Das Gesundheits- und Pflegenetzwerk Plettenberg-Herscheid 22.09.2014 Anja Gieseking, Institut für Gerontologie an der TU Dortmund Zur neuen Rolle von Kommunen bei der Sicherstellung gesundheitlicher und pflegerischer Versorgung Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union gefördert.
Übersicht 1. Das Projekt StrateGIN 2. Theoretischer Hintergrund a) Die kommunale Daseinsvorsorge b) Die Sicherstellung der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung c) Veränderte Anforderungen d) Die Übernahme von neuen Aufgaben seitens der Kommunen 3. Das Gesundheits- und Pflegenetzwerk Plettenberg Herscheid a) Entstehung b) Ziele und Rahmenbedingungen der Runden Tische c) Vorgehensweise der Runden Tische d) Erste Ergebnisse e) Öffentlichkeitsarbeit f) Ausblick 4. Fazit Quellen 2
Das Projekt StrateGIN Projekt im Rahmen des BMBF-Förderschwerpunktes Innovationsfähigkeit im demografischen Wandel Verbundpartner: Sozialforschungsstelle Dortmund (sfs), Zentrale wissenschaftliche Einrichtung der TU Dortmund (Projektleitung) & Institut für Gerontologie an der TU Dortmund (IfG) In enger Kooperation mit der Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Südwestfalen e.v. Modellregion Südwestfalen: Zusammenschluss von 5 Kreisen zu einer Gesundheitsregion / 59 Städte und Gemeinden Ziel: Entwicklung einer abgestimmten Strategie zur Stabilisierung der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung in der Modellregion (Roadmap) Laufzeit: 01.01.2012-31.05.2015 3
Theoretischer Hintergrund Die kommunale Daseinsvorsorge Recht der Kommune alle Angelegenheiten ihrer örtlichen Gemeinschaft selbst zu regeln (vgl. 28 Abs. 2 GG) Gewährleistungs- und / oder Erbringungsverantwortung für die Versorgung mit bestimmten Gütern und Dienstleistungen 4
Theoretischer Hintergrund Die Sicherstellung der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung Ambulante medizinische Versorgung: Sicherstellung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen (vgl. 75 Abs. 1 SGB V) Erstellung eines Bedarfsplans durch die Kassenärztlichen Vereinigungen (vgl. 99 Abs. 1 SGB V) Seit 01.01.2012: Möglichkeit der Errichtung von Eigeneinrichtungen durch Kommunen (vgl. 105 Abs. 5 SGB V) 5
Theoretischer Hintergrund Die Sicherstellung der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung Stationäre medizinische Versorgung: Sicherstellung durch die Länder unter Einbindung der Kreise und kreisfreien Städte Betrieb von Krankenhäusern durch die Landkreise und kreisfreien Städte, wenn die Versorgung nicht von anderen Trägern sichergestellt wird Aufstellung von Krankenhausplänen und Investitionsprogrammen durch die Länder (vgl. 6 Abs. 1 KHG) 6
Theoretischer Hintergrund Die Sicherstellung der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung Pflegerische Versorgung: Sicherstellung durch die Pflegekassen (vgl. 69 SGB XI) Die Länder haben nach 9 SGB XI eine Letztverantwortung In NRW: Übertragung der Verantwortung an die Kreise und kreisfreien Städte (vgl. 2 Abs. 1 PfG NW) Nur wenn sich keine geeignete freigemeinnützigen oder privaten Träger finden, sollen Einrichtungen von öffentlichen Trägern betrieben werden (vgl. 2 Abs. 3 2 PfG NW) Insgesamt begrenzte Steuerungsmöglichkeiten in der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung seitens der Kommunen 7
Theoretischer Hintergrund Veränderte Anforderungen Dezentralisierungstrends Demografischer Wandel Stetiges Zusammenwachsen von Sozial- und Gesundheitspolitik Sich manifestierende Versorgungsdefizite 8
Theoretischer Hintergrund Die Übernahme von neuen Aufgaben seitens der Kommunen Kommunen nutzen Handlungsspielräume, z. B. Engagement zur Gewinnung von Ärzten/innen Errichtung von Eigeneinrichtungen Teilnahme an der integrierten Versorgung Vernetzung von Versorgungsbereichen Das vermehrte Nutzen von Handlungsspielräumen kann langfristig zu einem Wandel der kommunalen Rolle führen. 9
Das Gesundheits- und Pflegenetzwerk Plettenberg Herscheid Entstehung Entwicklung eines Risikoindexes im Projekt StrateGIN für die 59 Städte und Gemeinden in Südwestfalen Risikoindex Herscheid im Vergleich überdurchschnittlich stark erhöht Risikoindex Plettenberg im Vergleich durchschnittlich Aktivitäten des Märkischen Kreises (Ziel: älteren und pflegebedürftigen Menschen einen möglichst langen und selbstbestimmten Verbleib in der gewohnten Umgebung zu ermöglichen, exemplarischer Aufbau eines Gesundheits- und Pflegenetzwerks wurde schon länger angedacht) Bestehende Kooperationen zwischen Herscheid und Plettenberg Sehr engagierte Bürgermeister, die sich den Herausforderungen des demografischen Wandels sehr bewusst sind 10
Das Gesundheits- und Pflegenetzwerk Plettenberg Herscheid Entstehung Bildung einer Steuerungsgruppe im Frühjahr 2013 Auftaktveranstaltung am 02.10.13 mit sehr großer Resonanz (über 70 TN) Bildung von drei Runden Tischen RT 1: Zufrieden zu Hause! - Gegen Einsamkeit und Isolation im Alter RT 2: Begleiten beim Vergessen - Angebote zur Demenzversorgung RT 3 Brücken nach Hause - Schnittstellen zwischen stationärer und ambulanter Versorgung 11
Das Gesundheits- und Pflegenetzwerk Plettenberg Herscheid Ziele der Runden Tische Vernetzung örtlicher Anbieter und ehrenamtlicher Organisationen Plattform für Erfahrungsaustausch und das Lösen von Problemen Entwicklung passgenauer Angebote für den betroffenen Personenkreis Rahmenbedingungen Spielregeln Professionelle Moderation Ergebnisprotokoll Evaluation 12
Das Gesundheits- und Pflegenetzwerk Plettenberg Herscheid Vorgehensweise der Runden Tische Ist-Analyse Bedarfsanalyse Bearbeitung von Themenschwerpunkten in Unterarbeitsgruppen Entwicklung von abschließenden Handlungsempfehlungen 13
Das Gesundheits- und Pflegenetzwerk Plettenberg Herscheid Erste Ergebnisse Alle Runden Tische haben bislang 3-4 mal getagt Hohes Interesse und Engagement Evaluationen zeigen insgesamt eine hohe Zufriedenheit der Akteure, aber auch noch offene Erwartungen bezüglich der Umsetzung der Maßnahmen Beispielhafte Entwicklungen Entwicklung eines einheitlichen Medikationsplans für Patienten/innen Aufbau eines Hospitationssystems für Auszubildende und Beschäftigte die Entwicklung eines Modellprojekts zwischen einer Diabetologischen Schwerpunktpraxis, Hausärzten/innen und einem Pflegeheim Aufbau eines Demenznetzwerks Entwicklung eines Wegweisers 14
Das Gesundheits- und Pflegenetzwerk Plettenberg Herscheid Öffentlichkeitsarbeit Berichte über die Runden Tische bei einschlägigen Veranstaltungen Berichterstattung im WDR Hörfunk aus Siegen Entwicklung eines Logos Präsentation des Netzwerks auf dem Herscheider Seniorentag und dem Plettenberger Generationen- und Familientag Erstellung eines Wegweisers 15
Das Gesundheits- und Pflegenetzwerk Plettenberg Herscheid Ausblick Durchführung einer Interimsveranstaltung am 29. Oktober 2014 Rückzug des Projekts StrateGIN Weiterführung der Runden Tische in veränderter Form / Frequenz Umsetzung der Handlungsempfehlungen Übertragung des Modells auf andere Kommunen 16
Fazit Kommunen werden mit veränderten Anforderungen konfrontiert. Kommunen nutzen trotz begrenzter Steuerungsmöglichkeiten in der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung Handlungsspielräume um den veränderten Anforderungen zu begegnen. Dies kann langfristig zu einem Wandel der kommunalen Rolle führen. Das Gesundheits- und Pflegenetzwerk Plettenberg Herscheid ist ein Beispiel für ein innovatives Engagement von Kommunen. 17
Quellen Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung & Bundesinstitut für Bau-, Stadtund Raumforschung (Hrsg.). (2011). Regionalstrategie Daseinsvorsorge. Denkanstöße für die Praxis. Berlin: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Herdt, J. & Winkel, R. (2008): Sonderexpertise: Gesundheitsversorgung. MORO- Forschungsvorhaben: Sicherung der Daseinsvorsorge und Zentrale-Orte-Konzepte gesellschaftspolitische Ziele und räumliche Organisation in der Diskussion. Im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) und des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). Wiesbaden. Hess, Rainer (2013). Staatliche und verbandliche Ebenen bei der Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen. In E.-W. Luthe (Hrsg.). Kommunale Gesundheitslandschaften (S. 383-398). Wiesbaden: Springer. Luthe, E.-W. (2013a). Kommunale Gesundheitslandschaften. In E.-W. Luthe (Hrsg.). Kommunale Gesundheitslandschaften (S. 3-36). Wiesbaden: Springer. Luthe, E.-W. (2013b). Gesundheitliche Versorgung und kommunale Selbstverwaltungsgarantie. In E.-W. Luthe (Hrsg.). Kommunale Gesundheitslandschaften (S. 55-66). Wiesbaden: Springer. Naegele, G. (2010). Kommunen im demographischen Wandel. Thesen zu neuen An- und Herausforderungen für die lokale Alten- und Seniorenpolitik. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 2, 98-102. Wabnitz, R. J. (2013). Kommune und Krankenhauswesen zwischen staatlicher Steuerung, Kommunalisierung, Privatisierung und Fusion. In E.-W. Luthe (Hrsg.). Kommunale Gesundheitslandschaften (S. 337-350). Wiesbaden: Springer. 18
Vielen Dank! 19
Kontakt: Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.v. / Institut für Gerontologie an der TU Dortmund Anja Gieseking Evinger Platz 13 44339 Dortmund Tel: 0231 728 488-18 Fax: 0231 728 488 55 E-mail: anja.gieseking@tu-dortmund.de URL: http://www.ffg.uni-dortmund.de 20