9.A Kategorien, Limiten und Funktoren

Ähnliche Dokumente
Eine Einführung in die Kategorientheorie

Seminar Kategorientheorie

1 Der Satz von Poincaré-Birkhoff-Witt. 2 Die freie Algebra. 3 Die universell einhüllende Algebra

a) Sei [G : B] = n und [B : A] = m. Seien weiter X G,B = {g 1,..., g n } vollständiges Repräsentantensystem der Linksnebenklassen von A in G.

Topologieseminar. Faserbündel. Michael Espendiller. 16. Oktober 2010 Universität Münster - 3 Faserbündel oder lokal triviale Bündel 4

Inhalt der Vorlesung Elemente der Algebra und Zahlentheorie Prof. Dr. Arno Fehm TU Dresden SS Grundlegende Definitionen (Wiederholung)

3. Übungszettel zur Vorlesung. Geometrische Gruppentheorie Musterlösung. Cora Welsch

Mathematik für Informatiker I,

4. Vortrag - Garben. Ling Lin, Kristijan Cule Datum: 26. April 2009

Proseminar Kategorientheorie

Übungsaufgaben. 1. Ein topologischer Raum T ist genau dann noethersch und hausdorffsch, wenn T eine endliche Menge mit der diskreten Topologie ist.

Lösungsskizzen zu Übungsblatt 1

10 Formale Grundlagen

4. Morphismen. 30 Andreas Gathmann

Funktionentheorie auf Riemannschen Flächen

1 Halbgruppen. 1.1 Definitionen. Übersicht Ein Beispiel einer Halbgruppe

1 Halbgruppen. 1.1 Definitionen. Übersicht Ein Beispiel einer Halbgruppe

5. Äquivalenzrelationen

(Sommersemester 2107, Weiss)

Lösungen zu Kapitel 8

5 Lineare Abbildungen

Vorkurs Mathematik Abbildungen

Seminararbeit. Kategorien und Funktoren

3 Moduln. Analogon zu K-Vektorräumen, aber statt über einem Körper, über einem Ring definiert.

Lineare Algebra I Zusammenfassung

5 Lineare Abbildungen

Vollständigkeit. 1 Konstruktion der reellen Zahlen

Lösungsmenge L I = {x R 3x + 5 = 9} = L II = {x R 3x = 4} = L III = { }

Kategorien. 1. Liebe auf den ersten Blick

4.2 Quotientenvektorräume

Vorlesung Algebra I. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 2. Gruppen Einleitung

Körper- und Galoistheorie

f ist eine Funktion und für alle bis. auf endlich viele h H gilt f(h) = 0

Ringe und Körper. Das Homomorphieprinzip für Ringe

6 Permutationen. Beispiele: a) f : R R, f(x) = x 2. b) f : R R, f(x) = e x. c) f : R 2 R, x (Projektion auf die x Achse) y

Diskrete Strukturen Kapitel 2: Grundlagen (Relationen)

Lineare Algebra I. Prof. Dr. M. Rost. Übungen Blatt 3 (WS 2010/2011) Abgabetermin: Donnerstag, 4. November.

Kapitel 4. Multilineare Abbildungen. 4.4 Tensorprodukte

WS 2009/10. Diskrete Strukturen

Neues Thema: abstrakte Algebra: Gruppen- und Körpertheorie

(1.18) Def.: Eine Abbildung f : M N heißt

Moduln über einem kommutativen Ring

Lineare Abbildungen. i=0 c ix i n. K n K m

Kapitel 2: Multiplikative Funktionen. 3 Multiplikative Funktionen. Definition 2.1 (arithmetische Funktion, (vollständig) multiplikative Funktion)

Neues Thema: abstrakte Algebra: Gruppen- und Körpertheorie

3 Topologische Gruppen

7. Ringe und Körper. 7. Ringe und Körper 51

Übung: Teilmengen. Beweis: Für alle Elemente einer Menge, die Teilmenge einer Menge ist, gilt, dass auch Element von ist. (Definition der Teilmenge)

7 Vektorräume und Körperweiterungen

2 Mengen, Abbildungen und Relationen

1.4 Homomorphismen und Isomorphismen

Einführung in die Algebra

Klassenkörpertheorie

Seminar Kohomologie von Gruppen und Mannigfaltigkeiten. Felicitas Lindner Dozent: Andreas Lochmann

1 Definition und Grundeigenschaften

Halbgruppen, Gruppen, Ringe

2. Symmetrische Gruppen

2. Übungsblatt zur Differentialgeometrie

KOMMUTATIVE ALGEBRA, SS NOTIZEN ZUR VORLESUNG.

6.6 Normal- und Kompositionsreihen

Konstruktion der reellen Zahlen

Ringe und Module Im folgenden sind alle Ringe frei wählbar (nicht notwendigerweise kommutativ)

Skript und Übungen Teil II

Prof. Dr. Torsten Wedhorn. Kommutative Algebra. Sommersemester 2008 Universität Paderborn

Algebraische Kurven - Vorlesung 29. Projektion weg von einem Punkt

4. Übung zur Linearen Algebra I -

Seminar: Summen von Quadraten & K-Theorie WS 2013/14

Überlagerung I. Überlagerung für z z 2 : komplexe Quadratwurzel. Christoph Schweigert, Garben p.1/19

1 Anmerkungen zu den Korrekturen

2.4 Lineare Abbildungen und Matrizen

Pro-endliche Gruppen

Chinesischer Restsatz für Ringe

G. Dobner/H.-J. Dobner: Lineare Algebra Elsevier Spektrum Akademischer Verlag

Elemente der mengentheoretischen Topologie

Mathematik I. Vorlesung 12. Lineare Abbildungen

Gruppe. Unter einer Gruppe (G, ) versteht man eine Menge G, auf der eine binäre Operation definiert ist:

Wir betrachten nun das Deformieren einer Abbildung in eine andere.

Analysis 1, Woche 2. Reelle Zahlen. 2.1 Anordnung. Definition 2.1 Man nennt eine Anordnung für K, wenn: 1. Für jeden a K gilt a a (Reflexivität).

1.4 Äquivalenzrelationen

Mathematische Methoden für Informatiker

3. Ringtheorie. 3.1 Definition, Ideale, Kongruenzen

3. Algebra und Begriffsverbände. Algebraische Strukturen

Algebraische Strukturen und Verbände

Konstruktion reeller Zahlen aus rationalen Zahlen

Maximale stabile Graphen

Formale Grundlagen 2008W. Vorlesung im 2008S Institut für Algebra Johannes Kepler Universität Linz

17 Lineare Abbildungen

Satz 2.8 V sei ein endlichdimensionaler euklidischer Vektorraum. Für jeden Unterraum

Finaltopologien und Quotienten

Erste Anwendungen von π 1 (S 1 ) und mehr Elementares über π 1

Übungsblatt 1: Monoide und Gruppen

V. Lineare Algebra. 35 Lineare Abbildungen und Matrizen. 156 V. Lineare Algebra

Algebra I. Prof. Dr. M. Rost. Übungen Blatt 5 (WS 2015/16) 1. Abgabetermin: Donnerstag, 26. November.

Kapitel 1. Grundlagen Mengen

Lineare Algebra und Analytische Geometrie I*

f 1 (U) = i I V i (1) f Vi : V i U Eine Überlagerung ist ein lokaler Homöomorphismus. {s S f(s) = g(s)} (2)

2 Mengen und Abbildungen

0 Mengen und Abbildungen, Gruppen und Körper

WS 2009/10. Diskrete Strukturen

4 Homomorphismen von Halbgruppen und Gruppen

Transkript:

9.A Kategorien, Limiten und Funktoren Die Sprache der Kategorien und Funktoren ist unabdingbar für viele Aussagen in der heutigen Mathematik. Sie ist formal und weniger als Selbstzweck anzusehen, sondern eher als ein nützliches Mittel zum Formulieren und Einordnen von mathematischen Resultaten. Wir diskutieren im Folgenden keine mengentheoretischen Fragen wie das Problem der Menge aller Mengen. Wir sprechen von Klassen, wenn wir Mengen höherer Stufe behandeln; ein formaler Rahmen wurde durch die sogenannten Universen nach Bourbaki geliefert. Bei der Bildung der Klasse aller Mengen, die selbst keine Menge (derselben Stufe) ist, wird also die obige Russell sche Antinomie vermieden. Definition 9.A.1 Eine Kategorie C besteht aus (i) einer Klasse ob(c) von Objekten, (ii) einer Menge Hom C (A, B) für je zwei Objekte A, B, deren Elemente Pfeile oder Morphismen von A nach B genannt werden, (iii) sowie einer Verknüpfung für alle Objekte A, B, C Dabei soll gelten Hom C (B, C) Hom C (A, B) Hom C (A, C) (g, f) g f (oder gf). (a) Zu jedem A ob(c) gibt es ein Element 1 A Hom C (A, A) (genannt Identität von A) mit für f Hom C (A, B). f1 A = f = 1 B f (b) (Assoziativität) Für f, g wie oben und h Hom C (C, D) gilt in Hom C (A, D). h(gf) = (hg)f Dies ist der üblichen Situation von Hom-Mengen nachempfunden. Tatsächlich bekommen wir so die meisten Beispiele: Beispiele 9.A.2 (a) Die Kategorie Sets aller Mengen wird definiert durch ob(sets) = Klasse aller Mengen Hom Sets (A, B) = Menge aller Abbildungen f : A B. Die Verknüpfung ist die übliche Komposition von Abbildungen, und 1 A Hom Sets (A, A) ist die Identität id A : A A. (b) Entsprechend werden viele Kategorien gebildet, indem man Mengen mit einer Zusatzstruktur betrachtet, und Abbildungen, die mit diesen Zusatzstrukturen verträglich sind: (1) Kategorie Gr der Gruppen: Objekte: Gruppen, Hom Gr (G, H) = Menge der Gruppenhomomorphismen von G nach H, Verknüpfung: Komposition. (2) Kategorie Mod R der Moduln über einem Ring: Morphismen= R-Modulhomomorphismen, Verknüpfung= Komposition. (3) Kategorie T op der topologischen Räume, Morphismen =stetige Abbildungen, mit der Komposition als Verknüpfung. (4) Kategorie der topologischen Gruppen: Morphismen=stetige Gruppenhomomorphismen, mit der Komposition als Verknüpfung. (c) Es gibt aber auch andere Kategorien. Sei (I, ) eine geordnete Menge. Definiere die Kategorie I durch ob(i) = I (die Objekte sind also die Elemente von I!), { { }, i j, Hom I (i, j) =, sonst 1

(Im ersten Fall besteht die Morphismenmenge also aus genau einem Element, das wir mit bezeichnen). Die Verknüpfung ist die einzig mögliche: der einzige Fall, wo beide Mengen nicht leer sind, ist für i j k, wo (, ) auf abgebildet wird. Hom I (j, k) Hom I (i, j) Hom I (i, k) (d) Die kleinste Kategorie der Welt: C 0 : C 0 hat nur ein Objekt und es ist Hom C0 (, ) = {id }. (e) Sei G eine Gruppe. Definiere die Kategorie G wie folgt: G hat nur ein Objekt und es ist Hom G (. ) = G mit der Verknüpfung G G G, die durch das Gruppengesetz gegeben ist. Einen Morphismus f Hom C (A, B) in einer Kategorie C schreibt man auch als Pfeil f : A B; weiter heißt A die Quelle und B das Ziel von f. Definition 9.A.3 Ein Morphismus f : A B in einer Kategorie C heißt (a) Monomorphismus, wenn für alle Objekte X in C und alle Morphismen g 1, g 2 : X A gilt (d.h., f ist links kürzbar), fg 1 = fg 2 g 1 = g 2 (b) Epimorphismus, wenn für alle Objekte X in C und alle Morphismen h 1, h 2 : B X gilt (d.h., f ist rechts kürzbar), und h 1 f = h 2 f h 1 = h 2 (c) Isomorphismus, wenn es einen Morphismus g : B A in C gibt mit gf = 1 A und fg = 1 B (Das g ist dann eindeutig bestimmt und heißt das Inverse von f). Bemerkungen 9.A.4 (a) Sei f : A B ein Morphismus in einer Kategorie C. Für alle Objekte X in C induziert f eine Abbildung f : Hom C (X, A) Hom C (X, B) g fg und eine Abbildung f : Hom C (B, X) Hom C (A, X) h hf. (b) Offenbar ist f genau dann Monomorphismus, wenn f injektiv ist für alle X, und Epimorphismus, wenn f injektiv (!) für alle X ist. Beispiele 9.A.5 (a) In den Kategorien Sets, Gr, Mod R sind Morphismen genau dann Monomorphismen (bzw. Epimorphismen), wenn sie injektiv (bzw. surjektiv) sind, und genau dann Isomorphismus, wenn sie Monomorphismus und Epimorphismus sind. (b) In T op ist eine stetige Abbildung f : X Y genau dann Monomorphimus, wenn sie injektiv ist und genau dann Epimorphismus, wenn sie dichtes Bild hat. Eine bijektive stetige Abbildung ist kein Isomorphimus; Isomorphismen sind per Definition die Homöomorphismen. (c) Für eine geordnete Menge (I, ) ist in der Kategorie I aus Beispiel 9.A.2 (c) jeder Morphismus Monomorphismus und Epimorphismus, aber die einzigen Isomorphismen sind die Identitäten. Definition 9.A.6 Sei C eine Kategorie. Dann ist die duale Kategorie C op durch Umdrehen der Pfeile definiert: ob(c op ) = ob(c) und Hom C op(a, B) = Hom C (B, A) mit den von C induzierten Kompositionen. Bemerkungen 9.A.7 Ein Morphismus f : A B in C ist genau dann ein Monomorphismus (Epimorphismus, Isomorphismus), wenn er ein Epimorphismus (Monomorphismus, Isomorphismus) in C op ist. 2

Wir diskutieren noch einige kategorielle Begriffe zuerst die sogenannten Limiten. Definition 9.A.8 Sei ( ) eine Familie von Objekten in einer Kategorie C. Ein Objekt n C zusammen mit Morphismen π i : M für alle i I heißt Produkt der (Bez.: M = ), wenn es folgende universelle Eigenschaft erfüllt: Ist ein Objekt in C und sind f i : Morphismen für alle i I, so gibt es einen eindeutig bestimmtem Morphismus f : M, der das Diagramm M = π i!f f i kommutativ macht. (M =, π i ) ist also universelle Quelle für Morphismen in die, für alle i I. Definition 9.A.9 Die Summe einer Familie ( ) von Objekten in C wird dual erklärt, also (vergleiche 9.A.6) durch Umdrehen der Pfeile: Ein Objekt in C mit Morphismen ι i : für alle i I heißt Summe der, wenn es für jedes weitere Objekt und Morphismen g i : einen eindeutig bestimmten Morphismus g : gibt, der ι i g i!g kommutativ macht. (, ι i ) ist also universelles Ziel für Morphismen von allen. Bemerkungen 9.A.10 Produkte und Summen müssen nicht existieren, aber wenn sie existieren, sind sie bis auf kanonische Isomorphie eindeutig (dies folgt leicht aus den universellen Eigenschaften). Beispiele 9.A.11 (a) In Sets, Gr, Ab (=Kategorie der abelschen Gruppen) und T op existieren beliebige Produkte, gegeben jeweils durch das kartesische Produkt der unterliegenden Mengen (vergleiche 1.7 für T op). (b) In Sets existieren auch beliebige Summen; die Summe der Familie ( ) ist dabei gegeben durch die disjunkte Vereinigung (= ). (c) In Ab und Mod R existieren ebenfalls beliebige Summen, sie sind gegeben durch die bereits früher eingeführten direkten Summen = {(x i ) x i = 0 für fast alle i I}. (d) In Gr existieren ebenfalls beliebige Summen (im Sinne von Kategorien); für eine Familie (G i ) von Gruppen ist dies gegeben durch das sogenannte freie Produkt G i, das sogar bei abelschen G i im Allgemeinen nicht-kommutativ ist (man betrachtet beliebige Worte g i1 g i2... g in mit Elementen g iν G iν, die nur vereinfacht werden können, wenn zwei benachbarte g i aus derselben Gruppe G i sind, so dass man sie multiplizieren kann). Definition 9.A.12 Sei (I, ) eine induktiv geordnete Menge, d.h., eine (teil-)geordnete Menge, so dass es für alle i, j I (mindestens) ein k I mit i k und j k gibt, und sei (, α ij ) ein induktives System 3

über I in C, d.h., man hat Objekte C (d.h., ob(c)) für alle i I und Morphismen α ij : M j (genannt bergangsmorphismen) für alle i, j I mit i j, so dass gilt α ii = id Mi, α jk α ij = α ik für i j k. Ein Objekt n C zusammen mit Morphismen α i : M für alle i I, so dass das Diagramm M j α j α ij M α i für alle i j kommutiert, heißt induktiver Limes der (genauer: von (, α ij )) Bezeichnung M = lim M i (oder einfach lim oder nur lim ), i,αji wenn folgende universelle Eigenschaft gilt: Ist ein Objekt in C und sind Morphismen g i : für alle i I gegeben, so dass M j g j α ij g i für alle i j kommutiert, so gibt es einen eindeutig bestimmten Morphismus g : M = lim, so dass α i M = lim g i g für alle i I kommutiert. (lim, α i ) ist also universell für Morphismen aus dem universellen System heraus. Definition 9.A.13 Projektive Systeme (, β ji ) j i der projektive Limes, Bezeichnung lim M i (oder einfach lim oder nur lim ), i,β ji über einer induktiv geordneten Menge (I, ) und eines solchen werden dual definiert, also wieder durch Umdrehen der Pfeile: Es existieren β ji : M j für j i mit β ji β kj = β ki für k j i, β ii = id Mi, weiter existieren Morphismen β j : lim i M j für alle j I, 4

so dass das Diagramm lim i β j M j β ji für alle i j kommutiert, und für ein Objekt und Morphismen h i : für alle i I gilt: β i h j M j β ji kommutativ j i h i lim!h h i kommutativ i Wieder müssen induktive oder projektive Limiten nicht existieren, sind aber eindeutig bis auf kanonische Isomorphie, wenn sie existieren. Beispiele 9.A.14 In Sets, Gr, Ab und Mod R existieren beliebige induktive und projektive Limiten und zwar ist lim = {(x i ) β ji (x j ) = x i für alle j i} mit den Projektionen sowie mit den Abbildungen lim M j, (x i ) x j M j, i lim = /, α i : lim i, m i Klasse von m i. Hierbei wird die Äquivalenzrelation wie folgt definiert: für x i und x j M j gilt: x i x j es existiert ein k I mit k i, j und α ik (x i ) = α jk (x j ). Die universelle Eigenschaft ergibt sich leicht aus den universellen Eigenschaften von Produkt und Summe: Sei zum Beispiel im Fall des induktiven Limes eine Menge mit kompatiblen Abbildungen g i : wie in Definition 9.A.12 gegeben. ach der universellen Eigenschaft der Summe (hier die disjunkte Vereinigung) gibt es eine eindeutig bestimmte Abbildung g :, mit g α i = g i für alle i, wobei α i : die kanonische Abbildung ist konkret ist das hier die Abbildung, die m i auf g i (m i ) abbildet! Weiter folgt aus der Kompatibilität der g i sofort, dass g eine wohldefinierte Abbildung g : / induziert, denn gilt m i m j für m i und m j M j, so gibt es ein k i, j mit ϕ ik (m j ) = ϕ jk (m j ) in M k, und es folgt g(m i ) = g i (m i ) = g k (ϕ ik (m i )) = g k (ϕ jk (m j )) = g j (m j ) = g(m j ), so dass g (m) nur von der Äquivalenzklasse von m abhängt. Weiter gilt offenbar gα i = g i. 5

In den Kategorien von Gruppen, Moduln, Ringen,... kann man dieselben Konstruktionen nehmen, die angegebenen Objekte sind wieder in kanonischer Weise Gruppen, Moduln, Ringe,... und die universellen Abbildungen sind Morphismen von Gruppen, Ringen, Moduln usw. Betrachten wir zum Beispiel den Fall der Gruppen. Dann ist klar, dass der projektive Limes lim eine Untergruppe des Produkts ist, und i i die Behauptungen folgen. Für den induktiven Limes hat die konstruierte Menge lim = ( )/ i ebenfalls eine kanonische Gruppenstruktur: Sind m, n Elemente, repräsentiert durch m i und n j j, so gibt es ein k I mit i, j k und wir definieren m n als das Element was durch ϕ ik (m i ) ϕ jk (n j ) M k repräsentiert wird. Man sieht leicht, dass die universellen Abbildungen Gruppenhomomorphismen sind. Bemerkung 9.A.15 Mit der expliziten Beschreibung von Produkten und projektiven Limiten in Sets lassen sich die universellen (und damit charakterisierenden!) Eigenschaften von Produkt, Summe, induktiver und projektiver Limes ganz kurz hinschreiben (Bezeichnungen wie in 9.A.8, 9.A.9, 9.A.12, 9.A.13) (1) Hom C (, ) (f i ) f Hom C (, ) (2) (3) (4) Hom C (, ) lim Hom C (M, ) lim Hom C (, M) (g i ) g Hom C (, ) Hom C (M, lim ) (h i ) h Hom C (lim, M) (g i ) g Wir kommen nun zu Abbildungen zwischen Kategorien : Definition 9.A.16 Seien A, B zwei Kategorien. Ein kovarianter Funktor F : A B von A nach B ist eine Zuordnung, die (i) jeden Objekt A in A ein Objekt F (A) in B zuordnet, und (ii) jeden Morphismus f : A B in A einen Morphismus F (f) : F (A) F (B) in B zuordnet. Dabei muss gelten (a) F (1 A ) = 1 F (A) für alle A ob(a). (b) Für Morphismen f : A B, g : B V in A gilt F (gf) = F (g)f (f) : F (A) F (C), Definition 9.A.17 Ein kontravarianter Funktor G : A B wird als ein kovarianter Funktor A B op (oder, äquivalent: A op B) definiert, d.h., G dreht Pfeile um : Für f : A B haben wir also (i) und (a), sowie (ii ) G(f) : G(B) G(A), und entsprechend (b ) G(gf) = G(f)G(g) für A f B g C. Beispiele 9.A.18 (a) Wir haben den Vergissfunktor V : Gr Sets G G f f, 6

der nur die Gruppenstruktur vergisst. (b) Entsprechend haben wir einen Vergissfunktor V : Ringe Ab auf der Kategorie der Ringe (mit Ringhomomorphismen), der einen Ring R auf die abelsche Gruppe (R, +) abbildet, sowie weitere Vergissfunktoren Mod R Ab, T op Sets. (c) Sei ϕ : A B ein Ringhomomorphismus. Dann haben wir einen Restriktionsfunktor Weiter ist die Skalarerweiterung ein Funktor Res B/A : Mod B Mod A M M mit Operation von A via ϕ f f. siehe 12.9. B A : Mod A Mod B M B A M f : M 1 M 2 f : B A M 1 B A M 2, (d) Sei R ein Ring. Die Bildung des freien Moduls gibt einen Funktor F R : Sets Mod R I F R (I) (f : I J) (f : F R (I) F R (J)). Hierbei ist f der R-Modul-Homomorphismus, der das kanonische Basiselement e i (i I) von F R (I) auf das Basiselement e f(i) F R (J) abbildet aufgrund der universellen Eigenschaft des freien Moduls gibt es genau einen R-Modul-Homomorphismus f mit dieser Eigenschaft. Man rechnet leicht nach, dass F R ein Funktor ist, d.h., dass (gf) = g f für I f J g K und (id I ) = id FR (I) für alle I. Definition 9.A.19 Ein kovarianter Funktor F : A B heißt (a) treu, falls die Abbildung für alle A.A ob(a) injektiv ist, (b) voll, wenn F A,A für alle A, A surjektiv ist, (c) volltreu, wenn er voll und treu ist. F A,A : Hom(A, A ) Hom(F (A), F (A )) f F (f) Beispiel 9.A.20 Sei A eine Kategorie. Eine volle Unterkategorie von A ist eine Kategorie B mit ob(b) ob(a) und Hom B (B, B ) = Hom A (B, B ) für alle B, B B sowie denselben Verknüpfungen wie in A. Die Inklusion B A gibt dann einen volltreuen Funktor. Definition 9.A.21 Sei C eine Kategorie. Für jedes Objekt A in C ist der kovariante Hom-Funktor h A = Hom C (A, ) : C Sets definiert durch h A (X) = Hom C (A, X), für X ob(c), h A (f) = f : Hom C (A, X) Hom C (A, Y ), für f : X Y in C. 7

siehe 9.A.4. Der kontravariante Hom-Funktor h A = Hom C (, A) : C Sets ist definiert durch h A (X) = Hom C (X, A), für X ob(c), h A (f) = f : Hom C (Y, A) Hom C (X, A), für f : X Y in C. Definition 9.A.22 Seien F : A B und G : B C Funktoren. Dann ist die Komposition G F : A C definiert durch (G F )(A) = G(F (A)) für A ob(c), (G F )(f) = G(F (f)) für f : A B in C. Man sieht leicht, dass dies wieder ein Funktor ist. Dieser ist kovariant, wenn F und G beide kovariant oder beide kontravariant sind, und kontravariant sonst. Wichtig sind auch Abbildungen zwischen Funktoren : Definition 9.A.23 Seien A und B Kategorien und F, G : A B zwei Funktoren von A nach B. Ein Morphismus von Funktoren (oder auch natürliche Transformation) u : F G von F nach G besteht aus Morphismen in B u A : F (A) G(A) für alle Objekte A in A. Dabei soll gelten, dass für alle Morphismen f : A A das Diagramm F (A) u A G(A) F (f) F (A ) u A G(f) G(A ) kommutativ ist (Hierfür sagt man auch, dass die durch die u A gegebene Zuordnung natürlich ist). Beispiel 9.A.24 Sei C eine Kategorie und h A = Hom(, A) : C Sets der kontravariante Hom-Funktor (siehe 9.A.21) für jedes A ob(c). Jeder Morphismus g : A A in C induziert dann einen Morphismus von Funktoren wie folgt: Für B ob(c) definiere g : h A h A (g ) B : Hom(B, A) Hom(B, A ) f gf (Die Kommutativität des Diagramms in 9.A.23 ist erfüllt, wie man leicht sieht). Definition 9.A.25 Ein Morphismus von Funktoren u : F G (F, G : A B) heißt Isomorphismus von Funktoren (oder natürliche Äquivalenz), wenn alle Morphismen u A : F (A) G(A) Isomorphismen sind. 8

Offenbar bilden dann die Inversen u 1 A einen Morphismus von Funktoren u 1 : G F und es gilt u 1 u = Id A und u u 1 = Id B, wobei die Komposition von Morphismen von Funktoren in offensichtlicher Weise definiert ist und Id A : A A der identische Funktor einer Kategorie A ist (Id A (A) = A; Id A (f) = f). Man schreibt F G, wenn es einen Isomorphismus u : F G von Funktoren gibt. Definition 9.A.26 Ein Funktor F : A B heißt Äquivalenz von Kategorien, wenn es einen Funktor G : B A gibt mit G F Id A, F G Id B. A und B heißen dann äquivalente Kategorien und G heißt ein Quasi-Inverses von F. Es kommt selten vor, dass man ein echtes Inverses findet, d.h., ein G mit G F = Id A und F G = Id B. 9