Erfahrungsbericht Auslandsfamulatur Chulalongkorn Hospital Bangkok, Thailand September 2012 Vor der Abreise Die Famulatur in Thailand zu machen war eine recht spontane Entscheidung für mich, da ich erst durch die Restplätze - E- Mail von Fr. Hofer auf das ASEA- Uninet- Programm aufmerksam wurde. Warum nicht? habe ich mir überlegt und mich einfach beworben. Nach der Zusage lief alles Weitere völlig problemlos. Infomails was als Nächstes getan werden muss, Antworten auf sämtliche organisatorische Fragen, usw. - Fr. Hofer war immer da und eine große Hilfe. Weitere Kontaktpersonen während der Bewerbung war Dr. Unnop Jaisamrarn, den ich jedoch in Thailand nie kennengelernt habe. Dort war vielmehr Mrs. Ornpreeya für uns zuständig. Sie war sehr bemüht alles zu organisieren und neben ein paar Verständigungsproblemchen (Schriftliches Englisch und Englisch wirklich sprechen/ verstehen liegen z. T. weit auseinander!) lief auch mit ihr alles reibungslos. Flug: Meinen Flug habe ich über Airline- direkt gebucht und bin mit Singapore Airlines sehr zufrieden gewesen. Anfang April waren die Preise noch bei knapp 600 Euro, was aber danach schnell teurer geworden ist. Möglichst früh buchen ist also ratsam, oder aber wirklich erst 4-6Wochen vor Abflug, da die Preise am Ende wieder auf ca. 600 Euro zurück gingen. Visum: Ohne Visum ist man berechtigt sich 30 Tage in Thailand aufzuhalten. Ansonsten ist ein Touristenvisum für 60 Tage Aufenthalt für 30 Euro zu beantragen. Dieses sollte man unbedingt rechtzeitig beantragen, v.a. da das Thailändische Konsulat in Innsbruck nicht mehr existiert und die nächste Möglichkeit in Österreich in Wien ist oder, für die Deutschen unter uns, in Stuttgart (um einiges höflicher am Telefon!). Für den Antrag reicht auch die Bestätigung der Famulatur von Seiten der Med. Uni Innsbruck. Beziehungsweise am besten gibt man gar nicht an, zu Famulaturzwecken dorthin zu reisen. Denn für Praktikanten verlangt das Konsulat (egal ob bezahltes Praktikum oder nicht) noch mal 20 Euro mehr, da es sich dann um ein formal anderes Visum (eig. nur ein anderer Stempel) handelt. Und mit einem Touristenvisum hat man auch absolut keine Probleme.
Impfungen: Mit den europäischen Standard- Impfungen wie Typhus, Diphtherie, Tollwut, Hepatitis A+B und Tetanus sind keine zusätzlichen Impfungen nötig gewesen, solange man nicht mehr als 4 Wochen im Urwald fernab der Zivilisation reisen möchte. Eine Malaria Prophylaxe erhält man vor Ort genauso gut, falls sie benötigt wird, ich würde sie nicht vorab kaufen. Auch Mückenschutz in Form von Moskitonetzen und Sprays reichen für die meisten Orte in Thailand aus und sind dort auch überall gut und v.a. günstiger erhältlich. Famulatur: Krankenhaus allgemein: Das Gelände des Chulalongkorn Hospital ist riesengroß und scheinbar ständig under construction. Der Übersichtsplan sieht zwar ganz schick bunt aus, stiftet aber mehr Verwirrung als dass er Hilfe bietet. Leider konnten auch die meisten Thais dort den Plan nicht verstehen bzw. nachvollziehen. Deshalb war es für mich am Anfang schwierig, das International Dormitory zu finden. Mein Tipp: Mutig ins Gelände reinspazieren und nach dem einzigen blauen Gebäude Ausschau halten, so findet man es recht gut. Auch sonst waren die Gebäude ganz anders als erwartet, riesige Bauten mit unübersichtlichen Eingängen, durch mit Wellblech überdachten Gängen verbunden. Spätestens nach dem ersten Regen war dann klar warum. Praktikabilität siegt über das Erscheinungsbild. Nach wenigen Tagen fühlt man sich aber direkt heimisch und die Orientierung kehrt zurück. Ein bisschen habe ich mich dennoch wie in Pearl Harbour gefühlt, die alten Liegen und Rollstühle, Zimmer mit Balkontüren auf den Gang hinaus, streunende Hunde auf dem Gelände und kleine, wunderschöne Grünflächen dazwischen. Für alle Studenten herrscht eine strikte Kleidungsordnung, die auch von ausländischen Studenten erwartet wird. Jungs tragen schwarze Hosen und weiße Hemden, teilweise sogar Krawatten, Businessschuhe und einen weißen Mantel. Mädels in knielangen schwarzen Röcken, weißen Blusen (T- Shirts werden akzeptiert), Ballerinas und ebenso einen weißen Mantel dazu. Alle Arten von Turnschuhen oder Sneakers sind nicht erwünscht. Ich habe mich für zwei Wochen Gynäkologie und zwei Wochen Anästhesie beworben. Das würde ich auf jeden Fall so weiterempfehlen, da man einerseits einen breit gefächerten
Einblick bekommt, andererseits nach zwei Wochen alles Machbare erschöpft ist und so nie Langeweile aufkam. Gynäkologie: Die Abteilung war, wahrscheinlich aufgrund des großen Interesses von ausländischen Studenten, sehr gut organisiert und bemüht. Es gab ein kurzes Einführungsgespräch, einen eigenen Stundenplan für jeden Studenten und einen festen Ansprechpartner. Die meisten Ärzte sind sehr bemüht Dinge zu erklären, mit einem zu sprechen und ich durfte häufig Patienten untersuchen, war tageweise im OP, Kreissaal oder in der Fertilitätsklinik eingeteilt. Die Studenten sind insgesamt auch sehr freundlich, oft allerdings zu schüchtern mit ihrem schlechten Englisch mit anderen zu sprechen- einmal die Initiative ergreifen macht das Ganze um einiges angenehmer und entspannter. Anästhesie: Die Anästhesisten sprechen meiner Erfahrung nach das beste Englisch, wahrscheinlich weil sie auch mehr internationale Erfahrungen sammeln können. Auch hier durfte ich recht viele Maßnahmen selbst durchführen, begonnen beim legen eines i.v. Zugangs- immer mit Lokalanästhesie, LMA sowie endotrachealer Intubation und einen Tag auf der Akupunkturklinik. Meiner Erfahrung nach ist es auch für Chirurgie- Interessierte zu empfehlen auf die Anästhesie zu gehen, denn die meisten Famulanten durften auf der Chirurgie nicht viel außer zusehen. Und das kann man von der Anästhesie- Seite viel besser. Bei vier Wochen auf der Anästhesie wird man zwei Wochen auf allen Abteilungen eingeteilt und die anderen zwei Wochen auf Intensivstationen. Jedoch war auch in meinen zwei Wochen viel möglich und ich habe einen breitgefächerten Einblick bekommen. Einen Tag verbrachte ich in der Pain and Acupuncture - Klinik, für mich einer der spannendsten in dieser Zeit. Zusatzinfos: Bangkok: Eine riesengroße Stadt mit völlig unterschiedlichen Vierteln. Gratis Stadtpläne an Tourist Information geben einen guten Überblick und man muss einfach alles mal gesehen haben. Chinatown, Weekendmarkets (vor allem Chatuchak im Norden der Stadt), Floating
markets, Khaosan Road, Sukhumvit, Lumphini Park u.v.m.- alles total gegensätzlich und auf eigene Art aber überwältigend. Grundsätzlich ist mit Taxis alles gut zu erreichen (und für unsere Verhältnisse sehr günstig), dennoch ist eigentlich IMMER rushhour und man steht gefühlte Stunden im Stau. Im Osten der Stadt ist mit dem Skytrain und der MRT auch alles gut erschlossen und erreichbar, sowie im Westen über die Taxiboats (unbedingt mal fahren!). Busfahren in Bangkok ist auch ein Riesenspass, wenn man dann mal die Linie entdeckt hat, die einen ans Ziel bringt, gibt es keine fixen Zeiten, sondern man wartet einfach an der Haltestelle bis irgendwann die Linie 53 vorbeikommt, nachdem schon viermal die 104, die 6 und die 87 kamen. Aber, man kommt ans Ziel und für sagenhafte 6,5 Baht (ca. 17cent) ist es die Reise unter ausschließlich Thais auf jeden Fall wert. Essen sollte man auch einfach alles ausprobieren, Straßenessen ist einfach wunderbar und wahrscheinlich das sicherste was man abbekommen kann, denn man hat einen direkten Einblick in die Küche Für alle Tempelanlangen und vor allem für den Grand Palace herrscht ebenfalls eine strikte Kleiderordnung mit langärmligen Shirts, langen Hosen und geschlossenen Schuhen. Viele Eintritte für Sehenswürdigkeiten in Bangkok (wie z.b. der Grand Palace, die Schlangenfarm, das Forensic Museum,...) sind mit dem Studentenausweis, den man zu Beginn von Ornpreeya erhält günstiger, bzw. teilweise gratis. Reiseziele: Koh Phangan- eine traumhaft schöne Insel mit jeder Menge schöner Strände. Und lange nicht so massen- und sextouristisch wie Koh Samui oder Phuket. Es sei denn, man ist zur Full Moon Party dort- dann strömen die Massen auf die Insel, Unterkunftspreise steigen um das Doppelte und alle drehen durch Uns wurde empfohlen, Inseln an der Ostküste zu besuchen, da während der Regenzeit dort das Wetter länger gut ist. Wir hatten absolut perfektes Wetter, aber auch Koh Phi Phi und Krabi sind absolut empfehlenswerte Ziele. Für ein Wochenende kann man von Bangkok aus mit dem Bus gut nach Koh Samed fahren (3-4 Std Fahrt, 45min Fähre) und einfach mal abschalten von der großen stickigen Stadt. Oder auch einen Tag mit dem Zug nach Ayutthaya, dort ein Fahrrad für nicht mal 1 Euro/ Tag mieten und die Ruinen erkunden. Weitere sehr schöne und empfehlenswerte Ziele für Wochenenden sind der Erawan National Park und Koh Kret. Chiang Mai ist für ein Wochenende meiner Meinung nach zu kurz aber als weiteres Reiseziel ein absolutes Muss.
Buchungen für Unterkünfte während nicht im Voraus, alles lässt sich total locker und unkompliziert vor Ort finden und regeln. Von anderen Reisebekanntschaften habe ich nur mitbekommen, dass mit Vorbezahlungen oft höhere Kosten entstehen. Fazit: Auch wenn der fachliche Input um einiges geringer ausfiel als bei einer Famulatur in Österreich oder Deutschland waren es auf jeden Fall viele andere wichtige Erfahrung, die ich in diesen Wochen im Chulalongkorn Hospital sammeln konnte. Die mindestens genauso viel Wert sind und einem aufzeigen, wie wichtig manche Dinge sind und wie wenig selbstverständlich andere. Man hat sich durch das ASEA- Uninet Programm wirklich aufgehoben und versorgt gefühlt und ich bin sehr froh, die Chance gehabt zu haben, daran teilzunehmen. Ich würde auf jeden Fall jedem empfehlen, solch eine Erfahrung zu machen, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Natürlich war auch das Reisen, das sich damit verbunden hat, eine wundervolle Zeit und man entdeckt so viel Neues, die Andersartigkeit dieser Kultur ist erschlagend und begeisternd zugleich.