Ganztagsschule kindgerecht Wie kann das gelingen? Schulverpflegung in Bewegung Prävention in Ganztagsgrundschulen Hannover, 26.11.2015 Oggi Enderlein Dipl. Psych. Oggi Enderlein, Erlenweg 70A 14532 Kleinmachnow info@initiative-grosse-kinder.de UN-Konvention über die Rechte des Kindes Artikel 3: Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, ist das Wohl des Kindes ein Gesichtspunkt, der vorrangig zu berücksichtigen ist. (http://www.national-coalition.de/pdf/un-kinderrechtskonvention.pdf) 1
Wie geht es den Jungen und Mädchen, zwischen ca. 7 und 13 Jahren und wie fühlen sie sich? Was beeinflusst die Lebensqualität / das Wohlbefinden von Mädchen und Jungen? Familienklima Schule Freunde Aktionsräume/Wohnumfeld Selbstwirksamkeitserfahrungen Beteiligung, Wertschätzung der eigenen Meinung Vielseitige Freizeitaktivitäten Soziale Eingebundenheit (großer Freundeskreis) Bewegung Sicherheit (LBS-Kinderbarometer 2014, HBSC 2011, World-Vision 2010 und 2013; Elefanten-Kinderstudie 2011/2012 ; DJI Kinderpanel 2007;) 2
Belastungssymptome Mindestens zwei psychosomatische Beschwerden pro Woche (11-15J) Kopf- Bauch- Rückenschmerzen, Schlafprobleme, Nervosität, Benommenheit Mädchen 27% (~ 4 v. 14) Jungen 15 % (~ 2 v. 14) Hinweise auf psychische Auffälligkeiten Verhaltensprobleme, Probleme mit anderen Kindern, Sozialverhalten, Hyperaktivität, emotionale Probleme 7-13 jährige Mädchen und Jungen: ~ 23 % (~ 6 v. 28) (HBSC-Team Deutschland: Faktenblatt subjektive Beschwerdelast von Kindern und Jugendlichen 2011; KiGGS-Studien 2007 und 2014) Aus BMBF (Hrsg.): 13. Kinder- und Jugendbericht S 110 3
Hyperaktivität oder alterstypisches Bewegungsbedürfnis? (Eaton et al. 2001) 4
Ritalin - Verbrauch Psychostimulanzien lagen 2007 bei 11- bis 14- Jährigen an der Spitze der Verordnungen, noch vor Präparaten gegen Erkältungskrankheiten (13. Kinder- und Jugendbericht) Lebensrealität 5
53% haben keine oder nur ein Geschwister Jedes dritte Kind hat keine oder nur uninteressante Treffpunkte bzw. Spielplätze im Wohnumfeld Jedes zehnte Kind geht seltener als einmal pro Woche raus um zu spielen Zeit mit Medien nimmt zu, draußen spielen nimmt ab Kinder gehen gern in die Schule, weil sie dort andere Kinder treffen Liebste Freizeitbeschäftigungen: Aktivitäten mit Freunden, draußen spielen, Sport spiele jeden oder fast jeden Tag draußen (6-13 Jahre): 1990: 73% 2014: 46% (HBSC-Team Deutschland: Faktenblatt körperliche Aktivität bei Kindern und Jugendlichen 2011; LBS-Kinderbarometer Deutschland, 2011; KIM-Studie 2014; World Vision 2013) Kinderrechte Missachtung aus Sicht von Kindern im Schulalter 1. Privatsphäre und Respekt 2. Spiel, Freizeit, Ruhe 3. Mitbestimmung 4. Gleiche Chance und Behandlung Erster Kinder- und Jugendreport 2010 nur jedes dritte Kind (9-14J) meint, dass Lehrer oder pädagogische Kräfte viel Wert auf meine Meinung legen World Vision-Kinderstudie 2010 6
Ängste der Erwachsenen: Kind könnte etwas zustoßen Kind könnte stören Kind könnte Schaden anrichten Kind könnte versagen schlechter Einfluss Verstoß gegen Aufsichtspflicht Haftpflicht Lebensthemen der Großen Kinder" Selber groß sein zusammen sein mit Gleichaltrigen eigenständig die Welt im Wohnumfeld entdecken, mit ihren Elementen spielen Etwas tun, was man sich selbst ausgedacht hat Bewegung/ Geschicklichkeit/ Körpererfahrung oft Verbotenes Riskantes Ungehöriges Nützliches Gefühle Ich-Fragen Wer bin ich, im Vergleich zu anderen? Was kann ich mit meinem Willen / aus eigener Kraft bewirken? 7
Bedeutung der Lebensthemen für die körperliche geistige emotionale soziale Entwicklung Bedeutung für die körperlich-organische Entwicklung und Gesundheit Muskel-, Skelettsystem Motorik: Koordination, Reaktion Unfallprävention Nervensystem Verfestigung von Gelerntem Immunsystem Prävention von Herz- Kreislauferkrankungen 8
Bedeutung für die Entwicklung geistig-kognitiver Kompetenzen: Konzentrationsfähigkeit Beobachtungsgabe Problemlösen: intelligente Lösungen (er-)finden vorausschauend planen Entdeckung der Natur und ihrer Gesetze Bereitschaft zu lernen Bedeutung für die emotionale Entwicklung Erfahrungen mit Gefühlen bei sich selbst und anderen Menschen sammeln emotionale Widerstandskraft : Angstbewältigung Frustrationstoleranz emotionales Repertoire : Lebendigkeit Begeisterungsfähigkeit Ausstrahlung Zuversicht-Lebensmut emotionales Gleichgewicht: Abbau von Aggression, Frustration, Depression, Stress Glückserleben 9
Sozial-emotionale Entwicklung der Großen Kinder Erfassen der Prinzipien gesellschaftlichen Zusammenlebens Gruppengesetze Normen, Regeln, Werte Wir-Gefühl Freundschaft vs. Feindschaft Zugehörigkeit vs. Ausgrenzung Bedeutung für die Ich-Entwicklung Eigenverantwortlichkeit, Initiative Souveränität, Leistungsbereitschaft Selbst -ständigkeit -vertrauen -bewusstsein -kritik -beherrschung -wirksamkeit 10
Bedeutung für die Entwicklung sozialer Kompetenz Konfliktfähigkeit Rücksichtnahme Einfühlungsfähigkeit Toleranz Verantwortungsübernahme Teamfähigkeit Fehlende Kompetenzen von Auszubildenden / dringend erforderliche von Hochschulabsolventen: Auszubildende: Leistungsbereitschaft Interesse Disziplin Belastbarkeit Umgangsformen Hochschulabsolventen: Teamfähigkeit Fähigkeit zu selbstständigem Arbeiten Einsatzbereitschaft (IHK Unternehmensbefragung 2008 und 2010) 11
Kinder wollen wissen: Wie funktioniert die Welt? Wie funktioniert das Leben? Wie funktionieren die Menschen? Wie funktioniere ich? Was brauchen Große Kinder um sich geistig, körperlich, sozial und emotional gut und gesund entwickeln zu können? von Bildung-Betreuung-Erziehung zu ENTWICKLUNGSFÖRDERUNG 12
Entwicklungsrelevante Lebensbedürfnisse der Großen Kinder (ca. 6-13 J.) verlässliche Strukturen in der Verantwortung der Erwachsenen Herausforderung mit Anleitung und Anerkennung Bewegung Geschicklichkeit Körpererfahrung Begegnung Auseinandersetzung mit anderen Kindern Rückzug-Erholung groß sein nützlich sein Eigenständige Aktivitäten Welterkundung Wissen und Können erwerben Eindeutige Grenzen und Freiräume hinhören, ernst nehmen, beteiligen = Partizipation Wünsche an Nachmittagsschule Sport, Bewegung Zeit zum Spielen Zeit zum Ausruhen in Kleingruppen aus der Klasse zusammen sein Themenbezogene Projekte Jungen mehr Raum und Zeit für Bewegung und körperliche Aktivitäten, Beschäftigung mit Medien Mädchen mehr Raum und Zeit für Rückzug, ungestörtes Zusammensein, Theater, Kunst (World Vision Kinderstudie 2007, LBS-Kinderbarometer Deutschland 2011 PIN-Studie 2010, World Vision 2010) 13
Bewegung, Spiel, Zeit mit Freunden, Selbstwirksamkeitserfahrungen vermindern Stress Aggression Frustration Depression fördern Wohlbefinden und psychische Gesundheit Konzentration + Lernleistung HBSC-Team Deutschland: Faktenblatt körperliche Aktivität bei Kindern und Jugendlichen 2011 Entwicklungsförderung im Ganztag gibt Gelegenheiten zum Entdecken Erforschen Erfinden Erschaffen Entwickeln Konstruieren Organisieren Ausprobieren-Üben Informieren Lernen und Wachsen Kommunizieren Bewegen Erholen Nach-Denken Sich-nützlich-Machen 14
Entwicklungsförderung der 7- bis 12/13-jährigen Lebenserfahrungen in und mit der Natur : Spielen, bauen, bewegen, orientieren Umgang mit Feuer, Wasser, (Eis, Schnee) Erde, Pflanzen, Tieren Tag-Nacht, Wetter, Sternhimmel, Begleitung in die Welt außerhalb des Elternhauses und der Schule: Besuch von Institutionen, Veranstaltungen, Einrichtungen, Betrieben Spiele, vor allem draußen: Bewegungs-, Mannschafts-, Geschicklichkeitsspiele Ermutigung, Begleitung, Anleitung damit Kinder Dinge selbst anfertigen, erforschen, organisieren, auf die Beine stellen können Anleitung zu kreativen Tätigkeiten Theater, bildnerisches Gestalten, Malen, Musik, Tanz, Film Wertevermittlung: eigenes Vorbild, Regeln, Inhalte Infos, Geschichten, Lieder, Riten Mittags-Freizeit min. 90 Minuten: Raumkonzept statt AG-Konzept: Räume legen spezielle Aktivitäten nahe, Erwachsene (oder verantwortliche Kinder) sind anwesend, keine Verbindlichkeit Anwesenheit und Anreize durch Experten, ohne Kursverpflichtung Peer-Angebote Lernvertiefung durch Eigenaktivitäten z.b. Lernwerkstädten und forschendes Lernen längerfristige Projekte Schule außerhalb des Schulgeländes Beteiligung: Umsetzungsmöglichkeiten Kinder auch sich selbst überlassen, ohne sie aus den Augen zu verlieren Jungen und Mädchen Inhalte + Regeln vorschlagen lassen und mit ihnen umsetzen Kindern Aufsicht an bestimmten Orten und Zeiten anvertrauen 15
Vorteile von (guten) Ganztagsschulen (StEG-Studie 2007 und 2009) Positive Auswirkung auf Sozialverhalten, Verantwortungsübernahme, Aggressionsniveau sozialer Gewinn: In den Angeboten habe ich neue Freundinnen und Freunde kennen gelernt breiteres Interessen- und Bildungsspektrum Weniger Sitzenbleiber Verbesserung des Familienklimas Zusammengefasst in BMBF 2012 Im Ganztagsangebot fühle ich mich wohl: Hier kann ich lernen und wachsen, mich ausleben und zu mir kommen 16
Danke fürs Zuhören, Zuschauen und Mitdenken Referentin : Dipl. Psych. Oggi Enderlein, Erlenweg 70A 14532 Kleinmachnow Tel: 033203 70733 info@initiative-grosse-kinder.de 17