Stand und Perspektiven der Krebsregistrierung 16. Bundeskongress Pathologie Berlin Krebsregister Bedeutungszuwachs kontra Verwaltungsaufwand J. Haier
J. Haier Krebsregister Entstehungsgeschichte Nr. 2 Die Anfänge 18. Februar 1900 in Berlin das Comité für Krebssammelforschung gegründet Im Fokus stehen Sammelforschung, Massenbeobachtung und Statistik und somit die heutige Idee der Krebsregister 1926 Beginn des Hamburgischen Krebsregisters Ziel der systematischen Erfassung, aber ohne Meldepflicht und rechtliche Grundlage Mitbegründer und erster Vorsitzender: Geheimer Medizinalrath Dr. Ernst von Leyden, Professor für Innere Medizin an der Friedrich-Wilhelms-Universität und Direktor der I. Medizinischen Klinik der Charité
J. Haier Krebsregister Entstehungsgeschichte Nr. 3 Die Anfänge In Berlin-Buch 1947 Institut für Medizin und Biologie die systematische Krebsforschung und behandlung 1952/1953 Nationales Krebsregister der DDR im internationalen Vergleich eine der größten epidemiologischen Datensammlungen in der Onkologie ab 70er Jahre >95% Erfassungsrate Oskar und Helene Vogt Haus Heutiges Max-Delbrück-Centrum Berlin- Buch 1967 Start des Krebsregisters im Saarland Epidemiologisches Register
J. Haier Krebsregister Entstehungsgeschichte Nr. 4 Krebsregistrierung: Auf dem Weg zur Flächendeckung 1978: Große Krebskonferenz Förderung und Gründung von Tumorzentren durch die Bundesregierung. Primäre Aufgaben der Tumorzentren waren Koordination der interdisziplinären Zusammenarbeit und Aufbau klinischer Krebsregister 2004: 77. Gesundheitsministerkonferenz der Länder Ausbau der Krebsregister zur besseren Versorgung der Krebskranken In Folge Etablierung der flächendeckenden epidemiologischen Krebsregister 2008: Initiative von BMG, DKG, DKH, ADT Nationaler Krebsplan: 4 Handlungsfelder zur Verbesserung der Versorgung von Krebspatienten 2013: Krebsfrüherkennungs- und registergesetz (KFRG) Grundlage für flächendeckende klinische Krebsregister ( 65c-Register)
J. Haier Krebsregister Entstehungsgeschichte Nr. 5 Was will der Nationale Krebsplan?
J. Haier Krebsregister Rechtsgrundlagen Nr. 6 Aufgaben der Epidemiologischen Krebsregister Epidemiologische oder bevölkerungsbezogene Krebsregister bilden neben der amtlichen Todesursachenstatistik die einzige Datenbasis zur Häufigkeit und Verbreitung von Krebserkrankungen in der Bevölkerung: kontinuierliche Beobachtung des Krebsgeschehens (Inzidenz, Prävalenz, Mortalität, Prognose) die Analyse zeitlicher Trends und regionaler Verteilungen die Planung und Bewertung der onkologischen Patientenversorgung die Bewertungen von Maßnahmen zur Prävention und Früherkennung wissenschaftliche Studien in der Krebsforschung Keine Informationen zum klinischen Verlauf und zur Behandlung
J. Haier Krebsregister Rechtsgrundlagen Nr. 7 Aufgaben der Klinischen Krebsregister ( 65c SGB V) Die klinischen Krebsregister haben insbesondere folgende Aufgaben: 1. personenbezogene Erfassung der Daten aller in einem regional festgelegten Einzugsgebiet stationär und ambulant versorgten Patientinnen und Patienten über Auftreten, Behandlung und Verlauf von bösartigen Neubildungen einschließlich ihrer Frühstadien sowie von gutartigen Tumoren des zentralen Nervensystems mit Ausnahme der Daten für das Deutsche Kinderkrebsregister, 2. Auswertung erfasster klinischer Daten und Rückmeldung der Auswertungsergebnisse an die einzelnen Leistungserbringer, 3. Datenaustausch zwischen regionalen klinischen Krebsregistern (Wohnort- und Behandlungsort),
J. Haier Krebsregister Rechtsgrundlagen Nr. 8 Aufgaben der Klinischen Krebsregister ( 65c SGB V) Die klinischen Krebsregister haben insbesondere folgende Aufgaben: 4. Förderung der interdisziplinären, direkt patientenbezogenen Zusammenarbeit bei der Krebsbehandlung, 5. Beteiligung an der einrichtungs- und sektorenübergreifenden Qualitätssicherung des Gemeinsamen Bundesausschusses nach 136 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 in Verbindung mit 135a Absatz 2 Nummer 1, 6. Zusammenarbeit mit Zentren in der Onkologie, 7. Erfassung von Daten für die epidemiologischen Krebsregister, 8. Bereitstellung notwendiger Daten zur Herstellung von Versorgungstransparenz und zu Zwecken der Versorgungsforschung.
J. Haier Datengrab oder sinnvoll nutzbar? Nr. 9 Praktische Nutzung klinischer Krebsregistrierung Unmittelbare klinische Versorgung Krebsregister 65c Follow-up Daten Behandlungskrebsregister (Patienten-basiert) Patientensynopsen Tumorboards Behandlungszusammenhang UKE Klinikinformationssystem (Fall-basiert)
J. Haier Datengrab oder sinnvoll nutzbar? Nr. 10 Praktische Nutzung klinischer Krebsregistrierung Unmittelbare klinische Versorgung Internes Qualitätsmanagement Prozessqualität
J. Haier Datengrab oder sinnvoll nutzbar? Nr. 11 Praktische Nutzung klinischer Krebsregistrierung Unmittelbare klinische Versorgung Internes Qualitätsmanagement Prozessqualität Ergebnisqualität
J. Haier Datengrab oder sinnvoll nutzbar? Nr. 12 Praktische Nutzung klinischer Krebsregistrierung Unmittelbare klinische Versorgung Internes Qualitätsmanagement Benchmarking Bsp: Brusterhaltende Operation Bsp: Lymphknotendissektion axillär
J. Haier Krebsregister Datenstruktur/Datenqualität Nr. 13 Vorgehen und Ziele Prospektiv projektbezogen Behandlungs- und regionsbezogen Frage Datensammlung Datenqualität Datenqualität Bewertungsmethodik Bewertungsmethodik Datensammlung Frage
J. Haier Krebsregister Datenstruktur Nr. 14 Inhalt und Aufbau der Registerdaten ADT/GEKID-Datensatz In 65c-Registern verpflichtend abgebildet Basisdatensatz Innovative Daten Externe Daten Aus anderen Datenquellen Module (Entitäten)
J. Haier Welche Daten braucht das Krebsregister? Nr. 15 Entwicklung des ADT/GEKID-Datensatzes ADT/GIKID-Datensatz Neue Items 1 Strukturierte Anmeldung durch Fachgesellschaften Aktualisierung/ Prüfung bestehender Items Delphi-Verfahren (2 Runden) Strukturierte Prüfung durch Fachvertreter unterschiedlicher Schwerpunkte unter Koordination durch AG Daten nach einheitlichem Prüfschema 3a Freigabe und Gesamtbewertung ADT/GIKID-Datensatz 3b Übertragung der Items in Tumor-Wiki inkl. Prüfung und Kommentierung 2a 2b 4 Prozess in Abstimmung ADT/GEKID Integration in Wissensmanagement
J. Haier Welche Daten braucht das Krebsregister? Nr. 16 Entwicklung des ADT/GEKID-Datensatzes http://www.tumorzentren.de/onkolbasisdatensatz.html Aktuelle Versionen der Dateien zur ADT/GEKID-Schnittstelle Versionshistorie - Stand 01.04.2016 XML-Schema-Datei - Stand 01.04.2016 Graphische Darstellung des XML-Schemas - Stand 14.08.2014 Vereinfachte Baumdarstellung des XML-Schemas - Stand 09.02.2015 Erläuterungsdokument zum XML-Schema - Stand 15.08.2014 Zielgebietsschlüssel zum XML-Schema - Stand 02.09.2014 Erläuterungen zu häufig gestellten Fragen Syntaxvorschlag für Anmerkungstext
J. Haier Krebsregister Datenstruktur/Datenqualität Nr. 17 Voraussetzungen Qualitätskriterien der Daten Vollzähligkeit Vollständigkeit Lost to follow up Aktualität Klinische Richtigkeit Nutzung für Qualitätsmessung Sensitivität Spezifität Beeinflussbarkeit Eindeutigkeit der Rechenregeln (Definition Ist/Soll-Größen) Orientierung an Zielgruppen bzw. Evidenz In klinischen Registern ist die Datengenerierung ein dynamischer Prozess im Gegensatz zu vielen anderen Datenquellen.
J. Haier Krebsregister Datenstruktur/Datenqualität Nr. 18 Abbildbare Datenqualität in Datenquellen DRG und Spezifische Klinische Fragebögen Abrechnung Erfassung Krebsregister (z.b. Patientenbefragungen) Lebensqualität X X Überlebenszeit X Kosteneffizienz X X Strukturentwicklung Behandlungsmorbidität X X X (X) (X) X X (X) Diese Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
J. Haier Krebsregister Datenqualität Nr. 19 Richtigkeit, Vergleichbarkeit, Vollständigkeit Histologie Kolorektale Karzinome (~64.500 Datensätze)
J. Haier Krebsregister Datenqualität Nr. 20 Richtigkeit, Vergleichbarkeit, Vollständigkeit Feldbezeichnung Begründung der Notwendigkeit Definition Ausprägungen Dokumentationshinweise Literatur Neurologischer Befund (Klinisch) Der klinisch-neurologische Befund stellt ein Kriterium der RANO-Kriterien dar, die die Grundlage der Response-Beurteilung sind. Beurteilung des klinisch-neurologischen Befundes im Vergleich zu Voruntersuchung 1 = neurologisch gleich im Vgl. zur Voruntersuchung 2 = neurologisch schlechter im Vgl. zur Voruntersuchung 3 = neurologisch besser im Vgl. zur Voruntersuchung 9 = unbekannt Standardisierte Kriterien zur klinischen Beurteilung werden derzeit durch internationale Fachgremien weiterentwickelt. Sobald diese verfügbar sind, gelten diese als Grundlage der Erhebung. Derzeit ist eine gewisse Plausibilisierung über den Karnofsky-Index möglich, der jedoch nicht als alleiniges Kriterium ausreicht. Pope et al. Response Assessment in Neuro-Oncology Criteria: Implementation Challenges in Multicenter Neuro-Oncology Trials. AJNR 2011 32: 794-797 A. Radbruch, M. Bendszus. RANO-Kriterien bei höhergradigen hirneigenen Tumoren. Radiologie up2date 2012; 12(03): 267-279. DOI: 10.1055/s-0032-1310121
J. Haier Krebsregister Datenqualität Nr. 21 Richtigkeit, Vergleichbarkeit, Vollständigkeit ADT/GEKID-Datensatz Ansprechen in Bildgebung
J. Haier Krebsregister Datennutzung Nr. 22 Registerdaten für die Forschung Einflussfaktoren Patientenbezogen Erkrankungsbezogen Behandlungsbezogen Alter Entität Modalitäten Geschlecht Komorbiditäten Stadium Molekulare Marker Dosierungen Toxizitäten
J. Haier Krebsregister Datennutzung Nr. 23 Vollständigkeit Lost to Follow up Je nach Berücksichtigung des Lost to Follow up bis 20,3% Unterschied im 5-ÜLR Stadium III Schoffer, Gerken, Klug (Dresden), unveröffentlicht
J. Haier Krebsregister Umsetzungsprobleme Nr. 24 Umsetzung in den Ländern Landesrechtliche Verankerung
J. Haier Krebsregister Umsetzungsprobleme Nr. 25 Normative Umsetzung in den Ländern - Nutzbarkeit für unmittelbare Patientenversorgung teils unzureichend geregelt, teils stark bürokratisiert - Begriffsbestimmungen zu Meldeanlässen nicht einheitlich - Datensatz-Verpflichtung teils schwammig - Verfahren zum Datenaustausch nicht einheitlich geregelt - Fachliche Unabhängigkeit nicht einheitlich gewährleistet (Beiräte) - Endentscheidung zur Datennutzung häufig bei Landesministerien - Existenz und Ausgestaltung wissenschaftlicher Beiräte nicht einheitlich - Datenzugriff für Forschungszwecke vielfach mit sehr hohen Hürden
J. Haier Krebsregister Umsetzungsprobleme Nr. 26 Operative Umsetzung in den 65c-Registern - Prozess der Datengenerierung teilweise nicht ausreichend verstanden (Dubletten-Problem, Umgang mit Aktualisierung/Ergänzung von Informationen) - Zugriff für unmittelbare Patientenversorgung vielfach noch nicht absehbar - IT-Umsetzung und technische Entgegennahme der Daten - Umsetzung der Meldevergütung noch sehr unzureichend
J. Haier Krebsregister Umsetzungsprobleme Nr. 27 Operative Umsetzung bei den Meldern - Informationsverfahren schwer flächendeckend umsetzbar - Erfassungsqualität (Vollzähligkeit, Vollständigkeit, Prüfalgorithmen) - Verfügbarkeit qualifizierten Personals (Dokumentare) - IT-Integration in klinische Systeme - Datenschutz der klinischen Einrichtungen - Vergütungsoptimierte Meldungen
J. Haier Krebsregister Datennutzung oder Datenschutz Nr. 28 Lösungsmöglichkeiten für Datenschutz Verweigerungsrecht Einwilligung der Patienten Krebsregister 65c Klinisches Forschungskrebsregister Follow-up Daten (behandlungsbezogen) 65c SGB V Behandlungskrebsregister (Patienten-basiert) Record linkage Qualitätsmanagement 135a ff 10 MBO-Ä 630a,f BGB 7,10 MBO-Ä 831 BGB Klinikinformationssystem (Fall-basiert) Unmittelbarer Behandlungszusammenhang Andere Forschungsdaten (Biobank, Molekulare Daten etc.)
J. Haier Krebsregister Datennutzung Nr. 29 Standardisierung der Auswertung Hagen Barlag Simone Wesselmann Berechnung von Qualitätsindikatoren der S3- Leitlinien mit Krebsregisterdaten Empfehlungen zur Analyse von Überlebensraten in Krebsregistern Juni 2015 Stand: 15.09.2016 Leitlinienprogramm Onkologie Name Zähler Leitlinie Zähler Register Nenner Leitlinie Nenner Register Berechenbar Bemerkung Ende 2016
J. Haier Wie dokumentiere ich richtig? Nr. 30 Umsetzung einer Standardisierung Felddefinitionen, Ausprägungen Methodenkompetenz Knowledge- Base Tumor-Wiki Beschreibungen, Kommentare, Hinweise AG Daten /DET CCC-Netzwerk Akademie für Tumordokumentare Ausbildungs- und Schulungstool ADT
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Nr. 31