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Telefon: 0 233-47895 Telefax: 0 233-47542 Seite Referat 1 von für 6 Gesundheit und Umwelt Koordination für Psychiatrie und Suchthilfe RGU-GVP-KPS Hilfe gegen Computerspielsucht Antrag Nr. 02-08 / A 04363 der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen/RL vom 25.04.2008 1 Anlage Beschluss des Gesundheitsausschusses vom 30.09.2010 (SB) Öffentliche Sitzung I. Vortrag des Referenten Mit dem o.g. Antrag bittet die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen/RL zu berichten, wie viele Fälle von Computerspielsucht in München bekannt sind und mit welchen Mitteln die Münchner Suchthilfe diesem Phänomen begegnen kann. Computer- und Videospiele stellen für eine große Zahl von Menschen eine beliebte Freizeitbeschäftigung dar, vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene. Im Jahr 2009 wurden in Deutschland 55,4 Millionen Computer- und Videospiele verkauft 1. Über 80 % der 12 19 jährigen spielen am Computer oder an Spielkonsolen wie Playstation oder Xbox, 45 % mindestens mehrmals pro Woche 2. Manche Spielerinnen und Spieler zeigen dabei ein exzessives Verhalten und verbringen einen Großteil ihrer Freizeit mit Computerund Videospielen. Zum Teil zeigen diese Spielerinnen und Spieler Merkmale einer psychischen Abhängigkeit wie Kontrollverlust und Entzugserscheinungen. Wann jedoch von einer Abhängigkeit von Computerspielen gesprochen werden kann, ist umstritten. Eine eindeutige und allgemein anerkannte Definition fehlt bislang. Als Beispiel für mögliche Kriterien zur Definition von Computerspielabhängigkeit wird im folgenden die vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) entwickelte Computerspielabhängigkeitsskala KFN-CSAS-II vorgestellt 3. Danach deuten folgende Kriterien auf das Vorliegen einer Computerspielabhängigkeit hin: 1 Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (2010) Marktzahlen Computer- und Videospiele 2009 2 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2009) JIM-Studie 2009 3 Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (2009) Computerspielabhängigkeit im Kindes- und Jugendalter

Seite 2 von 6 Einengung des Denkens und Verhaltens (z.b. ständige gedankliche Beschäftigung mit Computerspielen, auch wenn nicht gespielt wird.) Negative Konsequenzen (z.b. Leistungseinbußen in Schule oder Beruf aufgrund der Spielgewohnheiten) Kontrollverlust (z.b. mehr Zeit mit Spielen zu verbringen, als geplant) Entzugserscheinungen (z.b. Unzufriedenheit und Gereiztheit, wenn nicht gespielt werden kann) Toleranzentwicklung (z.b. Steigerung der Spieldauer, um Zufriedenheit zu erreichen) Diese Kriterien sind allerdings nicht allgemein gültig, einheitliche Definitions- und Diagnosekriterien fehlen. Computerspielsucht hat bisher keinen Eingang in die gängigen Diagnoseklassifikationssysteme gefunden. Abhängiges Verhalten wird besonders häufig im Zusammenhang mit sog. Onlinespielen beobachtet. Eines der bekanntesten Onlinespiele ist das im Antrag erwähnte Rollenspiel World of Warcraft, mit über 10 Millionen Nutzern weltweit. Onlinespiele werden nicht alleine, sondern mit einer großen Anzahl von Mitspielern gespielt, die über das Internet miteinander verbunden sind. Abhängiges Verhalten in Zusammenhang mit Onlinespielen ist als Form pathologischen Internetgebrauchs zu sehen, als ein durch Verhaltensexzesse und Kontrollverlust geprägten Umgang mit dem Internet. Neben Onlinespielen gelten auch Chats und Messaging sowie die Beschäftigung mit pornografischen Inhalten als besonders problematische Internetnutzungsmuster hinsichtlich des Risikos für pathologischen Internetgebrauch. 1. Prävalenz von Computerspielsucht in München Der durch das Referat für Gesundheit und Umwelt in Auftrag gegebene Situationsbericht über das Suchtverhalten der Münchner Bevölkerung stellt Computerspielsucht unter den Oberbegriff Mediensucht. Darunter fällt neben der Computerspielsucht auch problematisches Verhalten im Umgang mit Medien wie Fernsehen oder Internet. Die Autorinnen zeigen auf, dass bislang kaum repräsentative Studien vorliegen, die Missbrauch oder Abhängigkeit im Hinblick auf Computerspiele systematisch untersuchen. Hinweise auf das Medien-Nutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in München gibt die repräsentative Schülerbefragung 2005 des KFN 4, für Aussagen zur 4 Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (2006) Schülerbefragung 2005: Gewalterfahrung, Schulabsentismus und Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen Zusammenfassung der zentralen Befunde zur Stadt München sowie Ergebnisse der Regionalanalysen

Seite 3 von 6 Computerspielsucht bei Kindern und Jugendlichen muss auf bundesweite Erhebungen zurückgegriffen werden. In der Schülerbefragung des KFN wurden die Mediennutzungsgewohnheiten der Münchner Schülerinnen und Schüler der 4. sowie 9. Jahrgangsstufen erhoben. Danach nutzen Münchner Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen an Schultagen im Durchschnitt 90 Minuten lang Fernsehen, Video und Computerspiele. Hier zeigt der Vergleich zu neun anderen Städten für München den niedrigsten Wert. Fernsehen und Video werden mit 68 Minuten deutlich mehr genutzt als Computerspiele mit 22 Minuten. Während der Fernsehkonsum bei Jungen und Mädchen nahezu gleich ist, werden Computerspiele häufiger von Jungen (31 Minuten) als von Mädchen (13 Minuten) gespielt. Bei Münchner Schülerinnen und Schülern der 9. Jahrgangsstufe liegt die Mediennutzungsdauer an Schultagen bei 169 Minuten, wiederum der niedrigste Wert unter den neun untersuchten Städten. Während auch hier der Fernsehkonsum von Jungen und Mädchen nahezu gleich ist und etwa 2 Stunden täglich beträgt, bestehen hinsichtlich Computerspielen signifikante Unterschiede: Während sich Mädchen durchschnittlich 15 Minuten täglich mit Computerspielen beschäftigen, spielen Jungen durchschnittlich 74 Minuten. Die Nutzungsdauer allein lässt allerdings keine Rückschlüsse auf eine mögliche Abhängigkeit zu. Einen Hinweis auf die Prävalenz von Computerspielsucht bei Jugendlichen liefert eine weitere Untersuchung des KFN 5. In dieser Studie zu Verbreitung und Ursachen von Computerspielsucht wurden bundesweit knapp über 15.000 Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe befragt. Basierend auf der bereits dargestellten Skala für Computerspielabhängigkeit KFN-CSAS-II werden 3 Prozent der Jungen und 0,3 Prozent der Mädchen als computerspielabhängig und weitere 4,7 Prozent der Jungen und 0,5 Prozent der Mädchen als gefährdet beschrieben. Eine Übertragung der Ergebnisse auf München ist jedoch nicht unproblematisch. So deuten die eingangs genannten Unterschiede im Mediennutzungsverhalten der Münchner Jugendlichen im Vergleich zu anderen Regionen darauf hin, dass der Anteil Jugendlicher mit abhängigem Computerspielverhalten in München unter dem Durchschnitt liegen könnte. 5 Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (2009) Computerspielabhängigkeit im Kindes- und Jugendalter

Seite 4 von 6 2. Angebote der Münchner Suchthilfe In München gibt es keine speziellen Einrichtungen zur Beratung oder Behandlung bei Computerspielsucht. Auch bundesweit bestehen nur wenige Angebote, die sich auf die Behandlung von Computerspielsucht spezialisiert haben. Gründe dafür sind in erster Linie die nicht vorhandenen spezifischen Diagnosekriterien und die damit fehlende Anerkennung einer Diagnose Computerspielsucht oder pathologischer Internetgebrauch. Eine stationäre Behandlung ist daher nur möglich, wenn eine zusätzliche psychische Störung wie etwa eine Depression oder Angststörung vorliegt. Zudem fehlt es an wissenschaftlich begründeten Behandlungsempfehlungen. In der Praxis scheint bisher der entsprechend modifizierte Einsatz von bewährten suchttherapeutischen Methoden erfolgversprechend, weshalb Einrichtungen der Suchthilfe ihre Angebote zum Teil erweitert und geöffnet haben. Auch in München bieten inzwischen einige Suchtberatungsstellen Beratung bei pathologischem Internetgebrauch und Computerspielsucht an. Zusätzlich zu den professionellen Angeboten bestehen zwei Selbsthilfegruppen, je eine für Betroffene und eine für Angehörige. Die Nachfrage nach Beratung ist jedoch bisher gering, sie wird bisher mehr von Angehörigen als von Betroffenen genutzt. Als Ursachen dafür werden fehlendes Problembewusstsein und mangelnde Veränderungsbereitschaft der Betroffenen genannt. Gleichzeitig sind die Hilfsangebote noch wenig bekannt. Auf eine stärkere Öffentlichkeitsarbeit wird allerdings zum Teil bewusst verzichtet, da die Beratungsstellen mit der Beratung bei Suchterkrankungen wie Alkohol- und Drogenabhängigkeit oder pathologischem Glücksspiel bereits ausgelastet sind und ihnen keine zusätzlichen Ressourcen für die Beratung bei Computerspielsucht zur Verfügung stehen. Bei stationärem Behandlungsbedarf vermitteln die Suchtberatungsstellen meist an spezielle Fachkliniken außerhalb Bayerns. In München gibt es keine spezielle Fachkliniken für Computerspielsucht, im Rahmen ihres allgemeinen Behandlungsangebots bieten zwei Kliniken Behandlung bei Computerspielsucht an, neben einigen niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten. Eine stationäre Aufnahme ist aber nur bei Vorliegen einer zusätzlichen psychischen Störung möglich. Zum Teil stellt sich ein auffälliges Computerspielverhalten auch als Symptom dahinter liegender Problematiken dar, wie Depressionen, Schulprobleme oder Konflikte im Elternhaus. In diesen Fällen werden Maßnahmen wie ambulante Psychotherapie, Erziehungshilfen oder Angebote der Jugendhilfe vermittelt.

Seite 5 von 6 Computerspielsucht wird auch zunehmend in der Präventionsarbeit thematisiert. Im Rahmen eines lebensweltorientierten Präventionsansatzes, in dem nicht bestimmte Suchtmittel im Fokus stehen, sondern die Förderung von Lebenskompetenzen und die Stärkung von Schutzfaktoren, wird auch der Umgang Jugendlicher mit bestimmten Medien wie Computerspielen thematisiert. Bedarf besteht auch an Informationsangeboten für Eltern. Neben den bestehenden individuellen Beratungsangeboten benötigen Eltern Informationen über Computerspiele und neue Medien, die sie darin unterstützen, das Medienkonsumverhalten ihrer Kinder besser zu verstehen, mögliche Gefährdungen genauer einzuschätzen und ihren Kindern die notwendigen Grenzen vermitteln zu können. Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Münchner Suchthilfesystem auf das neue Phänomen Computerspielsucht im Rahmen seiner Möglichkeiten reagiert und seine Angebote angepasst und erweitert hat. Für die weitere Entwicklung von Maßnahmen ist die bisher noch ausstehende wissenschaftliche Anerkennung pathologischem Computerspielverhaltens als eigenständige Erkrankung von hoher Bedeutung. Eine Anerkennung und die Einordnung in die gängigen Klassifikationssysteme würde zum einen epidemiologisch fundierte Untersuchungen zur Verbreitung von Computerspielsucht erleichtern und zum anderen bessere Finanzierungsmöglichkeiten bspw. über Sozialversicherungsträger ermöglichen. Die Koordination für Psychiatrie und Suchthilfe im RGU verfolgt weiterhin die Entwicklung der Computerspielsucht und des pathologischen Internetgebrauchs in Forschung und Praxis. Über die Gremien der Suchthilfe kann auf neue Erkenntnisse adäquat reagiert werden. Auf Antrag Nr. 02-08 / A 03908 der SPD-Stadtratsfraktion vom 21.07.2007 erstellt die Koordination für Psychiatrie und Suchthilfe aktuell eine überarbeitete Fassung der Münchner Leitlinien der Suchtpolitik. Computerspielsucht und andere Formen stoffungebundener Sucht werden darin als Handlungsfeld Verhaltenssüchte neu aufgenommen und ihrer Bedeutung für die Suchthilfe damit entsprochen. Anhörung des Bezirksausschusses In dieser Beratungsangelegenheit ist die Anhörung des Bezirksausschusses nicht vorgesehen (vgl. Anlage 1 der BA-Satzung). Der Korreferent des Referates für Gesundheit und Umwelt, Herr Stadtrat Klaus Peter Rupp, die zuständige Verwaltungsbeirätin, Frau Stadträtin Eva Maria Caim, sowie die Stadtkämmerei haben einen Abdruck der Vorlage erhalten.

Seite 6 von 6 II. Antrag des Referenten 1. Der Vortrag des Referenten zur Prävalenz von Computerspielsucht in München und den diesbezüglichen Maßnahmen der Suchthilfe wird zur Kenntnis genommen. 2. Der Antrag Nr. 02-08 / A 04363 ist damit geschäftsordnungsgemäß erledigt. 3. Dieser Beschluss unterliegt nicht der Beschlussvollzugskontrolle. III. Beschluss nach Antrag. Der Stadtrat der Landeshauptstadt München Der Vorsitzende Der Referent Ober-/Bürgermeister Joachim Lorenz Berufsmäßiger Stadtrat IV. Abdruck von I. mit III. (Beglaubigungen) über den stenographischen Sitzungsdienst an das Revisionsamt an die Stadtkämmerei an das Direktorium Dokumentationsstelle an das Referat für Gesundheit und Umwelt RGU-S-SB V. Wv Referat für Gesundheit und Umwelt RGU-S-SB zur weiteren Veranlassung (Archivierung, Hinweis-Mail).