ICT-EXPORTSTATISTIK 2010-2011

Ähnliche Dokumente
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der ICT in der Schweiz. Ein Repository der Econlab GmbH Fokus: ICT Branche

Wirtschaftsstruktur Allschwil 2003

Berechnung der Erhöhung der Durchschnittsprämien

Das Wachstum der deutschen Volkswirtschaft

Änderung des IFRS 2 Anteilsbasierte Vergütung

EU USA China: Handelsbeziehungen Export

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

Das Vermögen der privaten Haushalte in Nordrhein-Westfalen ein Überblick auf der Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

einkommenssteuerbelastung seit 1990 gesunken

Obergericht des Kantons Zürich

Insiderwissen Hintergrund

Kapitalerhöhung - Verbuchung

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Wirtschaftskreislauf. Inhaltsverzeichnis. Einfacher Wirtschaftskreislauf. aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Meldeverfahren. Inhaltsübersicht. Schenk Roland MWST Experte FH MWST Berater / Dozent. Grundlagen zum Meldeverfahren

Deutschland-Check Nr. 35

Studie zu unabhängige Vermögensverwalter Die Großen erwirtschaften die Erträge, die Kleinen sind effizient

1. Einführung. 2. Archivierung alter Datensätze

Finanzierung: Übungsserie III Innenfinanzierung

Zeichen bei Zahlen entschlüsseln

Im Folgenden werden einige typische Fallkonstellationen beschrieben, in denen das Gesetz den Betroffenen in der GKV hilft:

infach Geld FBV Ihr Weg zum finanzellen Erfolg Florian Mock

Multicheck Schülerumfrage 2013

FRAGE 39. Gründe, aus denen die Rechte von Patentinhabern beschränkt werden können

Dieses erste Kreisdiagramm, bezieht sich auf das gesamte Testergebnis der kompletten 182 getesteten Personen. Ergebnis

Korrigenda Handbuch der Bewertung

Entwicklung der öffentlichen Finanzen

4. Jeder Knoten hat höchstens zwei Kinder, ein linkes und ein rechtes.

Das Fahrtenbuch Fluch oder Segen?

PRESSEMITTEILUNG. Datum 19. April Sperrfrist 20. April 2006, Uhr. Sie finden uns im Internet unter

Hinweise zum Ausfüllen der Zeiterfassung

BEI LIEFERUNGEN ZWISCHEN DEUTSCHLAND UND CHINA

Schnittstelle DIGI-Zeiterfassung

DER SELBST-CHECK FÜR IHR PROJEKT

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Austausch- bzw. Übergangsprozesse und Gleichgewichtsverteilungen

Fremdwährungsanteil bei Tilgungsträgerkrediten bei 86 % eine Analyse der Fremdwährungskreditstatistik 1

QM: Prüfen -1- KN

Datensicherung. Beschreibung der Datensicherung

Weiterhin vergleichsweise tiefe Steuerbelastung in der Schweiz

Gewinnvergleichsrechnung

DAS NEUE GESETZ ÜBER FACTORING ( Amtsblatt der RS, Nr.62/2013)

Anleitung Scharbefragung

Simulation (vormals Feldversuch) Cico im Gelenkbus

100 Mikrokredite und Abschluss der Pilotphase. Ruedi Winkler, Präsident Verein GO! Ziel selbstständig

Mobile Intranet in Unternehmen

Vorab per . Oberste Finanzbehörden der Länder

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Übungsbuch für den Grundkurs mit Tipps und Lösungen: Analysis

Präzisierungen zur MWST Übergangsinfo 01

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Zypern. Mehrwertsteuererstattungen nach der 13. MwSt-Richtlinie (86/560/EWG)

Erfolgreiche Webseiten: Zur Notwendigkeit die eigene(n) Zielgruppe(n) zu kennen und zu verstehen!

Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

EÜR contra Bilanzierung

SwissSupplyChain Musterprüfung

HANDLUNGSHINWEISE DES AUSSCHUSSES STEUERRECHT

Statistische Materialien zu Existenzgründung und Selbstständigkeit der Wohnbevölkerung mit Migrationshintergrund

Swisscanto Pensionskassen- Monitor per

LEITFADEN zur Einstellung von Reverse Charge bei Metall und Schrott

Projekt - Zeiterfassung

Primzahlen und RSA-Verschlüsselung

Und was uns betrifft, da erfinden wir uns einfach gegenseitig.

Starke Zunahme der Anbieter in Berlin: Anzahl der Hotels, Kongresszentren, Locations

Fachbericht zum Thema: Anforderungen an ein Datenbanksystem

Warum erhält man nun bei bestimmten Trades Rollover und muss bei anderen hingegen Rollover zahlen?

Welche Unterschiede gibt es zwischen einem CAPAund einem Audiometrie- Test?

Versetzungsregeln in Bayern

1.5 Umsatzsteuervoranmeldung

Programm 4: Arbeiten mit thematischen Karten

Finanzen. Gesamtausgaben steigen in Niedersachsen unterdurchschnittlich. Kräftiger Anstieg der Sachinvestitionen in Niedersachsen

Öffentliche Finanzen in Griechenland. Dafür was sich ein Land konsumtiven Ausgaben leisten kann, ist das BIP pro Kopf ein guter Maßstab.

D i e n s t e D r i t t e r a u f We b s i t e s

Ihr Weg in die Suchmaschinen

Studie über Umfassendes Qualitätsmanagement ( TQM ) und Verbindung zum EFQM Excellence Modell

DAS PARETO PRINZIP DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG

1 Informationelle Systeme begriffliche Abgrenzung

Sicher auf Erfolgskurs. Mit Ihrem Treuhand-Betriebsvergleich

Lösung Fall 8 Anspruch des L auf Lieferung von Panini á 2,-

EasyWk DAS Schwimmwettkampfprogramm

Patientenumfrage. Was wirklich zählt

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

bonus.ch: ab 5% Prämienerhöhungen denken die Versicherungsnehmer daran, die Krankenversicherung zu wechseln

Landwirtschaftliche Drainagen der Schweiz: quo vadis?

Halbtagesseminar. Dienstag, 6. September 2011 (Vormittag) im Swissôtel, Zürich-Oerlikon MEHRWERTSTEUER- SEMINAR MWST FÜR CFO UND ANDERE FÜHRUNGSKRÄFTE

Technische Dokumentation: wenn Englisch zur Herausforderung wird

1. Einführung. 2. Die Abschlagsdefinition

Kongress-Statistik. Halbjahresbilanz 2012 Zusammenfassung. convention.visitberlin.de

Mitteilung der Kommission. Muster für eine Erklärung über die zur Einstufung als KMU erforderlichen Angaben (2003/C 118/03)

Informationssicherheit als Outsourcing Kandidat

Kommunikations-Management

IWP Institut für Wirtschafts- und Politikforschung Richter & Schorn gfa@iwp-koeln.org,

Physik & Musik. Stimmgabeln. 1 Auftrag

Einleitung... 2 Eingeben der Daten... 2 Datenabgleich... 3 Zusammenfassung... 5

Verpasst der Mittelstand den Zug?

Aktienbestand und Aktienhandel

Jugendschutzgesetz (JuSchG) Die Besonderheit der "erziehungsbeauftragten" Person am Beispiel Diskotheken- und Gaststättenbesuch

Es gilt das gesprochene Wort. Anrede

Markus Demary / Michael Voigtländer

Transkript:

ICT-EXPORTSTATISTIK 2010-2011 ICT Export Statistik Schlussbericht 13 03 2014 Econlab Im Auftrag von ICTswitzerland Econlab GmbH Solothurnerstrasse 94 4053 Basel Schweiz info@econlab.ch +41 61 361 20 00 www.econlab.ch +41 61 556 41

IMPRESSUM AUFTRAGGEBER ICTswitzerland Aarbergergasse 30 3011 Bern info@ictswitzerland.ch +41 31 311 62 45 AUFTRAGNEHMER Econlab GmbH Solothurnerstrasse 94 4053 Basel info@econlab.ch +41 61 361 20 00 AUTOREN Nils Braun Projektleitung Econlab Markus Gmünder Redaktion & Qualitätssicherung Econlab Michèle Schenker Projektassistenz Econlab BEGLEITGRUPPE Arbeitsgruppe Trade&Invest von ICTswitzerland ZITIERVORSCHLAG Econlab (2014): ICT-Exportstatistik 2010-2011. Schlussbericht. ICTswitzerland, Bern. ANMERKUNGEN Der Bericht gibt die Auffassung der Autoren wieder, die nicht notwendigerweise mit derjenigen der Auftraggeber oder der Begleitgruppe übereinstimmen muss. Zur besseren Lesbarkeit und Vermeidung sprachlicher Schwerfälligkeit wird im vorliegenden Bericht nur die männliche Form verwendet. Die entsprechenden Begriffe beziehen sich auf beide Geschlechter. UNTERSTÜTZUNG Die vorliegende Studie wurde im Auftrag von ICTswitzerland mit finanzieller Unterstützung von Switzerland Global Enterprise (vormals Osec) sowie der Kantone Zürich und Tessin erstellt. Kanton Zürich SGE Kanton Tessin Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011

INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis... I Abbildungsverzeichnis... II Tabellenverzeichnis... II Abkürzungsverzeichnis... III Executive Summary... IV 1 Einführung... 1 1.1 Ausgangslage... 1 1.2 Definition des ICT-Sektors... 1 1.3 Ziele der Studie... 2 1.4 Aufbau der Studie... 2 2 Exportstatistik... 3 2.1 Einleitende Bemerkungen... 3 2.2 ICT-Gesamtexporte... 5 2.3 ICT-Warenexporte... 10 2.4 ICT-Dienstleistungsexporte... 11 3 Methodik... 16 3.1 MWST-Statistik... 16 3.2 Grundgesamtheit... 16 3.3 Erfassung der Exporte... 18 4 Fazit... 19 Anhang... 20 Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 I

ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb. 1: Grundgesamtheit steuerpflichtige Unternehmen nach ICT-Teilbranche 2011... 4 Abb. 2: Gesamtexport nach ICT-Teilbranche 2011... 5 Abb. 3: Gesamtexport pro steuerpflichtiges Unternehmen nach ICT-Teilbranche 2011... 6 Abb. 4: Gesamtexportanteile nach ICT-Teilbranche 2011... 6 Abb. 5: Gesamtexport & Exportanteil nach Grossregion 2011... 7 Abb. 6: ICT-Gesamtexporte im Vergleich mit anderen Güter- und Dienstleistungsgruppen 2011.. 9 Abb. 7: ICT-Warenexporte 1990-2012... 11 Abb. 8: Gesamtexport & Exportanteil Softwareentwicklung nach Grossregion 2011... 13 Abb. 9: Gesamtexport & Exportanteil IT-Beratung / Cloud Services nach Grossregion 2011... 14 TABELLENVERZEICHNIS Tab. 1: Definition des ICT-Sektors nach NOGA 2008... 1 Tab. 2: Gesamtexport & Exportanteil nach Grossregion & Teilbranchengruppe 2011... 7 Tab. 3: ICT-Gütergruppen und deren Warenwert 2011... 10 Tab. 4: Gesamtexport (zzgl. GATS Typ C) & Exportanteil nach Teilbranchengruppe 2011... 15 Tab. 5: Gesamtexport & Exportanteil nach Kanton & Teilbranchengruppe 2011... 20 Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 II

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Abkürzung AHS BFS BUR ESTV EZV GATS HS ICT MWST MWSTG NOGA OECD OSEC SNB STATENT WTO Bedeutung Aussenhandelsstatistik Bundesamt für Statistik Betriebs- und Unternehmensregister Eidgenössische Steuerverwaltung Eidgenössische Zollverwaltung General Agreement on Trade in Services (Allgemeines Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen) Harmonised System (Harmonisiertes System) Information and Communication Technology (Informations- und Kommunikationstechnologie) Mehrwertsteuer Mehrwertsteuergesetz Nomenclature Générale des Activités économiques (Allgemeine Systematik der Wirtschaftszweige) Organisation for Economic Co-operation and Development (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) Office Suisse d Expansion Commerciale (Schweizerische Zentrale für Handelsförderung) Schweizerische Nationalbank Statistique structurelle des entreprises (Statistik der Unternehmensstruktur) World Trade Organisation (Welthandelsorganisation) Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 III

EXECUTIVE SUMMARY Erstmals liegt mit dieser Studie eine detaillierte Aufarbeitung der Informations- und Kommunikations (ICT)-Exporte vor. Während die ICT-Warenexporte in der Aussenhandelsstatistik vollständig erfasst sind, fehlt eine entsprechende Datenquelle auf Branchenebene für den Aussenhandel mit ICT-Dienstleistungen. Die vorliegende Studie stützt sich daher auf die Mehrwertsteuerdaten, was eine Quasi-Vollerhebung darstellt. Trotzdem handelt es sich um eine sehr konservative Schätzung, da für die Nutzung dieser Daten sehr strenge methodische Annahmen getroffen werden mussten. Die Unternehmen des Schweizer ICT-Sektors erwirtschaften rund 17% ihres Gesamtumsatzes durch den Export. Das heisst, im Jahr 2011 beträgt der Gesamtexport an Waren und Dienstleistungen der steuerpflichtigen Unternehmen des ICT-Sektors mindestens 8.8 Mrd. CHF. Gegenüber 2010 ist der ICT-Gesamtexport um etwa 2 Mrd. CHF gesunken, wobei die Dienstleistungen vom Rückgang stärker betroffen waren als die Güter. Im Falle einer Ausweitung der Exportdefinition gemäss GATS erhöht sich der Gesamtexport für 2011 auf 11.8 Mrd. CHF. AUFSCHLÜSSELUNG NACH TEILBRANCHEN Die Unternehmen der Teilbranchen IT-Hardware und ICT-Grosshandel machen zwar nur 14% aller steuerpflichtigen Unternehmen des ICT-Sektors aus, sind aber mit 6.1 Mrd. CHF für rund 70% des gesamten Exports verantwortlich. Demgegenüber entfallen auf die IT-Unternehmen mit Dienstleistungsfokus knapp 20% des Gesamtvolumens, obwohl sie gemessen an der Anzahl Unternehmen 80% des ICT-Sektors repräsentieren. Dies bedeutet, dass der Gesamtexport durch vergleichsweise wenige Unternehmen beeinflusst wird und die Exportorientierung zwischen Firmen stark variiert. AUFSCHLÜSSELUNG NACH REGIONEN Die Exportanteile des ICT-Sektors schwanken je nach Grossregion zwischen 6% (Nordwestschweiz) und 32% (Région Lémanique). In absoluten Zahlen sind es 2011 Zürich und die Région Lémanique, welche mit je rund 2.5 Mrd. CHF am exportstärksten sind. Das Tessin verfügt zwar mit 24% über einen überdurchschnittlich hohen Exportanteil (Schweiz: 17%), liegt aber in absoluten Zahlen mit 261 Mio. CHF hinter der Region Nordwestschweiz (311 Mio. CHF). AUFSCHLÜSSELUNG NACH ICT-GÜTERN UND -DIENSTLEISTUNGEN Unter Verwendung der Aussenhandelsstatistik lassen sich insgesamt 196 Einzelgüter identifizieren, die vom ICT-Sektor hergestellt werden. Mit einem Exportwert von rund 7.0 Mrd. CHF machen die ICT-Güter 79% des Gesamtexports aus. Dabei sind Smart Cards das wertmässig wichtigste Einzelgut, tragen sie doch rund 0.5 Mrd. CHF zum Export bei. (Mindestens) 1.8 Mrd. CHF an Exportwert entfallen demgegenüber auf die ICT-Dienstleistungen. Innerhalb der ICT-Dienstleistungen werden mit der Programmierung 698 Mio. CHF und mit der IT- Beratung 424 Mio. CHF im Aussenhandel erwirtschaftet. ICT-SEKTOR IM VERGLEICH MIT ANDEREN EXPORTBRANCHEN Wenngleich der ICT-Sektor gemessen am Gesamtexportvolumen der Schweiz nur 3% ausmacht, liegt er im Vergleich mit anderen Exportgruppen an zehnter Stelle und bewegt sich damit auf dem Niveau jener der Edelmetalle und Schmucksteine. Gemessen an den in der Wahrnehmung im Inund Ausland bekanntesten Schweizer Exportgütern Käse und Schokolade beträgt der ICT- Exportumsatz gar das Sechseinhalbfache. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 IV

1 EINFÜHRUNG 1.1 AUSGANGSLAGE Als kleine offene Volkswirtschaft steht die Schweiz in einem intensiven Austausch mit dem Ausland. Sie weist mit 52% (Stand 2010) weltweit einen der höchsten Aussenhandelsanteile am Bruttoinlandprodukt (BIP) auf. 1 Dieser Nachweis beruht jedoch in der Regel primär auf dem Warenhandel, welcher in den öffentlichen Statistiken sehr gut dokumentiert ist. Demgegenüber ist der Handel mit Dienstleistungen weniger gut erfasst. Wenn man bedenkt, dass 57% der Schweizer Wertschöpfung dem Dienstleistungssektor zuzuschreiben ist 2, wird aber ersichtlich, dass auch der Aussenhandel mit Dienstleistungen für die Schweiz sehr bedeutend sein dürfte. Diese Wissenslücke bezüglich des Einbezugs des Handels bei den Exportleistungen betrifft auch die ICT-Wirtschaft. 3 Die vorliegende Studie versucht daher dieses Informationsdefizit zu schliessen und ergänzt die Bemühungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB), welche mit dem Projekt Dienstleistungshandel (servicebop) versucht, den Dienstleistungshandel der Schweiz allgemein besser zu erfassen. 1.2 DEFINITION DES ICT-SEKTORS Die Abgrenzung der ICT-Wirtschaft wird im öffentlichen Diskurs noch immer uneinheitlich geführt. Die Dachorganisation der ICT-Wirtschaft, ICTswitzerland, bekennt sich aber in all ihren Publikationen zur Definition der ICT-Wirtschaft gemäss Bundesamt für Statistik (BFS), weswegen diese nachfolgend auch für die ICT-Exportstatistik zur Anwendung gelangt. Grundsätzlich zählt das BFS jene Unternehmen zum ICT-Sektor, welche die Digitalisierung der Wirtschaft erlauben. Darunter fallen die in Tab. 1 bezeichneten und auf Basis der allgemeinen Systematik der Wirtschaftszweige (NOGA 2008) bestimmten Unternehmen. TAB. 1: DEFINITION DES ICT-SEKTORS NACH NOGA 2008 ICT-Sektor gemäss NOGA-Codes [NOGA 261-264, 268] Hersteller von Hardware [NOGA 465] ICT-Grosshandel [NOGA 61] Firmen im Telekommunikationsbereich [NOGA 582] ICT-Verlagswesen [NOGA 951] Reparatur von ICT-Hardware [NOGA 62, 63] IT-Dienstleistungsunternehmen Gruppierungen der Teilsektoren Hardware + Grosshandel Telekom et al. IT-Dienstleistungen Für die vorliegende Studie wird aber versucht, eine höhere Auflösung der Ergebnisse zu erzielen als sonst üblich. Zu diesem Zweck werden insbesondere die IT-Dienstleistungen relativ fein ausdifferenziert: 1 OECD (2013). Exports of goods and services, Trade: Key Tables from OECD, No. 2. doi: 10.1787/exp-gds-serv-table- 2012-1-en. 2 BFS VGR 2012. NOGA 49-98. 3 ICT steht für Information and Communication Technology. Die deutsche Abkürzung IKT wird in Branchenkreisen weniger verwendet (vgl. z.b. ICT-Berufsbildung Schweiz). Wir verwenden daher in dieser Studie konsequent die Abkürzung ICT. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 1

Programmierungstätigkeiten [NOGA 62.01] IT-Beratungstätigkeiten [NOGA 62.02] Übrige personenbezogene IT-Dienstleistungen [NOGA 62.03 + 62.09] Hardwarebezogene IT-Dienstleistungen (nachfolgenden vereinfacht als Cloud Services bezeichnet) [NOGA 63] Im Gegenzug müssen aus Datenschutzgründen die (kleineren) Teilbranchen 582 und 951 mit den Telekommunikationsunternehmen gemeinsam ausgewertet werden, obschon sie inhaltlich nur wenig Gemeinsamkeiten aufweisen. 1.3 ZIELE DER STUDIE Das übergeordnete Ziel der vorliegenden Studie besteht darin, erstmals detaillierte Angaben zum Export von Waren und Dienstleistungen der Schweizer ICT-Unternehmen machen zu können. Auf Grundlage einer differenzierten Auswertung der Mehrwertsteuerstatistik (MWST-Statistik) der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) stehen daher die folgenden drei Detailziele im Fokus der Studie: 1 Überblick über den ICT-Gesamtexport und dessen Einordnung 2 Differenzierung des Exports nach Teilbranchen 3 Identifizierung der Exportaffinität nach Teilbranchen und Regionen 1.4 AUFBAU DER STUDIE Die Ergebnisse zum ICT-Export werden im nachfolgenden Kapitel 2 vorgestellt. Einleitend wird dabei in einem kurzen methodischen Abriss dargelegt (Kap. 2.1), welche Einschränkungen bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten sind. Dieser Methodenüberblick ist für den eiligen Leser ausreichend. Danach wird das ICT-Gesamtexportvolumen für das Jahr 2011 konservativ abgeschätzt und nach Teilbranchen, nach Regionen und je steuerpflichtige Unternehmen aufgeschlüsselt, sowie in Relation zu anderen Branchen gesetzt (Kap. 2.2). Auch wird ein Vergleich mit dem Vorjahr vorgenommen. Ein Vergleich mit dem Ausland ist jedoch nicht möglich, weil die gleiche Datenproblematik zu den IT-Dienstleistungen auch in vielen anderen Ländern existiert. Die ICT- Warenexporte (Kap. 2.3) sind eine Teilmenge der Gesamtexporte und werden nach einer anderen Methode berechnet. Entsprechend werden hierzu Definitionen vorgestellt und danach wiederum die Ergebnisse aufgeschlüsselt. Das Ergebniskapitel wird mit der Beschreibung der ICT-Dienstleistungsexporte als entsprechende Residualgrösse (Kap. 2.4) abgerundet. Für die interessierte Leserschaft bietet das Kapitel 3 zusätzliche methodische Hinweise. Das Fazitkapitel 4 verdichtet die neu gewonnen Erkenntnisse. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 2

2 EXPORTSTATISTIK 2.1 EINLEITENDE BEMERKUNGEN Im Zentrum dieses Ergebniskapitels stehen drei Exportgrössen: Gesamtexporte, Warenexporte und Dienstleistungsexporte. Die zuverlässigsten Zahlen existieren zu den ICT-Warenexporten, welche in der Aussenhandelsstatistik (AHS) der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) detailliert erfasst sind. Problematisch an der AHS für eine Branchensicht ist lediglich, dass die Zahlen nur nach Gütertypen und nicht nach Branche aufgeschlüsselt sind. In anderen Worten, ICT-Waren können auch von einer Nicht-ICT- Unternehmung exportiert werden. Für die Bestimmung der beiden übrigen Exportgrössen wird nur eine zusätzliche Quelle benötigt, da die Summe der Waren- und Dienstleistungsexporte den Gesamtexporten entspricht. Die einzige Datenquelle zu den Dienstleistungsexporten stellt momentan die Zahlungsbilanz der SNB dar. Deren Verwendung ist zur Zeit jedoch nicht möglich: Die Zahlen sind zu hoch aggregiert erfasst, was eine Auswertung nach ICT-Dienstleistungsexporten verunmöglicht. Auch wenn die neue, sich gegenwärtig in Erarbeitung befindliche Zahlungsbilanz hier teilweise mehr Informationen bereitstellen wird, so ist unklar, ob der Detaillierungsgrad für die ICT ausreichend sein wird. Ebenso wird wie bei der AHS weiterhin das Problem bezüglich einer Verwendung als Branchenstatistik bestehen (ICT-Dienstleistungsexporte, welche von Nicht-ICT-Unternehmen exportiert werden). Daher verbleibt als Alternative nur die direkte Bestimmung der gesamten ICT-Exporte. Hierzu bietet sich die MWST-Statistik aus zwei Gründen an. Erstens handelt es sich fast um eine Vollerhebung, da grundsätzliche alle Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von CHF 100'000 oder mehr steuerpflichtig sind. 4 Die sehr gute Abdeckung kann folgendermassen illustriert werden: Vergleicht man beispielsweise die Anzahl Arbeitsstätten der IT-Dienstleistungen (16'091) 5 des Jahres 2011 gemäss Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) mit der Anzahl steuerpflichtiger Unternehmen der MWST-Statistik (14'189), so bleibt auf den ersten Blick eine relativ grosse Differenz von 1'902. Berücksichtigt man jedoch, dass eine Unternehmung mehrere Arbeitsstätten aufweisen kann und dass es einige ganz kleine Unternehmen mit weniger als einem Vollzeitäquivalent (VZÄ) 6 an Beschäftigung gibt (welche zudem mit grosser Wahrscheinlichkeit unter den Schwellenwert von CHF 100'000 fallen), so kann durchaus von einer Quasi-Vollerhebung gesprochen werden. Insbesondere, weil davon auszugehen ist, dass eine Kleinstunternehmung mit weniger als CHF 100'000 Umsatz tendenziell wenig bis gar keine Exporte aufweisen dürfte. Der zweite grosse Vorteil der MWST-Statistik besteht darin, dass alle Unternehmen einen Anreiz haben, die Exporte korrekt auszuweisen, da in diesem Fall keine MWST geschuldet ist. Es handelt sich dabei um eine sogenannte echte Steuerbefreiung. AUSGESCHLOSSENE STEUERPFLICHTIGE UNTERNEHMEN Natürlich stehen diesen Vorzügen auch gewisse Nachteile gegenüber. Erstens blähen Handelsfirmen die Umsätze und auch die Exporte in der MWST-Statistik auf, ohne dass annährend von echtem (Dienstleistungs-) Exporten gesprochen werden kann. Entsprechend werden Unternehmen mit 4 Vgl. dazu Kap. 3.2, Abschnitt Steuerpflicht. 5 NOGA 62 + 63. 6 Die VZÄ bedeuten eine Aufaddierung aller Beschäftigten gewichtet nach deren Beschäftigungsgrad zum Beispiel ergeben eine 100%-Stelle und eine 50%-Stelle insgesamt 1.5 VZÄ. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 3

einem zu hohen Exportanteil aus der Statistik ausgeschlossen. 7 Wenngleich diese Massnahme auch zulässige Unternehmen betrifft, so dürfte sich die Unterschätzung der Exporte aber in Grenzen halten. Zweitens können sich mehrere steuerpflichtige Unternehmen unter gewissen Voraussetzungen (vgl. Artikel 13 MWST-Gesetz) gemeinsam als einzelner Steuerpflichtiger behandeln lassen (sog. Gruppenbesteuerung). Dies kann dazu führen, dass einer Branche substanzielle Umsätze und vor allem auch Exporte zugewiesen werden, obwohl diese von branchenfremden Gruppenmitgliedern erwirtschaftet werden. Aufgrund technischer Limitierungen müssen daher für die ICT-Exportstatistik alle gruppenbesteuerten Unternehmen ausgeschlossen werden. 8 Diese Massnahme führt zu einer sehr konservativen Abschätzung der Exporte, da einige grosse, reine ICT- Gruppen damit ebenfalls ausgeschlossen sind. Als Konsequenz aller Ausschlüsse aus dem MWST-Datensatz resultieren für das Jahr 2011 16'637 steuerpflichtige ICT-Unternehmen (vgl. Abb. 1). Vier von fünf Unternehmen (oder 13'459) erbringen davon primär IT-Dienstleistungen. Davon fokussiert sich wiederum die überwältigende Mehrheit auf die IT-Beratung (6'545) bzw. die Erbringung von Programmierungsdienstleistungen (5'315). Ein Siebtel der Grundgesamtheit stellen die Teilbranchen IT-Hardware bzw. ICT-Grosshandelsunternehmen (2'371). Telekom et al. ist mit nur knapp 5% mengenmässig am schwächsten vertreten. ABB. 1: GRUNDGESAMTHEIT STEUERPFLICHTIGE UNTERNEHMEN NACH ICT-TEILBRANCHE 2011 Cloud Services Übrige IT-Dienstleistungen 822 802 797 1'549 807 IT-Hardware ICT-Grosshandel Telekom et al. IT-Beratung 6'545 16'637 5'315 Programmierung Anmerkung: Die Ausschlusskriterien für steuerpflichtige Unternehmen sind in Kap. 3 beschrieben. Quelle: ESTV MWST 2011. Berechnungen & Grafik: Econlab 2014. Interessant wäre eine Gewichtung dieser steuerpflichtigen Unternehmen mit den beschäftigten Vollzeitäquivalenten. Dies ist zur Zeit allerdings nicht möglich, da hierzu Betriebs- und Unternehmensregisterdaten (BUR-Daten) mit denjenigen der MWST verknüpft sein müssten. Zwar ist das Bundesamt für Statistik daran diese Lücke zu schliessen, jedoch handelt es sich um ein internes Projekt 9, welches aufgrund von Datenschutzbestimmungen zwischen den Ämtern vermutlich auch in Zukunft keine besseren zugänglichen Daten verspricht. 7 Vgl. dazu Kap. 3.2, Abschnitt Reine Handelsunternehmen. 8 Vgl. dazu Kap. 3.2, Abschnitt Gruppenbesteuerung. 9 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/infothek/erhebungen quellen/blank/blank/bur-tva/01.html Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 4

2.2 ICT-GESAMTEXPORTE Ausgehend von der vorgenommen Definition und Abgrenzung des Schweizer ICT-Sektors beträgt der Gesamtexport dieser Unternehmen im Jahr 2011 mindestens 8.8 Mrd. CHF. 10 Mit 54% entfällt mehr als die Hälfte des Gesamtexports auf die Teilbranche ICT-Hardware, gefolgt vom ICT- Grosshandel (16%) und dem Branchenbereich Telekom et al. (11% vgl. Abb. 2). Beim Vergleich der Angaben zu den steuerpflichtigen Unternehmen (vgl. Abb. 1) und der Gesamtexporte fällt auf, dass die Teilbranchen IT-Hardware und ICT-Grosshandel mit einem Anteil von nur gerade 14% an den Unternehmen jedoch rund 70% des Gesamtexports ausmachen. Demgegenüber beträgt der Anteil der steuerpflichtigen IT-Unternehmen mit Dienstleistungsfokus (Programmierung, IT-Beratung, übrige IT-Dienstleistungen, Cloud Services) lediglich 20%, obschon sie gemessen an der Unternehmensanzahl mit 80% die dominierende Mehrheit des ICT-Sektors darstellen. Damit lässt sich festhalten, dass der ICT-Gesamtexport in erster Linie auf vergleichsweise wenige Unternehmen zurückzuführen ist. ABB. 2: GESAMTEXPORT NACH ICT-TEILBRANCHE 2011 Cloud Services Übrige IT-Dienstleistungen IT-Beratung Programmierung 698 424 523 114 Telekom et al. 948 8'814 4'736 IT-Hardware ICT-Grosshandel 1'371 in Mio. CHF Anmerkung: Die Ausschlusskriterien für steuerpflichtige Unternehmen sind in Kap. 3 beschrieben. Quelle: ESTV MWST 2011. Berechnungen & Grafik: Econlab 2014. Diese Ungleichverteilung wird auch bei der Betrachtung der Exportleistungen pro steuerpflichtige Unternehmung ersichtlich. Die Unternehmen im Bereich der IT-Dienstleistungen (Programmierung, IT-Beratung, übrige IT-Dienstleistungen, Cloud Services grüne Balken in Abb. 3) erwirtschaften im Durchschnitt zwischen 65'000 CHF und 652'000 CHF im Aussenhandel, während bei den Unternehmen der übrigen ICT-Teilbranchen die durchschnittlichen Exporterträge das Vier- bis Neunfache betragen. Gerade bei den IT-Dienstleistungen gibt es viele, zum Teil sehr kleine Unternehmen (sog. Mikrounternehmen mit maximal 9 VZÄ), welche ihre Dienstleistungen ausschliesslich für die Schweiz erbringen und nichts exportieren. Daraus resultiert im Vergleich zu den anderen ICT-Teilbranchen ein entsprechend tiefer Umsatzanteil im Exportgeschäft. Dadurch wird der durchschnittliche Gesamt- 10 Es ist an dieser Stelle nochmals darauf hinzuweisen, dass es sich hierbei aufgrund der getroffenen Annahmen um eine sehr konservative Schätzung handelt. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 5

export pro Unternehmen über alle ICT-Teilbranchen mit 0.5 Mio. CHF stark von der kleinteiligen Struktur der IT-Dienstleistungsunternehmen beeinflusst. ABB. 3: GESAMTEXPORT PRO STEUERPFLICHTIGES UNTERNEHMEN NACH ICT-TEILBRANCHE 2011 IT-Hardware ICT-Grosshandel Telekom et al. Programmierung IT-Beratung Übrige IT-Dienstleistungen Cloud Services Total ICT 0.9 1.2 0.1 0.1 0.7 0.1 0.5 5.8 in Mio. CHF Anmerkung: Die Ausschlusskriterien für steuerpflichtige Unternehmen sind in Kap. 3 beschrieben. Quelle: ESTV MWST 2011. Berechnungen & Grafik: Econlab 2014. Im Hinblick auf den Exportanteil gemessen am Gesamtumsatz der steuerpflichtigen Unternehmen des ICT-Sektors zeigt sich, dass dieser im Jahr 2011 schweizweit bei 17% zu liegen kommt (vgl. Abb. 4). Mit Ausnahme von zwei Teilbranchen liegen die Exportumsatzanteile zwischen 5% und 12%. Demgegenüber ist die IT-Hardware in hohem Ausmass exportorientiert sprich beinahe jeder zweite Umsatzfranken wird im Ausland erwirtschaftet. Dies ist vor allem auch darauf zurückzuführen, dass sich bei dieser Teilbranche gewissermassen um ein Veredelungsgeschäft handelt und bereits viele Vorleistungen aus dem Ausland bezogen werden. Bei der Teilbranche der übrigen IT-Dienstleistungen mit einem Exportanteil von 38% sind es vor allem einige wenige Unternehmen, vornehmlich 13 aus der Ostschweiz, die einen überdurchschnittlichen Anteil ihres Umsatzes über den Export generieren. ABB. 4: GESAMTEXPORTANTEILE NACH ICT-TEILBRANCHE 2011 IT-Hardware ICT-Grosshandel Telekom et al. Programmierung IT-Beratung Übrige IT-Dienstleistungen Cloud Services Total ICT 10% 12% 8% 5% 7% 38% 46% 17% Anmerkung: Die Ausschlusskriterien für steuerpflichtige Unternehmen sind in Kap. 3 beschrieben. Quelle: ESTV MWST 2011. Berechnungen & Grafik: Econlab 2014. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 6

GEOGRAPHISCHE VERTEILUNG DER EXPORTE Dass der Gesamtexport nicht nur zwischen den einzelnen Teilbranchen sondern auch räumlich unterschiedlich verteilt ist, wird anhand Abb. 5 bzw. Tab. 2 verdeutlicht. Je nach Grossregion schwanken die Exportanteile zwischen 6% (Nordwestschweiz) und 32% (Région Lémanique). ABB. 5: GESAMTEXPORT & EXPORTANTEIL NACH GROSSREGION 2011 30% 25-29.9% 20-24.9% 15-19.9% 311 2'522 10%-14.9% <10% 1'081 1'113 975 2'552 261 in Mio. CHF Anmerkung: Die Ausschlusskriterien für steuerpflichtige Unternehmen sind in Kap. 3 beschrieben. Quelle: ESTV MWST 2011. Kartengrundlage: BFS GEOSTAT 2012. Berechnungen & Grafik: Econlab 2014. TAB. 2: GESAMTEXPORT & EXPORTANTEIL NACH GROSSREGION & TEILBRANCHENGRUPPE 2011 Region Hardware & Grosshandel Telekom et al. IT-Dienstleistungen Total in Mio. CHF Région Lémanique 2'320 (59%) 35 (3%) 198 (7%) 2'552 (32%) Espace Mittelland 771 (30%) 46 (4%) 264 (7%) 1'081 (14%) Nordwestschweiz 211 (7%) 4 (1%) 96 (5%) 311 (6%) Zürich 1'646 (18%) 493 (12%) 383 (6%) 2'522 (13%) Ostschweiz 436 (32%) 0 (0%) 539 (20%) 975 (23%) Zentralschweiz 520 (13%) 357 (53%) 235 (10%) 1'113 (16%) Tessin 203 (51%) 13 (3%) 44 (16%) 261 (24%) Total 6'107 (25%) 948 (12%) 1'759 (9%) 8'814 (17%) Anmerkung: Die Ausschlusskriterien für steuerpflichtige Unternehmen sind in Kap. 3 beschrieben. Quelle: ESTV MWST 2011. Berechnungen: Econlab 2014. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 7

Zu beachten gilt es jedoch bei allen regionalen Auswertungen, dass der gesamte Export jeweils dem Domizil der steuerpflichtigen Unternehmung zugerechnet wird, auch wenn die Leistungserbringung über die ganze Schweiz verteilt ist. Besonders augenfällig ist dies bei den grossen Telekommunikationsunternehmen der Schweiz, welche schweizweit Arbeitsstätten aufweisen. Betrachtet man in der Tab. 2 die Teilbranchengruppe Telekom et al. im Espace Mittelland, so wird überdies klar, dass der Ausschluss aller Unternehmen mit Gruppenbesteuerung vermutlich auch den grössten Telekommunikationsanbieter in der Schweiz (Sitz in Bern) betrifft. Entsprechend soll auch in dieser Stelle erneut darauf hingewiesen werden, dass es sich tatsächlich um eine sehr konservative Exportschätzung handelt. In der Région Lémanique sind es vor allem die Teilbranchen IT-Hardware und ICT-Grosshandel, die im Jahr 2011 massgeblich für den Gesamtexport in der Höhe von 2'552 Mio. CHF verantwortlich sind. Innerhalb dieser Grossregion weisen in erster Linie die Unternehmen im Kanton Genf 11 mit einem Exportanteil von 44% am Gesamtumsatz eine hohe Exportorientierung auf, während am anderen Ende die entsprechenden Unternehmen des Kantons Wallis mit lediglich 3% Exportanteil deutlich binnenorientiert sind. Auch die Grossregion bzw. der Kanton Tessin verfügt mit 24% über einen gemessen an der Schweiz überdurchschnittlichen Gesamtexportanteil. Auch hier sind es die IT-Hardware und der ICT-Grosshandel, welche als Exporttreiber verantwortlich sind. Ein überdurchschnittlicher Gesamtexportanteil mit 23% ist auch in der Ostschweiz zu verzeichnen. Augenfällig ist hier, dass hier die Teilbranchen IT-Hardware und ICT-Grosshandel weniger stark dominieren bzw. der Gesamtexportanteil zu einem grossen Teil auch auf die IT-Dienstleister zurückzuführen ist. Der ICT-Sektor der Grossregion Nordwestschweiz verfügt gemessen an der gesamten Schweiz mit einem Exportanteil von nur gerade 6% am Gesamtumsatz über die geringste Exportorientierung. Zurückzuführen ist dies unter anderem auch auf die geringe Bedeutung des Exports für die Nordwestschweizer Unternehmen der Teilbranchen IT-Hardware und Grosshandel. INTERTEMPORALER VERGLEICH DER ICT-GESAMTEXPORTE Die Erstellung einer Gesamtexport-Zeitreihe über mehrere Jahre ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich, da erst seit dem Jahr 2010 in den MWST-Daten die Exporte von den Ausland- Ausland-Geschäften separat erfasst sind (vgl. auch Kap. 2.4 zu den Ausland-Ausland-Umsätzen). Dies reduziert nicht nur den intertemporalen Vergleich auf zwei Perioden, sondern schränkt auch die Möglichkeiten zur Einordnung der Resultate im Rahmen der methodischen Überprüfung ein. Vergleicht man nämlich den Gesamtexport von 2010 mit demjenigen des Folgejahrs, so zeigt sich eine relativ grosse Differenz. Waren es zuvor noch 10.9 Mrd. CHF Exportvolumen, sind es im Jahr 2011 nur noch 8.8 Mrd. CHF. Dabei ist fast der gesamte Rückgang auf die Teilbranche der Hardwarehersteller zurückführbar (1.7 Mrd. CHF). Dieser Rückgang lässt sich auch im reinen ICT- Warenexport (vgl. Abb. 7 in Kap. 2.3) beobachten, wenngleich in geringerem Ausmass. Demzufolge müssen auch die Dienstleistungsexporte zurückgegangen sein. 11 Detaillierte kantonale Informationen finden sich in Tab. 5 im Anhang. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 8

EINORDNUNG DER ICT-EXPORTE IM SCHWEIZERISCHEN AUSSENHANDEL Der gesamte Aussenhandel der Schweiz beträgt im Jahr 2011 292'517 Mio. CHF. 12 Im Vergleich dazu erscheinen die 8'814 Mio. CHF oder 3.0% der ICT am Gesamtexportvolumen eher bescheiden. Dieser Eindruck wird verstärkt, wenn man bedenkt, dass der ICT-Sektor im Jahr 2011 4.5% der Gesamtwertschöpfung in der Schweiz ausmacht. Zu berücksichtigen gilt es aber auch die schiefe Verteilung der Exporte auf die einzelnen Branchen bzw. Gütergruppen (vgl. Abb. 6). Die mit Abstand wichtigste Exportbranche der Schweiz stellt nach wie vor die chemisch-pharmazeutische Industrie dar (25.5% aller Exporte), gefolgt von den Produzenten von Präzisionsinstrumenten, Uhren und Bijouterie (14.1%) bzw. Maschinen und Elektronik (12.6%). Diese drei Gruppen zusammen sind verantwortlich für mehr als die Hälfte aller Exporte. Auch sind Teile dieser Gruppen (insb. innerhalb der Präzisionsinstrumente und Elektronik) eigentlich der ICT zuzuordnen. Dasselbe gilt auch für Dienstleistungsgruppen wie technologische Dienste, welche zum Beispiel auch die Lizenzeinnahmen aus Softwareverkäufen beinhalten. ABB. 6: ICT-GESAMTEXPORTE IM VERGLEICH MIT ANDEREN GÜTER- UND DIENSTLEISTUNGSGRUPPEN 2011 Chemie, Pharma Waren Instrumente, Uhren, Bijouterie Maschinen, Elektronik Transithandel Dienste Technologische Dienste 1 Fremdenverkehr Finanzdienste der Banken Metalle & Metallwaren Edelmetalle & Schmucksteine ICT 2 Waren + Dienste Land- und Forstwirtschaft davon Käse & Schokolade 3 in Mio. CHF 74'647 41'254 36'889 19'746 17'867 15'185 15'112 13'034 9'105 8'814 8'439 1'335 1 Anmerkung: Es handelt sich dabei zu 98% um Lizenzeinnahmen (z.b. auch für Software). 2 Die ICT ist eine Teilmenge verschiedener Kategorien wie Instrumente, Technologische Dienste etc. 3 AHS-Code für Käse: 0406, AHS-Code für Schokolade: 1806 zzgl. 1704.9010. Quelle: ESTV MWST 2011, EZV AHS 2011, SNB Zahlungsbilanz 2011. Berechnungen & Grafik: Econlab 2014. Wenngleich der ICT-Sektor mit 8.8 Mrd. CHF gemessen an den Hauptexportbranchen ein deutlich geringeres Exportvolumen aufweist, so ist der Export doch mit dem Handel mit Edelmetallen und Schmucksteinen oder auch der gesamten Landwirtschaft vergleichbar. Nimmt man gar die in der Wahrnehmung im In- und Ausland bekanntesten Schweizer Exportgüter Käse und Schokolade als Referenzgrösse, so verfügt der ICT-Sektor der Schweiz über einen Exportumsatz, der rund das Sechseinhalbfache ausmacht. 12 Anmerkung: EZV AHS 2011 (Warenexport inkl. Edelmetalle, Schmucksteine und Antiquitäten), SNB Zahlungsbilanz (Dienstleistungsexport). Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 9

2.3 ICT-WARENEXPORTE Die ICT-Warenexporte können wie in Kap. 2.1 ausgeführt nicht aus den MWST-Daten abgeleitet werden, sondern müssen über die Aussenhandelsstatistik berechnet werden. Zentral ist, dass es sich bei der AHS nicht um eine nach Branchen, sondern nach Gütern aufgeschlüsselte Statistik handelt. Entsprechend wird in einem ersten Schritt definiert, welche Güter dem ICT-Sektor zuzuordnen sind. DEFINITION DER ICT-GÜTER Diese Studie orientiert sich an der OECD- und damit BFS-Definition und beruht auf dem "Harmonisierten System" von 2007. Als Grundregel 13 gilt dabei: Die ICT-Güter müssen die "[...] Funktion der Informationsverarbeitung und -verbreitung erfüllen, inklusive Übertragung und Anzeige [...]". Auf Grundlage dieser Definition lassen sich 196 Güter im Exportwert von fast 7 Mrd. CHF der ICT zuordnen und wiederum in fünf Gütergruppen unterteilen (vgl. Tab. 3). TAB. 3: ICT-GÜTERGRUPPEN UND DEREN WARENWERT 2011 Gütergruppe Güter mit Exportwert > 100 Mio. CHF Exportwert in Mio. CHF Telekommunikationsausstattung (17 Güter) Druckgeräte, Mobiltelefone, Router 1'024 Informatikausstattung (12 Güter) Elektronische Teile (57 Güter) Automatische Datenverarbeitungsgeräte wie magnetische oder optische Leser Smart Cards, Prozessoren, gedruckte Schaltungen, lichtempfindliche Halbleiterbauelemente, Integrated Circuits-Schaltungen, Teile von elektrischen Transformatoren, Teile von drahtlosen Netzwerkgeräten 566 1'874 Audio- und Videoausstattungen (40 Güter) Keine 243 Andere ICT-Produkte (70 Güter) Diverse Mess- & Prüfinstrumente (Profilprojektoren, physikalisch, chemisch, Druck) Teile von Mess- & Prüfinstrumenten Spektrometer 3'272 Total (196 Güter) 6'980 Quelle: BFS Informationsgesellschaft 2014, EZV AHS 2011. Berechnungen: Econlab 2014. Fast die Hälfte aller Exporte betreffen die Sammelkategorie "Andere ICT-Produkte", welche total 70 Güter umfasst und wertmässig vor allem Mess- und Prüfinstrumente beinhaltet. Das wertmässig wichtigste Einzelgut findet sich jedoch in der Gütergruppe "Elektronische Teile": Insgesamt verlassen Smart Cards im Wert von über einen halben Milliarde Franken jährlich die Schweiz. 13 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/16/04/key/approche_globale.informations.30601.306.html Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 10

INTERTEMPORALER VERGLEICH DER ICT-WARENEXPORTE Im zeitlichen Verlauf wird ersichtlich, dass sich der Güterexport von 1990 bis 2000 stets erhöht und über die Dekade hinweg fast verdoppelt hat (vgl. Abb. 7). Seit der Jahrtausendwende ist der Trend demgegenüber weniger einheitlich. Insgesamt oszilliert das Warenexportvolumen um den Wert von circa 7 Mrd. CHF und dies unabhängig vom radikalen Wechsel in der Güterklassifizierung im Jahr 2007, welche eine Anpassung der ICT-Güterdefinition notwendig machte. Werden die fünf Gütergruppen einander gegenübergestellt, so lässt sich optisch eine gleichgeschaltete Bewegung beobachten, ohne dass sich an der relativen Bedeutung grosse Änderungen ergeben. ABB. 7: ICT-WARENEXPORTE 1990-2012 10'000 Total der ICT-Waren Informatikausstattung Audio- und Videoausstattung Telekommunikationsausstattung Elektronische Teile Andere ICT-Produkte 8'000 6'000 4'000 2'000 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Anmerkung: Bruch in der Serie (2006/2007) aufgrund des Wechsels zur Nomenklatur HS 2007. Quelle: BFS Informationsgesellschaft 2014, EZV AHS 1990-2012. Berechnungen & Grafik: Econlab 2014. 2.4 ICT-DIENSTLEISTUNGSEXPORTE Als Konsequenz aus der Verwendung der MWST- und der AHS-Zahlen kann der Dienstleistungsexport nur als Residualgrösse berechnet werden. Da diese Zahlen wie erwähnt nur unterschiedlich aufgeschlüsselt vorliegen einmal nach Branche und einmal nach Gütergruppe ist es schwierig, detailliertere Angaben zum Dienstleistungsexport machen zu können. Klar ist allerdings, dass im Jahr 2011 Dienstleistungen im Wert von mindestens 1'834 Mio. CHF exportiert wurden. DEFINITION DES ICT-DIENSTLEISTUNGSEXPORTS Im Vergleich zum Warenhandel, wo die Güter physisch die Landesgrenze passieren müssen, um als Export registriert zu werden, ist der Dienstleistungsexport im WTO-Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen (GATS) in Art. 1 Abs. 2 breiter gefasst. Es werden vier Typen unterschieden: Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 11

GATS Typ A GATS Typ B GATS Typ C Die einfachste Form des Dienstleistungsexports ist analog zum Warenhandel eine Situation, in der Dienstleistungen aus der Schweiz ins Ausland transferiert werden beispielsweise eine Software, welche in der Schweiz programmiert und über das Internet im Ausland heruntergeladen wird. Diese Variante wird über die MWST-Statistik erfasst. Das GATS zählt auch Dienstleistungen zum Export, welche im Inland erbracht werden, sofern es sich um einen ausländischen Kunden handelt, welcher hierfür in die Schweiz reist. Diese Exportform ist generell nur in Ausnahmefällen messbar, zum Beispiel im Falle von ausländischen Hotelgästen. Da die MWST bei Verkäufen im Inland unabhängig von der Herkunft der Kunden geschuldet wird, kann GATS Typ B über die MWST-Statistik nicht berücksichtigt werden. Ausland-Ausland-Umsätze mittels Handelsniederlassungen im Ausland sind Dienstleistungsexporte des Typs C. Interessanterweise wird ein Teil dieser Umsätze in der Schweizer MWST-Statistik als "Leistungen im Ausland" erfasst, wenn zum Beispiel eine Software in der Schweiz entwickelt und im Ausland über eine eigene Vertriebsgesellschaft verkauft wird. Die vierte Form des Dienstleistungsexports beschreibt die Leistungserbringung durch einen Inländer im Ausland zum Beispiel wenn ein ICT-Supporter oder -Berater ins Ausland reist und dort vor Ort einen Kunden unterstützt. Dieser Export wird analog zum Typ A normal in der MWST-Statistik auch als solcher erfasst. GATS Typ D AUFSCHLÜSSELUNG DES ICT-DIENSTLEISTUNGSEXPORTS Im Jahr 2011 ist die Summe der Gesamtexporte der Teilbranche der Unternehmen mit Fokus auf IT-Dienstleistungen (1'759 Mio. CHF) fast deckungsgleich mit derjenigen der Residualgrösse der ICT-Dienstleistungsexporte (1'834 Mio. CHF). Dieser Befund ist nicht ganz überraschend: Einerseits wird es wenig Warenexporte der Teilbranche IT-Dienstleistungen geben. Andererseits gibt es aber gerade bei den ausgeschlossenen gruppenbesteuerten steuerpflichtigen Unternehmen der Teilbranche Telekom et al. wohl einige Firmen, welche potentiell nicht unerheblich zu den Dienstleistungsexporten beitragen dürften. Als Näherung für die Aufschlüsselung der ICT-Dienstleistungsexporte wird daher nachfolgend genauer auf den Gesamtexport des IT-Dienstleistungssektors bzw. die Unternehmen mit Fokus IT-Dienstleistungen eingegangen. Die Exportaffinität in der Softwareentwicklung ist auf Ebene der Grossregionen gesamtschweizerisch sehr ähnlich ausgeprägt und bewegt sich zwischen 7% (Région Lémanique, Nordwestschweiz) und 10% (Ostschweiz vgl. Abb. 8). Einziger Ausreisser stellt die Grossregion bzw. der Kanton Tessin dar, welcher mit 30 Mio. CHF Umsatz im Ausland jeden fünften Franken dank dem Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 12

Exportgeschäft verdient. In absoluten Zahlen hingegen sind die Grossregionen Espace Mittelland und Zürich mit je 188 Mio. CHF Exportumsatz gleichauf. Insgesamt erzielen die Programmierungstätigkeiten 698 Mio. CHF Umsatz aufgrund des Absatzmarktes im Ausland. ABB. 8: GESAMTEXPORT & EXPORTANTEIL SOFTWAREENTWICKLUNG NACH GROSSREGION 2011 25% 20-24.9% 15-19.9% 10-14.9% 5-9.9% <5% 188 62 70 188 74 86 30 Anmerkung: Die Ausschlusskriterien für steuerpflichtige Unternehmen sind in Kap. 3 beschrieben. Quelle: ESTV MWST 2011. Kartengrundlage: BFS GEOSTAT 2012. Berechnungen & Grafik: Econlab 2014. in Mio. CHF Die Bedeutung der IT-Beratung im Export ist mit 424 Mio. CHF um 40% geringer als diejenige der Softwareentwicklung. Das Tessin ist zwar auch bei der IT-Beratung am exportaffinsten, jedoch bewegen sich alle Exportanteile am Umsatz in einem ähnlichen Rahmen (zwischen 2% und 9% vgl. Abb. 9 oben). Die relativ grosse Anzahl IT-Beratungsunternehmen im Kanton Zürich führt dazu, dass trotz einer nur durchschnittlichem Exportausrichtung dieser Teilbranche der Exportumsatz mit 139 Mio. CHF deutlich vor der nächst bedeutendsten Grossregion (Région Lémanique, 97 Mio. CHF) liegt. Im Vergleich dazu sind die Exportumsätze mit Cloud Services im Jahr 2011 mit insgesamt 114 Mio. CHF noch eher bescheiden (vgl. Abb. 9 unten). Fast der gesamte Aussenhandel entfällt dabei auf die Zentralschweiz (60 Mio. CHF oder jeder fünfte Franken) und Zürich (40 Mio. CHF, 7%). Der Exportanteil am Umsatz ist im Tessin zwar wiederum hoch, jedoch mit einer Gesamtsumme von 3 Mio. CHF eher unbedeutend. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 13

ABB. 9: GESAMTEXPORT & EXPORTANTEIL IT-BERATUNG / CLOUD SERVICES NACH GROSSREGION 2011 25% 20-24.9% 15-19.9% 10-14.9% 5-9.9% <5% 72 32 43 139 31 IT-Beratung 97 11 in Mio. CHF 25% 20-24.9% 15-19.9% 10-14.9% 5-9.9% <5% 1 0 60 40 1 Cloud Services 9 3 in Mio. CHF Anmerkung: Die Ausschlusskriterien für steuerpflichtige Unternehmen sind in Kap. 3 beschrieben. Quelle: ESTV MWST 2011. Kartengrundlage: BFS GEOSTAT 2012. Berechnungen & Grafik: Econlab 2014. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 14

AUSLAND-AUSLAND-UMSÄTZE (GATS TYP C) Zählt man analog zum Exportverständnis nach GATS auch die Ausland-Ausland-Umsätze dazu, so erhöht sich der ICT-Gesamtexport im Jahr 2011 von 8.8 Mrd. CHF um 3'042 Mio. CHF auf mehr als 11.8 Mrd. CHF (vgl. Tab. 4). Die Hälfte der GATS Typ C-Exporte entfällt auf die IT- Dienstleistungsbranche und auf die Softwareentwicklungsfirmen im Speziellen (839 Mio. CHF). Im Gegensatz zu den Gesamtexporten und den Warenexporten, welche von 2010 zu 2011 rückgängig sind, nahmen die Leistungen im Ausland gemäss GATS Typ C im gleichen Zeitraum um 377 Mio. CHF zu. TAB. 4: GESAMTEXPORT (ZZGL. GATS TYP C) & EXPORTANTEIL NACH TEILBRANCHENGRUPPE 2011 in Mio. CHF Export GATS Typ C Export zzgl. GATS Typ C Hardware & Grosshandel 6'107 (25%) 933 (4%) 7'041 (29%) Telekom et al. 948 (12%) 646 (8%) 1'593 (20%) IT-Dienstleistungen 1'759 (9%) 1'463 (7%) 3'222 (16%) Total 8'814 (17%) 3'042 (6%) 11'856 (23%) Anmerkung: Die Ausschlusskriterien für steuerpflichtige Unternehmen sind in Kap. 3 beschrieben. Quelle: ESTV MWST 2011. Berechnungen: Econlab 2014. An dieser Stelle ist aber darauf hinzuweisen, dass die Ausland-Ausland-Umsätze ausserhalb der Dienstleistungsexportdiskussion auf Basis des GATS nicht zu den Exporten gezählt werden sollten. Einerseits, weil dadurch ein methodisches Ungleichgeweicht zu den Warenexporten entsteht, welche diese Form nicht mitzählen. Und andererseits weisen natürlich häufig auch steuerpflichtige Unternehmen einen sehr hohen Anteil an Ausland-Ausland-Umsätzen auf, welche eher als Steuervehikel denn als aktive und produzierende Schweizer Unternehmung interpretiert werden sollten. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 15

3 METHODIK 3.1 MWST-STATISTIK Die Mehrwertsteuer wurde am 26. November 1993 von Volk und Ständen angenommen und mit dem Mehrwertsteuergesetz (MWSTG) am 1. Januar 1995 eingeführt. Seit 2001 existieren zudem publizierte Zeitreihen zur Entwicklung der (steuerbaren) Umsätze sowie der steuerpflichtigen Unternehmen je Branche. Die in der MWST-Statistik publizierten Angaben sind bezüglich der Beschreibung der steuerpflichtigen Unternehmen jedoch rudimentär. Die Hoheit über die Daten hat die Eidgenössische Steuerverwaltung und die Publikation hat weniger einen statistischen Eigenwert als vielmehr Rechenschaftscharakter im Rahmen der öffentlichen Finanzen. Zur Zeit läuft ein Projekt 14 des Bundesamts für Statistik, welches versucht die MWST-Daten mit dem BUR zu verknüpfen. Dadurch wären Filterungen möglich, wie beispielsweise Export pro Vollzeitäquivalent, welche eine deutlich geringere Eingriffstiefe in die Daten erforderten. Allerdings werden die laufenden Bemühungen des BFS kaum dazu beitragen, dass die ICT-Exportstatistik künftig erheblich präziser sein wird. Ziel dieses BFS-internen Projekts ist nämlich die Gewinnung von internen Hilfsvariablen zum Beispiel Gewichtungsvariablen für amtliche Statistiken wie die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Aufgrund der sehr sensitiven Individualdaten existiert zudem ein sehr restriktiver Datenschutzvertrag zwischen der ESTV und dem BFS, der eine Weitergabe dieser Daten an Dritte momentan vollständig ausschliesst. Wie bei manchen amtlichen Statistiken besteht auch bei der MWST-Statistik eine gewisse Diskrepanz zwischen Berichtsjahr (2011) und Publikationsjahr (2013). Im Falle der MWST ist ein Teil davon auch dem Meldeverfahren geschuldet, welches Umsatzmeldungen der Unternehmen an die ESTV mit einer relativ grossen Verzögerung zulässt. Die im nachfolgenden Kap. 3.2 beschriebenen Informationen zur MWST können allgemeiner abgehandelt auch in im Bericht zur MWST-Statistik nachgelesen werden. 15 3.2 GRUNDGESAMTHEIT STEUERPFLICHT Die Mehrwertsteuerpflicht beginnt grundsätzlich ab einem Umsatz von CHF 100'000. Dies entspricht sofern keinerlei Fixkosten existieren einem monatlichen Bruttolohn von circa CHF 6'500. Entsprechend fehlen in der Statistik Kleinstunternehmen. Diese sind allerdings gemessen am gesamten ICT-Sektor nicht von grosser Bedeutung. Zudem ist davon auszugehen, dass solche Firmen in äusserst geringem Ausmass exportorientiert sind, da Kleinstunternehmen typischerweise eher kleine, lokale Auftraggeber bedienen auch wenn in der ICT Landesgrenzen leichter überwunden werden können als in anderen Branchen. Bei nicht-gewinnorientierten, ehrenamtlichen und gemeinnützigen Institutionen liegt das Umsatzlimit mit CHF 150'000 leicht höher. Ebenso ist das Gemeinwesen von der Steuerpflicht befreit, wenn die Nicht-Gemeinwesensaktivitäten einen Betrag von CHF 25'000 nicht überschreiten. Auch 14 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/infothek/erhebungen quellen/blank/blank/bur-tva/01.html 15 BFS (Hrsg.) (2013). Die Mehrwertsteuer in der Schweiz 2010-2011. Resultate du Kommentare. Eidgenössische Steuerverwaltung, Neuchâtel. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 16

diese Fälle können vernachlässigt werden, da eine Exportorientierung von nicht-gewinnorientierten Firmen in der Realität kaum vorliegen dürfte. STEUERBEFREIUNG Die Steuerpflicht alleine führt nicht zwingend zu Steuereinnahmen. Die Steuerverwaltung unterscheidet zwei Formen der Steuerbefreiung: Im Falle der unechten Steuerbefreiung wird zwar keine MWST geschuldet, es kann aber auch kein Vorsteuerabzug geltend gemacht werden. Dies trifft auf Tätigkeiten im Gesundheitsbereich, im Kulturbereich, in der Landwirtschaft, im Geld- und Kapitalverkehr etc. zu, welche in Artikel 21 MWSTG genannt sind. Keine dieser Tätigkeiten ist im engeren Sinne für die ICT relevant am ehesten vielleicht noch die Kategorie Unterricht und Ausbildung. Im Falle der echten Steuerbefreiung kann die Vorsteuer zurückgefordert werden und trotzdem wird keine MWST fällig. Dies betrifft den Export wie auch Dienstleistungen, welche im Ausland für einen ausländischen Kunden erbracht werden (Ausland-Ausland-Umsätze). Die echte Steuerbefreiung ist Ausgangspunkt für die vorliegende Studie. Jede steuerpflichtige Unternehmung hat nämlich einen Anreiz die Exporte und Ausland-Ausland-Umsätze korrekt auszuweisen, da sie damit der Steuer ausweichen und bei der MWST auf Vorleistungen sogar Steuerrückforderungen geltend machen können. Es existieren zwar auch Fälle, bei denen Unternehmen diese Steuerbefreiungsoption nicht wahrnehmen. 16 Allerdings liegen keine Zahlen zu diesen Ausnahmen vor. Die starken Anreize für eine korrekte Ausweisung lassen darauf schliessen, dass es sich eher um ein Randphänomen handeln dürfte. Nebst der Steuerpflicht gibt es auch ein Recht, der MWST unterworfen zu sein, was zum Beispiel die Rückforderung der Vorsteuer erlaubt. Dies ist insbesondere für exportorientierte Kleinunternehmen interessant, da diese von der echten Steuerbefreiung profitieren. Entsprechend relativiert sich das Problem der Grundgesamtheit aufgrund des Schwellenwerts zur Steuerpflicht weiter. Was die separate Ausweisung der Exporte und der Ausland-Ausland-Umsätze anbelangt, so liegen die entsprechenden Daten dazu erst seit dem Jahr 2010 vor. REINE HANDELSUNTERNEHMEN Die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Schweiz lockt nicht nur eine Vielzahl an Firmen aus allen Branchen mit vielen Arbeitsplätzen an, sondern begünstigt auch Firmenzugänge, welche ausschliesslich aus steuerlichen Gründen erfolgen. Solche Firmen überhöhen in der Tendenz die Schweizer Exporte gemäss MWST-Statistik teilweise massiv. Diese Firmen gilt es mittels geeigneter Filterung weitgehend auszuschliessen. Indizien für auszuschliessende Firmen sind sehr hohe Umsätze pro VZÄ. Die Bestimmung angemessener Schwellenwerte ist allerdings schwierig, variiert doch der "normale Wert" enorm. Grundsätzlich liegt er bei den kapitalintensiven Teilbranchen (z.b. Hardware-Unternehmen, Cloud Computing) höher als bei den arbeitsintensiven Teilbranchen (z.b. Beratung, Programmierung). Operationalisieren lässt sich eine solche Filterung derzeit jedoch nicht, da es hierzu eine Verknüpfung der BUR-Daten (inkl. VZÄ) und mit den MWST-Daten bräuchte (vgl. Kap. 3.1). Alleine auf Basis der MWST-Daten muss daher für die vorliegende Studie auf eine gröbere Filterung zurückgegriffen werden. Hierzu werden zwei Maximalwerte an Exportorientierung 16 Vgl. dazu BFS (Hrsg.) (2013). Die Mehrwertsteuer in der Schweiz 2010-2011. Resultate du Kommentare. Eidgenössische Steuerverwaltung, Neuchâtel. S. 13. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 17

(Ausland-Ausland-Umsätze im Verhältnis zum Gesamtumsatz bzw. Ausland-Ausland-Umsätze absolut) festgelegt (vgl. Kap. 3.3). GRUPPENBESTEUERUNG Neben den oben genannten nicht im engeren Sinne wirtschaftlich aktiven Firmen gibt es auch Unternehmen, welche entweder der ICT zugeordnet sind, aber primär nicht in der ICT tätig sind oder Unternehmen, welche nicht der ICT zugeordnet sind, aber eigentlich primär als ICT-Firma zu verstehen sind. Der Grund liegt in der sogenannten Gruppenbesteuerung nach Art. 13 MWSTG. Sind Unternehmen unter einheitlicher Leitung eines Rechtsträgers miteinander verbunden, so können diese auf Antrag als ein Steuersubjekt behandelt werden. Gruppeninnenumsätze sind dadurch nicht MWST-pflichtig. Die Problematik dieser Gruppenbesteuerung liegt im unbekannten Charakter der Zusammensetzung aus Sicht der MWST-Statistik. Der Effekt ist dabei vom Potential eher als erheblich einzuschätzen. 17 Aus Mangel an weiteren Informationen zu den gruppenbesteuerten Unternehmen bleiben jedoch nur zwei Optionen: Alle Fälle von Gruppenbesteuerung werden berücksichtigt oder ausgeschlossen. Die vorliegende Studie wendet die konservative Variante an. Das heisst alle gruppenbesteuerten Unternehmen werden vollständig ausgeschlossen. Wie restriktiv diese Annahme ist, lässt sich anhand der Betrachtung der ICT-Teilbranche Telekom et al. in der Grossregion Espace Mitteland illustrieren: Vermutlich wird der grösste Telekommunikationsanbieter in der Schweiz mit Hauptsitz in Bern aufgrund der Gruppenbesteuerung ausgeschlossen. 3.3 ERFASSUNG DER EXPORTE Die Bestimmung der ICT-Gesamtexporte erfolgt aufgrund der Variable "C1 Exporte" aus der MWST-Statistik. Diese wird für den Exportanteil mit der Variable "B Gesamtumsatz" ins Verhältnis gesetzt. Als Filterung dienen vier Bedingungen: 1 Gruppenbesteuerte steuerpflichtige Unternehmen sind ausgeschlossen. 2 Steuerpflichtige Unternehmen mit einem Ausland-Ausland-Umsatz (Variable: "C2 Leistungen im Ausland") von 250 Mio. CHF oder mehr werden ausgeschlossen. 3 Steuerpflichtige Unternehmen mit einem Anteil des Ausland-Ausland-Umsatzes von 95% und mehr (gemessen am Gesamtumsatz) werden ausgeschlossen. 4 Alle steuerpflichtigen Unternehmen, welche mindestens eine der drei vorherigen Bedingungen entweder im Jahr 2010 oder 2011 erfüllen, werden in beiden Jahren ausgeschlossen. Die Schwellenwerte für Bedingung 2 und 3 wurden mittels einer statistischen Analyse der Verteilung der Ausland-Ausland-Umsätze bestimmt. Schon visuell lässt sich bei der Verteilung erkennen, dass es sich bei den ausgeschlossenen Fällen um Ausreisser handelt. Die Umsätze und Gesamtexporte können zwar geographisch lokalisiert werden, jedoch handelt es sich dabei um Angaben gemäss Steuerdomizil. Entsprechend bedeutet ein hoher Exportanteil nicht zwingend, dass alle Exporte auf die Arbeitskräfte im jeweiligen Kanton bzw. in der jeweiligen Grossregion zurückzuführen sind. Diese Einschränkung ist umso bedeutender, je grösser die Unternehmung ist. 17 Vgl. dazu BFS (Hrsg.) (2013). Die Mehrwertsteuer in der Schweiz 2010-2011. Resultate du Kommentare. Eidgenössische Steuerverwaltung, Neuchâtel. S. 15. Econlab 13 03 2014 ICT-Exportstatistik 2010-2011 18