Unterricht Nationaler Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege

Ähnliche Dokumente
Expertenstandard. Sturzprophylaxe. Sturzprophylaxe. G. Meyer, Universität Hamburg

Der neue Expertenstandard - Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege. Sarah Oswald, Christof Wiesmann

Patientenedukation: Information, Anleitung, Beratung

E 1: Die Dokumentation enthält differenzierte Aussagen zu den Punkten: Mobilitätsund

Wie erkennt man gute Förderangebote?

Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege

Susanne Weiß, Dipl. Pflegewirtin (FH), Dozentin f. Pflege

Optimierung der Sturzprophylaxe und ggf. Senkung der Sturzhäufigkeit durch Kompetenzförderung bei Pflegenden einer gerontopsychiatrischen Wohngruppe

Neuordnung der Ausbildung

Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege

Die Schüler sollen von der Idee bis zur Durchführung ihre Arbeit selbst organisieren und bearbeiten.

Überfachliche Kompetenzen Selbsteinschätzung

Bewegungsförderung als Ausgangspunkt einer qualitätsgesicherten

Herzlich Willkommen zum Workshop

Reflexionsbogen 1 des praktischen Einsatzes

Unheilbar krank und jetzt?

Expertenstandards als Unterstützung und nicht als bürokratisches Ärgernis in der fachlichen Pflege einsetzen

Fragebogen zur Einleitung oder Verlängerung einer ambulanten Psychotherapie

Hilfen zur Selbsteinschätzung der LAA/des LAA Vorbereitung zum EPG ( 15, OVP 2011)

Alle Aufgaben auflösen und alle Fragen beantworten zu wollen, würde eine unverschämte Großsprecherei und ein so ausschweifender Eigendünkel sein,

Praxisaufgabe 3.Schuljahr/1.Halbjahr

Expertenstandard Menschen mit Chronischen Wunden Gesundheitsmanager 1

Die deutsche Altenpflegeausbildung als exportfähige Dienstleistung. Cordula Wiesner

Herzlich willkommen an der Wirtschaftsschule Freising

Nationale Expertenstandards

Pflegeheim Am Nollen Gengenbach

SEGEL Umsetzung selbstregulierten Handelns im Unterricht

Umsetzung kompetenzorientierter Lehrpläne im Fach BSK

Lernaufgabe 4 zum Modul 4 «Pflegebedürftige aller Altersgruppen im Zusammenhang mit der Haut und der Körperpflege unterstützen»

Thema / Inhalt allgemeine Leistungsziele spezifische Leistungsziele Lehrmittel: Kapitel Semester

Vom Kindergarten in die Schule

Pilotierung der Unterrichtsbeispiele im Schuljahr 2007/2008. Naturwissenschaften

Kraftsport für jedes Alter Macht uns Spaß und gibt neue Lebenskraft (Zitat)

Kompetenzraster Selbsteinschätzung

Frau Nienhaus Dr. Mellies Teilnehmer, Einführung in den Ablauf des Basislehrgangs Klärung organisatorischer Fragen

Professionsverständnis der Pflege

Expertenstandard Konkret Bd. 4. Team boq. Sturzprophylaxe. Arbeitshilfe zur praktischen Umsetzung

Aufbaumodul. Kompetenz-Check

Leitfaden für Nachteilsausgleichsregelungen beim Studium von behinderten und chronisch kranken Studierenden

Diplomarbeit. Sturzprophylaxe bei älteren Menschen. Bedeutung für Pflegende in der Langzeitpflege. Michael Sorger. Bachelor + Master Publishing

Reha-Zentrum Schömberg Klinik Schwarzwald. Beruflich orientierte Maßnahmen in der Rehabilitation: Unsere Therapieangebote

13. PraxisForum PflegeQualität 08. Mai Die Umsetzung der Expertenstandards Schmerzmanagement in der Pflege im stationären Bereich

Die modulare Pflegevisite Version 1.02

Vom Kindergarten in die Schule

Landesamt für Gesundheit und Soziales

Fachfrau/Fachmann Hauswirtschaft EFZ Fördern der eigenen Gesundheit und Unterstützen der Kundinnen und Kunden Stoffplan 1.

Transfer mit dem Aktiv-Lifter

ovital GmbH pflege das Leben

Herausgeber ist das DNQP (Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege)

Umsetzung der relevanten Expertenstandards unter Berücksichtigung des kompensierten Risikos gemäß des BMG-Projektes zur Entbürokratisierung der

Ambulante Sturzprävention im Alter. Konzept des Kreissportbundes

Selbstreguliertes Lernen in Lernfeldern am Beispiel Einzelhandel. OStR Bernhard Böger StRin Susann Albersdörfer

3. Ausbildungsjahr. Selbsteinschätzung des Auszubildenden / der Auszubildenden zu Beginn des. Name. Praxisanleiter/in.

Dokumentation des Ausbildungsplanungsgespräches I und Grundlage für die Planungsfortschreibung im Verlauf der Ausbildung (OVP 11, Absätze 6 und 7)

Ausbildungsmodule für die zweite Phase der Lehrerbildung im Saarland. Didaktik der Primarstufe Bildende Kunst

Aktualisierung des Expertenstandards. Pflege von Menschen mit chronischen Wunden im ambulanten Bereich. Katherina Berger

Versorgungsmodelle. Übersicht. Entlassungsmanagement im Krankenhaus die Rolle des nationalen Expertenstandards

Definition von professioneller Pflege in der Klinik Hirslanden

Buchner informiert. Umsetzung des Lehrplans Sozialkunde im Schulbuch politik.21 Thüringen Band 1 (Jahrgangsstufe 8)

Ein Ratgeber für ehrenamtliche Mitarbeiter der Nachbarschaftshilfe +

Eine Empfehlung für ältere Patientinnen, Patienten und ihre Angehörigen VERMEIDUNG VON STÜRZEN IM KRANKENHAUS

Ludwig-Erhard-Schule. Informationen zum Kaufmann zur Kauffrau für Büromanagement

Partnerschaft Schule und Betrieb

Veränderungen und Auswirkungen im Rahmen einer Demenzerkrankung. bei Menschen mit geistiger Behinderung. Dr. Sinikka Gusset-Bährer

Instrumente zur Einschätzung von Vorwissen

Menschen mit Behinderungen sollen überall dabei sein können. Ein anderes Wort dafür ist Teilhabe. Teilhabe heißt: selbst entscheiden zu können,

Praxisaufgabe für den ersten Praxiseinsatz

Universitätsklinikum Regensburg PSYCHOONKOLOGIE. Krebs und Psyche wie kann psychoonkologische Unterstützung helfen? Manja Girbig, Dipl.-Psych.

Sehbeeinträchtigung und Bewältigung im Alter Im Alter eine Sehbehinderung erfahren Ergebnisse einer Vorstudie in Zusammenarbeit mit dem SZB

Die professionelle Kindertagesstätte. Wie Praxis Komplexität organisiert. Ruth Schwake und Sylvia Oehlmann. Herzlich Willkommen

1.1 Was soll mit der Lerndokumentation erreicht werden?

Themengebiete: 2 Meine Kompetenzen Was kann ich alles gut?

Ich kann was! -Pass. Leitfaden für Pädagogen

Kindertageseinrichtungen auf dem Weg

Kursiv: Text des Expertenstandards - Normal: Umsetzungshinweise im System PFLEGE ZEIT

Selbstbewertung des BGM nach BGM Excellence. Unser Modell BGM Excellence

Hintergründe der NEUEN Struktur

Unterrichtsentwurf. Thema: Lösungsvorgänge. Titel der Unterrichtssequenz: "Salz trifft Eis"

Demenzmanagement. Patienten- und Angehörigenberatung

Praktische Anleitesituation in der Altenpflegeausbildung Protokoll

KOSTA. TEILERGEBNIS-Darstellung. Ines Weresch-Deperrois / Rainer Bodensohn. Gegenstand der Untersuchung:

1 Überblick. Bildungsbericht. Kompetenznachweise

Wahlpflichtfach Technik

Situative Gesprächsphasen Bewertung und Dokumentation

Expertenstandards Schmerzmanagement in der Pflege

Informationen und Fragen zur Aufnahme eines Pflegekindes

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Demenzmanagement. Patienten- und Angehörigenberatung

Stürze. ein Risiko im Alter. Eine Information für Bewohner/innen und Angehörige der Caritas-Altenzentren in der Diözese Speyer

Achtung Sturz! Multimorbidität und Sturzprävention

I.O. BUSINESS. Vorbereitung auf das Zielerreichungsgespräch (für Mitarbeiter)

Exemplarisch: Ernährungsmanagement zur Sicherung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege

1 Aufgaben und Konzepte in der Altenpflege

congenial coaching und consulting Betriebliche Gesundheit im Unternehmen Bausteine für den zukünftigen Unternehmenserfolg

Schriftliche Befragung: Häufigkeitsverteilungen. Lehrpersonen Primar- und Kindergartenstufe. Lebenswelt Schule

Screening Gesundes Arbeiten

Sturzprävention bei älteren Menschen

Transkript:

Lernvoraussetzung: Unterricht Nationaler Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege Ziel des Praxisauftrages Durch die Bearbeitung dieser Aufgabe können Sie lernen, das Sturzrisiko eines Menschen einzuschätzen, indem Sie dessen Risikofaktoren analysieren und bewerten. Sie können lernen, einen betroffenen Menschen darauf aufbauend bei der Auswahl geeigneter Maßnahmen zur Verringerung seines Sturzrisikos zu beraten und zu unterstützen. Allgemeine Informationen In fast allen Lebenssituationen besteht für einen Menschen die Gefahr zu stürzen. Dies kann mit oder ohne Fremdeinwirkung geschehen. Die Ursachen für Stürze sind vielfältig und können von einer Unachtsamkeit bis hin zum Vorliegen bestimmter Erkrankungen reichen. Im Normalfall verfügen Menschen über Fähigkeiten, einen drohenden oder begonnenen Sturz durch Ausgleichsreaktionen zu stoppen und die Balance wiederzuerlangen oder aber im Falle eines Sturzes, diesen durch geeignete Reaktion wie Abstützen oder Abrollen in seinen Auswirkungen zu begrenzen. Menschen können jedoch alters- und/oder krankheitsbedingt in ihren Fähigkeiten, einen Sturz zu vermeiden, beeinträchtigt sein. Sie sind dann einem erhöhten Sturzrisiko mit negativen Folgen wie Prellungen, Wunden oder Knochenbrüchen ausgesetzt. Nach einem Sturz sind Menschen auch psychisch belastet. Meist haben gestürzte Menschen Angst vor einem erneuten Sturz. Unter Umständen können sie ihr Vertrauen in die eigene Mobilität verlieren und daraufhin ihre Bewegungsaktivitäten einschränken. Dies führt indirekt zu einem Verlust an Wohlbefinden und sozialer Teilhabe und damit zu einer Verminderung der Lebensqualität. Seite 1 von 5

Angestrebte Kompetenzen 1. Fachkompetenz Sie lernen das Sturzrisiko eines Patienten frühzeitig zu identifizieren (Risikofaktoren) und können ihn hinsichtlich bestehender Möglichkeiten zur Risikoverminderung beraten. 2. Selbstkompetenz Sie sind in der Lage durch die Durchführung einer Folgeeinschätzung Veränderungen im Sturzrisiko eines Menschen wahrzunehmen und einzuschätzen. 3. Sozialkompetenz Sie entwickeln ihre kommunikativen Strategien für eine vom Patienten ausgehende und an seiner Lebenswelt orientierte Beratung weiter. 4. Methodenkompetenz Sie integrieren die Benutzung eines entsprechenden Assessmentinstrumentes oder einer Checkliste in ihr Handlungskonzept und bilden einen Maßstab zur Bewertung von Ergebnissen und Beobachtungen bzw. Selbsteinschätzungen des Menschen aus. Seite 2 von 5

Teil A (Annäherung an die Thematik) Bitte erinnern Sie sich an einen Moment, in dem Sie versucht haben, sich ein Bild von der Problemsituation eines anderen Menschen zu machen und ihn bei der Lösung unterstützt haben (z.b. Gewichtszunahme, bauliche Probleme in der Wohnung, schlechte schulische Leistungen, Beziehungsprobleme, Berufswahl, technische Probleme am Auto, Finanzprobleme usw.). 1. Um welche Problemsituation handelte es sich? 2. Erklären Sie kurz, wie Sie zu einer eigenen Einschätzung der Problemsituation gelangt sind. 3. Inwieweit unterschied sich Ihre Einschätzung der Situation von der des betroffenen Menschen? 4. Nennen Sie einige Lösungsmöglichkeiten, welche der andere Mensch für sich gesehen hat und welche Lösungen hielten Sie für möglich? 5. Wie haben Sie den anderen Menschen dabei unterstützt, die für ihn am besten passende Lösung zu finden? 6. Erläutern Sie, wie Sie ihn bei der Umsetzung seiner Lösung unterstützt haben. 7. Wie haben Sie den Erfolg der durchgeführten Maßnahmen beobachtet und bewertet? Seite 3 von 5

Teil B (Praktische Durchführung) Bitte schätzen Sie bei einem von Ihnen betreuten Menschen das aktuell bestehende Sturzrisiko ein. Verwenden Sie dafür die vor Ort vorhandenen Assessmentinstrumente oder die Tabelle Sturzrisikofaktoren aus dem Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege. Besprechen Sie Ihr Ergebnis mit dem Menschen und entwickeln Sie gemeinsam mit ihm und möglicherweise anderen beteiligten Berufsgruppen einen individuellen Maßnahmenplan zur Reduzierung des Sturzrisikos. Beraten und unterstützen Sie den Menschen bei der Umsetzung der ausgewählten Maßnahmen, indem Sie z.b. entsprechende Hilfsmittel bereitstellen und zu deren Benutzung anleiten oder Maßnahmen zur Anpassung der Umgebung durchführen. Informieren Sie die anderen mit diesem Menschen arbeitenden Kollegen/innen über das Sturzrisiko und die eingeleiteten Maßnahmen. Sollte der von Ihnen betreute Mensch stürzen, dokumentieren Sie diesen Sturz (Sturzprotokoll) und führen Sie die Risikoeinschätzung erneut durch. Aktualisieren Sie gegebenenfalls den Maßnahmenplan. Führen Sie bei einem anderen zu pflegenden Menschen eine Aktualisierung der Einschätzung des Sturzrisikos durch, und passen Sie wenn notwendig den Maßnahmenplan an. Seite 4 von 5

Teil C (Reflexion) 1. Schildern Sie kurz, wie die Betreuung des Patienten verlaufen ist und was Sie erlebt haben. 2. Wie sind Sie vorgegangen, um die unterschiedlichen Risikofaktoren einzuschätzen? Beschreiben Sie kurz, was für Sie leicht und was Ihnen schwer gefallen ist. Inwieweit konnten Sie daraufhin das individuelle Sturzrisiko dieses Menschen beurteilen? 3. Wie verlief das Gespräch mit diesem Menschen über Ihre Einschätzung? Inwieweit waren Ihre Ergebnisse mit den Ansichten des Menschen übereinstimmend? 4. Wie haben Sie gemeinsam mit dem Menschen einen Maßnahmenplan entwickelt? 5. Gibt es Maßnahmen, die Sie gemeinsam mit dem Patienten ausgewählt haben? Wie haben Sie die Umsetzung unterstützt bzw. welche Maßnahmen haben Sie übernommen? 6. Sind möglicherweise Schwierigkeiten bei der Realisierung der Maßnahmen aufgetreten? 7. Von welchen Veränderungen hat Ihnen der betroffene Mensch berichtet? 8. In welcher Art und Weise haben Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen über das Sturzrisiko informiert bzw. wie haben Sie das ermittelte Sturzrisiko und den Maßnahmenplan dokumentiert? 9. Inwieweit halten Sie die vor Ort vorhandenen Assessmentinstrumente für ein geeignetes Instrument zur Einschätzung des Sturzrisikos? Welche Aspekte würden Sie verändern bzw. ergänzen? 10. Welche neuen Informationen haben Sie im Falle eines stattgefundenen Sturzes bei der Wiederholung der Risikoeinschätzung erhalten? Welche Gründe für den Sturz haben Sie ermittelt? Wie haben Sie den Maßnahmenplan angepasst? 11. Worauf werden Sie in Zukunft bei der Einschätzung des Sturzrisikos eines Menschen und der Erstellung eines Maßnahmenplans zur Risikoverminderung besonders achten? Schildern Sie kurz Ihre Vorgehensweise. Quellenangabe des Lernauftrages: Müller, K. (2008): In guten Händen. Gesundheits- und Krankenpflege. Lernaufgaben für die praktische Ausbildung. 1.Aufl.; Berlin: Cornelsen: 56-58. Seite 5 von 5