Torsten J. Holstad Kathleen Otto Christiane R. Stempel Thomas Rigotti Präsentation auf dem 7. Kongress der Fachgruppe für Arbeits-, Organisations-, und Wirtschaftspsychologie der DGPs
Was ist gesundheitsförderliche Führung? Qualitative Befragung: 10 Führungskräfte und 10 Mitarbeiter Sehr häufig genannt: Gerechte Verteilung von Arbeitsaufgaben
Verschiedene Aspekte von Fairness (Colquitt, 2001) Distributive Gerechtigkeit: Equity, Equality & Need Prozedurale Gerechtigkeit: Sind Verteilungsprozesse u. a. gekennzeichnet durch Genauigkeit und Konsistenz? Interpersonale Gerechtigkeit: Werden Mitarbeiter respektvoll behandelt? Informationale Gerechtigkeit: Werden Entscheidungen wahrheitsgemäß und angemessen begründet? Aspekt distributiver Gerechtigkeit: Gerechte Verteilung von Arbeitsaufgaben -> Im Arbeitskontext besonders relevant?
Elovainio et al. (2005): Fairness und Gesundheit Geringe prozedurale und interaktionale Gerechtigkeit steht im Zusammenhang zu einem höheren Krankenstand Elovainio et al. (2006): Hohe wahrgenommene Organisationale Gerechtigkeit 45% geringeres Risiko 25 Jahre später an einem Herzinfarkt gestorben zu sein Eriksen et al. (2006): Faire Führung geht mit einem reduzierten Risiko chronischer Ermüdung einher Elovainio et al. (2009): Geringe Gerechtigkeit steht im Zusammenhang mit Schlafproblemen
Führung und Fairness Führungskraft Fairness Gesundheit der Mitarbeiter
Fragestellung Beruht der gesundheitsförderliche Effekt transformationaler Führung auf einer fairen Aufgabenverteilung?
Transformationale Führung und Gerechtigkeit Transformationale Führung individual consideration die Führungskraft behandelt jeden Mitarbeiter als Individuum intellectual stimulation die Führungskraft regt ihre Mitarbeiter dazu an, Probleme aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten inspirational motivation die Führungskraft setzt herausfordernde Ziele und motiviert ihre Mitarbeiter sich über ihre vertraglichen Verpflichtungen hinaus für das Erreichen der Teamziele einzusetzen idealized influence die Führungskraft inspiriert ihre Mitarbeiter und setzt ein Beispiel hoher Arbeitsmoral Transformationale Führungskräfte könnten Fairness fördern, weil sie alle Mitarbeiter individuell behandeln (individual consideration) sie transparent handeln und ihre Ziele transparent kommunizieren (idealized influence) sie die Bedeutung jedes Teammitglieds unterstreichen
Hypothesen Transformationale Führung Gerechte Aufgabenverteilung Aufgrund erhöhter Transparenz könnte die Aufgabenverteilung als gerechter wahrgenommen werden! Gerechte Aufgabenverteilung Gesundheit Eine gerechte Aufgabenverteilung könnte somit im Zusammenhang zu besserer Gesundheit stehen!
Hypothesen Gerechte Aufgabenverteilung Kognitive Irritation Transformationale Führung Depression Emotionale Erschöpfung
Methode Stichprobe: je 140 Teilnehmer aus Deutschland und Finnland -> Generalisierbarkeit der Ergebnisse? weiblich: 78%, männlich: 20% Alter: M = 39.96 Jahre, SD = 10.62 Jahre 47% Hochschulabsolventen Skalen: Transformationale Führung (Bass & Avolio, 1995) Gerechte Arbeitsverteilung (QPS Nordic, 2000) Kognitive Irritation (Mohr, 1986) Depression (Bech, 2001) Emotionale Erschöpfung (Maslach, 1986) Analyse: SPSS-Macro von Preacher & Hayes (2008) zur Bestimmung indirekter Effekte mittels Bootstrap Kontrollvariablen: Alter, Geschlecht, Bildung
Ergebnisse: H1 Transformationale Führung.65***.74*** Gerechte Aufgabenverteilung * p <.05, ** p <.01, *** p <.001 Deutschland Finnland
Ergebnisse: H2.65***.74*** Gerechte Aufgabenverteilung -.44* -.50* R²:.09/.20 Transformationale Führung Direkt: -.05 /Total: -.33* Direkt: -.16 /Total: -.52** Kognitive Irritation Bootstrap Indirekter Effekt 95% CI Deutschland -.28 [-.59;-.04] Finnland -.37 [-.66;-.07] * p <.05, ** p <.01, *** p <.001 Deutschland Finnland
Ergebnisse: H3.65***.74*** Gerechte Aufgabenverteilung -.36** -.11 R²:.21/.09 Transformationale Führung Direkt:.01 /Total: -.31** Direkt:.09 /Total: -.18* Depression Bootstrap Indirekter Effekt 95% CI Deutschland -.30 [-.52;-.14] Finnland -.10 [-.24;.10] * p <.05, ** p <.01, *** p <.001 Deutschland Finnland
Ergebnisse: H4.65***.74*** Gerechte Aufgabenverteilung -.30 -.73** R²:.10/.37 Transformationale Führung Direkt: -.22 /Total: -.41** Direkt: -.26 /Total: -.73** Emotionale Erschöpfung Bootstrap Indirekter Effekt 95% CI Deutschland -.20 [-.43;.01] Finnland -.47 [-.75;-.23] * p <.05, ** p <.01, *** p <.001 Deutschland Finnland
Transformationale Führung ist mit erhöhter wahrgenommener Gerechtigkeit in der Aufgabenverteilung verbunden Eine gerechte Aufgabenverteilung mediiert den Zusammenhang von Transformationaler Führung und Mitarbeiter-Gesundheit Es gibt Kulturunterschiede: In Deutschland ist Transformationale Führung vor allem mit reduzierter Depression verknüpft, in Finnland mit reduzierter emotionaler Erschöpfung In beiden Ländern mit geht Transformationale Führung mit reduzerter kognitiver Irritation einher Implikationen: Neben einer gerechten Verteilung von Ressourcen sollte auch eine gerechte Verteilung von Aufgaben in der Praxis Berücksichtigung finden Limitationen: Stichprobe: Schneeballverfahren Diskussion Querschnittsdaten keine kausale Interpretation; Längsschnittsuntersuchungen legen aber Wirkrichtung Arbeitsbedingungen -> Gesundheit nahe (De Jonge et al., 2001) Common method & common source bias
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