Die Frischhalter oder: Schön (und) frisch! Kunststoffe sorgen für besonders funktionale und optisch ansprechende Verpackungen von Lebensmitteln Frisch sollten sie sein, appetitlich und gesund: Lebensmittel. Da in den Industrieländern aber nur die wenigsten ihre Nahrung selbst produzieren, sind die Menschen darauf angewiesen, Gemüse, Fleisch, Reis und Kartoffeln zu kaufen und zwar meistens im Supermarkt. Ein großer Teil dieser Waren ist mit Kunststoff verpackt, einen deutlich kleineren Anteil an Packmitteln machen Papier und Pappe aus, Glas und Metall bilden das Schlusslicht. Der Verpackungsmarkt ist für die BASF wichtig: 2,5 Milliarden Euro Umsatz machte die BASF 2008 mit der Branche, mehr als die Hälfte davon mit Kunststoffen, außerdem mit Additiven, Papierchemikalien und Pigmenten zum Bedrucken und Einfärben. Kosten sparen und die Umwelt schonen Mit einer Marktstudie hat die BASF die fünf wichtigsten Themen der Verpackungsbranche identifiziert: die Reduktion von Kosten, die Umweltverträglichkeit, das Verpackungsdesign zur Differenzierung vom Wettbewerb, der Schutz des Inhalts und die verbesserte Verbraucherfreundlichkeit. Die BASF hat der Branche für jedes dieser Themen etwas zu bieten, so Dr. Axel Grimm. Er ist zuständig für das BASF-interne Verpackungsnetzwerk, in dem knapp zwei Dutzend Experten verschiedener BASF- Unternehmensbereiche an gemeinsamen materialübergreifenden Lösungen für die Verpackungsindustrie arbeiten. Die Reduktion von überflüssiger Verpackung ist in den meisten Industriegesellschaften ein anerkanntes Ziel. Viele verknüpfen Umweltverträglichkeit hauptsächlich mit dem Begriff Bio. Den bisher noch eher kleinen, aber schnell wachsenden Markt für Biokunststoffe bedient die BASF vor allem mit zwei biologisch abbaubaren und kompostierbaren Materialien: mit dem Polyester Ecoflex und mit Ecovio, einem Compound aus Ecoflex und Polymilchsäure (PLA), die wiederum aus Mais gewonnen wird. Aus den beiden Kunststoffen wurden bisher vor allem Folien hergestellt, die ähnliche Eigenschaften wie Polyethylen (PE) haben: Sie sind reiß- und wasserfest, außerdem gut bedruckbar und auf herkömmlichen PE-Anlagen zu verarbeiten. Der Unterschied zu PE: Folien aus Ecoflex oder Ecovio werden von den Mikroben in Kompostieranlagen vollständig verdaut und damit biologisch abgebaut. Verwendet wurden solche Folien bisher zur Herstellung von kompostierbaren Einkaufstaschen oder Müllbeuteln, aber auch zum Verpacken von Obst oder Gemüse. Wir haben in den letzten Jahren unser Angebot an Biopolymeren stark erweitert. Zum Beispiel führen wir gerade die neuen Ecovio-FS-Typen im Markt ein, so Jürgen Keck, Leiter des globalen Geschäfts mit bioabbaubaren Kunststoffen. Die BASF-Entwickler haben Ecovio FS für zwei Anwendungen optimiert: für die Beschichtung zum Beispiel von Papier (Ecovio FS Paper) und für die Herstellung von Schrumpffolien (Ecovio FS Shrink Film) zum Umschrumpfen etwa von Flaschen in Sechserpackungen. Noch schneller bioabbaubar und mit mehr nachwachsenden Rohstoffen In den jüngsten Kompostierversuchen zeigte sich, dass die neuen FS-Typen noch schneller biologisch abbaubar sind als ihre Vorgänger, so Keck. Außerdem ist der Anteil an nachwachsenden Rohstoffen noch höher: Er liegt bei 66 Prozent (Ecovio FS Shrink Film) beziehungsweise bei 75 Prozent (Ecovio FS Paper). Ebenfalls neu ist der biologisch abbaubare Schaum Ecovio X Foam Packaging: Hieraus lassen sich zum Beispiel geschäumte und damit besonders leichte Lebensmittelschalen herstellen, erläutert Keck. Zu den ganz großen Kunststoffen auf dem Verpackungsmarkt gehört Polystyrol, das die BASF mittlerweile seit 80 Jahren herstellt. Für Polystyrol hat die BASF die weltweit größten Produktionskapazitäten, und unter den BASF- Kunststoffen macht der Klassiker den größten Umsatz. Polystyrol bietet häufig die Möglichkeit zur Reduktion von Kosten, vor allem wenn die Alternative PET heißt. Polystyrol hat eine geringere Dichte, und es lässt
sich häufig mit weniger Zeit- und Energieaufwand als PET verarbeiten. Der Kostenvorteil für Verarbeiter wird dann auch zu einem Vorteil für die Umwelt. Ein Beispiel hierfür ist die relativ neue Verwendung von Polystyrol für Halbliter-Flaschen zur Verpackung von Milchmixgetränken. Der Verpackungsklassiker Polystyrol sorgt für den richtigen Knacks Kunststoffverpackungen haben viele Vorteile gegenüber Alternativen aus Karton, Glas oder Metall. Das zeigt eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung von 2002. Untersucht wurde der deutsche Markt. Polystyrol wird seit Jahrzehnten für Verpackungen von Joghurt, Sahne, Buttermilch oder auch Portionsverpackungen von Kondensmilch oder Frischkäse eingesetzt. Nur wenn die einzelnen Portionen in Polystyrol verpackt sind, lassen sie sich mit dem bekannten Knacks leicht voneinander trennen, erklärt Produktmanager Hans-Dieter Schwaben. Aus dem Kunststoff werden außerdem durchsichtige Schalen für Obst kostengünstig hergestellt in einer Transparenz und Brillanz, die mit anderen Kunststoffen so kostengünstig nicht zu erreichen ist. Zunehmend populär sind seit einiger Zeit Trays, die aus leicht aufgeschäumten Polystyrol-Folien thermogeformt werden. Die besonders leichten Schalen werden verwendet für Obst und Gemüse, aber auch für frisches Fleisch. Schwaben: Der offenzellige Konsequenzen beim Verpacken ohne Kunststoff Angaben in Prozent Alternative Verpackungsmittel Kunststoffverpackungen Kosten beim Verpackungshersteller, weil weniger DSD- Gebühren anfallen. Die gleiche Rohstoffbasis wie Schlagfest-Polystyrol haben die Styrolbutadien-Block-Copolymere (SBS) Styrolux und Styroflex. Fertig angemachte Salate, frisches Obst und andere Waren aus der Feinkosttheke sollen bruchsicher, hygienisch und praktisch verpackt sein. Andererseits soll eine attraktive Verpackung die Konsumenten zum Kauf anregen. Schalen, Becher und Lunchboxen mit Filmscharnieren und Deckeln aus hochtransparentem Styrolux erfüllen diese Anforderungen und lassen sich außerdem besonders kostengünstig herstellen, so Produktmanager Daniel Wagner. Convenience und Differenzierung am Point of Sale sind hier die Stichworte. Faltenfrei umschrumpfen für geschwungene Formen Quelle: Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbh (GVM), 2004 Gesellschaft für umfassende Analysen (GUA), 2004 Verpackungsgewicht Herstellungskosten Müllsammelvolumen Herstellenergie Treibhausgasemissionen Beispiel Deutschland Schaum enthält Kapillaren, welche die aus dem Fleisch austretende Feuchtigkeit aufsaugen, aber nicht nach außen durchdringen lassen eine hygienische, optisch ansprechende und einfache Lösung. Das niedrige Gewicht solcher Trays senkt außerdem die Besonders viel Aufmerksamkeit im Verkaufsregal erregen ungewöhnliche Verpackungsformen, von denen gefertigt aus Kunststoff nahezu unendlich viele Varianten denkbar sind. Je unsymmetrischer und geschwungener die Form, desto schwieriger wird es allerdings, ein die gesamte Fläche bedeckendes Label für die Information der Konsumenten aufzubringen. Seit einiger Zeit verzeichnen deshalb die Schrumpffolien hohe Zuwachsraten eine Anwendung, für die es in der Styrolux-Familie speziell optimierte Typen gibt. Mit den daraus hergestellten Sleeves lässt sich fast jede Flaschenform umhüllen. Und zwar faltenfrei, betont Wagner den Vorteil von Styrolux gegenüber herkömmlichen PET-Schrumpffolien. Styrolux
glänzt aber nicht nur mit einem besonders guten Schrumpfverhalten, hoher Transparenz und guter Bedruckbarkeit: Seine im Vergleich zu PET geringere Dichte hilft den Verarbeitern, Kosten zu sparen. Verpacktes Frischfleisch bleibt appetitlich rot Folien mit einem Kern aus Ultramid sind nicht nur sehr robust, sie sorgen auch dafür, dass das Aroma von Lebensmitteln erhalten bleibt. Aus dem mit Styrolux verwandten Styroflex lassen sich besonders zähe, extrem elastische Folien mit hoher Durchstoßfestigkeit coextrudieren. Im Verbund mit EVA etwa wird mit solchen Folien unter anderem Frischfleisch verpackt. Dadurch, dass Styroflex Sauerstoff und andere Gase besonders gut passieren lässt, behält das Fleisch außerdem eine appetitlich rote Farbe. Wenn der Inhalt einer Verpackung besonders geschützt werden muss, empfiehlt sich Ultramid, das Polyamid der BASF. Muss eine Verpackung gleich ein ganzes Bündel an Forderungen erfüllen, reicht allerdings nicht ein Werkstoff allein. Dafür gibt es Folien, die aus mehreren Schichten aufgebaut sind, bei denen Ultramid eine Joghurtbecher werden schon seit Jahrzehnten aus Polystyrol gemacht.
Mit dem biobasierten und kompostierbaren Ecovio lassen sich Papierbecher laminieren und Flaschen für den Transport umschrumpfen. Der Klassiker Styropor wird in Argentinien zu hochwertigen Eisbechern verarbeitet. wichtige Rolle spielt, erläutert Rainer Hanelt, Produktmanager für Ultramid im Extrusionsbereich. Diese Multilayer-Folien bestehen meistens aus unterschiedlichen Lagen von preisgünstigen und feuchtedichten Polyolefinen sowie EVOH und Ultramid. Die Folien sind besonders durchstoßfest und transparent und chemikalien- und temperaturbeständig. Und sie haben außerdem eine besonders hohe Sauerstoffbarriere und lassen sich gut thermoformen. Diese Vorzüge machen sich die Verpacker von Wurst und Käse, von Fleisch und Schinken, von Fisch und Muscheln zunutze. Fast alles, was länger als etwa eine Woche frischgehalten werden muss, wird verpackt in Folien, die in unterschiedlicher Menge Polyamid enthalten, so Hanelt. Hightech-Folien mit einem Kern aus Polyamid Die Ultramidschicht in der Folie sorgt für die Berstdruckfestigkeit, damit zum Beispiel die Mozzarellapackung auf den Boden fallen kann, ohne zu platzen, oder die Durchstoßfestigkeit, damit die harte Kruste eines Brotes nicht die sie umgebende Folie beschädigt. Ultramid ist darüber hinaus für die Aromabarriere zuständig. Ätherische Verbindungen können Polyamid nicht passieren. Das Aroma bleibt also innen erhalten. Andererseits lässt es bestimmte Mengen an CO 2 passieren. Hanelt: Das ist zum Beispiel wichtig bei der Reifung von Käse in der Verpackung. Würde Kohlendioxid nicht entweichen, könnte der Käse nicht reifen, weil die Bakterien an dem selbstproduzierten Gas ersticken würden. Weil es den Inhalt optimal schützt, trägt Polyamid auch zum Umweltschutz bei. Wenn weniger Lebensmittel verderben, müssen weniger produziert werden, und das hilft der Umwelt mehr als alles andere. Denn die meiste Energie wird bei Anbau und Herstellung der Nahrungsmittel verbraucht und nur ein kleiner Teil bei der Produktion von deren Verpackung, so Pilar Hernandez-Schneider, eine der BASF-Experten für Kunststoffe und Sustainability. Eine anspruchsvolle Anwendung für Polyamid sind auch Wursthüllen: Viele Wurstsorten werden bei der Herstellung gekocht. Dabei dehnt sich das Eiweiß des Fleisches aus. Die Wursthülle darf dann nicht platzen. Andererseits verkleinern sich die Eiweißmoleküle beim Erkalten wieder und dann muss die Wurstpelle wieder mitschrumpfen, sonst bleiben hässliche Falten zurück. Ultramid hält das genauso gut aus wie Naturdarm. Wenn es draußen heiß ist, bleiben Styroporbecher innen eiskalt Auch Styropor ist ein Verpackungsklassiker. Zwar wird das expandierbare Polystyrol (EPS) außer im Bausektor vor allem zum Transportschutz von Elektrogeräten gebraucht. Es gibt aber auch Einsatzgebiete im Nahrungsmittelsektor: Coffee to go etwa wird in den USA oft aus Bechern getrunken, die aus EPS hergestellt sind. Allerdings soll Styropor weitaus häufiger Lebensmittel kühl halten statt heiß: ein Beispiel sind Kisten für frischen oder gefrorenen Fisch. In Argentinien wird auch Speiseeis in Styropor verpackt vor allem wenn es hochwertiges ist. Wenn wir mit Freunden oder der Familie feiern, gehört oft als Nachtisch Eis dazu. Das ordern wir per Telefon, und es wird uns dann frisch nach Hause gebracht. Dazu muss es natürlich sehr gut gegen Wärme geschützt verpackt werden, nämlich in Styroporbechern und -kübeln. Die werden auch von Eisdielen für das Eis zum Mitnehmen auf der Straße genutzt, berichtet Gustavo Fernandez, in Argentinien zuständig für das Styroporgeschäft. Zugelassen für den Kontakt mit Lebensmitteln Egal ob Styropor oder Ecovio, Ultramid oder Polystyrol: Alle BASF-Kunststoffe, welche die jeweiligen nationalen und internationalen lebensmittelrechtlichen Vorgaben erfüllen, sind für den Kontakt mit Lebensmitteln einsetzbar. Jenseits von Verpackungen haben lebensmittelrechtlich unbedenkliche Kunststoffe auch eine große Zahl von weiteren Anwendungen, die auf die eine oder andere Weise mit Nahrung in Kontakt kommen: seien es Polystyrol, Styrolux und Luran (SAN) für Kühlschränke, Luran S (ASA) oder Ultradur (PBT) und Ultraform (POM) für Küchengeräte oder Styropor für Kühltaschen. Übrigens: Trinkwasser zählt vor dem Gesetz nicht generell nur als Lebensmittel. Kunststoffe, die für den Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen sind, kommen aber teilweise mit Trinkwasser zum Beispiel in Leitungen in Berührung. In solchen Anwendungen müssen die Kunststoffe gesondert für den Kontakt mit Trinkwasser zugelassen werden. Aber das ist eine andere Geschichte.