Schutzziele des. Brandschutzes für. Dr. Volker Meyer

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Transkript:

Schutzziele des Brandschutzes für Menschen mit Behinderung Dr. Volker Meyer 1

Gliederung Besondere Gefährdung von Menschen mit Behinderung Schutzziele gemäß Bauordnung Erreichen der Schutzziele mit Hilfe einer Kategorisierung 2

An Brandraum angrenzendes Zimmer 3

Typischer Brandverlauf in einer Einrichtung Brand im Bewohnerzimmer in Einrichtung Schneller Brandverlauf (hohe Brandlast) Frühzeitige Alarmierung (dringend erforderlich) Versuch der Menschenrettung im Brandraum Vollbrand im Bewohnerzimmer Verrauchter Flur, schnelle Rauchausbreitung Brandopfer im Brandraum und den angrenzenden Zimmern 4

Anzahl der Brandtoten 5

Besondere Gefährdung durch Besonderheiten in den Bereichen Mobilität Reaktionsvermögen Sinneswahrnehmung Fazit: Einschränkung in der Selbstrettungsfähigkeit 6

Menschen mit geistiger Behinderung können im Brandfall Angst haben vor der Feuerwehreinsatzkraft (Viele Menschen mit geistiger Behinderung haben vorher noch nie einen Helfer in Einsatzkleidung gg gesehen!) sich vor der Feuerwehr verstecken in Schränken, hinter Schränken, in der Dusche... 7

Menschen mit ein- geschränkter Mobilität Längere Rettungszeiten: Wie viel Personal steht sofort zum Retten zur Verfügung? 8

Pflegebett Hoher Personal- Ansatz für Rettung 9

Fixierung mit Bauchgurt Ist dies bei den gerechneten Lauf- Geschwindkeiten von 05 0,5 1 m/s berücksichtigt? 10

Vorbereitung der Einsatzkräfte 11

Prävention Bedeutung nimmt zu: Weniger Feuerwehr Kürzere Rettungszeiten besondere Gefährdung für: Personen, die sich selber nicht retten können 12

Bedeutung Organisatorischer Brandschutz Brandschutzkonzept Örtliche Feuerwehr 13

Ist die normale Standard- Vorgehensweise bei der Erstellung des Brandschutzkonzeptes analog zu anderen Sonderbauten (Löschwasserversorgung, Feuerwehrumfahrt, 2. Rettungs- und Angriffsweg ) auch für Menschen mit Behinderung geeignet? 14

Schutzziele 1. Entstehung eines Brandes vorbeugen 2. der Ausbreitung von Feuer und Rauch vorbeugen 3. Rettung von Menschen und Tieren ermöglichen 4. wirksame Löscharbeiten ermöglichen 15

Konflikt: Bauen - Soziales Brandschutz Fehlende Selbstrettungsfähigkeit tt it Anzahl der betreuten Personen je Einheit Grad der Betreuungsbedürftigkeit Erhöhtes Brandrisiko Besondere Anforderungen im Sonderbau Sozialpolitik Pflegenotstand Bedarf an selbstbestimmtem Wohnen, Demografie Nutzungsänderung vorhandenen Wohnraumes Kostendämpfung 16

Bsp.: DIN 18040-1 Die in Abschnitt 4.44 (Warnen, Orientieren, Leiten) und 4.7 (Alarmierung und Evakuierung) genannten Hinweise i und Beispiele i können im Einzelfall in Abhängigkeit von der Nutzung und mit Blick auf den Nutzerkreis des öffentlich zugänglichen Bereiches berücksichtigt werden." Wird damit der barrierefreie Brandschutz, Bsp.: BMA mit visueller Wahrnehmung, h zur freiwilligen illi Leistung von Bauherren reduziert? 17

Mögliche Einteilung von Wohnformen Kategorie 1 Wohnungen in denen Menschen mit geringen Beeinträchtigungen wohnen Kategorie 2 Wohnformen mit bis zu 6 bzw. 12 Menschen unterschiedlicher Behinderung (keine Intensivpflege, Besondere Wohnformen) Kategorie 3 Sonderbauten 18

Gesetzeslage Kategorie 1 Kategorie 2 Kategorie 3 MBO Entwurf Musterrichtlinie besondere Wohnformen, Änderung der MBO, 2 Besondere Verordnung (Sonderbauverordnung) bzw. Empfehlung oder Rundschreiben gem. Länder- bzw. Bundesheimrecht 19

Änderung 2 MBO Sonderbauten sind Nutzungseinheiten zum Zwecke der Pflege und Betreuung von Personen mit Pflegebedürftigkeit oder Behinderung, deren Selbstrettungsfähigkeit eingeschränkt ist, die einzeln für mehr als 6 Personen oder für Personen mit Intensivpflegebedarf oder einen gemeinsamen Rettungsweg haben und für insgesamt mehr als 12 Personen bestimmt sind 20

Vorschläge Kat. 1 Rauchwarnmelder, bei Bedarf mit Vibrationsalarm Notruf-Feuerwehr erleichtern Ggf. Überhitzungsschutz t für Kochgelegenheiten Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderung 21

Vorschläge Kat. 2 Vorschläge Kategorie 1 Maßnahmen gegen Feuer- und Rauchausbreitung Schulung für Betreuungspersonal zur Brandverhütung und zum richtigen Verhalten im Brandfall; Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderung Alarmierung des Betreuungspersonal (Rauchwarnmelder) Brandmeldeanlage light 22

Vorschläge Kat. 3 Besondere bauliche Anforderungen nach Sonderbauverordnung bzw. Empfehlung oder Rundschreiben Erstellung eines Räumungskonzeptes vom Betreiber Schulung für Betreuungspersonal zur Brandverhütung und zum richtigen i Verhalten im Brandfall; Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderung Brandmeldeanlage nach DIN 23

Allgemeine Infos und Downloadbereich Austauschbörse sowie Suchkatalog Menschen mit Behinderung/ Menschen mit Pflegebedürftigkeit: BraSIK http://www.missionsicheres-zuhause.de Infos im Internet 24

Bessere Abstimmung von Mensch und Technik Es hilft den Menschen nicht, wenn man Katastrophenschutz als Reaktion auf Ereignisse versteht; man muss ihn als Unterstützungsfunktion tüt für Menschen konzipieren, i die auf Ereignisse reagieren. Die Reaktionen der Menschen machen die Katastrophe aus, nicht die Trümmer, Zerstörungen oder Funktionsausfälle. Auszug aus Katastrophenschutz in Deutschland ein Gutachten, Uni Kiel Das gilt auch für Brandfälle 25

VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT 26

Bildernachweis Für die freundliche Unterstützung danke ich: Dominikus-Ringeisen-Werk, Ursberg Karlheinz Ladwig, Feuerwehr Hanau Feuerwehr Hanau Stefan Wagner, Berlin 27