400 000 Jahren Folgen für Mensch und Natur steigen zwischen 1 und 2 Grad deutlich an Ausmaß und Sicherheit großer negativer Effekte steigt stark Wahrscheinlichkeit für einige nicht-lineare Effekte (Schmelzen der polaren Eiskappen, run away greenhouse effect, Golfstromverlagerung) steigt Von Rio nach Johannesburg 2

Ernährungssicherheit bei mehr als 2 Grad Celsius? Bei 2,5 Grad C bis 2080: 45-55 Mio Menschen zusätzlich von Hunger bedroht (Parry u.a., 1999) Bei 3 Grad C bis 2080: 3,3 bis 5,5 Milliarden Menschen in Regionen, in denen sich Bedingungen für Getreideproduktion verschlechtern (GAEZ) Von Rio nach Johannesburg 3

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Spätestens bei mehr als 2 Grad Celsius wird Klimawandel in großem Maßstab gefährlich Wir haben bereits ca. 0.6 Grad Temperaturerhöhung Wir haben bereits ca. 1.3 Grad Temperaturerhöhung in der Atmosphäre Wir haben dann noch ungefähr 0.7 Grad für den Bremsweg Von Rio nach Johannesburg 6

Das Klima braucht absolute Emissionsreduktionen Cap and Trade: Emissionshandel könnte ein interessantes Instrument sein Aber: dann braucht es auch wirkliche Reduktionsziele (nicht 0.4% bis 2007 und 2% bis 2012). Von Rio nach Johannesburg 7

Emissionshandel im Überblick Inland (EU) Begrenzung der Emissionen von Unternehmen A in Deutschland Klimaschutz projekte im Ausland Emissionshandel Joint Implementation (Industrieländer) Clean Development Mechanism (EL) Zertifikate = Emissionsrechte, vom Staat zugeteilt auf Basis hist. Emissionen Zertifikate = Emissionsgutschriften Unternehmen generieren Zertifikate selbst aus Emissionsminderungen Verwertungsalternativen 1. Anrechnung auf nationale Reduktionsziele oder 2. Unbeschränkter Handel möglich (auch zwischen E-Rechten, ERU & CER) 3. Banking (ab 2008) Von Rio nach Johannesburg 8

Vorteile des Emissionshandels mit "Cap and Trade" Gegenüber freiwilligen Branchen-Selbstverpflichtungen: Freiwillige Branchen-Selbstverpflichtungen belohnen Trittbrettfahrer, verbindlicher Emissionshandel für einzelne Anlagen belohnt künftige Klimaschutz-Vorreiter, mit Einbezug von "early action" auch bisherige Vorreiter Mit Cap and Trade erhalten Emissionen einen Preis => Anstoßen eines systematischen und dezentralen Such- und Innovationsprozesses Systemimmanente Transparenz + stärkere Klarheit Freiwillige Selbstverpflichtungen haben kaum messbaren Effekt (spiegeln i.d.r. entweder den ohnehin stattfindenden Trend wider oder werden gebrochen). Beleg: Reaktionen der Finanzmärkte erst nach Anzeichen für verbindliche Regelungen (vgl. Carbon Disclosure Project). Gegenüber relativen Zielen (z.b. CO2 pro BIP-Einheit): Cap macht absolute Ziele erreichbar (ein klimapolitisches Erfordernis) Von Rio nach Johannesburg 9

Klimaschutzselbstverpflichtung versus Zuteilungsgesetz 1998: 508 Mio Tonnen 1998 bis 2010: jährliche Emissionen um 45 Millionen Tonnen zu senken 2010: 463 Mio Tonnen Zuteilungsgesetz: 2005-2007: 503 Mio Tonnen 2008-2012: 495 Mio Tonnen Von Rio nach Johannesburg 10

Konsequenzen der bedarfsgerechten Zuteilung im deutschen NAP Etwa Hälfte der Selbstverpflichtungszusage wird der deutschen Industrie erlassen Liquidität des Marktes - ohne Nachfrage kein Markt Reduktions-Pflicht wird auf Haushalte und Verkehr ( kleinen Leute ) verlagert Langfristige Investitionssicherheit für Braunkohle und Kohle geschaffen Von Rio nach Johannesburg 11

Quelle: WestLB, 14.04.04 Von Rio nach Johannesburg 12

Der Sündenfall Brennstoffspezifischer Benchmark Hauptargument: Versorgungssicherheit Von Rio nach Johannesburg 13

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John Browne, CEO BP, 26.11.03 we've come to the judgment that to avoid serious impact upon societies or the environment it is necessary to stabilise atmospheric concentrations of greenhouse gases at around 500-550 parts per million. Today's level is around 370 ppm and has risen from pre-industrial levels of 280 ppm. That range of 500-550 parts per million could shift as the scientific understanding improves, but it establishes a present day objective to which action can be directed. to ensure that any climatic warming over the next halfcentury is limited to about 2 degree Celsius Von Rio nach Johannesburg 15

Ausblick Im Jahr 2006 wird NAP für 2008-12 entschieden: EU-Koordinierung der NAPs statt Wettlauf nach unten nötig; RWE rückt in den Fokus der NGO- Aktivitäten (WWF; Greenpeace). Paradigmenwechsel in China? Möglichkeiten durch Klimapolitik? Emissionshandelssystem in den USA? Von Rio nach Johannesburg 16

Germanwatch-Informationen zu Klima www.germanwatch.org (Poldi-Preis für beste Nachhaltigkeits-Homepage) KlimaKompakt: etwa zehn mal im Jahr kostenloser e-mail Service: drei zentrale Klimameldungen bals@germanwatch.org Von Rio nach Johannesburg 17