Der Satz von Lusin. Markus Schuster Juni 2012 Universita t Ulm

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Transkript:

Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Universita t Ulm Maßtheorie Seminar 2012

Seite 2 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Inhaltsverzeichnis Motivation Definitionen Der Satz von Lusin Beweis Bemerkungen

Seite 3 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Motivation Stetige Funktionen sind Borel-messbar. Umkehrung gesucht.

Seite 4 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Einführendes Beispiel f (x) := f ist in keinem Punkt stetig. { 1, x Q [0, 1] 0, x (R\Q) [0, 1] Sei r n eine Abzählung von Q [0, 1]. U n := ( r n δ, r 2 n+2 n + δ ) 2 [0, 1] und sei δ > 0. n+2 K c := n=1 U n offen r n K c n N f K 0 f K ist stetig.

Seite 5 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Definition (Vollständiger Raum) Ein metrischer Raum Ω heißt vollständig, falls jede Cauchy-Folge von Punkten aus Ω in Ω konvergiert. Definition (Dichte Teilmenge) Sei M Ω. M liegt dicht in Ω, falls x Ω und ε > 0 y M sodass d(x, y) < ε. Definition (Seperabel) Ein metrischer Raum Ω heißt seperabel, wenn es eine abzählbare Teilmenge gibt, die dicht in Ω liegt.

Seite 6 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Definition (Vollständiger Raum) Ein metrischer Raum Ω heißt vollständig, falls jede Cauchy-Folge von Punkten aus Ω in Ω konvergiert. Definition (Dichte Teilmenge) Sei M Ω. M liegt dicht in Ω, falls x Ω und ε > 0 y M sodass d(x, y) < ε. Definition (Seperabel) Ein metrischer Raum Ω heißt seperabel, wenn es eine abzählbare Teilmenge gibt, die dicht in Ω liegt.

Seite 7 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Definition (Vollständiger Raum) Ein metrischer Raum Ω heißt vollständig, falls jede Cauchy-Folge von Punkten aus Ω in Ω konvergiert. Definition (Dichte Teilmenge) Sei M Ω. M liegt dicht in Ω, falls x Ω und ε > 0 y M sodass d(x, y) < ε. Definition (Seperabel) Ein metrischer Raum Ω heißt seperabel, wenn es eine abzählbare Teilmenge gibt, die dicht in Ω liegt.

Seite 8 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Definition (σ-endliches Maß) Ein Maß heißt σ-endlich, wenn es eine abzählbare Folge messbarer Mengen {A 1, A 2,...} gibt, mit µ(a k ) < und Ak = Ω. Definition (Polnischer Raum) Ein metrischer Raum heißt polnisch, wenn er seperabel und vollständig metrisierbar ist.

Seite 9 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Definition (σ-endliches Maß) Ein Maß heißt σ-endlich, wenn es eine abzählbare Folge messbarer Mengen {A 1, A 2,...} gibt, mit µ(a k ) < und Ak = Ω. Definition (Polnischer Raum) Ein metrischer Raum heißt polnisch, wenn er seperabel und vollständig metrisierbar ist.

Seite 10 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Definition (Von innen regulär) Ein Maß µ heißt von innen regulär, wenn A Σ gilt: µ(a) = sup{µ(k ) : K A, K kompakt}. Definition (Von außen regulär) Ein Maß µ heißt von außen regulär, wenn A Σ gilt: µ(a) = inf {µ(u) : U A, U offen}. Definition (Regulär) Ein Maß µ heißt regulär, falls es von innen und von außen regulär ist.

Seite 11 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Satz (Der Satz von Ulam) Jedes Borel-Maß auf einem polnischen Raum ist regulär.

Seite 12 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Satz (Der Satz von Lusin) Es seien X ein metrische-raum, Y sei ein vollständig seperabler metrischer Raum, µ sei ein σ-endliches reguläres Borel-Maß auf B(X) und f : X Y. Dann sind folgende Aussagen äquivalent: (a) Es gibt eine Borel-messbare Funktion g : X Y mit f = g µ-f.ü.. (b) Zu jedem offenen U X mit µ(u) < und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K U mit µ(u\k ) < δ, so dass f K stetig ist. (c) Zu jedem A B(X) mit µ(a) < und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K A mit µ(a\k ) < δ, so dass f K stetig ist. (d) Zu jeder kompakten Menge T X und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K T mit µ(t \K ) < δ, so dass f K stetig ist. (e) Es existiert ein Zerlegung von X in eine Folge (K n ) n N kompakter Mengen und in eine µ-nullmenge N B(X) derart, dass f Kn stetig n N

Seite 13 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Beweisschema: (a) (b) (c) (e) (a) (d)

Seite 14 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Satz (Der Satz von Lusin) Es seien X ein metrische-raum, Y sei ein vollständig seperabler metrischer Raum, µ sei ein σ-endliches reguläres Borel-Maß auf B(X) und f : X Y. Dann sind folgende Aussagen äquivalent: (a) Es gibt eine Borel-messbare Funktion g : X Y mit f = g µ-f.ü.. (b) Zu jedem offenen U X mit µ(u) < und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K U mit µ(u\k ) < δ, so dass f K stetig ist. (c) Zu jedem A B(X) mit µ(a) < und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K A mit µ(a\k ) < δ, so dass f K stetig ist. (d) Zu jeder kompakten Menge T X und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K T mit µ(t \K ) < δ, so dass f K stetig ist. (e) Es existiert ein Zerlegung von X in eine Folge (K n ) n N kompakter Mengen und in eine µ-nullmenge N B(X) derart, dass f Kn stetig n N

Seite 15 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Beweis. (a) (b): O.B.d.A. U = X, µ(x) <. Sei {(b n ) n N} eine abzählbare dichte Teilmenge von Y, Def. B n := {y Y d(y, b n ) < 1/n}. n N B n = Y Reg. n N ein K n K und V n O mit K n g 1 (B n ) V n und µ(v n \K n ) < δ 2 (n+1) V := n=1 (V n\k n ) offen mit µ(v ) < δ/2, und h := g V c ist stetig, da n N:

Seite 16 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 V n V c = K n V c g 1 (B n ) V c = h 1 (B n ) = g 1 (B n ) V c V n V c h 1 (B n ) = V n V c offen in V c h stetig. Es sei N B, so gewählt dass f N c = g N c und µ(n) = 0. inn.reg. K (V N) c = V c N c mit µ((v N c )\K ) < δ/2. Dann ist µ(k c ) = µ(x K c ) = µ(((v N)\K ) (V c N c K )) µ(v N) + µ((v N) c \K ) < δ, und f K = g K = h K stetig, da K V c.

Seite 17 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Satz (Der Satz von Lusin) Es seien X ein metrische-raum, Y sei ein vollständig seperabler metrischer Raum, µ sei ein σ-endliches reguläres Borel-Maß auf B(X) und f : X Y. Dann sind folgende Aussagen äquivalent: (a) Es gibt eine Borel-messbare Funktion g : X Y mit f = g µ-f.ü.. (b) Zu jedem offenen U X mit µ(u) < und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K U mit µ(u\k ) < δ, so dass f K stetig ist. (c) Zu jedem A B(X) mit µ(a) < und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K A mit µ(a\k ) < δ, so dass f K stetig ist. (d) Zu jeder kompakten Menge T X und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K T mit µ(t \K ) < δ, so dass f K stetig ist. (e) Es existiert ein Zerlegung von X in eine Folge (K n ) n N kompakter Mengen und in eine µ-nullmenge N B(X) derart, dass f Kn stetig n N

Seite 18 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 (b) (c): Sei A B(X) mit µ(a) <. U A offen und K A kompakt mit (b) L U kompakt mit µ(u\k ) < δ/2. µ(u\l) < δ/2, so dass f L stetig ist. Nun ist K L A kompakt mit und f K L ist stetig. µ(a\(k L)) µ(a\k ) + µ(a\l) < δ

Seite 19 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Satz (Der Satz von Lusin) Es seien X ein metrische-raum, Y sei ein vollständig seperabler metrischer Raum, µ sei ein σ-endliches reguläres Borel-Maß auf B(X) und f : X Y. Dann sind folgende Aussagen äquivalent: (a) Es gibt eine Borel-messbare Funktion g : X Y mit f = g µ-f.ü.. (b) Zu jedem offenen U X mit µ(u) < und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K U mit µ(u\k ) < δ, so dass f K stetig ist. (c) Zu jedem A B(X) mit µ(a) < und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K A mit µ(a\k ) < δ, so dass f K stetig ist. (d) Zu jeder kompakten Menge T X und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K T mit µ(t \K ) < δ, so dass f K stetig ist. (e) Es existiert ein Zerlegung von X in eine Folge (K n ) n N kompakter Mengen und in eine µ-nullmenge N B(X) derart, dass f Kn stetig n N

Seite 20 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 (c) (d): klar, da die kompakten Mengen B(X) erzeugen. (d) (c): Sei A B(X) mit µ(a) < und δ > 0 T A kompakt mit (d) wähle K T kompakt mit µ(a\t ) < δ/2. µ(t \K ) < δ/2 so dass f K stetig ist. Dann leistet K das Verlangte.

Seite 21 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Satz (Der Satz von Lusin) Es seien X ein metrische-raum, Y sei ein vollständig seperabler metrischer Raum, µ sei ein σ-endliches reguläres Borel-Maß auf B(X) und f : X Y. Dann sind folgende Aussagen äquivalent: (a) Es gibt eine Borel-messbare Funktion g : X Y mit f = g µ-f.ü.. (b) Zu jedem offenen U X mit µ(u) < und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K U mit µ(u\k ) < δ, so dass f K stetig ist. (c) Zu jedem A B(X) mit µ(a) < und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K A mit µ(a\k ) < δ, so dass f K stetig ist. (d) Zu jeder kompakten Menge T X und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K T mit µ(t \K ) < δ, so dass f K stetig ist. (e) Es existiert ein Zerlegung von X in eine Folge (K n ) n N kompakter Mengen und in eine µ-nullmenge N B(X) derart, dass f Kn stetig n N

Seite 22 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 (c) (e): Genügt Z, dass (K n ) n N X mit K i K j = i j (( n ) c ) µ K i < 1/n i=1 mit f Kn stetig n N. Dann ( ist ) c N := K i = i=1 i=1 K c i eine zu allen K n disjunkte Borelsche Menge mit µ(n) < 1/n n N also mit µ(n) = 0. Bew per vollständiger Induktion aus (c):

Seite 23 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Zunächst existiert eine kompakte Menge K 1 X mit µ(k c 1 ) < 1 und f K1 stetig. Seien K 1,..., K n bereits definiert, (c) K kompakt mit und f K stetig. µ( K c ) < 1 2(n + 1)

Seite 24 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Def. L := K 1... K n inn.reg. K n+1 K \L kompakt mit Wegen µ( K L c K c n+1 ) < 1 2(n + 1) µ((l K n+1 ) c ) = µ( K c L c K n+1 ) + µ( K L c K n+1 ) µ( K c ) + µ( K L c K n+1 ) < 1 n + 1 leistet K n+1 das Verlangte.

Seite 25 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Satz (Der Satz von Lusin) Es seien X ein metrische-raum, Y sei ein vollständig seperabler metrischer Raum, µ sei ein σ-endliches reguläres Borel-Maß auf B(X) und f : X Y. Dann sind folgende Aussagen äquivalent: (a) Es gibt eine Borel-messbare Funktion g : X Y mit f = g µ-f.ü.. (b) Zu jedem offenen U X mit µ(u) < und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K U mit µ(u\k ) < δ, so dass f K stetig ist. (c) Zu jedem A B(X) mit µ(a) < und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K A mit µ(a\k ) < δ, so dass f K stetig ist. (d) Zu jeder kompakten Menge T X und jedem δ > 0 gibt es eine kompakte Menge K T mit µ(t \K ) < δ, so dass f K stetig ist. (e) Es existiert ein Zerlegung von X in eine Folge (K n ) n N kompakter Mengen und in eine µ-nullmenge N B(X) derart, dass f Kn stetig n N

Seite 26 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 (e) (a): Seien X, K n n N gegeben nach (e) so dass X = N n=1 K n. Falls N = setze g := f, sonst wähle y 0 f (N) beliebig und setze { y0, x N g(x) := f (x), x X\N g : X Y und f = g µ-f.ü.. Z Z : g ist Borel-messbar. G offen in Y folgt: g 1 (G) = (g 1 (G) X) = (g 1 (G) N) = N 0 n=1 gn 1 (G) ((g 1 (G) K n )) n=1

Seite 27 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 mit N 0 := g 1 (G) N und g n := g Kn { N, falls y0 N N 0 = 0, falls y 0 / N 0 g n = g Kn = f Kn f K n stetig gn 1 (G) offen in K n n=1 g 1 n (G) offen g Borel-messbar.

Seite 28 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Definition (Radon-Maß) Ein von innen reguläres Borel-Maß nennt man ein Radon Maß. Definition (Moderates Maß) Ein Borel Maß heißt moderat, wenn Ω die Vereinigung einer Folge offenen Mengen endlichen Maßes ist.

Seite 29 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Definition (Radon-Maß) Ein von innen reguläres Borel-Maß nennt man ein Radon Maß. Definition (Moderates Maß) Ein Borel Maß heißt moderat, wenn Ω die Vereinigung einer Folge offenen Mengen endlichen Maßes ist.

Seite 30 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Bemerkungen Die Voraussetzungen für µ sind z.b. erfüllt, wenn: (i) X ein polnischer Raum ist und µ ein Borel-Maß (Satz von Ulam) (ii) µ ein moderates Radon-Maß ist

Seite 31 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Beweis von Bem (ii) Sei µ ein moderates Radon Maß, (G n ) n N offener Mengen mit n N = X. µ n := µ B(G n )(n N) ist regulär n N(ohne Beweis). Sei A B(X) und A n := A G n (n N). ε > 0 ein U n offen mit A n U n G n und µ(u n \A n ) = µ n (U n \A n ) < ε 2 n U := n N offen, U A, µ(u\a) < ε µ ist von außen regulär.

Seite 32 Der Satz von Lusin Markus Schuster 29-30 Juni 2012 Literatur Jürgen Elstrodt, Maß- und Integrationstheorie, fourth ed., Springer-Lehrbuch. [Springer Textbook], Springer-Verlag, Berlin, 2005, Grundwissen Mathematik. [Basic Knowledge in Mathematics]. Heinz Bauer, Maß- und Integrationstheorie, second ed., de Gruyter Lehrbuch. [de Gruyter Textbook], Walter de Gruyter & Co., Berlin, 1992.