Dem Boden Gutes tun - Feldfutterbau von Wihelm Wurth, LVVG Aulendorf

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Transkript:

- 1 - Dem Boden Gutes tun - Feldfutterbau von Wihelm Wurth, LVVG Aulendorf Mit dem Anbau von Klee, Gras oder Klee-Gras-Mischungen kann hochwertiges Grundfutter erzeugt werden. Darüberhinaus werden beim Kleegrasanbau verschiedene positive Wirkungen erzielt. Die Vorfruchtwirkung hängt stark von der Zusammensetzung des Kleegrasbestandes ab, der ein Ergebnis der Einflüsse von Standort, Klima, Ansaatmischung, -zeitpunkt und Bewirtschaftung ist. Der Anbau von Kleegras kann sehr vielfältig gestaltet werden. Der Zwischenfruchtanbau hat die kürzeste Anbaudauer, der zumeist mit einer Nutzung im Herbst abgeschlossen ist. Der einjährige Kleegrasanbau ermöglicht mehrere Nutzungen. Die Ansaat erfolgt im Frühjahr. Die sleistung wird durch das Fehlen der sehr futterwüchsigen Zeitspanne im Frühjahr während der Etablierung der Pflanzen eingeschränkt. Beim einjährigen Anbau werden hauptsächlich Einjähriges Weidelgras, Perserklee oder Alexandrinerklee angebaut. Diese Arten weisen eine zügige Jugendentwicklung auf, wintern jedoch sehr stark aus. Der überjährige Ackerfutterbau startet mit einem etablierten Pflanzenbestand in das Nutzungsjahr, da die Aussaat im Sommer nach der Ernte der Vorfrucht statt finden kann. Für die überjährige Nutzung sind das Welsche Weidelgras und Rotklee sowie deren Mischungen die Hauptarten. Ist die Wasserversorgung günstig sind diese Arten sehr ertragsfähig. Gute Winterhärte und Ausdauer ist von den Arten gefordert, die beim mehrjährigen Kleegrasanbau zum Einsatz kommen. Deutsches Weidelgras, Wiesenschwingel, Lieschgras, Knaulgras, Rotklee, Weißklee und Luzerne sind die Hauptarten wenn eine Kleegrasmischung über mindestens zwei Jahre genutzt werden soll. Tab 1: Erträge und Qualität des Ackerfuttervergleichs Holzhausen 1993-97 TM- Rohprotein Energie (NEL MJ) Mischung /Sorte Gehalt je ha Gehalt je kg TM Silomais Mittel 187,6 16,20 8,6 124.818 6,7 Diamant/Helix 193,9 16,21 8,4 128.043 6,6 Jericho/Bravo 181,3 16,17 8,9 121.593 6,7 Einjähriges Weidelgras Mittel 104,5 17,46 16,6 57.077 5,5 Limella 108,1 17,64 16,3 59.498 5,5 Barspektra 110,2 18,95 17,2 60.008 5,5 Aubade 95,2 15,49 16,3 51.725 5,4 Ackerfutter überjährig Mittel 154,8 23,20 15,1 89.795 5,8 AF3* 159,3 26,24 16,5 92.150 5,8 AF4* 155,2 22,77 14,7 89.971 5,8 Welsches Weidelgras Gordo 149,7 20,58 13,8 87.264 5,8 Ackerfutter mehrjährig Mittel 147,1 26,16 18,0 85.456 5,8 AF5* 156,7 26,24 16,8 91.963 5,9 AF6* 151,1 28,30 18,7 88.320 5,9 AF9* 133,4 23,95 18,0 76.086 5,7 * AF = in Baden-Württemberg amtlich empfohlene Ackerfuttermischung; siehe Tab. 4

s- und Qualitätsvergleich In einem fünfjährigen Versuch (1993-1997) an einem typischen Futterbaustandort im Schwäbischen Wald (500m über NN; 987 mm Niederschläge; sandiger Lehm) wurden in Baden-Württemberg die verschiedene Feldfutterbau Systeme ertraglich und qualitativ miteinander verglichen. Silomais lieferte im Mittel der fünf Jahre erwartungsgemäß den höchsten Trockenmasseertrag (TM) mit 187,6 (siehe Tabelle 1 und Abb. 1 + 2). Danach folgt das überjährige Ackerfutter mit 154,8 und das mehrjährige mit 147,1. Die einjährigen Weidelgräser erzielten einen durchschnittlich TM- von 104,5. Silomais erzielte den höchsten Energiegehalt 6,7 MJ NEL je kg Trockenmasse. Dies ergab in Verbindung mit dem hohen TM- den höchsten Energieertag (124.818 MJ NEL/ha). Die mittlere Energiedichte über alle Nutzungen lag beim überjährigen und mehrjährigen Ackerfutter mit 5,8 MJ NEL/kg TM deutlich niedriger, was auch für die einjährigen Weidelgräser mit 5,5 MJ NEL/kg TM zutraf. Gemessen an Silomais brachte das überjährige Ackerfutter einen um 28,1 geringeren E- nergieertrag. Das mehrjährige Ackerfutter lieferte 31,5 weniger Energie und die einjährigen Weidelgräser 54,3. Die Verhältnisse ändern sich wenn die Rohproteinerträge betrachtet werden. Hohe Rohproteinerträge konnten für das mehrjährige Ackerfutter mit 26,2, mit einem Gehalt von 18, und für das überjährige Ackerfutter mit 23,2 (15,1) ermittelt werden. Vergleichsweise niedrige Rohproteinerträge ergaben sich für die einjährigen Weidelgräser (17,5 ; 16,6) und den Silomais (16,20 ; 8,6), was bei den einjährigen Weidelgräsern am geringen TM- und beim Silomais am geringen Rohproteingehalt liegt. Die Aussaat Die Aussaat von Kleegrasmischungen im Frühjahr sollte zeitig, jedoch in den bereits erwärmten Boden stattfinden. Erfolgt die Aussaat nach der Ernte der Vorfrucht wird dieses Verfahren als Stoppelsaat bezeichnet. Die Saat sollte bis ca. 10. September erfolgen damit im Herbst noch eine gute Etablierung der Pflanzen möglich wird. Nur unter klimatisch sehr milden Bedingungen kann auch noch später Kleegras ausgesät werden. Für den Aussaattermin im Herbst gilt die alte Bauernregel: Ein Tag im August ist wie eine Woche im September und wie der ganze Monat Oktober. Für die Aussaat sind verschiedene Saatmethoden möglich. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass das Saatgut möglichst breit verteilt und flach (1-2 cm) abgelegt wird und danach mit einer profilierten Walze der Boden rückverfestigt wird. Dadurch wird der kapillare Wasseraufstieg gefördert und herumliegende Steine werden in den Boden gedrückt, was die Mähwerkzeuge bei der Nutzung schont. Positive Wirkungen Der Anbau von Klee, Gras und deren Mischungen hat verschiedene positive Wirkungen auf den Boden und die Unkrautkultur. * Stickstoff zum Nulltarif Die Bindung von Luftstickstoff durch die symbiontischen Knöllchenbakterien (Rhizobien) ist vor allem für den ökologischen Landbau von größter Bedeutung. Aber auch von konventionell wirtschaftenden Betrieben kann diese Stickstoffquelle genutzt werden. In der geernteten Pflanzenmasse befinden sich abhängig von und Eiweißgehalt, der u.a. vom Leguminosenanteil abhängt, bis zu 400 kg Stickstoff je Hektar und Jahr. In der Wurzelmasse eines leguminosenreichen Kleegrasbestandes können darüber hinaus bis zu 200 kg Stickstoff je Hektar gebunden sein, der den Folgekulturen zu Verfügung stehen kann. Dieses hohe Stickstoffpotential stellt nach dem Umbruch allerdings eine Gefahr für die Nitratverlagerung in das Grundwasser dar. Deshalb sollte der Umbruch von Kleegras nicht im Herbst erfolgen sondern erst im Frühjahr, damit die Stickstofffreisetzung besser von der Folgekultur genutzt werden kann und nicht der großen Auswaschungsgefahr in den Wintermonate ausgesetzt wird. - 2 -

* Die Unkrautwirkung Durch den mehrmaligen Schnitt der Kleegrasbestände verschwinden die schnittunverträglichen Unkräuter. Prominente Beispiele für die Beikrautregulierung durch den Kleegrasanbau sind der Ackerfuchsschwanz und die Ackerkratzdistel. Sie sind schnittunverträglich und deshalb nach einigen Nutzungen vollständig aus dem Kleegrasbestand verschwunden. Darüber hinaus werden bodennahe Unkräuter wie Vogelmiere und Ackerstiefmütterchen durch die andauernde Beschattung reduziert, was besonders wirksam ist, wenn die Narbe des Kleegrases über die gesamte Anbaudauer dicht bleibt. * Der Erosionsschutz Die ganzjährig grüne Narbe aus Gräsern und/bzw. Leguminosen ist ein optimales Schutzschild vor Wind und Regen. Dadurch wird der Boden bestens vor Erosion geschützt. Vor allem Gräser durchwurzeln den Oberboden intensiv. Sie bilden dabei ein stabiles und tragfähiges Bodengefüge aus (siehe Tab. 2). Dadurch wird der Boden sehr effektiv vor den Druckeinwirkungen, die durch die Bewirtschaftung unvermeidbar sind, geschützt. Die Krümelstabilität nimmt mit der Anbaudauer zu und hält dann auch länger an. - 3 - Tab. 2: Stabilität von Bodenkrümel in Abhängigkeit der Anlagedauer (verändert nach Wehrli 1958) beim Anbau von... Ansaatjahr 1. Nutzungsjahr 2. Nutzungsjahr Gräsern ++ +++ +++ Leguminosen -- -- -- Brache --- --- --- Legende Krümelstabilität: ++++ sehr stabil; ++ stabil; -- wenig stabil; sehr unstabil * Die Bodenverbesserung Kleegras hinterlässt nach dem Umbruch aufgrund der intensiven Durchwurzelung Böden mit einer guten Krümelstruktur. Unterstützt wird diese bodenverbessernde Wirkung durch die ganzjährige Beschattung des Bodens, die als Klimapuffer wirkt und folglich zur Schattengare führt. Die positive Wirkung des Kleegrasanbaus auf die Bodenstruktur wird durch tief gehenden Pfahlwurzeln der Leguminosen ergänzt, die sogar Verdichtungen im Unterboden auflockern können. Dies trifft ganz besonders beim Anbau von Luzerne zu. * Die Nährstoffverfügbarkeit Die intensive Durchwurzelung begünstigt die Nährstoffverfügbarkeit im Boden und kann zu einer Nährstoffmobilisierung führen, die auch in den Folgekulturen wirksam wird. Gleichzeitig weist Kleegras eine gute Verwertung der gedüngten Nährstoffe auf, da die Nährstoffe ganzjährig, in verschiedenen Wurzelhorizonten aufgenommen werden. Durch Stickstoffdüngung wird jedoch die Stickstofffixierleistung der Knöllchenbakterien eingeschränkt. Nach mehrjährigem Kleegrasanbau wird der Humusgehalt des Bodens durch die verbleibende Wurzelmasse erhöht. Dies trägt ebenfalls zur guten Vorfruchtwirkung bei. * Die phytosanitäre Wirkung Durch den Kulturwechsel werden Infektionsketten von Fruchtfolgekrankheiten (z. Bsp. Halmbruch, Schwarzbeinigkeit) unterbrochen und Schädlinge wie Nemathoden und Drahtwürmer reguliert, sofern sich im Bestand keine Wirtspflanzen dieser Schädlinge befinden. Beim Kleegrasanbau sind die Produktionsziele unterschiedlich. Viehlose Betriebe und Biobetriebe legen den Schwerpunkt beim Kleegrasanbau auf die Stickstofffixierung und die bodenverbessernden Wirkungen. Für diese Ausrichtung sind Kleegrasbestände mit höheren Leguminosenanteilen von über 50 vorteilhaft. Hohe Kleeanteile sollten angestrebt werden, wenn über das Grundfutter mehr Protein in die Ration gelangen soll. Die Eiweißgehalte der Leguminosen liegen deutlich über denen der Gräser. Gräser weisen je nach Wachstumsbedingungen, Stickstoffdüngung und Wuchsstadium einen Proteingehalt von 12-15 i.ts auf. Rotklee und Weißklee enthalten 20-22 i.ts und Luzerne als Königin der Futterpflanzen erreicht einen Eiweißgehalt von über 25 i.ts. Hier-

aus wird ersichtlich, dass der Eiweißgehalt durch die Zusammensetzung der Kleegrasmischung entscheidend geprägt wird. Betriebe mit hohem Grünlandanteil weisen bereits aus Grünfutter, Grassilage und Heu einen Ro h- proteinüberschuss in der Ration auf. Für diese Betriebe kommt es folglich darauf an energiereiches Grundfutter über grasbetonten Beständen zu erzeugen, die sich gut silieren lassen. Je höher der Grasanteil im Erntegut ist, desto besser ist aufgrund höherer Zuckergehalte die Silierbarkeit einzustufen. Die Klee-Gras-Wachstumskurve Viele Kleegrasmischungen weisen in den Sommermonaten hohe bis sehr hohe Kleeanteile auf obwohl im ersten Aufwuchs Gras dominierte. Dies ist durch die typische Klee-Gras-Wachstumskurve bedingt (siehe Abb. 3). Leguminosen kommen mit hohen Temperaturen besser zurecht als Gräser. Den flach wurzelnden Gräsern wird es im Sommer häufig zu trocken. Trockenheit im Oberboden hat nicht nur Wassermangel zur Folge sondern auch eine eingeschränkte Mineralistation von Nährstoffen aus dem Boden. Leguminosen wurzeln dagegen tiefer, kommen dadurch noch an Wasser und sind bei der Stickstoffversorgung autark. Unter diesen Bedingungen breiten sich die Leguminosen massiv aus. Erst mit Einsetzen der Herbstniederschläge finden die Gräser wieder bessere Wachstumsbedingungen vor und werden wieder konkurrenzfähiger. Möchte man die Kleeinvasion in den Sommermonaten in Grenzen halten (z.b. bei Silagebereitung), kann mit einer sommerbetonten Stickstoffdüngung die Konkurrenzfähigkeit der Gräser verbessert werden. Aus der natürlichen Klee-Gras-Wachstumskurve ergibt sich, dass die grasreicheren Frühjahrs- und Herbstaufwüchse besser zur Silagewerbung geeignet sind als die kleereichen Aufwüchse im Sommer, die besser als Grünfutter zu verwerten sind oder als Mischsilage mit Wiesenfutter siliert werden können. Frühzeitig nutzen Der Zeitpunkt der ersten Nutzung im Frühjahr hat einen großen Einfluss auf die weitere Bestandesentwicklung. Rotklee bildet sehr große Einzelpflanzen, die mit ihren großen Blättern die Nachbarpflanzen stark beschatten. Wird ein Kleegrasbestand mit hohem Rotkleeanteil erst in der Blüte genutzt, haben sich aufgrund der starken Lichtkonkurrenz bereits große Lücken unter den Rotkleepflanzen gebildet. Eine Nutzung bereits zum Zeitpunkt der Knospenbildung schränkt die Dominanz des Rotklees ein. Dadurch werden die Wachstumsbedingungen, vor allem der Untergräser, in der Nachbarschaft der Rotkleepflanzen deutlich verbessert. Gezielt Düngen Beim Anbau von Kleegras ist darauf zu achten, dass die Grundnährstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Vor allem an Kalium besteht bei hohen TM-Erträgen ein hoher Bedarf. Die vollständige Stickstoffversorgung der Pflanzen über die Knöllchenbakterien ist erst gewährleistet ab einem Leguminosenanteil über 70. Weist der Bestand einen Leguminosenanteil von 30-70 auf ist eine Stickstoffgabe von ca. 40 kg/ha/jahr im Frühjahr vorteilhaft um das Bodenleben in Schwung zu bringen. Bei einem Leguminosenanteil unter 30 ist der Bestand wie ein reiner Grasbestand mit Stickstoff zu düngen. Dabei muss sich die Höhe der Stickstoffgaben am Entzug orientieren, der um die natürliche, standörtliche Nachlieferung reduziert wird. Die Ergebnisse eines dreijähriger Versuchs mit Kleegrasmischungen an drei Standorten in Baden- Württemberg zeigen die geringe swirkung der Stickstoffdüngung bei Beständen mit mittleren bis hohen Kleeanteilen. Eine Stickstoffdüngung von 160 kg/ha/jahr auf 4 Aufwüchse verteilt ergab eine bescheidene ssteigerung um 7,2 /Jahr. Die Varianten ohne jegliche Stickstoffdüngung in den drei Versuchsjahren lieferten einen TM- von 123,5 /Jahr (siehe Tab. 3). Die Futterqualität unterschied sich nur im Rohproteingehalt. Die mit stickstoff gedüngten Kleegrasmischungen wiesen einen etwas geringeren Rohproteingehalt auf, was am geringeren Leguminosenateil lag. Die Unterschiede im Energieertrag sind nahezu ausschließlich auf die Unterschiede beim TM- zurückzuführen. - 4 -

- 5 - Tab. 3: und Qualität von Kleegrasmischungen abhängig von der Stickstoffdüngung (Mittelwerte von 4 Kleegrasmischungen; 3 Standorte; 1993-1995; 1 Ansaatjahr, 2 Hauptnutzungsjahre) Variante TM- Rohproteingehalt Rohfasergehalt Rohaschegehalt Energiegehalt NEL MJ/kg TM Rohproteinertrag Energieertrag NEL MJ/ha mit 160 kg/ha/jahr Stickstoffdüngung 130,7 18,8 24,8 11,4 5,63 25,1 75.255 ohne Stickstoffdüngung 123,5 19,1 24,7 11,3 5,65 24,2 70.886 GD 5 6,67 1,51 3.330 Mischungsempfehlungen Die Länder bzw. Landwirtschaftskammern geben Empfehlungen zu Ackerfuttermischungen für die unterschiedlichen Standort- und Nutzungsbedingungen heraus. Beispielhaft sind die Regelansaatmischungen für den Ackerfutterbau in Baden-Württemberg in Tabelle 4 aufgeführt. Tab. 4: Regelansaatmischungen für den Ackerfutterbau - Baden-Württemberg AF3 AF4 AF5 AF6 AF7 AF8 AF9 überjährig mehrjährig Nutzungen: bis 3 5 5 3-4 3-4 2-3 3-4 Siliereignung: - + + +/- +/- - - Standortanspruch frisch frisch frisch, weidelgrassicher frisch trocken trocken kalkreich frisch kalkreich Arten kg/ha kg/ha kg/ha kg/ha kg/ha kg/ha kg/ha Welsches Weidelgras 5 20 25 83 Deutsches Weidelgras 17 68 2 8 Wiesenschwingel 12 48 9 30 5 17 Wiesenlieschgras 3 12 4 16 4 13 3 10 Glatthafer 2 7 4 13 Knaulgras 2 7 4 13 Rotklee 20 80 5 17 3 12 7 28 5 17 Weißklee 2 8 Luzerne 8 26 22 74 22 73 Saatmenge 25 100 30 100 25 100 25 100 30 100 30 100 30 100 Fazit Neben der Erzeugung von hochwertigem Grundfutter hat der Anbau von Klee, Gras oder deren Mischungen beachtenswerte Wirkungen. Die Stickstofffixierung, die Unkrautregulierung, die Verbesserung der Bodenstruktur und der Nährstoffverfügbarkeit sowie die phytosanitäre Wirkung sind positive Nebeneffekte des Kleegrasanbaus. Mit der Mischungszusammensetzung, Aussaatzeitpunkt, Düngung und dem Nutzungszeitpunkt bestehen Möglichkeiten die Bestandeszusammensetzung zu beeinflussen um die Kleegrasbestände besser auf das Produktionsziel ausrichten zu können.