PISA [Programme for International Student Assessment]

Ähnliche Dokumente
PISA 2012 Erste Ergebnisse

Cultural education as innovative factor for the school system

Bildungsungleichheiten in Österreich Basisdaten

Hintergrund (1.) Linzer Elternbefragung und erste Arbeiten zur indexbasierten Finanzierung des Schulsystems

RENTENREFORMEN DIE INTERNATIONALE PERSPEKTIVE. Monika Queisser Leiterin der Abteilung für Sozialpolik OECD

Mag. a Dr. in Silvia Bergmüller Researcher am Zentrum Salzburg (Bildungsmonitoring & Bildungsstandards) des Bundesinstituts

Arbeitsmarkt Schweiz: Von der Wertschöpfungsproduktion zur Umverteilungsmaschine?

Sozialversicherung: Wandel, Wirkung, Weiterentwicklung

Ausländische Direktinvestitionen

Symposium Fit für die Schule Sprachförderung im Kindergarten

PISA Kennwerte zum Kompetenzstand von 15-Jährigen (Teil 1)

Leitsätze für das Schulsystem 2016

Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse der internationalen Bildungsstudie PISA (Programme for International Student Assessment)

SCA Export Services. Globale Zusammenarbeit in Netzwerken. swisscleantech Thunerstrasse Bern. Tel: Fax:

Verteilung der Einkommen in der Schweiz: Driftet die Gesellschaft auseinander?

PISA 2012 Zusammenfassung erster Ergebnisse im Hinblick auf Geschlechterdifferenzen

équité au sein du système éducatif suisse TENDANCES Secrétariat général de la CDIP / Bernard Wicht

Willkommen in der österreichischen. Deutsch

Die Pressemitteilung. PISA 2012 Erste Ergebnisse Zusammenfassung. Wien,

Die beste Bildung. Prof. Dr. Wilfried Bos Schulfreiheitskongress

FERI EuroRating Services AG STAATSANLEIHEN EINE RISIKOLOSE ANLAGE? Axel D. Angermann Wien, 9. September 2014

PISA Internationaler Vergleich von Schülerleistungen. Erste Ergebnisse Mathematik, Lesen, Naturwissenschaft

Sparen wir uns zu Tode? Professor Dr. Peter Bofinger

ELTERN INFORMATIONS- ABEND 4. KLASSEN KONRAD LORENZ GYMNASIUM

PISA Internationaler Vergleich von Schülerleistungen. Problemlösen, Mathematik und Lesen im elektronischen Zeitalter

Geschlechterdifferenzen im vorschulischen Bereich und in der Grundschule

Standardisierte Vorgehensweisen und Regeln zur Gewährleistung von: Eindeutigkeit Schlussfolgerungen aus empirischen Befunden sind nur dann zwingend

Gleichstellung im Gespräch

Gleichstellung im Gespräch

Migration und Bildung

Möglichkeiten einer weitgehend erneuerbaren Stromversorgung unter Einschluss des Verkehrssektors

Soziodemographisches Beiblatt: S-PS 24/7-E Version 1.0

Sind Privatschulen besser?

Duale Ausbildung oder Vollzeitschule?

Abteilung Wirtschaftspädagogik

Bremer Institut für Pädagogik und Psychologie (bipp)

PISA 2006 Internationaler Vergleich von Schülerleistungen. Erste Ergebnisse

Fremdsprachenunterricht in Österreich

Grafiken zu Migrationshintergrund und Mehrsprachigkeit aus BIFIE-Publikationen

Drittstaatsangehörige in der Europäischen Union

AUSBILDUNGSMÖGLICHKEITEN FÜR JUGENDLICHE NACH DER SCHULPFLICHT

INHALTSVERZEICHNIS. Die wichtigsten organisatorischen Veränderungen im allgemeinbildenden Schulwesen im historischen Überbjick 25

Fortgeschrittene Statistik Logistische Regression

QUALIFIKATIONEN VON ZUWANDERERN UND DEREN WERT AUF DEM ARBEITSMARKT: ERFAHRUNGEN AUS OECD- STAATEN

PISA und außerschulische Jugendarbeit

BIC.at - Online-Befragung 2006

Ernährung und Bewegung von Kindern und Jugendlichen

WEITERFÜHRENDES BILDUNGSANGEBOT NACH DER 8. UND 9. SCHULSTUFE. Gerlinde Keglovits, Stadtschulrat für Wien

Von Stärken und Schwächen: Zur Genese fachbezogener Selbstkonzepte

XV. Zum Unterricht in der Muttersprache im Alter von 15/16 Jahren

Marco Stürmer Koordination HaLT in Bayern. Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen. 1. Das Problem? Anstieg der KH-Behandlungen

Sozial- und Wirtschaftsstatistik aktuell AK Wien

Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW

PISA Mathematik und Naturwissenschaften (Teil 1)

CITIES AGAINST RACISM RESPONSIBILITIES OF CITIES IN COUNTERACTING RACISM SUSTAINABILITY. Evaluation der Plakatkampagne der Stadt Graz gegen Rassismus

Statistiken im Bereich Schule und Erwachsenenbildung in Österreich

Schulbezogene Rückmeldung

PISA MATHEMATIK: DIE ÖSTERREICHISCHEN

PIRLS 2011 Die Lesekompetenz der 9- bis 10-Jährigen

Wie beurteilen Studierende computergestützte Prüfungen? Erste Ergebnisse der Evaluation der E-Examinations an der Freien Universität Berlin


Um die in Regierung und Verwaltung auf einen Blick enthaltenen Informationen richtig

Die Überprüfung der Bildungsstandards 2012 Mathematik 8. Schulstufe

NACHHILFESITUATION VON SCHÜLER/INNEN IN NIEDERÖSTERREICH

Fragebogenerhebungen an höheren und mittleren Schulen Kärntens

Zahlenspiegel. Statistiken im Bereich Schule und Erwachsenenbildung in Österreich

Größte Elternbefragung im burgenländischen Schulwesen Pressekonferenz, 21. Mai 2015 Quantitative Ergebnisse

Zahlenspiegel. Statistiken im Bereich Schule und Erwachsenenbildung in Österreich

Interne Evaluation 2014

ECOWILL. Umsetzung in Deutschland. Ecodriving Widespread Implementation for Learner Drivers and Licensed Drivers. Jochen Lau & Tarek Nazzal

Landesbericht Südtirol Kompetenztests. VergleichsArbeiten. - VerA 3 für die Grundschule - VerA 6 für die Mittelschule

Alltagskompetenz im Test Umfrage an Berliner Schüler

Was hält die öffentlichen Finanzen im Gleichgewicht?

Fairteilung von Bildungschancen!

Die PISA-Studie: Konzepte und Methodik

Testleiterbefragung. Einleitung. Fragestellung. Methode. Wie viele Schüler/innen zeigten das folgende Verhalten?

DROP OUT Berichtsjahr 2013

VS PLUS

Industrieland Deutschland. Teil 2, Stand: Januar 2016

Zentralabitur an Gymnasien und Gesamtschulen. Ergebnisse 2010

Medienverhalten der Jugendlichen Computerspiele/Spielkonsole/Lernprogramme

Das Programme for International Student Assessment (PISA)

Innovation. Bestehendes verändern. Kollektive Ziele festlegen. Zielorientierte Führung. Verantwortung für die Qualität der Schule übernehmen

Wohin nach der Schule?

Bildungsberatung Oktober Informationsabend der 4. Klassen

Statistische Auswertung:

Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

Schulformspezifische Körperlichkeit? Zum Zusammenhang von Körper und Bildung in Förderschulen, Hauptschulen und Gymnasien

Mathematische und statistische Methoden II

Varianzanalyse (ANOVA: analysis of variance)

Anbieter von Kindertageseinrichtungen: öffentlich, freigemeinnützig oder privatgewerblich. Welchen Unterschied macht das?

PISA Ergebnisse und Erkenntnisse für Deutschland

Einwohnerentwicklung von 1995 bis 2005 in den 15 größten deutschen Städten und deren Umland

Institut für Bildungsevaluation Assoziiertes Institut der Universität Zürich. Check P Ergebnisrückmeldung für die Kantone

METHODENLEHRE I WS 2013/14 THOMAS SCHÄFER

Bildungswege nach der achten Schulstufe

Was tun nach der Matura? 2010, bm:ukk, Abt. V/4

Transkript:

PISA 2000 und PISA 2003 Buchpräsentation Lesen und rechnen Österreichs Jugendliche wirklich schlechter? - Revidierte Analyse und neue Ergebnisse Wilfried Grossmann Erich Neuwirth Ivo Ponocny Peter M. Steiner [Universität Wien] [Universität Wien] [Statistik Austria] [Institut für Höhere Studien] PISA [Programme for International Student Assessment] Inhalt 1. Die öffentliche Diskussion 2. Methodik der PISA-Studie und notwendige Datenbereinigung 3. Was in der Skala Naturwissenschaften miterfasst wird 4. Sozioökonomischer Hintergrund 5. Schülerleistungen, Schultyp und Bildung der Eltern 6. Zusammenfassung 1

PISA [Programme for International Student Assessment] 1. Die öffentliche Diskussion Wilfried Grossmann Medialer Absturz! (Ranking 2000 -> 2003) Lesen: Mathematik: Naturwissenschaft: 10. -> 19. Rang 11. -> 15. Rang 8. -> 20. Rang 2

PISA [Programme for International Student Assessment] 2. Methodik der PISA Studie und notwendige Datenkorrektur Erich Neuwirth PISA Daten und Berechnungsmodell Schüler M1 Mx L1 Ly N1 Nz Schultyp Bildung Eltern Mathem Lesen Naturw. 1 x x x??? 2 x x x??? 3 x x x??? x x x??? n x x x??? 3

PISA Daten und Berechnungsmodell Schüler M1 Mx L1 Ly N1 Nz Schultyp Bildung Eltern Mathem Lesen Naturw. 1 x x x??? 2 x x x??? 3 x x x??? x x x??? n x x x??? Berechnung der Scores aus den Aufgaben: Psychometrisches Modell PISA Daten und Berechnungsmodell Schüler M1 Mx L1 Ly N1 Nz Schultyp Bildung Eltern Mathem Lesen Naturw. 1 x x x??? 2 x x x??? 3 x x x??? x x x??? n x x x??? Nicht alle Schüler aller Länder: Stichprobenziehung 4

PISA Daten und Berechnungsmodell Schüler M1 Mx L1 Ly N1 Nz Schultyp Bildung Eltern Mathem Lesen Naturw. 1 x x x??? 2 x x x??? 3 x x x??? x x x??? n x x x??? Nicht alle Schüler lösen alle Aufgaben Imputation PISA Daten und Berechnungsmodell Schüler M1 Mx L1 Ly N1 Nz Schultyp Bildung Eltern Mathem Lesen Naturw. 1 x x x??? 2 x x x??? 3 x x x??? x x x??? n x x x??? Die Scores sind plausible Werte, sie messen nicht direkt die Leistungen einzelner Schüler. Sie sollen nur Länder insgesamt abbilden. 5

Alte Ergebnisse Lesen Mathematik Naturw. 2000 507.1 515.0 518.6 2003 490.7 505.6 491.0 Differenz -16.4-9.4-27.7 Lesen Mathematik Naturwissenschaften weiblich männlich weiblich männlich weiblich männlich 2000 520.3 494.6 503.0 530.1 513.9 525.7 2003 514.4 467.1 501.8 509.4 492.3 489.7 Differenz -5.9-27.5-1.2-20.7-21.6-36.0 Stichprobenziehung Geschichtete Stichprobe nach Schultyp Vergleich Stichprobe und offizielle Schulstatistik 6

Stichprobenziehung 12.0% 10.0% 8.0% 6.0% 4.0% 2.0% 0.0% samp 2000 samp 2003 pop 2000 pop 2003 Anteil Berufsschüler tech/gew (Buben) Stichprobenziehung 12.00% 10.00% 8.00% samp 2000 samp 2003 pop 2000 pop 2003 6.00% 4.00% 2.00% 0.00% Haupts Poly Sonder Gym RG+WKG ORG AHS BS tg BS kfm BS lf BMS gt BMS kfm BMS wiso BMS lf BHS tech BHS kfm BHS wiso BHS lf LBA Anteil Schultypen (Buben) 7

Stichprobenziehung 12.00% 10.00% 8.00% samp 2000 samp 2003 pop 2000 pop 2003 6.00% 4.00% 2.00% 0.00% Haupts Poly Sonder Gym RG+WKG ORG AHS BS tg BS kfm BS lf BMS gt BMS kfm BMS wiso BMS lf BHS tech BHS kfm BHS wiso BHS lf LBA Anteil Schultypen (Mädchen) Stichprobenziehung Starke Unterrepräsentation der Buben in Berufsschulen 2000 Leichte Überrepräsentation der Mädchen in BHS 2003 Leichte Überrepräsentation der Mädchen in Gymnasien 2003 Berufsschüler eher leistungsschwach, BHS eher leistungsstark: Leistungen 2000 insgesamt überschätzt Gymnasiastinnen sehr gut, Leistungen 2003 leicht überschätzt 8

Imputationsproblematik Nicht alle Schüler mussten tatsächlich Lesetestaufgaben lösen Imputationsproblematik Nicht alle Schüler mussten tatsächlich Lesetestaufgaben lösen Ohne Lesen Mit Lesen Testheft 9 9

Imputationsproblematik Nicht alle Schüler mussten tatsächlich Lesetestaufgaben lösen Verankerung an Testheft 9 schafft Probleme Korrektur: wir verankern am Durchschnitt aller Bücher mit Lesetestaufgaben Korrekturen Stichprobenverzerrung 2000 Stichprobenverzerrung 2003 Imputationsproblematik 2003 10

Alte Ergebnisse Lesen Mathematik Naturw. 2000 507.1 515.0 518.6 2003 490.7 505.6 491.0 Differenz -16.4-9.4-27.7 Lesen Mathematik Naturwissenschaften weiblich männlich weiblich männlich weiblich männlich 2000 520.3 494.6 503.0 530.1 513.9 525.7 2003 514.4 467.1 501.8 509.4 492.3 489.7 Differenz -5.9-27.5-1.2-20.7-21.6-36.0 Korrigierte Ergebnisse Lesen Mathematik Naturw. 2000 492.1 502.5 504.7 2003 491.7 503.3 489.3 Differenz -0.4 0.8-15.3 Lesen Mathematik Naturwissenschaften weiblich männlich weiblich männlich weiblich männlich 2000 509.2 475.8 492.5 512.0 502.2 507.1 2003 510.8 473.5 496.7 509.6 487.6 491.0 Differenz 1.7-2.2 4.2-2.4-14.5-16.2 11

Publ. & revidierte Ergebnisse Lesen Mathematik 480 490 500 510 520 480 490 500 510 520 pub:00 pub:03 ber:00 ber:03 Naturwissenschaft pub:00 pub:03 ber:00 ber:03 Problemlösen 480 490 500 510 520 480 490 500 510 520 pub:00 pub:03 ber:00 ber:03 pub:00 pub:03 ber:00 ber:03 Publ. & revidierte Ergebnisse Lesen Mathematik 460 480 500 520 540 460 480 500 520 540 460 480 500 520 540 pub:00:w pub:00:m pub:03:w pub:03:m ber:00:w ber:00:m ber:03:w ber:03:m pub:00:w pub:00:m pub:03:w pub:03:m ber:00:w ber:00:m ber:03:w ber:03:m Naturwissenschaft 460 480 500 520 540 Problemlösen pub:00:w pub:00:m pub:03:w pub:03:m ber:00:w ber:00:m ber:03:w ber:03:m pub:00:w pub:00:m pub:03:w pub:03:m ber:00:w ber:00:m ber:03:w ber:03:m 12

Internationales Ranking publiziert Lesen 2000 X 2003 X 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Mathematik 2000 X 2003 X 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Naturwissenschaften 2000 X 2003 X 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Internationales Ranking revidiert Lesen 2000 X 2003 X Rang: 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Mathematik 2000 X 2003 X Rang: 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Naturwissenschaft 2000 X 2003 X Rang: 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 13

PISA [Programme for International Student Assessment] 3. Was in der Skala Naturwissenschaft miterfasst wird und was das für die Trends bedeutet Ivo Ponocny Die Verschlechterung der Werte in den Naturwissenschaften Verschlechterung nach bisheriger Berechnungsmethode von 519 Punkten auf 491 Punkte, also um 28 Punkte Nach den Bereinigungen: immer noch ein Abfall von 504,7 auf 489,3 Punkte, also um 15 Punkte (statistisch signifikant) 600 500 519 505 491 490 ursprüngliche Berechnung bereinigte Werte 400 2000 2003 14

Die Verschlechterung der Werte in den Naturwissenschaften Bei Aufteilung nach Geschlecht: Abfall 502,2 auf 487,6 für die Mädchen (14,6 Punkte) und 507,1 auf 491,0 für die Burschen (16,1 Punkte) 600 500 Mädchen Burschen 400 2000 2003 Dieser Abfall kann durch keine naheliegenden Einflussgrößen mehr erklärt werden (z.b. Schultyp, Geschlecht, nichtdeutsche Muttersprache, sozioökonomischer Status der Eltern berücksichtigt) Der Trend nach Schultypen Absinken der Werte in allen Typen, in einigen aber vernachlässigbar (Unterschiede kleiner als 10 Punkte grün unterlegt) Besonders kleine Unterschiede in Hauptschule und den AHS Stratum Mittelwert Mittelwert 2003 2000 Hauptschule 379,79 379,88 Polytechnikum 416,17 447,31 Sonderschule 311,78 341,29 Gymnasium 584,12 586,37 Realgymnasium 566,93 568,75 ORG 546,83 554,23 BS techn. 440,93 459,20 BS gewerbl. 425,58 452,93 BMS gew./techn./kg. 490,11 507,28 BMS kaufm. 446,92 491,50 BMS wts./soz. 444,70 480,37 BMS ldw. 452,40 471,63 BHS techn./gew. 562,65 563,74 BHS kaufm. 532,88 557,36 BHS wts./soz. 512,75 535,75 BHS ldw. 557,63 576,35 Anst. KG/Soz.päd 508,59 547,60 15

Der Trend nach Schultypen 700 600 500 400 300 200 100 0 Hauptschule Polytechnikum Sonderschule Gymnasium Realgymnasium ORG BS techn. BS gewerbl. BMS gew./techn./kg. BMS kaufm. BMS wts./soz. BMS ldw. BHS techn./gew. BHS kaufm. BHS wts./soz. BHS ldw. Anst. KG/Soz.päd 2000 2003 Zur Messung von Leistung Über eine nicht direkt beobachtbare Eigenschaft sollen anhand der Reaktionen auf vorgegebenes Testmaterial (Items) Schlussfolgerungen gezogen werden. Bei der Messung von Leistung wird i.a. Eindimensionalität angestrebt: Ein Test soll das eine interessierende Merkmal pro Person möglichst präzise ermitteln......aber möglichst wenig andere Eigenschaften miterfassen. Negativbeispiel: Intelligenzmessung durch Rechenaufgaben und Wortschatzaufgaben......würde zwei Scores generieren, die getrennt zu verrechnen wären 16

Zur Messung von Leistung Eindimensionalität wird durch mathematische Prozeduren geprüft, nicht entsprechende Items werden gestrichen In PISA: über psychometrische logistische Modelle (Item Response Theory: Raschmodelle, multinomial logit model) Lösungswahrscheinlichkeit 1 0,75 0,5 0,25 Item Characteristic Curve 0 250 300 350 400 450 500 550 600 650 700 750 Pisa-Skala Die verschiedenen Darstellungen der erbrachten Leistungen: In Rohscores (summierte Punktezahlen) In Prozentanteilen an erreichbaren Punkten Auf der PISA-Skala (Mittelwert 500, Streuung 100) Sog. Modelltests prüfen, ob die Annahme der Eindimensionalität für praktische Zwecke vertretbar ist. 17

Die Rolle der Antwortformate PISA verwendet innerhalb der Naturwissenschaften-Skala verschiedene Antwortformate: Multiple Choice (ankreuzen) Skizze zeichnen (ein Item) Freie verbale Antwort ( hinschreiben ): z.b. entwickle eine Argumentation für die Reduktion von CO 2 -Emissionen. Die Veränderungen in den Naturwissenschaften zwischen 2000 und 2003 betreffen vor allem die Items mit freiem verbalem Antwortformat. Beispiel für ein Multiple Choice-Item und ein freies verbales Antwortformat (aus der Mathematik-Skala) 18

Verbale und nichtverbale Antwortformate Berechnet man Rohscores getrennt für verbale (8 Items) und nonverbale (16 Items) Antwortformate, und schätzt man weiters auf ein vervollständigtes Design hoch so kommt man etwa auf so gut wie keine Veränderung in den nonverbalen Antwortformaten, jedoch einen deutlichen Scoreabfall bei den verbalen Nonverbal: von 15,24 auf 15,32 Verbal: von 3,83 auf 3,14 Bei 8 von 8 Items mit verbalem Antwortformat hat sich die Leistung verschlechtert, aber nur bei 8 von 16 mit nonverbalem Prozentanteile erreichbarer Scores auf Itemebene Verbales Antwortformat blau unterlegt 2003 2000 Trend s114_3 47% 52% s114_4 30% 37% s114_5 21% 32% s128_1 66% 63% + s128_2 50% 46% + s128_3 68% 63% + s129_1 35% 28% + s129_2t 14% 13% + s131_2 48% 59% s131_4 18% 30% s133_1 55% 54% + s133_3 26% 31% s213_1 74% 75% s213_2 75% 78% s252_1 55% 51% + s252_2 74% 79% s252_3 62% 62% s256_1 87% 88% + s268_1 74% 76% s268_2 17% 23% s268_6 68% 73% s269_1 63% 65% s269_3 37% 42% s269_4 71% 70% + 19

Erreichte Prozentanteile am Summenscore Verbales Antwortformat blau unterlegt 2003 2000 Differenz verbal 35% 43% nonverbal 61% 61% + Rohscores nach Schultypen Hauptschule verbale Antwort 2003 2000 1,19 1,34 nonverbale Antwort 2003 2000 11,33 10,92 Scores sind hochgerechnete Werte Positive Trends grün unterlegt Polytechnikum Gymnasium Realgymnasium 1,52 5,27 5,20 2,10 5,34 5,21 12,46 18,98 18,96 12,98 18,09 17,98 ORG 4,37 4,45 17,75 16,96 BS techn. 1,93 2,84 13,02 13,17 BS gewerbl. 1,51 2,36 12,44 13,35 BMS gew./techn./kg. 3,02 3,87 14,59 14,84 Allgemeiner Abfall im verbalen Score. Positive Trends im nonverbalen in Hauptschule, AHS und BHS BMS kaufm. BMS wts./soz. BMS ldw. BHS techn./gew. BHS kaufm. BHS wts./soz. BHS ldw. 1,80 1,57 1,96 4,75 4,12 3,42 4,27 3,02 2,84 3,18 5,37 5,11 4,29 5,85 13,71 13,52 13,08 18,13 17,32 16,00 19,41 14,28 14,04 13,76 17,67 16,72 15,89 18,05 Anst. KG/Soz.päd 2,89 4,68 16,28 16,83 20

Rohscores nach Geschlecht verbale Antwort 2003 2000 nonverbale Antwort 2003 2000 Mädchen 2,93 3,57 15,44 15,25 Scores sind hochgerechnete Burschen 3,35 4,07 15,43 15,49 Werte Positive Trends grün unterlegt Rohscores nach zu Hause gesprochener Sprache verbale Antwort nonverbale Antwort Die Trends gelten für Testsprache bzw. andere Sprachen gleichermaßen. Testsprache Andere 2003 3,37 1,73 2000 3,96 2,30 2003 15,72 12,97 2000 15,51 12,29 Rohscores nach Größe des Schulstandorts Scores sind hochgerechnete Werte verbale Antwort nonverbale Antwort Positive Trends grün unterlegt 2003 2000 2003 2000 Dorf (bis 3 000) 1,96 2,88 13,48 14,46 Kleinstadt (3 000 bis 15 000) 3,03 3,92 14,93 15,27 Die Trends werden mit zunehmender Standortgröße positiver. Stadt (15 000 bis 100 000) Großstadt (100 000 bis 1 000 000) Millionenstadt 3,52 3,44 3,41 4,08 3,89 3,69 16,02 15,77 15,98 15,68 15,21 14,94 21

Modelltests auf Eindimensionalität pro Teilnehmerstaat Länder, für die die Modellabweichung statistisch nicht belegbar ist (p-wert>0,05), sind grün unterlegt Land p-wert Land p-wert Land p-wert AUS 0.002 GRC <0.001 MEX 0.023 AUT <0.001 HKG <0.001 NLD 0.024 BEL 0.006 HUN 0.003 NZL 0.039 BRA 0.006 IDN 0.248 POL 0.155 In fast allen Ländern ist die Verletzung der Eindimensionalität nachweisbar. Die beiden Formattypen messen verschiedene Aspekte naturwissenschaftlicher Fähigkeit. CAN CHE CZE DEU DNK ESP FIN FRA GBR 0.001 0.001 0.025 <0.001 <0.001 0.003 0.044 0.158 <0.001 IRL ISL ITA JPN KOR LIE LUX LVA MAC 0.015 0.001 0.039 <0.001 0.012 <0.001 <0.001 0.023 0.030 PRT SVK SWE THA TUN TUR URU USA YUG 0.026 0.347 <0.001 0.020 0.431 0.001 0.003 <0.001 <0.001 Veränderungen Die internationale Situation Scores sind hochgerechnete Werte Länder mit einer Verschlechterung im verbalen Score und einer Verbesserung im nonverbalen sind rot unterlegt Auch in vielen anderen Ländern sind die Trends je nach Antwortformat unterschiedlich. Österreich hat aber einen besonders starken Abfall beim verbalen Antwortformat. Veränderung nonverbal pos. neg. Veränderung verbal pos. neg. 10 16 0 5 22

Zusammenfassung Die Verschlechterung in den Naturwissenschaften konnte auch nicht durch demographische Veränderungen erklärt werden. Die Naturwissenschaftsskala zerfällt in zwei Subskalen, eine mit Aufgaben mit freiem verbalem Antwortformat und eine mit Aufgaben, wo keine verbale Ausdrucksfähigkeit gefordert ist. Der negative Trend bezieht sich vor allem auf das freie verbale Format, wobei die AHS davon am wenigsten betroffen sind. Weiterführende inhaltliche Studien zu diesem Phänomen sind dringend anzuraten. PISA [Programme for International Student Assessment] 4. Ergebnisse nach Schultyp und soziodemographischer Einfluss Peter M. Steiner 23

Verteilung nach Schultyp Lesen 2003 0.000 0.001 0.002 0.003 0.004 Gesamt SS HS PTS BS BMS BHS PÄD AHS < Level 1 Level 1 Level 2 Level 3 Level 4 Level 5 200 300 400 500 600 700 800 Unterschiede nach Schultyp Lesen 2003 Mathematik 2003 Gesamt PTS BS BMS BHS AHS Gesamt PTS BS BMS BHS AHS 400 500 600 400 500 600 Naturwissenschaft 2003 Problemlösen 2003 Gesamt PTS BS BMS BHS AHS Gesamt PTS BS BMS BHS AHS 400 500 600 400 500 600 24

Unterschiede nach Schultyp 2003 Gesamt PTS BS BMS BHS AHS Lesen Mittelwert 491,7 403,2 432,3 469,8 548,2 574,6 s.e. 4,0 7,5 4,4 5,6 3,5 6,1 Mathematik Mittelwert 503,3 436,3 457,4 473,1 552,0 572,4 s.e. 3,5 6,9 4,7 3,9 4,0 6,9 Naturwissenschaft Mittelwert 489,3 416,2 437,3 456,4 539,9 568,2 s.e. 3,6 7,2 5,0 4,2 3,6 6,3 Problemlösen Mittelwert 504,0 434,9 460,4 475,4 549,5 573,1 s.e. 3,4 6,5 4,5 4,1 3,4 6,1 Geschlechtsunterschiede Lesen 2003 Mathematik 2003 Gesamt PTS BS BMS BHS AHS Gesamt PTS BS BMS BHS AHS -60-20 20 60-60 -20 20 60 Naturwissenschaft 2003 Problemlösen 2003 Gesamt PTS BS BMS BHS AHS Gesamt PTS BS BMS BHS AHS -60-20 20 60-60 -20 20 60 25

Geschlechtsdifferenzen 2003 Gesamt PTS BS BMS BHS AHS Lesen Mittelwert 37,3 14,6 25,9 22,6-1,7 20,4 s.e. 5,1 9,7 8,5 8,6 5,9 6,7 Mathematik Mittelwert -13,0-30,7-20,7-27,7-51,1-24,8 s.e. 4,4 6,7 7,8 6,4 6,9 6,7 Naturwissenschaft Mittelwert -3,3-23,2-11,1-16,6-40,6-19,4 s.e. 4,8 7,8 9,0 6,7 5,9 7,4 Problemlösen Mittelwert -2,4-22,9-10,1-16,5-37,7-11,8 s.e. 4,4 8,9 7,9 6,8 6,1 6,3 Sozioökonomischer Hintergrund Lesen 2003 400 450 500 550 600 HISEI: Schultyp: 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 Insgesamt PTS BS BMS BHS AHS 26

Sozioökonomischer Hintergrund Mathematik 2003 400 450 500 550 600 HISEI: Schultyp: 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 Insgesamt PTS BS BMS BHS AHS Sozioökonom. Gradienten Lesen 2000 Lesen 2000 400 450 500 550 600 Gesamt BMS BS PTS BHS AHS 400 450 500 550 600 Gesamt BHS BMS BS PTS AHS 20 40 60 80 HISEI 20 40 60 80 HISEI 27

Sozioökonom. Gradienten Lesen 2000 : männlich Lesen 2000 : weiblich 400 450 500 550 600 Gesamt BMS BS PTS BHS AHS 400 450 500 550 600 Gesamt BHS BS BMS PTS AHS 20 40 60 80 HISEI 20 40 60 80 HISEI Vorbildung & sozioök. Status Lesen (2000) Mathematik (2003) Fixe Effekte Koef. Koef. Intercept 527,5** 561,8** Schultyp = PTS 1) -105,1** -117,3** Schultyp = BS 1 ) -84,5** -96,9** Schultyp = BMS 1) -49,1** -75,1** Schultyp = BHS 1) 4,0-3,0 HISEI (zentriert) 0,5** 0,2** Vorbildung = AHS 2) 27,1** 25,7** Geschlecht = weibl. 3) 13,9** -21,4** Mehrebenenmodell (HLM): Signifikanz: * 5% Niveau, ** 1% Niveau 1) Referenzkategorie: Schultyp = AHS 2) Referenzkategorie: Vorbildung = Hauptschule 3) Referenzkategorie: Geschlecht = männlich 28

Zusammenfassung (Schultyp & Sozioökonomie) Große Unterschiede zwischen Schultypen Einfluss der Vorbildung (HS / AHS- Unterstufe) Für SchülerInnen innerhalb desselben Schultyps und der gleichen Vorbildung: Sozioökonomischer Status von geringerer Bedeutung Geschlechtsunterschiede in Mathematik größer als in Lesen PISA [Programme for International Student Assessment] 5. Schülerleistungen, Schultyp und Bildung der Eltern Erich Neuwirth 29

Bildung der Eltern Bildung Eltern 1 2 3 4 5 6 Entspricht Abschluss Volksschule, Sonderschule Hauptschule, AHS-Unterstufe Polytechnischer Lehrgang, BS, BMS AHS-Oberstufe, BHS Universitätslehrgänge, Akademien, Kollegs, Meister und Handwerksmeister, Bauhandwerksschulen Fachhochschule, Universitätsstudium ISCED 1 2 3B, 3C 3A, 4 5B 5A, 6 Bildung Eltern Lesen 0 200 400 600 800 1 2 3 4 5 6 Bildung Eltern Österreich 30

Bildung Eltern Deutschland Bildung Eltern Finnland 31

Bildung Eltern Dänemark Bildung Eltern Österreich 32

Bildung Eltern Naturwissenschaft 0 200 400 600 800 1 2 3 4 5 6 Bildung Eltern Österreich Bildung Eltern Österreich 33

Bildung Eltern Österreich Bildung Eltern Starker Einfluss auf Leistung in Österreich Starker Einfluss auf besuchten Schultyp 34

PISA [Programme for International Student Assessment] 6. Zusammenfassung Vergleich PISA 2000 und PISA 2003 Gesamtergebnis Österreich In Lesen und Mathematik de facto keine Veränderung (Mathematik nicht direkt vergleichbar, wohl aber Rangintervalle) In beiden Fällen liegt Österreich im breiten Mittelfeld 35

Vergleich PISA 2000 und PISA 2003 Naturwissenschaften Österreich Verschlechterung, aber nicht generell Verschlechterung vor allem in BS und BMS, also bei leistungsschwächeren Schülern bei Aufgaben, die verbal beantwortet werden müssen Vergleich PISA 2000 und PISA 2003 Sozioökonomie Österreich Starker Einfluss des Bildungsabschlusses der Eltern auf Leistungen, am stärksten beim Lesen Starker Einfluss des Bildungsabschlusses der Eltern auf gewählten Schultyp Innerhalb eine Schultyps spielt der Bildungsabschluss der Eltern eine geringere Rolle als global Geschlechterunterschied in Mathematik innerhalb der Schultypen und bei gleichem sozioökonomischem Hintergrund größer als global 36

Vergleich PISA 2000 und PISA 2003 Sozioökonomie international In Ländern mit wenig differenziertem Schulsystem hängen die Unterschiede der Schülerleistungen weitaus weniger vom Bildungsniveau der Eltern ab als in Ländern mit stark differenziertem Schulsystem Das durchschnittliche Leistungsniveau variiert aber auch in Ländern mit wenig differenziertem Schulsystem stark Danke für Ihre Aufmerksamkeit 37

38