Instrumente zur Standortbestimmung einer guten, gesunden Schule

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Transkript:

Gerold Brägger und Norbert Posse Instrumente zur Standortbestimmung einer guten, gesunden Schule Quelle: Brägger, Gerold/Israel, Georg/Posse, Norbert (Red.): Bildung und Gesundheit. Argumente für gute und gesunde Schulen. Mit Beiträgen von H.-G. Rolff.; B. Sieland; K. Hurrelmann; B. Badura, G. Brägger, B. Bucher, N. Posse u.a. Bern 2008: h.e.p- Verlag IQES online I www.iqesonline.net 1

Inhalt Zusammenfassung...3 1 Planung und Vorbereitung einer Befragung...8 2 Durchführung der Befragung... 11 3 Auswertung der Fragebögen...12 4 Einsatz des Fragebogens zur Evaluation... 13 5 Ein Beispiel für die Arbeit mit Kollegien... 14 IQES online I www.iqesonline.net 2

Zusammenfassung Für jede Entwicklungsarbeit der Schule sind zwei Fragenkomplexe von grundsätzlicher Bedeutung. Der erste Fragenkomplex beschäftigt sich mit der Vision von Schule, also mit den Zielvorstellungen, die innerhalb des Systems selbst und für das System von außen als Anforderungen entwickelt wurden und werden. Wie sieht unsere eigene Vorstellung von unserer Schule aus, die unseren Zukunftserwartungen entspricht, die attraktiv ist und die unserer Meinung nach optimal hilft, unseren Bildungs - und Erziehungsauftrag unter den uns eigenen Rahmenbedingungen zu erreichen? Und welche Vorstellungen und Erwartungen haben Schülerinnen und Schüler, Eltern, weiterführende Schulen, Universitäten oder Ausbildungsbetriebe, welche Vorstellungen hat die Gesellschaft von einer guten Schule? Auf diese Fragen kann zum einen die Schule nur selbst ihre Antworten finden. Anregungen hierzu bieten die Erfahrungen und Erkenntnisse, die in den bisherigen Kapiteln, in den Hintergründen und in den Dimensionen dargelegt sind, insbesondere die acht Qualitätsdimensionen und vierzig Qualitätsbereiche, die wir im ersten Beitrag dieses Readers in den «Wegen zur guten, gesunden Schule» entwickelt haben. Der zweite Fragenkomplex, der beantwortet sein muss, wenn eine Schule ihre Entwicklung zielorientiert angeht, beschäftigt sich mit der Standortbestimmung der Schule : Wo in Bezug auf unsere Zielvorstellungen stehen wir zurzeit mit unserer Arbeit? Wie gut sind wir in unseren Kernaufgaben? Was von dem, was unsere Vorstellungen einer guten und gesunden Schule beschreibt, tun wir schon erfolgreich, wo haben wir noch Veränderungsbedarf? Es gibt natürlich eine zentrale weitere Frage, die sich stellt, wenn die beiden oben genannten Fragenbündel beantwortet sind, die Frage nach dem Weg : Wie kommen wir von dort, wo wir aktuell stehen, da hin, wo wir hinwollen? Auch diese Frage lässt sich nur schulspezifisch beantworten, eine umfangreiche Unterstützung mit vielen Konkretisierungen, Anregungsideen und Beispielen findet sich im Handbuch Instrumente für die Qualitätsentwicklung und Evaluation in Schulen ( Brägger / Posse 2007 ). IQES online I www.iqesonline.net 3

Die hier vorgeschlagenen Erhebungsinstrumente wurden aus den Qualitätsdimensionen und Qualitätsbereichen entwickelt, die bereits angesprochen wurden. Wir haben hier die Form von Fragebögen gewählt, Veränderungen und Anpassungen an die aktuellen Gegebenheiten sind aber jederzeit durch die Schule selbst möglich und in vielen Fällen sicher auch angebracht. Lebensraum Unterricht Lernen Schulklima Schulführung Personalentwicklung Qualitätsmanagement Wirkungen Gesundheitsstatus L + S Schulprogramm GF + Prävent. Selbstreguliertes gesundes Lernen Schulgemeinschaft Pädagogische Leadership Qualitätsziele Zielgerichtete Personalentwicklung Bildungsund Erziehungsauftrag Lernräume Kooperatives Lernen Unterrichtsgestaltung Feedbackkultur Kluge Aufgabenverteilung Weiterentwicklung von Kompetenzen Steuerung der Q-Prozesse Kompetenzen Lernen mit allen Sinnen Kooperation und Teamarbeit Tagesstrukturen Klassenführung Entscheidungsprozesse Ressourcenmanagement Individualfeedback Schul- und Laufbahnerfolg Individuelle Förderung Partizipation der Eltern u. SchülerInnen Erkennen Q-Defizite u. soziale Unterstützung Arbeitsbedingungen Bedürfnisorientierung Schulorganisation Schulentwicklung, Evaluation Zufriedenheit der Anspruchsberechtigten GF Kooperation mit externen Partnern GF Kurse und Programme Individuelle Betreuung GF Schulklima GF als Führungsaufgabe betriebliche Gesundheitsförderung QM der GF und Prävention Gesundheit und Wohlbefinden Aus diesem Qualitätstableau mit seiner Konkretisierung in den einzelnen Qualitätsbereichen lassen sich unmittelbar einige unterschiedliche Instrumente ableiten : 1. Ein komplettes Screening aller Dimensionen und Bereiche, welches in größeren Abständen ( ca. alle zwei bis drei Jahre ) eingesetzt werden sollte, um die Entwicklungen festhalten zu können. Inhalt : Hier sind alle acht Dimensionen mit ihren fünf Bereichen zur Einschätzung ihrer konkreten Realisierung in der Schule abgebildet. IQES online I www.iqesonline.net 4

Zielsetzung : Mit diesem Instrument 1 kann ein Überblick über die aktuelle Situation der gesamten Schule geschaffen werden, das Profil der Schule mit ihren Stärken und Schwächen wird deutlich, Entwicklungsbereiche und bei Wiederholungen des Screenings Entwicklungsfortschritte können identifiziert werden. Umfang und Teilnahme : Der Fragebogen besteht aus achtzig Items und sollte möglichst von allen Kolleginnen und Kollegen, evtl. auch von anderen Anspruchsgruppen ( Schülervertretern, Eltern, externen Partnern, ) beantwortet werden. Variation : Die Schule kann aus den ihr wichtigen Indikatoren ein eigenes Erhebungsinstrument erstellen. Hierbei sollten aber, um blinde Flecken zu vermeiden, alle acht Dimensionen abgebildet bleiben. Die Zahl der Items legt die Schule fest. Vorteil : Eine optimale Passung zur spezifischen Schulsituation. Nachteil : Keine Vergleichbarkeit zu anderen Schulen. 2. Ein gestufter Satz an Werkzeugen für eine schnelle Bestandsaufnahme und Eingrenzung der Arbeitsschwerpunkte und Entwicklungsbereiche, bestehend aus drei Stufen : Stufe 1 : «Handlungsbedarf» Inhalt : Dieser Fragebogen bildet die acht Dimensionen des Qualitätstableaus ab. Dabei kann die Antwortskala abhängig von der jeweiligen Fragestellung variiert werden. Zielsetzung : Mit diesem Instrument kann eine schnelle erste Orientierung geschaffen werden, welche Dimension(en) in einer genaueren Analyse weiter untersucht werden soll(en). Der Fragebogen dient vor allem in Anfangsphasen der Entwicklung als Entscheidungsgrundlage für weitere Eingrenzungsschritte. Weitreichende Entscheidungen sollten nicht ausschließlich auf der Grundlage dieses Instrumentes getroffen werden. Umfang und Teilnahme : Der Fragebogen besteht aus acht Items, die den Qualitätsdimensionen entsprechen. Er eignet sich vor allem zu einer Befragung der gesamten Lehrerschaft oder für einen moderierten Einstieg in einen Entwicklungsprozess und kann mit geänderter Antwortskala mehrfach eingesetzt werden. 1 Der eigentliche Fragebogen findet sich auf der CD-ROM, die diesem Buch beiliegt. IQES online I www.iqesonline.net 5

Stufe 2 : «Thematische Standortbestimmung» Inhalt : Für jede Dimension liegt ein Fragebogen vor, bei dem die Items durch die Formulierungen der Qualitätsmerkmale 2 in den einzelnen Bereichen gebildet werden. Somit variiert die Anzahl der Items in den einzelnen Dimensionen, abhängig vom Differenzierungsgrad der jeweiligen Dimension, von mindestens fünf bis zu siebzehn Qualitätsmerkmalen. Der Fragebogen wird mit den Antwortkategorien «Ist - Situation» und «Entwicklungsbedarf» vorgegeben. Zielsetzung : Nach der Entscheidung für eine Dimension sollen mit diesem Fragebogen der Qualitätsbereich und daraus das Qualitätsmerkmal bestimmt werden, das für eine Entwicklung der Schule von besonderer Bedeutung ist. Umfang und Teilnahme : Für die «Thematische Standortbestimmung» wird nur noch eine der acht Dimensionen durch den entsprechenden Fragebogen analysiert. Durch die zwei Antwortkategorien ergeben sich somit mindestens zehn Fragen ( Dimension 7 : Qualitätsmanagement ) und maximal 34 Fragen ( Dimension 2 : Unterricht ). Befragt werden sollten auf dieser Stufe alle Lehrpersonen, wenn möglich auch Eltern und Schüler( - vertretungen ). Stufe 3 : «Fokusevaluation» Inhalt : Für eine Detailanalyse der Ist - Situation des identifizierten Eingriffsbereichs entwickelt die Schule einen eigenen Fragebogen mit eigenen Indikatoren, oder sie greift auf die Indikatorenlisten zurück, die umfangreich und detailliert zu jedem der vierzig Qualitätsbereiche in den Instrumenten für die Qualitätsentwicklung und Evaluation in Schulen ( Brägger / Posse 2007, Band 2 ) zusammengetragen sind. Auch hier sind Skalenvariationen ( s. u. ) möglich, die somit den schulspezifischen Fragestellungen Rechnung tragen. Zielsetzung : Nach der Festlegung des ( ersten ) Entwicklungsschwerpunktes werden mit der Auswahl der Indikatoren und ihrer Einschätzung des Ist - Zustandes ( und gegebenenfalls auch weiterer Fragestellungen ) die Ausgangspositionen erfasst, die für die Steuerung des Entwicklungsprozesses unverzichtbar sind. 2 Die ausführliche Formulierung aller Dimensionen, Bereiche, Qualitätsmerkmale und Indikatoren finden sich in Brägger / Posse ( 2007 ), Band 2. IQES online I www.iqesonline.net 6

Umfang und Teilnahme : Die Schule legt die für sie relevanten In dikatoren für das von ihr bestimmte Qualitätsmerkmal fest. Sie kann sich hierbei an der Indikatorenliste aus dem Instrumente - Band ( Brägger / Posse 2007, Band 2 ) orientieren, sollte aber auf jeden Fall schulspezifische Präzisierungen vornehmen. Der Umfang der Indikatorenlisten variiert von Qualitätsmerkmal zu Qualitätsmerkmal. Der Fragebogen sollte aber nicht mehr als fünfzig Items enthalten. Die Gruppe der Personen, die befragt werden sollte, ist abhängig vom Inhalt des Entwicklungsbereiches : Unterrichtsklima bezieht selbstverständlich eine Befragung der Schüler mit ein, Kooperation mit externen Partnern entsprechende Zielgruppen. Weitere Instrumente, die die Qualitätsdimensionen, -bereiche und Indikatorenlisten ergänzen, finden sich auf der Schulqualitätsplattform www.iqesonline.net. Wir möchten Ihnen hier exemplarisch ein mögliches Vorgehen zur «Identifikation der Arbeitsbereiche» vorstellen, bei dem ein Teil der oben angesprochenen Werkzeuge eingesetzt wird. IQES online I www.iqesonline.net 7

1 Planung und Vorbereitung einer Befragung Die Planung und Vorbereitung einer Befragung ist abhängig von ihrer jeweiligen Zielsetzung : Ein komplettes Screening, welches in der Regel nur in der Anfangsphase einer Entwicklungsplanung oder als Instrument der Bestandsaufnahme und Vergewisserung in größeren Abständen durchgeführt wird, hat meist auch eine entsprechend lange Vorlaufzeit für Planung und Vorbereitung. Im Gegensatz dazu kann die Stufe 1 zur Feststellung des «Handlungsbedarfs» gegebenenfalls sogar spontan ohne Vorlauf eingesetzt werden. Bei allen Instrumenten sind folgende Schritte für das Gelingen der Befragung und damit für eine nützliche Informationsgewinnung sinnvoll : 1. Legen Sie in einem ersten Schritt fest, mit welcher Fragestellung Sie die Erhebung durchführen. Es sind grundsätzlich unterschiedliche Fragestellungen möglich, mit denen die Instrumente eingesetzt werden können. Für eine gute Entscheidungsvorbereitung kann es sinnvoll sein, mehrere Zielrichtungen abzufragen. So haben zum Beispiel Entwicklungsvorhaben in Dimensionen, die wichtig sind und in denen Veränderungen dringend nötig erscheinen, bei allen Beteiligten eine höhere Plausibilität und stoßen von daher auch auf weniger Widerstand. Aber notwendige Veränderungen werden nur zögernd umgesetzt, wenn niemand an einen Erfolg der Entwicklung glaubt. Welche der Zielsetzungen an Ihrer eigenen Schule allerdings die größte Bedeutung für Ihre Entwicklungsplanung hat, können nur Sie selbst entscheiden. Die jeweilige Zielsetzung definieren Sie durch die Skala, die Sie für die Befragung einsetzen : Handlungs -/ Entwicklungsbedarf : Mit dieser Zielrichtung erfragen Sie die subjektiv eingeschätzte Veränderungsnotwendigkeit der Items mit folgender Skala «Veränderung in diesem Bereich ist 1 = überhaupt nicht nötig 4 = dringend nötig». Wichtigkeit : Hiermit erfragen Sie die Bedeutung der Items für das pädagogische Handlungskonzept der Schule. Die Skala hierzu : «Der hier beschriebenen Aspekt ist für den Erfolg des Bildungs - und Erziehungsauftrages an unserer Schule 1 = überhaupt nicht wichtig 4 = sehr wichtig». IQES online I www.iqesonline.net 8

I s t - Z u s tand : Diese Fragerichtung dient der Bestandsaufnahme und wird in vielen Fällen mit der Frage nach dem Soll - Zustand verknüpft: «Der hier beschriebene Bereich ist meiner Meinung nach an unserer Schule 1 = überhaupt nicht entwickelt 4 = exzellent entwickelt». S oll - Z u s tand : Diese Skala fragt die Zielvorstellungen der Befragten ab. Um die Differenz der Antworten zur Bestandsaufnahme bestimmen zu können, wird hier die gleiche Skala angeboten : «Der hier beschriebene Bereich sollte meiner Meinung nach an unserer Schule 1 = genau so bleiben, wie er ist 4 = in einen exzellenten Zustand gebracht werden». Abhängig von den spezifischen Informationsbedürfnissen der Schule können Sie eigene Skalen zur Beantwortung der Items entwickeln. Wir bieten Ihnen hier zwei weitere Skalen als Beispiele an : Veränderungsengagement : «Meine Bereitschaft, in Bezug auf diese Dimension etwas zu investieren, ist 1 = überhaupt nicht vorhanden 4 = sehr hoch». Erfolgsaussichten : «Eine positive Entwicklung in der beschriebenen Dimension halte ich für 1 = überhaupt nicht realisierbar 4 = sehr leicht zu erreichen». 2. Bedenken Sie vor der Befragung, was Sie mit den Informationen machen, die Sie erhalten werden. Es ist insbesondere in Bezug auf mögliche «negative» Informationen wichtig zu wissen, wie man damit umgehen wird. 3. Legen Sie fest, wen Sie befragen : Eine Kurzbefragung zum «Handlungsbedarf» ist beispielsweise schnell durchgeführt. Sie können von daher auch überlegen, welche Mitglieder der Schule Sie befragen, um eine gute Entscheidungsgrundlage zu erhalten. Möglich sind sowohl Lehrer -, Eltern - und Schülerbefragungen, aber auch die Befragung ehemaliger Schüler und Eltern oder externer Partner kann für die Entscheidungsfindung hilfreich sein. Ein vollständiges Screening dauert länger, vor allem die Auswertung kann bei umfangreichen Datensätzen viel Zeit in Anspruch nehmen. Hier muss genau überlegt werden, welche Informationen von welchen Zielgruppen für die weitere Planung und Analyse der Entwicklungsschritte sinnvoll und notwendig sind. IQES online I www.iqesonline.net 9

4. Abhängig von der Zielsetzung und den Adressaten kann es bei einer Befragung ( oder auch nur bei einer Zielgruppe ) sinnvoll sein, auf die Anonymität der Antworten zu verzichten, um bei extremen Äußerungen zusätzliche Informationen zu erhalten. So beantworten Schüler und Eltern den ausgewählten Fragebogen anonym z.b. nur unter Angabe der Klassenstufe, die Lehrpersonen zeichnen den Fragebogen mit ihrem Namenskürzel ab. 5. Informieren Sie vor der Befragung Ihre Zielgruppe( n ) über Umfang, Zeitraum und vor allem über Sinn und Zweck der Befragung. IQES online I www.iqesonline.net 10

2 Durchführung der Befragung Die Durchführung der Befragung ist natürlich abhängig von der Fragestellung ( z.b. Anzahl der Skalen, die zum Einsatz kommen ) und der Zielgruppe oder den Zielgruppen. Für Totalerhebungen mit Gruppen außerhalb der Lehrerschaft ( z.b. Eltern, externen Partnern ) benötigen Sie in der Regel mehr Zeit als bei der Befragung von Kolleginnen und Kollegen oder von Schülerinnen und Schülern. In der Regel wird die Befragung als Fragebogenerhebung durchgeführt, bei der jeder «Meinungsträger», jede «Meinungsträgerin» einen Fragebogen erhält, den er oder sie anonym ausfüllt. Sollte die Beantwortung außerhalb der Schule erfolgen also nicht im Rahmen einer Dienstbesprechung oder Konferenz oder, bei Schülerinnen und Schülern, des Unterrichts, dann sollten hierfür mindestens eine bis maximal zwei Wochen Antwortzeit zur Verfügung gestellt werden. Drucken Sie ein Abgabedatum auf den Fragebogen, und geben Sie auch an, wo der Fragebogen abgegeben werden soll. IQES online I www.iqesonline.net 11

3 Auswertung der Fragebögen Die Auswertung ist abhängig davon, wie viele und welche Skala / Skalen Sie eingesetzt haben. Bei nur einer Skala liefert die Rangfolge der Mittelwerte aller Einschätzungen pro Dimension die Entscheidungsgrundlage. Bei zwei Skalen bietet es sich an, die gemittelten Ergebnisse für die einzelnen Dimensionen in einer Matrix darzustellen und dann zu interpretieren. Ausnahme hiervon sind die Fragen nach dem Ist - und Soll - Zustand, die als Profil beider Mittelwertreihen ausgewertet werden sollten. Hierbei liefert vor allem die Differenz zwischen beiden Einschätzungen wichtige Informationen über den Zustand der Schule. Diskutieren Sie die Ergebnisse in Ihrer Steuergruppe oder im Kollegium und treffen Sie auf dem Hintergrund dieser Informationen eine Entscheidung, in welcher Dimension Sie Ihre Entwicklungsplanung beginnen wollen. Um den Eingriffsspielraum weiter einzuengen und um den Veränderungsbedarf zu präzisieren, können Sie die Befragungen staffeln ( Stufe 1 : Handlungsbedarf, dann Stufe 2 : thematische Standortbestimmung ) oder bereits eine ausführlichere Identifikation der Arbeitsbereiche ( Stufe 3 ) durchführen, die sich spezifisch auf die von Ihnen ausgewählten Indikatoren bezieht. IQES online I www.iqesonline.net 12

4 Einsatz des Fragebogens zur Evaluation Die Fragebögen lassen sich vielfältig nutzen : für die Standortbestimmung der Schule, zur Evaluation von spezifischen Entwicklungsprojekten oder zur Dokumentation der Selbstevaluationsbemühungen. Für eine Kontrolle der Entwicklung bietet es sich an, das Screening in regelmäßigen Abständen vollständig ( evtl. mit einer ausgewählten Gruppe ) zu wiederholen. Bei der Einbindung der Schule in ein Gesundheitsnetzwerk können durch die Verwendung desselben Instrumentes solche Daten auch zusammengetragen und der Entwicklungsstand der Schule im Vergleich zu anderen Schulen abgebildet werden. Die Online-Plattform www.iqesonline.net bietet diesen Vergleich an, wenn Sie Ihre Befragung darüber durchführen. IQES online I www.iqesonline.net 13

5 Ein Beispiel für die Arbeit mit Kollegien Da wir davon ausgehen, dass Ihnen der Umgang mit Fragebögen in Durchführung und Auswertung weitgehend geläufig ist, stellen wir Ihnen im Folgenden zwei Varianten vor, in denen ebenfalls Fragebögen zum Einsatz kommen, die Arbeit damit aber etwas von der «Austeilen - Ausfüllen - Auswerten»- Konvention abweicht. Diese zwei Varianten einer individuellen Beantwortung eines Fragebogens setzen wir vor allem in der Arbeit mit Lehrerkollegien ein, wenn die Befragung wie in dem folgenden Beispiel als Start eines Entwicklungsprozesses im Rahmen einer pädagogischen Konferenz ( eines pädagogischen Ganztages ) durchgeführt wird. Die Feststellung des «Handlungsbedarfs» eignet sich auch als Grundlage für ein moderatives Verfahren bei kleinen bis mittelgroßen Gruppen ( bis ca. 25 Personen, in der folgenden Beschreibung gehen wir von einem Lehrerkollegium aus ) : Alle Lehrerinnen und Lehrer erhalten zu Beginn eine kurze Einführung in die Bedeutung der acht Dimensionen des Qualitätstableaus. Anschließend wird die Fragestellung visualisiert, z.b. «Wie viel Energie müssen wir als Schule meiner Meinung nach in die Entwicklung der Dimension X stecken?» oder «In welchem Ausmaß werde ich mich für die Entwicklung der Dimension X engagieren?». Um diese Frage zu beantworten, erhalten alle Personen einen längsgeteilten DIN - A4 - Bogen ( ca. 10 cm 30 cm ). Dieser Streifen stellt die 100 Prozent des möglichen Engagements dar. Jede Lehrperson teilt nach individueller Einschätzung den Streifen in maximal acht Teile und bezeichnet die Teilstücke mit der Nummer der entsprechenden Dimension, wobei die Länge der Teile ihr Veränderungsengagement in Bezug auf diese Dimension repräsentiert. Die Teilstücke werden eingesammelt und aneinandergereiht den acht Dimensionen zugeordnet. Die Länge der so entstandenen «Energie - Balken» sowie die Anzahl der Teilstücke dienen als Grundlage für die Entscheidung über das weitere Vorgehen ( s. Beispiel ). IQES online I www.iqesonline.net 14

Wie viel Energie müssen wir als Schule meiner Meinung nach in die Entwicklung der Dimension stecken? Dimension 1: Lebensraum 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Dimension 2: Unterricht 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 Dimension 3: Bildung/Lernen Dimension 4: Schulklima 3 4 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 Dimension 5: Schulleitung Dimension 6: Professionalität Dimension 7: Q-Management Dimension 8: Wirkungen 5 5 5 5 5 5 5 6 6 6 6 6 6 6 6 6 7 7 7 8 8 8 8 8 8 8 8 N = 24 So sind in diesem der Realität nachgebildeten Beispiel die Balken für die Dimensionen 2 und 3 fast gleich lang, für die Dimension 3 haben sich aber mehr Kolleginnen und Kollegen ausgesprochen. Allerdings findet sich in Dimension 2 eine 100 - Prozent - Karte. Diese Informationen werden in der folgenden Diskussion als Argumente für die Entscheidung genutzt. In diesem Fall hat sich die Schule für eine Weiterarbeit an der Dimension 4 «Schulkultur und Schulklima» entschieden. Dieses Vorgehen dauerte in der konkreten Beratungsarbeit mit 24 Kolleginnen und Kollegen von der Vorstellung der Dimensionen bis hin zur Entscheidung zur Weiterarbeit in der Dimension 4 etwa eine Stunde. Bei allen drei Stufen der Erfassung ( «Handlungsbedarf», «Thematische Standortbestimmung», «Fokusevaluation» ) ist es im Prinzip möglich, die Fragebögen nicht individuell, sondern gruppenweise bearbeiten zu lassen. Dieses Vorgehen eignet sich vor allem dann, wenn Eltern - oder Schülervertretungen im Rahmen einer gemeinsamen Tagung an den Entwicklungsschwerpunkten der Schule arbeiten. Genau so wurde in dem Beispiel weitergearbeitet. Basis hierzu war der Stufe - 2 - Fragebogen zur Dimension 4 ( s. unten ). IQES online I www.iqesonline.net 15

Nachdem die Fragestellungen ( Skalen ) und das Vorgehen präzisiert und visualisiert waren, wurden vier Zufallsgruppen gebildet, die den Auftrag hatten, sich in Bezug auf die einzelnen Aspekte in ihrer Antwort zu einigen. Die Ergebnisse dieser Gruppen wurden dann im Plenum zusammengetragen. In der ersten Abbildung sind die Einschätzungen der Qualitätsmerkmale durch jede der vier Gruppen mit unterschiedlichen Grautönen markiert. Da sich die Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Gruppen auf jeweils ein Ergebnis geeinigt hatten, bilden sich die Punktwolken bei den Schnittpunkten der Skalenabschnitte. Dimension 4: Schulkultur und Schulklima dringend notwendig 4 15 15 13 15 13 5 Entwicklungsarbeit 3 2 3 5 21 11 21 14 14 15 3 5 3 42 3 5 13 11 13 21 14 12 11 21 14 42 11 12 43 42 43 12 41 43 12 42 22 nicht nötig 41 22 22 41 43 22 41 1 1 2 3 4 nicht so wie beschrieben aktuelle Situation genau so wie beschrieben Um die Einschätzungen für das gesamte Kollegium deutlicher zu sehen, wurden die jeweils vier Werte gemittelt. Die folgende Abbildung zeigt diese Mittelwerte für alle Qualitätsmerkmale der Dimension 4. Für das Merkmal 4-1.5 ( Zusammenleben ), welches die höchste Veränderungsbedeutung für dieses Kollegium hat, wurden zur Verdeutlichung in der Abbildung die vier Gruppenwerte beibehalten und miteinander verbunden. IQES online I www.iqesonline.net 16

Dimension 4: Schulkultur und Schulklima dringend notwendig 4 15 15 15 15 Entwicklungsarbeit 3 2 15 3 5 21 11 14 42 12 43 nicht nötig 1 22 1 2 3 4 nicht so wie beschrieben aktuelle Situation 41 genau so wie beschrieben Die Ergebnisse dieser Einschätzung führte die Schule zu der Entscheidung, sich in ihrem ersten Entwicklungsschritt mit den Aspekten der guten und gesunden Schule auseinanderzusetzen, die im Qualitätsbereich 4.1 ( Stärkende Schulgemeinschaft ) mit dem Qualitätsmerkmal «Lebendige Vielfalt und Integration in multikulturellen Schulen Zusammenleben» beschrieben ist. 3 Dieser Prozess dauerte einschließlich der Gruppenarbeit von 90 Minuten mit Vorbereitung und Auswertung 2,5 Stunden. 3 Zusammenleben : Alle Angehörigen der Schule pflegen eine Kultur des Respekts. Ein Kodex formuliert Regeln des gleichberechtigten Zusammenlebens, die negative Diskriminierungen jeder Art ausschließen und ahnden. Lernen in heterogenen Gruppen und die Pflege schulinterner Beziehungen vermindern Vorurteile und Konflikte. Interkulturalität als gelebtes Prinzip trägt dazu bei, einen positiven Umgang mit der sozialen, sprachlichen und religiösen Vielfalt zu finden. IQES online I www.iqesonline.net 17

Der abschließende Schritt dieser Schule bestand darin, für diesen Entwicklungsbereich eine umfangreiche Ist - und Soll - Analyse zu starten. Hierzu wurde in der folgenden Mittagspause die Liste mit den Indikatoren kopiert, die in dem bereits mehrfach erwähnten Instrumente - Band ( Brägger/Posse 2007, Band 2 ) zu diesem Qualitätsmerkmal formuliert sind. Diese Liste wurde nach der Pause den Gruppen mit dem Auftrag vorgelegt, die Indikatoren für ihren eigenen Entwicklungsprozess zu gewichten, gegebenenfalls für die konkrete Schulsituation zu präzisieren und durch eigene Qualitätsziele zu ergänzen. Schlüsselindikatoren zum Qualitätsmerkmal «Zusammenleben» Prüfen Sie die folgenden Indikatoren für das Qualitätsmerkmal, auf das wir uns im Kollegium als Fokus der ersten Entwicklungsbemühungen geeinigt haben : Gewichten Sie die Indikatoren hinsichtlich ihrer Bedeutung für unsere Schule : Wie wichtig ist die im Indikator beschriebene Situation (1 = unwichtig... 4 = sehr wichtig)? Präzisieren Sie die Indikatoren hinsichtlich ihrer Passung für unsere Schule : Wie muss der Indikator formuliert sein, damit er die Situation an unserer Schule genau beschreibt? Ergänzen Sie die Indikatoren: Welcher Indikator fehlt, der für unsere konkrete Situation das angestrebte Entwicklungsziel optimal beschreibt? IQES online I www.iqesonline.net 18

Professionelles Handeln der Schulleitung und der Lehrpersonen 1 2 3 4 Toleranz und Wertschätzung Nutzen Wissen und Aufmerksamkeit Zusammenleben eigene Qualitätsziele : eigene Qualitätsziele : eigene Qualitätsziele : Lehrerinnen und Lehrer sind über die unterschiedlichen Kulturen ( Feste, Riten usw. ) der Kinder ihrer Klassen informiert. Die Unterschiedlichkeit der Kulturen wird ebenso wie das Verbindende gepflegt, indem kulturelle Anlässe genutzt werden, um aufzuklären und zu informieren. Die Lehrpersonen achten darauf, ob alle Schüler und Schülerinnen gesund ernährt in die Schule kommen. Wo nötig, trägt die Schule durch Information der Eltern oder durch schulinterne Verpflegungsangebote zur Verbesserung der Ernährung bei. Lehrerinnen und Lehrer sind in ihrem Umgang mit den unterschiedlichen Kulturen, die in ihrer Klasse vertreten sind, in Bezug auf Toleranz und Wertschätzung vorbildlich. Lehrerinnen und Lehrer kennen und nutzen die Stärken der Kinder aus unterschiedlichen Kulturen ( z.b. die Fähigkeit, fremde Sprachen zu sprechen, kulturelles Wissen usw. ) Diskriminierendes oder ausgrenzendes Verhalten wird von den Lehrpersonen nicht geduldet. Demokratisches Verhalten wird regelmäßig geübt. Lehrpersonen, Schüler und Schülerinnen verfügen über institutionalisierte Foren zur demokratischen Gestaltung der Schule. Lehrpersonen, Schüler und Schülerinnen kennen Verfahren zur Konfliktlösung und Gewaltverminderung und wenden diese an. Lehrpersonen, Schüler und Schülerinnen sind sensibilisiert auf klischeehafte Zuschreibungen und Vorurteile ( negativer oder idealisierender Art ). Sie arbeiten an der Verminderung ihrer Vorurteile. IQES online I www.iqesonline.net 19

Schule 1 2 3 4 Projekte Förderung Zusammenleben Qualitätsziele der Schule : Qualitätsziele der Schule : Qualitätsziele der Schule : Kulturelle Festlichkeiten werden im Klassenrahmen, als Jahrgangsfest oder als Schulfest durchgeführt. Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund werden systematisch im Bereich Deutsch als Zweitsprache gefördert. Alle Schüler und Eltern sind, ungeachtet ihres kulturellen Hintergrunds, dem Leitbild der Schule verpflichtet. Ein Schulkodex regelt das gleichberechtigte respektvolle Zusammenleben. Alle Schüler und Schülerinnen haben unbesehen ihrer Herkunft und Gruppenzugehörigkeit oder ihres Glaubens gleiche Rechte und Pflichten. Ausnahmen zum Schutz der Glaubens - und Gewissensfreiheit orientieren sich an den gesetzlichen Vorgaben ; sie sind klar geregelt und allen bekannt. Die Schule fördert das Zusammenleben, indem sie etwa durch Lernen in gemischten Gruppen die persönlichen Beziehungen und die Vernetzung an der Schule unterstützt. Interkulturalität ist als Prinzip im Unterricht präsent und widerspiegelt die vielfältige Zusammensetzung der Schülerschaft nach Herkunft, Sprachen und Religionen. Die Schule strebt bezüglich Lernerfolg und Zusammenleben ein attraktives Profil an, das sie auch der Öffentlichkeit kommuniziert. Die Gruppen berichteten ihre Diskussionsergebnisse im Plenum, wobei deutlich wurde, dass durch die intensive Beschäftigung mit dem Veränderungsziel bereits eine Reihe spontaner Projektideen entstanden, die in einem Themenspeicher festgehalten wurden. Die gewichteten und ergänzten Indikatorenlisten wurden der Steuergruppe übergeben, die daraus einen Fragebogen zur Ist - Analyse mit insgesamt fünfzehn Items zusammenstellte, der in den folgenden zwei Wochen von allen Lehrerinnen und Lehrern sowie von den Eltern - und Schülervertretern bearbeitet wurde. IQES online I www.iqesonline.net 20