HEARING KINDER UND JUGENDLICHE BERATUNG FÖRDERN, RECHTE STÄRKEN (BERLIN, 20.11.2012) Notwendige und angemessene Hilfen für Mädchen und Jungen, die Opfer sexueller Gewalt wurden: Was Politik und Gesellschaft leisten müssen URSULA ENDERS, Dipl.-Pädagogin und fachliche Leiterin der Beratungsstelle Zartbitter e. V., Fachbeirat beim Unabhängigen Beauftragten PROF. DR. JÖRG M. FEGERT, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm, Fachbeirat beim Unabhängigen Beauftragten 20.11.2012
FORDERUNGSKATALOG - Eigenständiger Rechtsanspruch für Kinder und Jugendliche auf Beratung - Umfassendes, leicht zugängliches und abgestimmtes Beratungs-und Therapieangebot - Flächendeckender Ausbau von Fachberatung - Therapieermächtigung für Fachkräfte in Fachberatungsstellen - Spezialisierte Beratung und Hilfsangebote in Fällen von Übergriffen von Jugendlichen auf Kinder und Jugendliche - Breite Qualifizierungsinitiative - Insoweit erfahrene Fachkräfte: Bedarf erheben, Qualifikationserkmale beschreiben, Fachkräfte qualifizieren - Ausreichende Qualifikation der Verfahrensbeistände und Gutachterinnen und Gutachter - Kind- und opfergerechte Verfahrensführung bei Gericht 1 2
FORDERUNGSKATALOG - Eigenständiger Rechtsanspruch für Kinder und Jugendliche auf Beratung - Umfassendes, leicht zugängliches und abgestimmtes Beratungs-und Therapieangebot - Flächendeckender Ausbau von Fachberatung Beratung - Therapieermächtigung für Fachkräfte in Fachberatungsstellen - Spezialisierte Beratung und Hilfsangebote in Fällen von Übergriffen von Jugendlichen auf Kinder und Jugendliche - Breite Qualifizierungsinitiative - Insoweit erfahrene Fachkräfte: Bedarf erheben, Qualifikationserkmale beschreiben, Fachkräfte qualifizieren - Ausreichende Qualifikation der Verfahrensbeistände und Gutachterinnen und Gutachter - Kind- und opfergerechte Verfahrensführung bei Gericht 3
Begleitforschung für UBSKM Dr. Bergmann
Erscheint im Januar 2013, enthält ein Kapitel von Prof. Kavemann zur Erhebung zu den Beratungsangeboten 5
VORLIEGENDE DATEN DER UBSKM BIS 31. OKTOBER 2011 Datenbasis des Endberichts der wissenschaftlichen Begleitforschung: Telefonische Anlaufstelle der UBSKM über 20.000 Telefonanrufe daraus gewonnene verwertbare Datensätze N= 5.179 Briefe und E-Mails an die UBSKM rund 3.000 Briefe und E-Mails daraus gewonnene verwertbare Datensätze N=1.575 Gesamtstichprobe verwertbare Datensätze N=6.754
BOTSCHAFTEN: THEMENRANKING (N=6.739 NENNUNGEN) Themen Gesamt Therapie und Beratung 1.348 (20,0%) Verjährung 1.201 (17,8%) Prävention / Aufklärung 1.048 (15,6%) Entschädigung 1.166 (17,3%) Fortbildung 806 (12,0%) Meldepflicht 372 (5,5%) Ausbildung 798 (11,8%)
HILFREICHE ASPEKTE BEI DER VERARBEITUNG DES ERLEBTEN - Professionelle Hilfe, Beratung, Therapie - Unterstützung durch die Familie - Unterstützung durch das engere soziale Umfeld - (öffentliche) Anerkennung des erlebten Unrechts - darüber sprechen - Berufliche, sportliche und kreative Tätigkeiten - Für mich waren Menschen hilfreich, die sich einmischen. - Das erste Mal sprechen zu können, hat mir gut getan
BOTSCHAFTEN: THERAPIE UND BERATUNG - Bessere Information über Zugänge - Forderung nach mehr Angeboten (auch im ländlichen Bereich, für Jungen und Männer etc.) - keine (so langen) Wartezeiten bzw. aufwändige Antragsverfahren - bessere Qualität, spezifische Ausbildung der Beraterinnen und Berater - Bezahlung von Therapien auch ohne Kassenzulassung; Zulassung anderer Therapeutinnen und Therapeuten - spezielle Traumatherapie Es ist an der Zeit, dass Traumatherapie von den Krankenkassen als Leistung anerkannt wird! Es kann nicht angehen, dass sexueller Missbrauch politisch zum Thema wird, und die Krankenkassen spielen das Thema wieder herunter, wenn es um Leistungen geht.
U. Enders: Suche nach Hilfe im Internet.doch was findet man da? Erste Eindrücke aus einem laufenden Projekt des UBSKM
HILFESUCHE IM INTERNET? PASSANTENBEFRAGUNG
GESUNDHEITSHEARING ZEIGT BERATUNG ALS NOTWENDIGE BRÜCKE IN BEHANDLUNG 1. Flächendeckend schneller Zugang zu medizinischer Versorgung und Therapie 2. Lotsenfunktion (KV &Kassen) Versorgungslücken dokumentieren! 3. Abrechenbarkeit von medizinischer Verdachtsabklärung 4. Dokumentierbarkeit Verwendung der in der BRD gültigen ICD 10 Version: ICD 10 GM 5. Patientenschutz geht vor Regressanspruch (Zusatz zu 294a SGB V) 6. evidenzbasierte konsentierte Leitlinien 7. Kein Raum für Missbrauch: Praxen und Krankenhäuser müssen sichere Schutzräume sein Gesundheit von Betroffenen Bessere Versorgung und Behandlung Hearing am 18.10. 2012
FORDERUNGSKATALOG GESUNDHEITSHEARING 1. Flächendeckend schneller Zugang zu medizinischer Rahmenempfehlungen Versorgung und Therapie 2. Lotsenfunktion (KV &Kassen) Versorgungslücken dokumentieren! 3. Abrechenbarkeit von medizinischer Verdachtsabklärung 4. Dokumentierbarkeit Verwendung der in der BRD gültigen Lösung ICD deutet 10 Version: sich an ICD bis 10 GM 12.12. 2012 5. Patientenschutz geht vor Regressanspruch (Zusatz zu 294a SGB V) 6. evidenzbasierte konsentierte Leitlinien 7. Kein Raum für Missbrauch: Praxen und Krankenhäuser müssen sichere Schutzräume sein Gesundheit von Betroffenen Bessere Versorgung und Behandlung Hearing am 18.10. 2012
RAHMENEMPFEHLUNG Achtung : für Kinder- und Jugendliche nur sehr begrenzt zu gebrauchen
LÖSUNGSVORSCHLÄGE ZUR SICHERSTELLUNG DER THERAPEUTISCHEN VERSORGUNG Sonderbedarfszulassung: Ausnahmsweise Besetzung zusätzlicher Vertragsarzt/Vertragspsychotherapeutensitze bei nachgewiesenem besonderen Bedarf in der Therapie traumatisierter Patientinnen und Patienten Ermächtigungslösung bei vorliegen eines spezifischen regionalen Versorgungsbedarfs können auch entsprechend qualifizierte Therapeutinnen und Therapeuten an Krankenhäusern, in Vorsorgeund Rehabilitationseinrichtungen usw. tätige oder entsprechend in Einrichtungen zur ambulanten Versorgung des vorgenannten Personenkreises ermächtigt werden Möglichkeit für erfahrene Berater mit Traumatherapieausbildung in Beratungsstellen Ermächtigungsambulanzen innerhalb des Krankenkassensystems zu eröffnen. Anträge stellen! Ablehnung kommunizieren! Hartnäckig bleiben!
FAZIT: FORDERUNGSKATALOG - Eigenständiger Rechtsanspruch für Kinder und Jugendliche auf Beratung - Umfassendes, leicht zugängliches und abgestimmtes Beratungs-und Therapieangebot - Flächendeckender Ausbau von Fachberatung - Therapieermächtigung für Fachkräfte in Fachberatungsstellen - Spezialisierte Beratung und Hilfsangebote in Fällen von Übergriffen von Jugendlichen auf Kinder und Jugendliche - Breite Qualifizierungsinitiative Qualifizierung - Insoweit erfahrene Fachkräfte: Bedarf erheben, Qualifikationserkmale beschreiben, Fachkräfte qualifizieren - Ausreichende Qualifikation der Verfahrensbeistände und Gutachterinnen und Gutachter - Kind- und opfergerechte Verfahrensführung bei Gericht
Fort- und Weiterbildungen in Deutschland
ANBIETER VON FORT- UND WEITERBILDUNGSMAßNAHMEN (2011) n = 224 Angebote we e
GEOGRAFISCHE VERTEILUNG DER VERANSTALTUNGSORTE n = 224 Angebote Liebhardt et al.: Internetbasierte Angebotsanalyse, Ulm, 2011.
20 BMBF Onlinelernprogramm
JÄHRLICHE GESAMTWIRTSCHAFTLICHE TRAUMAFOLGEKOSTEN - KOSTEN - Tangible Kosten der Traumatisierung: Gesundheitskosten, Kosten der Kinder- und Jugendhilfe, Ausbildungsförderung, Wertschöpfungsverlust etc.: 335.421 - Bei 1,6 Mio. Betroffenen: 6.708 Traumafolgekosten pro Fall und Jahr - Jährliche Kosten für die deutsche Gesellschaft durch Folgen von Kindesmisshandlung/- missbrauch und Vernachlässigung - 11 Mrd. - oder - 134,54 trägt jeder Bundesbürger jährlich.
TRAUMAFOLGESTÖRUNGEN Psychotrauma Akute Belastungsreaktion Anpassungsstörungen Posttraumatische Belastungsstörung Komplexe Störungen
VERGLEICH BETROFFENE AUS HEIMEN: UNABHÄNGIGE BEAUFTRAGTE VS. KFN UBSKM Sommer 2011: n = 335 vs. KFN: n = 4 vgl. erster Forschungsbericht zur Repräsentativbefragung Sexueller Missbrauch 2011
MODELLVERSUCH ZUR ABKLÄRUNG UND ZIELERREICHUNG IN STATIONÄREN MASSNAHMEN DER SCHWEIZ (MAZ) 25
ERGEBNISSE DER SCHWEIZER HEIMKINDERSTUDIE (MAZ) Traumatisierung erfasst mit dem ETI (Essener Traumainventar): N=414 In der Schweiz fördert der Bund deshalb die Entwicklung und Umsetzung eines Curriculums Traumapädagogik
WARUM TRAUMAPÄDAGOGIK? - Es leben extrem viele Kinder- und Jugendliche mit traumatischen Lebenserfahrungen in der stationären Jugendhilfe und im Pflegekinderwesen. - Fremdplatzierungen in traditionellen Angeboten scheitern besonders bei traumatisierten Kindern und Jugendlichen häufig Beziehungskontinuität ist aber für die weitere Prognose entscheidend man benötigt Konzepte, die diesen Systemsprengern gerecht werden. - Selbstwirksamkeitserwartung durch unterstützendes Milieu bei besonders belasteten Kinder erhöhen ( Beziehungskontinuität statt Verschiebebahnhof) - Umsetzung der Forderung des 13. Kinder- und Jugendberichtes höhere Traumasensibilität in der Jugendhilfe
FAZIT: FORDERUNGSKATALOG - Eigenständiger Rechtsanspruch für Kinder und Jugendliche auf Beratung - Umfassendes, leicht zugängliches und abgestimmtes Beratungs-und Therapieangebot - Flächendeckender Ausbau von Fachberatung - Therapieermächtigung für Fachkräfte in Fachberatungsstellen - Spezialisierte Beratung und Hilfsangebote in Fällen von Übergriffen von Jugendlichen auf Kinder und Jugendliche - Breite Qualifizierungsinitiative - Insoweit erfahrene Fachkräfte: Bedarf erheben, Qualifikationserkmale beschreiben, Fachkräfte qualifizieren - Ausreichende Qualifikation der Verfahrensbeistände und Gutachterinnen und Gutachter - Kind- und opfergerechte Verfahrensführung bei Gericht 28
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und konstruktive Diskussionen zum Forderungskatalog in der Arbeitsgruppen 20.11.2012 Hearing Kinder und Jugendliche Beratung fördern, Rechte stärken 29