Adipositas Erfolgsfaktor Arzt-Patienten-Beziehung 25. April 2008 SAPPM, Rheinfelder Tage Cristina Galfetti, MA
Wer spricht heute zu Ihnen? Frau Y. Adipositas-Betroffene selbstständige Brautschmuck Designerin und Herstellerin Dr. med. Andreas Bückert FMH Innere Medizin, Psychotherapie, Psychoanalyse Bildungsverantwortlicher SAPPM Cristina Galfetti Sozialpsychologin, Patienten-Coach Betroffene einer rheumatischen Erkrankung Überblick Merkmale, Besonderheiten der Patienten-Arzt- Beziehung unterschiedliche Arten der Patienten-Arzt-Beziehung Beispiel von Frau Y. eine Adipositas-Betroffene
Warum Erfolgsfaktor? weil nicht jede/r Patient/in auf ein und dieselbe Behandlung gleich reagiert weil auch die Patienten-Arzt-Beziehung eine soziale Beziehung, eine soziale Interaktion ist d.h. sozialpsychologische Mechanismen gelten auch hier z.b. Sympathie und Vertrauen z.b. Wertschätzung und Anerkennung (ernst genommen fühlen) z.b. unterschiedliches Erleben und Wahrnehmen von den Konsultationen, von der Beeinträchtigung in der Lebensqualität z.b. die Bedeutung des WIE kommuniziert wird im Vergleich zum WAS Merkmale von Beziehungen In Beziehung treten, kann nur, wer sich für den anderen interessiert wer zuhört wer die eigenen Gedanken verständlich kommunizieren kann wie sieht es mit der Macht, der Kontrolle aus? Arzt ist mächtig an medizinischem Wissen, Befunde kann Informationen vorenthalten Patient ist mächtig an persönlichem Empfinden Therapietreue / Compliance
Heisst Patienten-Arzt Beziehung...... eine/r trägt die gesamte Verantwortung? JEIN, Akutsituation/Notfall: JA Chronische Erkrankung: NEIN oder heisst Patienten-Arzt Beziehung...... eine/r sagt dem anderen, was zu tun ist? NEIN, Beziehung gelingt nur mit gegenseitigem aktiven Zuhören und Sprechen
Heisst Patienten-Arzt Beziehung... alle ziehen am selben Strick? JA, Team: Betroffener, Angehörige, Ärzte, Health Professionals, Arbeitgeber etc. Unterschiedliche Blickwinkel Blickwinkel Patient Individualität subjektives Befinden persönliches Erleben Emotionen (Ängste, Ohnmacht etc.) Krankheit = verändert gesamtes Leben Blickwinkel Arzt Verallgemeinerung (Statistiken) objektive Befunde persönliche Erfahrungen Neutrale Position, Distanz Krankheit = Teil des/r Beruf(ung)s
Wie finden wir uns? wie können die unterschiedlichen Blickwinkel überwunden werden? Arzt zieht Patienten auf seine Seite? Patient zieht Arzt auf seine Seite? Jeder geht auf den anderen zu! Suchen und Finden des individuellen Teams Patient Arzt Ziele gemeinsam setzen Über Zusammenarbeit sprechen Zusammenarbeit gemeinsam gestalten, aushandeln
Fazit 1: Erfolgsfaktoren Wissen Informationen zu Krankheiten, Symptomen, Behandlungsmöglichkeiten, Medikamente etc. Zeit Zeit um diese Informationen auszutauschen Rollenverständnis Krankheits- oder Gesundheitsmodell Halbgott in Weiss oder Partner? Kommunikation dass sich der Arzt so ausdrückt, dass der Patient ihn versteht dass sich der Patient so ausdrückt, dass der Arzt ihn versteht Fazit 2: Aushandeln Patient hat die Aufgabe, den Arzt zu finden, mit dem er/sie zusammenarbeiten kann Wünsche, Erwartungen, Bedürfnisse formulieren Ziele gemeinsam vereinbaren Zielerreichung immer wieder überprüfen Wie hat Frau Y. diesen Weg des Suchens und Finden erlebt?
Frau Y. als Kind mit Familie aus der Türkei in die Schweiz gekommen bereits mit 10 Jahren übergewichtig diverse Arztbesuche. Ratschlag: weniger essen diverse Diät-Versuche: keine anhaltende Wirkung ab 1988 in hausärztlicher Behandlung bei Dr. A. Bückert ab 1995 in psychotherapeutischer Behandlung bei Dr. A. Bückert 1997: Magen-Band-Operation: Gewichtsreduktion von 30kg 2000: Magen-Bypass-Operation: Gewichtsreduktion von 37kg Erfolgsfaktoren für Frau Y. Beitrag Arzt Betrachtete die Situation ohne Vorurteile Betrachtete den Menschen als ganzes, Kilos waren unwichtig Nahm sich die nötige Zeit für Besprechungen Lenkte sanft und vorsichtig bei der Entscheidungsfindung Unterstützte meine Entscheidungen Erklärte alles immer gut verständlich Hob meine positiven, erfolgreichen Seiten hervor Beitrag Patientin Fühlte mich verstanden, wertvoll und bemerkte, dass ein Mensch nicht nur aus kg besteht Kein Zeitdruck musste anfangen, genauer zu denken, konnte auf meine Fragen manchmal selber Antworten finden Mein Selbstvertrauen wuchs allmählich, ich nahm mich selber ernst Erkannte, dass für die Zufriedenheit und das Glück es mehr braucht als nur das Essen Probierte Tipps aus