Gesamtevaluation der ehe- und familienbezogenen Maßnahmen und Leistungen in Deutschland. Das Projekt und seine Ergebnisse



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Transkript:

Gesamtevaluation der ehe- und familienbezogenen Maßnahmen und Leistungen in Deutschland Das Projekt und seine Ergebnisse Berlin, 27. August 2014

2 Wirkungsvolle Politik l braucht klare Zielkoordinaten l braucht Wissensfundierung und Evaluation l muss Effekte und Effizienzen ihrer Leistungen kennen l braucht Klarheit über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge l braucht eine langfristige Perspektive l Wirkungsvolle Familienpolitik braucht Erkenntnisse über Wirkungszusammenhänge und subjektive Einstellungen

3 Ziele der Familienpolitik als Maßstab der Gesamtevaluation 1. Wirtschaftliche Stabilität von Familien Meinungsbild Bevölkerung: Leistungen werden stark wertgeschätzt; Notwendigkeit der Unterstützung bedürftiger Gruppen wird sensibel wahrgenommen und erwartet (insb. Alleinerziehende, Geringverdienende) Indikatoren: Haushaltseinkommen, Armutsrisikoquote, Transferbezug 2. Vereinbarkeit von Familie und Beruf Meinungsbild Bevölkerung: Für rund 74 Prozent der Gesamtbevölkerung und 81 Prozent der Eltern zählt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu den wichtigsten politischen Aufgaben Indikatoren: Müttererwerbstätigkeit, Vätererwerbstätigkeit, Zeitverwendung für Familie 3. Wohlergehen und gute Entwicklung von Kindern Meinungsbild Bevölkerung: Gute Förderung für alle Kinder gewünscht, es werden jedoch unterschiedliche Wege gesehen 4. Erfüllung von Kinderwünschen Meinungsbild Bevölkerung: Ideal der Zwei-Kind-Familie, Kinderwünsche liegen stabil darüber Indikatoren: Bildungserfolge, altersspezifische entwicklungspsychologische Indikatoren Indikatoren: Zusammengefasste bzw. kohortenspezifische Geburtenziffer

4 Untersuchte Leistungen im Wert von 153,4 Mrd. Euro, 2010 [Stand 2012] Kindergeld und Kinderfreibeträge Ehegattensplitting Subventionierung der Kinderbetreuung Beitragsfreie Mitversicherung von Ehepartnern in der Gesetzlichen Krankenversicherung Elterngeld SGB-II-Leistungen für Kinder Unterhaltsvorschuss für Alleinerziehende Erhöhtes Wohngeld für Geringverdiener mit Kindern Erhöhtes Arbeitslosengeld I für Arbeitslose mit Kindern Steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten Entlastungsbetrag für Alleinerziehende Kinderzuschlag Ermäßigter Beitragssatz in der Sozialen Pflegeversicherung Leistungen der Alterssicherung (Hinterbliebenenversorgung, Kindererziehungszeiten, Höherbewertung und Nachteilsausgleich für Mehrkindererziehung in der Kinderberücksichtigungszeit, Kinderzulage in der Riester- Rente). 41,2 Mrd. [41,2 Mrd.] 19,8 Mrd. [20,4 Mrd.] 16,2 Mrd. [18,9 Mrd.] 12,6 Mrd. [10,0 Mrd.] 4,6 Mrd. [4,8 Mrd.] 3,9 Mrd. [3,7 Mrd.] 0,9 Mrd. [0,9 Mrd.] 0,9 Mrd. [0,7 Mrd.] 0,7 Mrd. [0,5 Mrd. ] 0,6 Mrd. [0,5 Mrd.] 0,4 Mrd. [0,4 Mrd.] 0,4 Mrd. [0,4 Mrd.] keine Angabe 51,3 Mrd. [51,7 Mrd.]

Module Zentrale Leistungen Wie wirken zentrale Leistungen auf wirtsch. Stabilität und Vereinbarkeit? Kindergeld Wie wirkt das Kindergeld (KFB) auf wirtsch. Stabilität, Vereinbarkeit und Geburtsverhalten? Zentrale Leistungen im Lebensverlauf Wie wirken zentrale Leistungen auf wirtsch. Stabilität und Vereinbarkeit im Lebensverlauf? Kinderbetreuung Wie wirkt die öff. geförderte Kinderbetreuung auf wirtsch. Stabilität, Vereinbarkeit und Geburtsverhalten? Ökonomische Module Familien in der Alterssicherung Wie wirken Leistungen der Alterssicherung im Lebensverlauf auf wirtsch. Stabilität? Förderung und Wohlergehen von Kindern Wie wirken zentrale Leistungen auf das Betreuungsarrangement und darüber auf Förderung und Wohlergehen von Kindern? Geburtenrate / Erfüllung von Kinderwünschen Wie wirken zentrale Leistungen auf die Erfüllung von Kinderwünschen? Wohlergehen von Kindern Wir wirken zentrale Leistungen direkt auf das Wohlergehen von Kindern? Rechtliche Schnittstellen Welche Schnittstellen bestehen zwischen Sozial-, Steuer- und Unterhaltsrecht in Bezug auf Familien? Familien in Deutschland (FID) Systematische Datenerhebung über Familien durch Erweiterung des SOEP Akzeptanzanalysen I Welche Leistungen sind in der Bevölkerung bekannt, wie werden sie bewertet und angenommen? Akzeptanzanalyse II Welche Einstellungen bestehen zur Kinderbetreuung und welche Alterssicherungsstrategien verfolgen Familien? Sozialwissenschaftliche Module 5

Ergebnisse 6

7 Wirtschaftliche Stabilität - generelle Erkenntnisse Die Erwerbstätigkeit beider Elternteile ist der beste Schutz vor Armutsrisiken. Eine gleichmäßige Aufteilung der Familien- und der Erwerbsarbeit zwischen den Partnern fördert die kurz- und langfristige wirtschaftliche Stabilität der Familie. Familienleistungen unterstützen Eltern darin, die Kosten zu tragen, die ihnen durch Kinder entstehen. Die Leistungen bewirken einen Ausgleich gegenüber Kinderlosen. Die Familienleistungen ermöglichen vielen Familien, unabhängig vom SGB II zu leben. Kurzfristig erhöhen alle betrachteten Leistungen das Einkommen der Empfängerhaushalte. Langfristig führen vor allem die beitragsfreie Mitversicherung und das Ehegattensplitting zu Einkommensminderungen, da sie starke negative Erwerbsanreize für Mütter setzen. Leistungen mit einem großen Empfängerkreis und hohen Zahlbeträgen entfalten große Wirkungen; kleinere, auf einen spezifischen Empfängerkreis ausgerichtete Leistungen wirken im Verhältnis zu ihren Kosten sehr effizient.

8 Wirtschaftliche Stabilität Erkenntnisse im Einzelnen l Das Kindergeld führt dazu, dass 1,26 Mio. Familien unabhängig vom SGB II bleiben. l Die Kinderbetreuung verringert das Armutsrisiko aller Familien mit Kindern bis 12 Jahren deutlich um rund 7 Prozentpunkte. l Der Kinderzuschlag führt dazu, dass rund 110.000 Familien unabhängig vom SGB II leben. Eine Optimierung an der oberen Einkommensgrenze des Kinderzuschlags ist notwendig. l Das Elterngeld reduziert das Armutsrisiko von jungen Familien um rund 10 Prozentpunkte im ersten Lebensjahr und vermeidet für rund 95.000 Familien den SGB-II-Bezug. l Der Unterhaltsvorschuss bewahrt Alleinerziehende vor dem Bezug von SGB II-Leistungen und senkt deren Armutsrisiko. l Die Familienleistungen in der Alterssicherung führen zu deutlichen Verbesserungen der Renteneinkommen der Mütter; ohne die Kinderzulage bei der Riester-Rente würden deutlich weniger Riesterverträge abgeschlossen.

9 Vereinbarkeit - generelle Erkenntnisse Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die zentrale Frage für Eltern und noch kinderlose Paare: Männer und Frauen wünschen sich stärkere Teilhabe an beiden Lebensbereichen. Väter wollen mehr Zeit in ihrer Familie verbringen. Mütter nehmen seit 2007 stärker am Erwerbsleben teil und wollen häufig in größerem Umfang erwerbstätig sein. Elternpaare wollen Aufgaben gleichberechtigt aufteilen. Für Zweitverdiener (in der Regel Frauen) bestehen in Deutschland negative Arbeitsanreize: Das Ehegattensplitting führt zu geringen Erwerbsanreizen für Zweitverdiener. Bei der beitragsfreien Mitversicherung lohnt sich eine Ausweitung der Erwerbstätigkeit an der Grenze der geringfügigen Beschäftigung (Minijob) nicht. Gleiches gilt für den Kinderzuschlag an der Höchsteinkommensgrenze. Bei Alleinerziehenden zeigen die untersuchten Leistungen keine negativen Arbeitsanreize. Bei Vollzeiterwerbstätigkeit der Mütter nehmen sich Väter mehr Zeit für die Kinderbetreuung.

10 Vereinbarkeit Erkenntnisse im Einzelnen l Kinderbetreuung trägt am stärksten zur Vereinbarkeit bei: Über 100.000 Mütter mit Kindern zwischen 1 und 3 Jahren wären ohne die Leistung nicht erwerbstätig. l Auch die steuerliche Absetzbarkeit der Kinderbetreuung fördert die mütterliche Erwerbstätigkeit. Ohne die Leistung würde sich die Müttererwerbstätigkeit um rund 11.000 Vollzeitäquivalente verringern. l Kindergeld hat geringe Effekte auf das Arbeitsangebot, vor allem Alleinerziehende weiten aber ihre Erwerbstätigkeit aus, um mit dem Kindergeld unabhängig von der Grundsicherung zu sein. l Das Elterngeld mit den Partnermonaten führt zu höherer Väterbeteiligung bei der Kinderbetreuung und einem früheren beruflichen Wiedereinstieg von Müttern. l Ehegattensplitting und beitragsfreie Mitversicherung reduzieren das Arbeitsangebot von Müttern stark um 161.000 bzw. 67.000 Vollzeitäquivalente. l Die Leistungen der Alterssicherung und Hinterbliebenenversorgung haben kaum Einfluss auf die gegenwärtigen Erwerbsentscheidungen von Müttern.

11 Wohlergehen von Kindern - generelle Erkenntnisse Das Wohlergehen von Kindern kann durch ehe- und familienbezogene Leistungen indirekt beeinflusst werden. Einen direkten Einfluss auf das Wohlergehen haben der Gesundheitszustand von Kindern sowie die frühe Nutzung formaler Kinderbetreuung. Familiäre Faktoren wie das Bildungsniveau der Eltern, die Wohnsituation oder die Lebenszufriedenheit der Eltern haben großen Einfluss auf das Wohlergehen der Kinder. Die Familienkonstellation (Alleinerziehend/Paarfamilie) oder ein Migrationshintergrund haben nur in wenigen Altersgruppen geringe Effekte auf das Wohlergehen von Kindern. Ökonomische Belastungen in der Familie wirken sich negativ auf das kindliche Wohlergehen aus. Dies sind zum Beispiel die Arbeitslosigkeit der Eltern, eine Armutsgefährdung der Familie oder Sorgen um die ökonomische Situation. Diese negativen Effekte auf das Wohlergehen der Kinder können vermindert oder ganz vermieden werden, wenn die Kinder Kinderbetreuung nutzen oder von ihren Eltern gezielt gefördert werden.

12 Wohlergehen von Kindern Erkenntnisse im Einzelnen l Die Nutzung von Kinderbetreuung fördert kurz-, mittel- und langfristig das Wohlergehen von Kindern. l Ein früherer Start der Kinderbetreuung (im zweiten und dritten Lebensjahr) wirkt sich stärker positiv aus als ein späterer Beginn. l Besonders stark profitieren Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund oder mit geringem Einkommen oder geringem Bildungsniveau von Kinderbetreuung. l Wenn Kinderbetreuung kostenfrei wäre oder es ausreichend Plätze gäbe, würden noch mehr Kinder Betreuung nutzen. Auch die steuerliche Absetzbarkeit der Kinderbetreuung führt zu einer stärkeren Inanspruchnahme. l Leistungen, die die Müttererwerbstätigkeit und die Nutzung der Kinderbetreuung reduzieren, sind das Ehegattensplitting, die beitragsfreie Mitversicherung, das ALG II und das Wohngeld. l Monetäre Leistungen, die die Kinderarmut reduzieren, wirken sich positiv auf das Wohlergehen von Kindern aus. Dies sind vor allem das Kindergeld sowie die Leistungen für Geringverdiener (ALG II, Wohngeld und der Kinderzuschlag). Das Elterngeld wirkt im ersten Lebensjahr stark armutsreduzierend.

13 Erfüllung von Kinderwünschen - generelle Erkenntnisse Für die Erfüllung von Kinderwünschen ist die individuelle Lebenssituation am wichtigsten: die Herkunftsfamilie, der Bildungsstand, die Partnerschaft, die Gesundheitssituation und die Erwerbssituation beider Elternteile. Wichtig sind auch Einstellungen zur Arbeitsteilung zwischen den Partnern, aber auch religiöse Werte. Die ehe- und familienbezogenen Leistungen können die passenden Rahmenbedingungen für die Erfüllung von Kinderwünschen schaffen und Symbolwirkung entfalten. Von Bedeutung sind hierbei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die finanzielle Absicherung der Familie durch eine verlässliche Unterstützung. Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass insbesondere die Vereinbarkeit einen zentralen Stellenwert für eine höhere Geburtenrate hat. Auch eine stärkere Beteiligung der Väter kann dazu führen, dass mehr Kinder geboren werden in Skandinavien zeigte sich, dass sich die Inanspruchnahme der Partnermonate positiv auf die Wahrscheinlichkeit weiterer Geburten auswirkt.

14 Erfüllung von Kinderwünschen Erkenntnisse im Einzelnen l Leistungen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern, wirken sich positiv auf die Erfüllung von Kinderwünschen aus. l Dies sind vor allem: Die Subventionierung der Kinderbetreuung und in geringerem Maße die steuerliche Absetzbarkeit der Kinderbetreuung. l Leistungen, die Eltern verlässlich absichern, können ebenfalls die Erfüllung von Kinderwünschen fördern. l Diese sind: Das Kindergeld, das für viele Jahre gezahlt wird, und das Elterngeld, das nach der Geburt den Einkommensausfall der Eltern kompensiert. l Das Elterngeld wirkt sich auch im Vergleich zum Erziehungsgeld stärker positiv auf die Geburten aus. l Alle anderen Leistungen haben keine oder nur geringfügige Auswirkungen auf die Geburten (z.b. Ehegattensplitting oder beitragsfreie Mitversicherung). l Über den Lebenslauf von Frauen betrachtet führt Kinderbetreuung zu 11 Prozent, Kindergeld zu 7 Prozent und Elterngeld zu 6 Prozent mehr Geburten. l Im Verhältnis zu den fiskalischen Kosten wirkt das Elterngeld am effizientesten auf die Geburten.

15 Fazit: Eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist Motor für alle anderen familienpolitischen Ziele die wirtschaftliche Stabilität Gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördert die Realisierung von Kinderwünschen das Wohlergehen von Kindern

16 Rahmendaten zum Projekt l Laufzeit: Die Geschäftsstelle Gesamtevaluation wurde im Oktober 2009 vom BMFSFJ und BMF beauftragt, die letzte Studie wurde im Frühjahr 2014 abgenommen. l Alle Studien wurden im Wettbewerb durch die prognos AG vergeben. l Die Gesamtevaluation hat insgesamt 11,65 Mio. Euro gekostet, von denen 45% auf die Generierung von Daten entfallen, die für die Studien erforderlich waren. Die Daten stehen der Wissenschaft auch nach Ende der Gesamtevaluation zur Verfügung und werden bereits jetzt stark nachgefragt. l Die Gesamtevaluation ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt: Beteiligt waren Ökonomen, Sozialwissenschaftler, Entwicklungspsychologen und Juristen. Von den 12 Studienmodulen waren 6 ökonomisch, 5 sozialwissenschaftlich und eines sozialwissenschaftlich / ökonomisch ausgerichtet. l Alle Studien wurden in Methodik, Fragestellung und Ergebnissen von der Programmgruppe der Geschäftsstelle mit Auftragnehmern und externen Experten sowie in einem Forschungssymposium vorgestellt und diskutiert. l Die Gesamtevaluation setzt auf Neutralität der Wissenschaftler, Pluralität und Vielfalt der Methoden und eine öffentliche Diskussion der Erkenntnisse.

17 Politik braucht Evaluierung I Politik braucht Evaluierung und eine öffentliche Auseinandersetzung mit den Ergebnissen. I Die Familienpolitik muss ihre Wirkungen und die Lebenswirklichkeit der Familien im Blick behalten. Die Lebenswirklichkeit und die Bedarfe von Familien ändern sich mit der Zeit. Auch Wirksamkeit und Effizienz vorhandener Leistungen verändern sich dann. Heute sind die Bedingungen für eine aktive Vaterschaft und partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu identifizieren und zu fördern. I Die Datengrundlagen haben sich verbessert. Die Datengrundlage für mehr Forschung zu Lebenswirklichkeit und Bedarfen von Familien ist jetzt vorhanden und wird fortgeführt: Familie in Deutschland (FiD) im sozio-ökonomischen Panel (SOEP). Der neue Ansatz zur Erfassung des Wohlergehens von Kindern in Deutschland (Erweiterung der Unicef-Definition) kann genutzt und weiterentwickelt werden. Es bestehen mit den entwickelten ökonomischen Rechenmodellen gute Grundlagen für Ex-Ante- Evaluierungen, wenn es zukünftig um die Gestalt von Leistungen geht.

18 Da leistet die Regierung gute Arbeit Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen, zuletzt 11024