Späte Freiheiten, neue Pflichten? Bürgerschaftliches Engagement zwischen sinnorientiertem Altern und neuer Tugendethik Prof. Dr. habil Thomas Klie zze Freiburg / Hamburg NAR Seminar 25.10.2012 Heidelberg 1
Späte Freiheit Gesunde Lebensjahre Gute Lebenslage Plastizität Lebenslanges Lernen An- und Herausfordrungen des Alterns und Alters begegnen individuell Spielräume In Freiheit
Neue Pflichten Vernutzung des Alters Neuer Pflichten Diskurs Krisis der Gemeinschaft, Programmatik des active ageing und Lösung der demographischen Herausforderungen
Thesen 1. Engagement und Beteiligung sind Antworten auf den demographischen Wandel Die mit dem demographischen und sozialen Wandel verbundenen Herausforderungen lassen sich nicht allein mit den Ressourcen und Logiken von Markt, Staat und Familie gestalten. Sorge: who cares? Generationenübergreifende Solidarität soziale Architektur der Gesellschaft lokale Infrastruktur Gemeinwirtschaftliche Handlungsformen Aber: Keine Delegation von staatlicher Steuerungsverantwortung
Thesen 2. Engagement sichert Teilhabe und Integration der Engagierten und derer, denen es dient. Engagement ist Ausdruck demokratischer Beteiligung Engagement schafft Sozialkapital Es beheimatet Es verbindet Aber: Es spaltet die Gesellschaft?
Sozialer Wandel Solidaritätsstrukturen und Mentalitläten ändern sich Milieus spielen eine unterschätzte Rolle Voraussetzungen für Engagement different kulturelle Differenz beachten
Thesen 3. Engagement und Beteiligung sind auch eine wichtige Form von Altersaktivität Das Leitbild des Ruhestandes ist überholt: active ageing heißt es weltweit Engagement stiftet Nutzen: Gesundheit Teilhabe Sinn Resilienz Vielfalt des Alters entspricht Vielfalt des Engagements Kein Pflichtjahr für Senioren
Deutschland vorn?
Thesen 4. Engagement ist eine wichtige Werkstatt zur Gestaltung lebendiger Generationenbeziehungen Der Wandel im Generationengefüge, die Herausforderungen der Generationengerechtigkeit und die Geschwindigkeit kulturellen Wandels verlangt nach kreativen und Beziehungsstiften Formen gesellschaftlichen Miteinanders Generationenambivalenzen sind auch unserer Gesellschaft nicht fremd Die alltägliche Begegnung der Generationen wird weniger selbstverständlich Engagement ist auch ein Ort der Begegnung und des Experimentierens neuen Miteinanders der Generationen
Generationensolidarität
Thesen 5. Engagement darf bei aller Not wendigkeit nicht funktionalisiert werden Ohne Engagement würde und wird unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Gleichwohl wächst Engagement aus der Gesellschaft, es ist Ausdruck unserer Kultur. Engagement darf nicht als Lückenbüßer für sozialstaatliche Engpässe benutzt werden.. Bürgerinnen und Bürger haben ein Gespür dafür, wenn ihr Engagement funktionalisiert wird Es gilt in einer freien Gesellschaft die Bedingungen der Freiheit und der Subsidiarität erkennen.
Perspektive Welfare Mix Bürgerschaftliches Engagement kann weder den Fachkräftemangel noch die zurückgehenden Familienpflegeressourcen kompensieren Die Qualität bürgerschaftlichen Engagements in Pflegekontexten liegt In der Teilhabesicherung In der Förderung von Lebensqualität In der Personen- und Familienzentrierung In der Qualitätssicherung In der kulturellen Aneignung des Sorgethemas In der Daseinsthematische Begleitung Bürgerschaftliches Engagement entfaltet sich in einem intelligenten Wohlfahrtsmix und darf nicht funktionalisiert werden Staat Assoziationen (Dritter Sektor) Primäre Netze (Informeller Sektor) Markt zze AGP Zentrum Alter. Gesellschaft. für zivilgesellschaftliche Partizipation Entwicklung Institut für angewandte 2012 Sozialforschung Freiburg i.br. 14
Thesen 6. Bürgerschaftliches Engagement ist koproduktiv und advokatorisch Bürgerschaftliches Engagement leistet viel, ergänzt Familiensolidarität und teilt Verantwortung für Sorgeaufgaben. Bürgerschaftliches Engagement ist aber immer auch kritisch und advokatorisch. Solidarität, Eigensinn und demokratische Mitgestaltung gehören in einer zivilgesellschaftlichen Engagementkultur zusammen
Thesen 7. Engagement ist bunt Engagement kennt verschiedene Gesichter, unterschiedliche Dialekte und vielfältige Formen. Die Pluralität der Gesellschaft zeigt sich auch in der Vielfalt von Engagement Eine bunte Gesellschaft kennt ebenso vielfarbige Formen mitverantwortlichen Lebens Ob Ehrenamt, Freiwilligendienst oder Selbsthilfe: es gibt viele Wege zum Engagement Engagement war und ist immer auch ein wichtiges Medium der Identitätsfindung
Kulturen des Engagements von BürgerInnen Kommunales Ehrenamt Parteien-, Gewerkschafts-, Kirchenengagement Verein Bürgerinitiativen Kulturen des Engagements Engagementformen und - traditionen Traditionelles Ehrenamt Neues Ehrenamt Selbsthilfe
Thesen 8. Engagement ist unbezahlbar aber nicht umsonst zu haben Bürgerschaftliches Engagement ist im Kern Zeitspende Sein Wert ist volkswirtschaftlich nicht hoch genug anzusetzen. Es bedarf förderlicher Infrastrukturen auf kommunaler Ebene Engagement lebt von demokratischer Beteiligung Engagementferne Bevölkerungsgruppen gilt es besonders anzusprecvhen
Geld und Engagement Neben-/ Quasiberuflich (z.b.:übungsleiterpauschale) Beruflich (z.b.sozialarbeiter, Pflegekräfte) In Qualifikations- Zusammenhängen (z.b.freiwilligendienste) Gemeinwohlorientierung von Tätigkeiten Freiwilliges Engagement ohne Entschädigung Genossenschaftlich/ Gemeinwirtschaftlich (z.b.tauschring) Ehrenamt mit Entschädigung (z.b.mandatsträger, Betreuer) Bürgerschaftliches Engagement als zivilgesellschaftliche Qualität nicht entgoltenen freiwilligen Engagements
Thesen 9. Bürgerschaftliches Engagement ist Voraussetzung für und Ausdruck einer caring community Eine der Gemeinde der Zukunft ist eine sich sorgende Gemeinde in der die mit- und selbstverantwortliche Lebensführung zur Kultur des Ortes gehört unter Akzeptanz von Verschiedenheit und Pluralität Anknüpfen an genossenschaftliche Traditionen Infrastruktur der Engagementförderung Quartiers- und Sozialraummanagement
Gerotranscendenz Späte Freiheit (Rosenmayr) Recht auf Weltferne (Sloterdijk)
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit