Wie sozial ist die Marktwirtschaft? Prof. Dr. Heiner Flassbeck

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Transkript:

Hamburger Plattform

Hamburg. 10 Januar 2018 Wie sozial ist die Marktwirtschaft? Prof. Dr. Heiner Flassbeck www.makroskop.eu

Ist sozial, was Arbeit schafft? Unemployment and wage share 2) in the western world 3) 56% 10 55% 9 54% 8 53% 7 52% 6 51% 50% Unemployment (right axis) Compensation 5 4 49% 3 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 Unemployment rate in percent of active population; 2) Compensation of employees in percent of nominal GDP; 3) GDP-weighted average figures of Germany, France, Italy, Spain, UK, Sweden, Denmark, Finland, USA and Canada Source: AMECO

USA: Fallende Lohnquote, aber immerhin keine steigende Arbeitslosigkeit Unemployment and compensation 2) in the US 59% Compensation 12 56% 10 53% 8 50% 6 47% Unemployment (right axis) 4 44% 2 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 Unemployment rate in percent of active population; 2) Compensation of employees in percent of nominal GDP Source: AMECO

Europa versagt total: Fallende Lohnquote und steigende Arbeitslosigkeit Unemployment and wage share 2) in Europe 3) 59% 56% Unemployment (right axis) 12 10 53% 8 50% 6 47% Compensation 4 44% 2 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 Unemployment rate in percent of active population; 2) Compensation of employees in percent of nominal GDP; 3) GDP-weighted average figures of Germany, France, Italy, Spain, UK Source: AMECO

Hohe Arbeitslosigkeit im Vergleich mit den USA wegen falscher Wirtschaftspolitik in Europa 12 Unemployment 10 Europe 2) in percent of active population 8 6 4 2 United States 0 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 Unemployment rate in percent of active population; 2) GDP-weighted average of Germany, France, Italy, Spain, UK Source: AMECO

Seit 2010 ist das Versagen Europas besonders krass Arbeitslosigkeit im internationalen Vergleich 14 EWU 2) 12 Quote in % der Erwerbspersonen 10 8 6 4 Japan USA 2 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Arbeitslose in vh der Erwerbspersonen, saisonbereinigt, harmonisiert. 2) 18 EWU-Staaten. Quelle: Eurostat

Nur ein Land kann es besser! Arbeitslosigkeit 1 ) in der EWU 13 EWU 2) Italien Quote in % der Erwerbspersonen 11 9 7 5 Deutschland Frankreich 3 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Arbeitslose in vh der Erwerbspersonen, saisonbereinigt, harmonisiert. 2) 18 EWU-Staaten. Quelle: Eurostat

Muss man wie Deutschland zugunsten der Reichen umverteilen, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen?

50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% Lag Frankreich mit einer Politik des Ausgleichs ganz falsch? 1963 1965 1967 1969 1971 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 Income Inequality (share of pre-tax national income) Middle 40% Top 10% Bottom 50% Source: WID

War die deutsche Lohnzurückhaltung die Lösung, der sich die anderen verweigert haben? 120 Reallöhne und Produktivität 2) pro Stunde in Deutschland Index 2000 = 100 118 116 114 112 110 108 106 104 102 Produktivität Reallöhne 100 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Bruttoeinkommen aus unselbstständiger Arbeit preisbereinigt mit BIP-Deflator, pro geleistete Arbeitsstunde der Beschäftigten, 2000 = 100; Wert für 2016 der durchschnittl. geleisteten Arbeitsstunden der Beschäftigten: eigene Schätzung 2) Reales Bruttoinlandsprodukt in nationaler Währung je Erwärbstätigenstunde, 2000 = 100 Quelle: AMECO, OECD

Ist Teilhabe in einer Marktwirtschaft falsch? 120 Reallöhne und Produktivität 2) pro Stunde in Frankreich 118 116 Reallöhne Index 2000 = 100 114 112 110 108 106 104 102 Produktivität 100 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Bruttoeinkommen aus unselbstständiger Arbeit preisbereinigt mit BIP-Deflator, pro geleistete Arbeitsstunde der Beschäftigten, 2000 = 100; Wert für 2016 der durchschnittl. geleisteten Arbeitsstunden der Beschäftigten: eigene Schätzung 2) Reales Bruttoinlandsprodukt in nationaler Währung je Erwärbstätigenstunde, 2000 = 100 Quelle: AMECO, OECD

Warum war Griechenland nicht erfolgreich mit seiner drastischen Reallohnsenkung? Arbeitslosenrate in % 30 25 20 15 10 Arbeitslosenrate Reallohn pro Stunde (Produzentenlohn) 2) 22 20 18 16 14 5 12 0 10 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Reallohn pro Stunde (in 2005er Preisen) Reallohn pro Stunde (Konsumentenlohn) 3) Arbeitslose in %, im Verhätlnis von beschäftigten zu unbeschäftigten Personen; Definitiert von Eurostat, linke Skala 2) Vergütung von Angestellten pro tatsächlich gearbeiteter Stunde; BIP-Deflator einbezogen, rechte Skala 3) Vergütung von Angestellten pro tatsächlich gearbeiteter Stunde; Deflator für privaten Verbrauch einbezogen, rechte Skala Quelle: Ameco (Mai 2013), Werte für 2013 sind Schätzungen der EU-Kommission.

Der entscheidende Zusammenhang: Löhne bestimmen die Inflation, nicht die Beschäftigung 18% Inflation (CPI) und Lohnstückkostenwachstum in verschiedenen Ländern, 1970-1990 und 1990-2016 Ø jährliche Veränderungsrate der Lohnstückkosten in % 16% 14% R² = 0,9719 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% -2% 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% 20% Ø jährliche Veränderungsrate des CPI in % Quelle: Ameco; außer der Schweiz sind alle Länder mit zwei Punkten für die beiden angegebenen Perioden verzeichnet. Japan ab 1980. CPI ist die Verbraucherpreisinflation.

Noch eindeutiger ist der Zusammenhang mit dem BIP-Deflator Inflation (BIP-Deflator) und Lohnstückkostenwachstum in verschiedenen Ländern, 1970-1990 und 1990-2016 Ø jährliche Veränderungsrate der Lohnstückkosten in % 18% 16% 14% R² = 0,9887 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% -2% -2% 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% Ø jährliche Veränderungsrate des BID-Deflators in % Quelle: Ameco; außer der Schweiz sind alle Länder mit zwei Punkten für die beiden angegebenen Perioden verzeichnet. Japan ab 1980.

Was ist in der EWU passiert? War Deutschland einfach besser als Frankreich? Reales BIP 170 160 Deutschland 2) Index 1980 = 100 150 140 130 Frankreich 120 110 100 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 In Preisen von 2010, 1980 = 100; 2) bis 1991 Westdeutschland Quelle: AMECO

Nein, jedenfalls nicht bei normaler Politik 125 120 115 110 105 100 Index 1999 = 100 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Reales BIP In Preisen von 2010, 1999 = 100 Quelle: AMECO Frankreich Deutschland

Bringt Umverteilung zugunsten der Unternehmen mehr Investitionen? Investitionsquote 24% 23% 22% Frankreich In % des BIP 21% 20% 19% 18% Deutschland 2) 17% 16% 15% 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 Bruttoanlageinvestitionen in % des BIP; 2) bis 1991 Westdeutschland Quelle: AMECO

Nein, nur wegen der Wiedervereinigung sah Deutschland temporär gut aus 24% Investitionsquote 23% 22% Frankreich In % des BIP 21% 20% 19% 18% 17% Deutschland 2) 16% 15% 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Bruttoanlageinvestitionen in % des BIP; 2) bis 1991 Westdeutschland Quelle: AMECO

Deutschland ist auch nicht produktiver Produktivität 1 ) 170 160 Index 1980 = 100 150 140 130 Frankreich 120 110 100 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 Deutschland 2) Reales Bruttoinlandsprodukt in nationaler Währung je Erwärbstätigenstunde, 1980 = 100; 2) bis 1991 Westdeutschland Quelle: AMECO

... auch nicht seit Beginn der EWU Produktivität 125 120 Index 1999 = 100 115 110 105 Deutschland Frankreich 100 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Reales Bruttoinlandsprodukt in nationaler Währung je Erwärbstätigenstunde, 1999 = 100 Quelle: AMECO

Deutschland ist nur billiger Lohnstückkosten 135 Index 1999 = 100 130 125 120 115 110 105 100 95 Frankreich Deutschland 90 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit in nationaler Währung (Euro) je Beschäftigten im Verhältnis zu realem Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen; 1999 = 100 Quelle: AMECO

.. Deutschland ist zu billig gemessen am Inflationsziel der EWU. 150 Griechenland Italien 140 Index 1999 = 100 130 120 110 Spanien Frankreich EZB Ziel: 1.9% 100 Deutschland 90 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Ratio of compensation per employee to real GDP per person employed; Index 1999 = 100 Quelle: AMECO. Geneva and Zurich, February 2015

und zwingt die anderen absurderweise zu deflationärer Anpassung Lohnstückkosten in Euro Index 1999 = 100 140 135 130 125 120 115 110 105 100 95 Inflation EWU (CPI) EWU ohne Deutschland 2) Inflationsziel 1.9% Deutschland 90 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit in nationaler Währung je Beschäftigten im Verhältnis zu realem Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen; Index 1999 = 100; 2) Lstk. Wachstumsraten der Mitgliedsländer gewichtet mit BIP Quelle: AMECO

Deutschland hatte schon in den 1980er Jahren Merkantilismus versucht Leistungsbilanzsaldo 10 8 In % des BIP 6 4 2 Frankreich 0-2 Deutschland 2) -4 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 in % des BIP; 2) bis 1991 Westdeutschland Quelle: AMECO

... und ist nun in der EWU endlich erfolgreich Leistungsbilanzsaldo 10 8 In % des BIP 6 4 2 Deutschland 2) 0-2 Frankreich -4 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 in % des BIP; 2) bis 1991 Westdeutschland Quelle: AMECO

Deutschland hat die Lösung gefunden: Alle Inländer sparen, das Ausland wird gezwungen, sich zu verschulden 8 Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren in Deutschland 6 4 2 0-2 -4-6 -8-10 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 in Prozent des BIP 2015 private Haushalte Unternehmen St aat Ausland 2) In %des nominalen BIP; 2) Negative Werte bedeuten eine Verschuldung des Auslands Quelle: AMECO

Kann auch Europa den deutschen Weg gehen? 6 Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren im Euroraum (ohne Deutschland) 4 private Haushalte Ausland 2) Unternehmen 2 0-2 -4-6 -8 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 in Prozent des BIP 2014 St aat In %des nominalen BIP; 2) Negative Werte bedeuten eine Verschuldung des Auslands Quelle: AMECO

Was wäre, wenn auch die USA das versuchten?

... als Deutschland noch eine Marktwirtschaft war, war es weniger dumm Westdeutschland 1960-1975 10 8 Private Haushalte 6 Saldo in % des BIP 4 2 0-2 Ausland 2) Staat -4-6 -8 Unternehmen -10 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 In Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts. 2) Negative Werte bedeuten Verschuldung des Auslands in Westdeutschland. Quellen: Deutsche Bundesbank, Ameco Datenbank. Geneva and Zurich, February 2015

Die Marktwirtschaft gibt es nicht Wie sozial ist die Marktwirtschaft? Es gibt eine unsoziale aber zugleich unsinnige Marktwirtschaft, das ist die, die in den Köpfen der meisten Ökonomen steckt. Es kann aber auch eine soziale Marktwirtschaft geben, das ist die, deren Grundidee gesamtwirtschaftlich fundiert ist (also weder neoklassisch noch marxistisch). Der entscheidende gesamtwirtschaftliche und zugleich soziale Zusammenhang ist die Erkenntnis, dass es in einer funktionierenden Marktwirtschaft keinen antagonistisch aufgebauten neoklassischen (und auch keinen marxistischen) Arbeitsmarkt gibt. Lohnsenkung führt zu steigender Arbeitslosigkeit. Umverteilungsversuche zugunsten der Gewinne sind nicht unsozial, sondern dumm. Umverteilungsversuche zugunsten der Arbeitnehmer sind nicht sozial, sondern inflationär. Es gibt nur eine Form der Umverteilung zugunsten der Gewinne, die funktioniert, das ist der Merkantilismus. Doch Merkantilismus ist dumm.

Kritische Analysen zu Politik und Wirtschaft Besuchen Sie uns auf www.makroskop.eu Herausgeber: Prof. Dr. Heiner Flassbeck & Dr. Paul Steinhardt

Frankreich soll sparen? 6 4 Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren in Frankreich private Haushalte in Prozent des BIP 2 0-2 St aat Unternehmen Ausland 2) -4-6 -8 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 In %des nominalen BIP; 2) Negative Werte bedeuten eine Verschuldung des Auslands Quelle: AMECO

Oder Japan seit 25 Jahren in per cent of GDP 15 10 5 0 Financial balances of economic sectors in Japan 1981-2015 Private households Companies -5-10 Abroad 2) State -15 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 In % of nominal GDP; 2) Negative values mean indebtedness to other countries. Source: AMECO

Die anderen sollen sich anpassen Lohnstückkosten 150 Inflationsziel: 1.9% 140 Italien Index 1999 = 100 130 120 110 Deutschland 100 90 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Frankreich Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit in nationaler Währung je Beschäftigten im Verhältnis zu realem Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen; 1999 = 100; 2016: Schätzwert der Kommission Quelle: AMECO

Frankreich hat sich an das Inflationsziel gehalten Nominallohn und Produktivität, Frankreich (1999=100) 150 140 Index 1999 = 100 130 120 Nominallohn pro Stunde Produktivität 110 100 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Anmerkung: 2012er Werte für Arbeitsstunden der Beschäftigten geschätzt anhand von AMECO Daten. Quelle: AMECO Datenbank (Stand Nov-12); OECD Datenbank (Stand Apr-13); eigene Berechnungen

Deutschland unterstellte Deflation Nominallohn und Produktivität, Deutschland (1999=100) 150 140 Index 1999 = 100 130 120 Nominallohn pro Stunde 110 Produktivität 100 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Anmerkungen: Definiert als nominale Einkommen der abhängig Beschäftigten geteilt durch die Arbeitsstunden der abhängig Beschäftigten mal Anzahl der abhängig Beschäftigten. 2) Definiert als reales BIP geteilt durch Arbeitsstunden aller Beschäftigten mal Anzahl aller Beschäftigten. 3) 2012er Werte für Arbeitsstunden der Beschäftigten geschätzt anhand von Destatis Daten. Quelle: AMECO (Stand Nov-12); OECD Datenbank (Stand Apr-13); eig. Berechnungen

Deutschland ist einfach produktiver als Frankreich? Produktivität pro Stunde 53 2010er Euro/Stunde 51 49 47 45 43 41 Frankreich Deutschland 39 37 35 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Reales Bruttoinlandsprodukt je geleistete Arbeitsstunde der Erwerbstätigen; 2010er Euro pro Stunde Quelle: AMECO.