Eine gesunde Stadt für alle Handlungsfelder und Praxisansätze für mehr Umweltgerechtigkeit in Deutschland Christiane Bunge Umweltbundesamt (UBA), Deutschland Fachgebiet II 1.1 Übergreifende Angelegenheiten Umwelt und Gesundheit 1
Gliederung Ziele der Strategieentwicklung und Umsetzung Ausgewählte Aktivitäten des UBA Handlungsfelder Beobachten, untersuchen und berichten Planen, bewerten und fördern Vermitteln, beteiligen und befähigen Fazit und Ausblick 2
Ziele der Strategieentwicklung und Umsetzung Wie lässt sich der sozialen Ungleichverteilung von Umweltbelastungen und -ressourcen entgegenwirken? Wie lassen sich Belastungen senken und Ressourcen fördern auf individueller Ebene und im Wohnumfeld? Wie lässt sich mehr Chancengleichheit bei Umwelt und Gesundheit erreichen? 3
Ausgewählte Aktivitäten des Umweltbundesamtes Kinder-Umwelt-Survey (KUS) des UBA (2003-2006) bundesweit repräsentative Studie zur Belastung von Kindern durch Umweltschadstoffe Auswertungen nach Sozialstatus Umwelt-Survey in Planung Analyse der Datenlage und des Forschungsstands (u.a. Forschungsprojekt) Fachtagung Umweltgerechtigkeit die soziale Verteilung gesundheitsrelevanter Umweltbelastungen, Oktober 2008 (Forschungsprojekt) WHO-Projekt Environmental Health Inequalities Umweltgerechtigkeit g im städtischen Raum (Forschungsprojekt), 2012-2014 23.11.2011 Eine gesunde Stadt für alle (Christiane Bunge/UBA) Wie gesund ist unsere Stadt?, Graz 4
Handlungsfeld: Beobachten, untersuchen und berichten Forschung Systematisierung / Verstetigung Mehrebenenmodelle Primärstudien Integrierte Berichterstattung (Umwelt, Gesundheit, Soziales, Stadtentwicklung) Standarisierung / Verstetigung Indikatoren GIS-basiert (Geoinformationssysteme) 5
Integrierte Berichterstattung - Praxisansatz Modellvorhaben Umweltgerechtigkeit im Land Berlin Fachliche h Leitung und Koordinierung: i Abbildung: Mehrfachbelastung durch Dr.-Ing. H.-J. Klimeczek, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt hohe Luft- und Lärmbelastung hohe bioklimatische Belastung geringe Freiraumversorgung Berlin; fachliche Beratung durch UBA Untersuchung der (stadt-)räumlichen Verteilung von gesundheitsrelevanten Umweltbelastungen l t und -ressourcen Verknüpfung von Daten der Fachressorts Umwelt, Stadtentwicklung, Städtebau und Soziales auf Ebene der 447 Planungsräume ( Lebensweltlich orientierte Räume LOR) niedrigen Sozialindex Identifizierung von Planungsräumen mit gesundheitsrelevanten Mehrfachbelastungen Modell für andere (groß-)städtische Räume 6
Integrierte Berichterstattung - Praxisansatz Raumgliederung (Lebensweltlich orientierte Räume - LOR) Seit 2006 Sozialräumlicher strategischer Ansatz Grundlage für raum- bezogene Fachplanungen Drei Raumebenen: Prognoseräume (60) Bezirksregionen (138) Planungsräume (447) Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin (SenStadt) 7
Integrierte Berichterstattung - Praxisansatz Monitoring Soziale Stadtentwicklung (Lebensweltlich orientierte Räume - LOR) Grundlage für raumbezogene Fachplanungen 447 Planungsräume Entwicklungsindex (EI): 12 Indikatoren zur Sozialen Lage im Quartier ( Status ) Wandel der Bevölkerung ( Dynamik ) Jährliche Fortschreibung Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin (SenStadt) 8
Handlungsfeld: Planen, bewerten und fördern Integrierte Planung u.a. Bauleitplanung, Luftreinhalteplanung, Lärmaktionsplanung, Verkehrsplanung, Klimaschutz, Gesundheitsförderung sozialraumorientiert Impact tassessments Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) (Gesundheitsverträglichkeitsprüfungen) Planungen und Vorhaben: Abwägungs- und Entscheidungsprozesse 9
Integrierte Planung - Praxisansatz Forschungsprojekt Umweltgerechtigkeit im städtischen Raum - Entwicklung von praxistauglichen Strategien und Maßnahmen zur Minderung sozial ungleich verteilter Umweltbelastungen Zuwendungsempfänger: Deutsches Institut für Urbanistik GmbH Zuwendungsgeber: Umweltbundesamt, Deutschland Forschungsfragen: Wie lassen sich mehrfach belastete Gebiete entlasten? Wie lässt sich die Entstehung t von mehrfach h belasteten t Gebieten verhindern ( Frühwarnsystem )? Wie lässt sich eine integrierte Betrachtung von Umwelt, Gesundheit, Sozialem und Stadtentwicklung als Planungs- und Entscheidungsgrundlage in der kommunalen Praxis verankern? Laufzeit: 01/2012 07/2014 10
Projektmodule Integrierte Planung - Praxisansatz 1. Expertise: Integrierte Berichtssysteme Bestandsaufnahme, Analyse und Bewertung Indikatorenset ableitbar? 2. Expertise: Instrumente, Verfahren, Maßnahmen Erfassung, Analyse und Bewertung rechtsförmlicher und informeller Instrumente Instrumentenset ableitbar? 3. Fallstudien in fünf f ausgewählten Kommunen 4. Fachtagung Potenziale für mehr Umweltgerechtig- keit im städtischen Raum, 19./20.11.2012, 11 2012 Berlin 5. Planspiel Experimentelle Erprobung und Validierung möglicher Instrumente mit drei Kommunen Quelle: www.onlineplanspiele.de 11
Handlungsfeld: Planen, bewerten und fördern Grün- und Freiflächen ökologische, klimatologische, gesundheitsfördernde und soziale Funktion Versorgung, Zugänglichkeit und Qualität Quartiersimage, soziale Stabilisierung 12
Grün- und Freiräume - Praxisansatz Stadtentwicklung in den Stadtteilen Richtsberg und Stadtwald der Stadt Marburg Stadtteile mit sozialem Wohnungsbau aus 1960/70er Jahren, geringe Durchgrünung Wohnumfeldverbesserung durch vielfältige Grünflächengestaltung Interkultureller Garten: Gemeinschaftsgarten auf 5.000 m 2 der Stadt errichtet; Familien mit/ohne Migrationshintergrund Städtebauliche, ökologische Umgestaltung und soziale Stabilisierung Sonderpreis Umweltgerechtigkeit und Umweltbildung im kommunalen Wettbewerb Bundeshauptstadt der Biodiversität (2011) der Deutschen Umwelthilfe (DUH), gefördert durch BMU/UBA Quelle: DUH 2011 13
Handlungsfelder: Planen, bewerten und fördern Grün- und Freiflächen ökologische, klimatologische, gesundheitsfördernde und soziale Funktion Versorgung, Zugänglichkeit it und Qualität Quartiersimage, soziale Stabilisierung Mobilität Förderung des Zufußgehens, Radfahrens und ÖPNV Nahverkehrspläne, besondere Nachfragegruppen 14
Mobilität - Praxisansatz Bus mit Füßen organisierte Schulwegbegleitung zu Fuß (zunächst Elternbegleitung, später ohne Erwachsenenbegleitung) von Green City e.v. in München initiiert und begleitet; 2004 im Rahmen eines Modellprojekts (APUG München) entwickelt in sozial belasteten Stadtteilen ( Soziale Stadt ), stark befahrene Straßen Förderung durch Landeshauptstadt t dt München Synergieeffekte: Förderung der körperlichen Aktivität, Reduzierung verkehrsbedingter Schadstoffemissionen, Steigerung der Verkehrssicherheit h h it und Stärkung sozialer Kompetenzen mehrfache Auszeichnung als offizielles Projekt der UNESCO Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung Quelle: Green City e.v. 15
Handlungsfelder: Planen, bewerten und fördern Grün- und Freiflächen ökologische, klimatologische, gesundheitsfördernde und soziale Funktion Versorgung, Zugänglichkeit it und Qualität Quartiersimage, soziale Stabilisierung Mobilität Förderung des Zufußgehens, Radfahrens und ÖPNV Nahverkehrspläne, besondere Nachfragegruppen Innenraum Gesundheitsrisiken u.a. durch Energiearmut 16
Handlungsfeld: Vermitteln, beteiligen und befähigen Zielgruppenspezifische Kommunikation Niedrigschwellige, lebensweltorientierte Angebote mehrsprachige, kultursensible Informationen Risikokommunikation und Ressourcenförderung 17
Handlungsfeld: Vermitteln, beteiligen und befähigen Zielgruppenspezifische Kommunikation Niedrigschwellige, lebensweltorientierte Angebote mehrsprachige, kultursensible Informationen Risikokommunikation und Ressourcenförderung Partizipation Bewohnerschaft in Gestaltung des Wohnumfeldes einbeziehen Partizipation allen Bevölkerungsgruppen ermöglichen Umfangreiche Bürgerbeteiligungsverfahren Aktivierung und Verstetigung g 18
Partizipation - Praxisansatz Modellvorhaben Nauener Platz Umgestaltung für Jung und Alt Projekt in Berlin-Mitte, OT Wedding, problembelastetes Quartier Platzmanagement zur Aktivierung und Verstetigung ehrenamtlichen Engagements (u.a. Gartenpatenschaften, t Platz-Kümmerer ) Moderiertes, generations- und gendersensibles Beteiligungsverfahren Generationsübergreifende Raumelemente und Nutzungsangebote; Begrünung, Lärmbeseitigung Soundscape-Ansatz: Soundwalks, Klangmöbel Förderprogramm Experimenteller Wohnungsund Städtebau (ExWost) des BMVBS Foto: Regina Rossmanith Foto: Carla Schlösser 19
Fazit und Ausblick Ressortübergreifende, integrierte i t Strategien t und Kooperationen sowie Akteursvielfalt notwendig Bund entwickelt Strategien, vernetzt und unterstützt Umsetzung vor allem auf kommunaler und lokaler Ebene Stadtentwicklung ist ein zentrales Handlungsfeld Mehr Chancengleichheit durch Aktivierung, Beteiligung und Befähigung der Betroffenen 20
Weitere Informationen Zwei UMID-Themenhefte Umweltgerechtigkeit (2/2008, 2/2011) Bunge C, Katzschner A (2009): Umwelt, Gesundheit und soziale Lage. Studien zur sozialen Ungleichheit gesundheitsrele- vanter Umweltbelastungen, Umwelt & Gesundheit (2/2009) Hornberg C, Pauli A (2009): Dokumentation zur BMU/UBA-Fachtagung Umweltgerechtigkeit, 27./28.10.2008 Hornberg C, Bunge C, Pauli A (2011): Strategien für mehr Umweltgerechtigkeit Handlungsfelder für Forschung, Politik und Praxis Bolte G, Bunge C, Hornberg C, Köckler H, Mielck A (Hrsg.) (2012): Umweltgerechtig- keit. Chancengleichheit bei Umwelt und Gesundheit 21
Quelle: Tempelhof Projekt GmbH Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! E-Mail: christiane.bunge@uba.de 22