Michalski DLD80 Ästhetik

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Transkript:

Michalski DLD80 Ästhetik 1565 2008 00104 23-04-2010 WIEDERHOLUNG Baumgartens Ästhetik hat nicht nur eine theoretische, sondern auch eine praktische Absicht. Definition der Ästhetik (im Unterschied zur Logik): Ästhetik (als Theorie) ist die Wissenschaft von der sinnlichen Erkenntnis (perfectio cognitionis sensitivae) Als Wissenschaft will die Ä. die sinnliche Erkenntnisse in ihren allgemeinen Merkmalen und Gesetzmäßigkeiten charakterisieren, die Fragen beantworten, worin sinnliche Erkenntnis besteht, wie sie funktioniert etc. Praktisch geht es auch um die Vervollkommnung, die Perfektionierung. es geht um die Frage, wie die Menschen ihre sinnliche Erkenntnis verbessern können: perfectio Annäherung an die Vollkommenheit. ein guter Künstler muss gute Anlagen (gut ausgebildetes sinnliches Erkenntnisvermögen von Natur aus) haben, diese aber auch üben, trainieren... Die perfectio (Fähigkeit zur sinnlichen Erkenntnis) ist eben dasjenige, was bei Baumgarten Schönheit bedeutet. für ihn ist also Schönheit = 1) Vollkommenheit der (bzw. Fähigkeit zur) sinnlichen Erkenntnis und 2) was aus solcher Erkenntnis entsteht (z.b. Kunstwerke). Wir merken uns: bei Baumgarten sind Schönheit und Vollkommenheit gleichgesetzt. Um zu verstehen, was vollkommen ist, betrachteten wir das Beispiel eines vollkommenen Gartens: seine vielen Elemente (die Fülle von Teilen) müssen zueinander passen (harmonisch geordnet sein): z.b. farblich Beispiel der Musik: bestimmte Töne passen zusammen Harmonie (das Zusammen-Stimmen) einer möglichst großen Fülle von Teilen zu einem Ganzen. ein Liedchen aus drei verschiedenen Tönen kann auch hübsch sein, ein Lied mit 20 verschiedenen, harmonisch geordneten Tönen ist wohl hübscher! Baumgarten bestimmt die Ästhetik als Wissenschaft / Vervollkommnung der sinnlichen Erkenntnis. d.h.: es geht in der sinnlichen Erfahrung (und in ihrer Vervollkommnung) um Wahrheit, Wirklichkeit: Die Wirklichkeit soll (durch sinnliche Erkenntnis) erschlossen werden.

Schönheit ist somit ein besonders hoher Grad von Wirklichkeitserkenntnis (=Wahrheit), aber diese Art von Wahrheit, ist durch Vernunfterkenntnis (begriffliche Erkenntnis) nicht ersetzbar! (Leibniz & Wolff waren aber anderer Meinung). Baumgarten sagt aber, dass sinnliche Erkenntnis die Fülle des Individuellen (Reichtum des Individuellen, individuelle Unterschiede) überhaupt erst zugänglich macht!!! Somit ist das Verhältnis der beiden Erkenntnisarten eines der Ergänzung: begriffliche Erkenntnis und sinnliche Erkenntnis sind durcheinander nicht ersetzbar: abstrakte Ideen kann man nicht sehen, oder sich sinnlich vorstellen, aber die sinnliche Erkenntnis erschließt Teile der Welt (= das Individuelle), das der Vernunfterkenntnis verschlossen bleibt. Beide Erkenntnisweisen führen zu unterschiedlichen Produkten : - das Produkt der Vernunfterkenntnis ist z.b. eine Theorie, oder eine Wissenschaft, ein philosophisches System - allgemein: Aussagesysteme 1 - sinnliche Erkenntnis hat eine andere Gestalt: z.b.: sprachlich (Poesie, schöne Literatur,...) Werke der bildenden Kunst (Gemälde, Bildwerke,...) Der Unterschied jedoch bedeutet NICHT, dass die Produkte der sinnlichen Erkenntnis etwas Irrationales 2 wären (stellen also keinen Gegensatz zur Vernunft dar, sondern - siehe oben - eine Ergänzung). Die sinnliche Erkenntnis ist daher vernunftgemäß / vernunftanalog: sie entspricht der Vernunfterkenntnis, sofern beide Erkenntnisweisen auf Wahrheit abzielen: innerhalb der einen Wahrheit kann es keine Widerspruch geben (nach den Gesetzen der Logik 3 ). Baumgarten unterscheidet drei (einander ergänzende) Wahrheiten: 1) Objektive (= metaphysische) Wahrheit: ist bei B. eine Wahrheit, die unabhängig davon ist, wie sie von einzelnen menschlichen Subjekten erkannt wird. also eine Wahrheit über die Dinge und ihre Eigenschaften, unabhängig von der menschlichen Erkenntnis, so, wie die Dinge wirklich sind, unabhängig davon, wie sie den Menschen zugänglich sind; die Dinge so wie sie für Gott 4 zugänglich sind. die rationalistischen Philosophen glaubten noch an die Existenz einer solchen Wahrheit. 2) Subjektiv-begriffliche (= logische) Wahrheit: ist die menschliche (dem menschlichen Subjekt zugängliche) Wahrheit - und zwar, die dem menschl. Subjekt durch begriffliches Erkennen zugänglich ist: ein einzelnes menschliches Subjekt kann nicht gleichzeitig von allen Dingen gleich deutliche Begriffe haben (muss sich konzentrieren). 3) Subjektiv-sinnliche (= ästhetische) Wahrheit: ist umso größer, je vollkommener das sinnliche Erkennen ist. und: je vollkommener die sinnliche Erkenntnis eines Menschen ist, umso größer ist die ästhetische Wahrheit. 1 stellen Systeme von Aussagen / Urteilen dar. 2 lat.: in + ratio = nicht-rational, wider-rational: etwas der Vernunft Widersprechendes, etwas zur rationalen Erkenntnis im Gegensatz Stehendes. 3 würde etwas dem Anderen widersprechen, muss es demnach falsch sein (logisches Grundgesetz der Identität). 4 einem vollkommenen Geist, der nicht an eine bestimmte Perspektive gebunden ist, der nicht einen Ort einnimmt, von dem aus er etwas betrachtet. Gott ist bei allem zugleich. in Gott sind alle Dinge vollkommen adäquat zugänglich. es gibt nichts Verborgenes.

... wobei sich 2) und 3) nicht widersprechen, sondern ergänzen: daraus leitet er die Regel für den Künstler ab, dass dieser versuchen muss, möglichst wenig gegen die logische Wahrheit zu verstoßen; er soll nicht ohne ästhetische Notwendigkeit gegen die logische Wahrheit verstoßen 5 : so sind z.b. Einheit von Raum & Zeit zu beachten. seine Tendenz ist, den Künstler möglichst an die Wahrheit zu binden. die alt-grch. Mythologie war anerkannt, aber die Erfindung neuer Mythen hätte B. abgelehnt. Resumée: dass Baumgarten den Künstler so stark auf Wahrheit verpflichtet, zeigt sich auch darin, wie er (B.) sich den ästhetischen Unterricht 6 vorstellt: ein solcher muss theoretisch und praktisch sein. es muss ästhetische Theorie vermittelt und sinnliches Erkennen praktisch geübt werden. was müssen also Studenten (etwa der Poetik) tun? 1.) ÄSTHETISCHE THEORIE: a) umfassende Allgemeinbildung 7 : - die Studenten müssen mit den Gegenständen der Metaphysik (Gott, Welt, Mensch,...) vertraut werden, - Geschichte inkl. Mythologie, sowie - möglichst viele Inhalte logischer und ästhetischer Wahrheit kennen. b) Theorie der schönen Künste: - die (vielen einzelnen) Regeln, die für die Künste gelten und aus der Ästhetik abgeleitet werden können (im Sinne der Schönheit und Vollkommenheit): z.b. Einheit von Raum und Zeit für den Dramenautor etc - ist nicht bloß deskriptiv (die Gesetzmäßigkeiten beschreibend) sondern allgemeingültig8 und normativ. 2.) ÄSTHETISCHE ÜBUNG: z.b.: selbst Gedichte schreiben. Man musste bald nach dem 18. Jh. erkennen, dass nicht alle Kunst auf solch einer allgemeinen Theorie bzw. der Befolgung solcher allgemeiner Regeln beruht (beruhen kann). man findet auch Dinge schön, ohne sich dabei auf allgemeingültige Regeln beziehen zu können. 5 hätte etwa mit Escher-Bildern keine Freude gehabt (siehe Anhang). 6 zur damaligen Zeit gab es noch keine Kunstakademien. B. denkt daher wahrscheinlich an bestimmte Fächer der Unteren Fakultät, wie Poetik oder Rhetorik. 7 das künstlerische Schaffen soll ja der (logischen) Wahrheit nicht widersprechen, sonst kommt der Künstler in Gefahr, Fehler zu machen. 8 B. glaubt an die Verwirklichung einer Theorie, an die sich alle Künstler in ihrem Schaffen halten müssen.

Immanuel KANT (1724-1804) Welches ist Kants philosophiegeschichtlicher Ort? Während Baumgarten (Mitte des 18. Jh. 9 ) dem Rationalismus 10 zugeschrieben werden kann, gehört Kant nun zum Ende der Deutschen Aufklärung. Er ist weder Rationalist, noch Empirist, sondern versucht, beide zu einer neuen, dritten Position zu verbinden. Einerseits sagt er: alle menschliche Erkenntnis beruht auf Erfahrung Andererseits: die Vernunft ist von sinnlicher Erfahrung unabhängig. Die Verbindung der beiden Positionen ist nach Kant: dass zu jeder menschlichen Erkenntnis Sinnlichkeit gehört heißt nicht, dass die Vernunft aus der Sinnlichkeit entsteht (abgeleitet wird). zu jeder menschlichen Erkenntnis gehört gleichermaßen Sinnlichkeit UND Vernunft, sie hat zwei Stämme : ERKENNTNIS Stämme VERNUNFT SINNLICHKEIT Verstand Urteilskraft Vernunft (im engeren Sinne) Vernunft und Sinnlichkeit können nicht voneinander abgeleitet werden (Kant) 11. 9 durch Empirismus gekennzeichnete Philosophie aus England / Frankreich kommt verstärkt auch nach Deutschland. Empiristen glauben, dass Begriffe aus sinnlicher Erfahrung hervorgehen (nicht voneinander unabhängig sind): der Mensch ist eine tabula rasa, und alles, was er weiß, nimmt er (erst) durch sinnliche Erfahrung auf. 10 = menschliche Erkenntnis, die in erster Linie auf Vernunft beruht, und die eigenen Prinzipien (von der sinnlichen Erfahrung unabhängigen) folgt. vgl: Leibniz eingeborene Ideen : Ideen, die der Mensch nicht erst aufnehmen muss (gegen tabula-rasa-theorie). 11 für die Rationalisten gibt es jedoch die reine Vernunfterkenntnis!

Bei Kant gibt es keine reine Vernunft-Erkenntnis und keine reine sinnliche Erkenntnis, er nennt diese philosophische Position den Criticismus 12 : Kant unterscheidet zwischen dem Erkenntnisteil, der aus der Sinnlichkeit stammt und jenem, der aus der Vernunft stammt: Kritik der Vernunft : Unterscheidung der Vernunft-Anteile. Daraus folgt, dass auch Ästhetik nicht mehr NUR mit Sinnlichkeit zu tun haben kann (wie noch bei Baumgarten). Wir werden sehen, wie Kant die Vernunftvermögen beschreibt (für ihn gibt es drei verschiedene Vernunftvermögen). Im Rahmen seines Werkes Kritik der Urteilskraft entwickelt Kant seine Ästhetik-Theorie. etwas als schön zu empfinden (ein ästhetisches Urteil) zu können, ist Teil der Urteilskraft. 12 grch.: κρίνω = διακρίνω.

ANHANG M. C. Escher (1898-1972): vor allem bekannt durch die Darstellung perspektivischer Unmöglichkeiten. Solche Kunstwerke hätten Baumgartens Schönheitskriterien wohl nicht genügt, da sie (unnotwendigerweise) gegen die logische Wahrheit verstoßen.