Familie als Herausforderung für die Erwachsenenbildung

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Transkript:

Christiane Hof Familie als Herausforderung für die Erwachsenenbildung Input für die Fachgruppe Familie der DEAE am 4. Februar 2014

Gliederung 1. Mein Fokus oder: worüber ich nicht sprechen werde 2. Familie worüber sprechen wir? 3. Erwachsenenbildung: Verständnis und Aufgaben 4. Familie als Adressat und Thema der Erwachsenenbildung 2

Mein Fokus: Erwachsenenbildung und nicht Wertorientierung oder Politik Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei (S. 11) Angesichts der Vielfalt biblischer Bilder und historischer Bedingtheit des familialen Zusammenlebens bleibt entscheidend, wie Kirche und Theologie die Bibel auslegen und damit Orientierung geben (S. 13) Familien sind sinnstiftender Lebensraum und Orte verlässlicher Sorge (S. 14) Als einer der großen Bildungsträger kann die evangelische Kirche Familien bei der Erziehung im Hinblick auf Wertorientierunge und Identitätsbildung entscheidend unterstützen und Orientierung bieten (S. 16) Familien sind Übungsstätten für soziales Lernen (S. 16) 3

Familie oder: worüber sprechen wir? Vielfältige (gesellschaftliche) Anforderungen an Familie u.a. - Schaffung eines sinnstiftenden Lebensraums und eines Ortes verlässlicher Sorge - Bildungschancen der Kinder grundlegen - Werte vermitteln - Work-Life-Balance herstellen - Pflege und Fürsorge - Konflikte ausbalancieren (Gewalt Streit Interkulturelle Differenzen etc.) - Partnerschaftliches Miteinander (vor-)leben 4

Familie oder: worüber sprechen wir? Familie wird in vielfältiger und sehr unterschiedlicher Weise gelebt (Ehe, Alleinerziehende, Patchwork- Familie etc.) Aber immer: Generationenverhältnis Verhältnis der Sorge Alltäglicher Lebenszusammenhang Herstellungsleistung ( doing family ) 5

Erwachsenenbildung Verständnis und Aufgaben Durch Bildung gewinnen Menschen Lebensorientierung, klären sie ihr Selbstverständnis und werden im Glauben sprachfähig (Melanchthon) (S. 97) Menschen brauchen seelsorgliche und spirituelle Angebote im Umgang mit Krisen und Übergängen des Lebens. Notwendig sind eine sensible und situationsbezogene Gestaltung von Kasualien und eine konsequente Öffnung der Gemeindeangebote für Menschen in unterschiedlichen Lebensformen (S. 152) Eine wichtige Rolle bei der Orientierung an Werten kann die religiöse Erziehung übernehmen, die sowohl in der Familie (...) als auch in den kirchlichen Bildungseinrichtungen und Gemeinden übermittelt und eingeübt wird (S. 90) Was meint Erwachsenenbildung? 6

Erwachsenenbildung als individueller Bildungsprozess Gebildet im Sinne der Erwachsenenbildung wird jeder, der in dem ständigen Bemühen lebt, sich selbst, die Gesellschaft und die Welt zu verstehen und diesem Verständnis gemäß zu handeln.. Gebildet ist nicht der Kopf, sondern der Mensch. Deutscher Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen (1963). Vom Menschen und seinen Lernbedürfnissen her gesehen erscheint Weiterbildung als ein fortlaufender Prozess der informationsverarbeitenden und Erfahrungen auswertenden Kompetenzentwicklung, durch den sich im Durchgang durch verschiedene Lebenssituationen der eigene Verstehens- und Verantwortungshorizont und das persönliche Aktionsund Verhaltens-repertoire ständig erweitern. (Dohmen 1996, S. 85) 7

Erwachsenenbildung als institutionelles Angebot Weiterbildung ist die Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer unterschiedlich ausgedehnten ersten Bildungsphase und in der Regel nach Aufnahme einer Erwerbs- oder Familientätigkeit. Weiterbildung in diesem Sinne liegt auch vor, wenn die Einzelnen ihr Lernen selbst steuern. (...) Weiterbildung soll allen Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht und Alter, ihrer Bildung, sozialen oder beruflichen Stellung, politischen oder weltanschaulichen Orientierung und Nationalität, die Chance bieten, sich die für die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Mitgestaltung der Gesellschaft und die für ihre berufliche Entwicklung erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten anzueignen. Vierte Empfehlung der KMK zur WB (2004) 8

Lernen im Prozess der Arbeit Lernen mit Medien Lernen in Bildungseinrichtungen Lernen im sozialen Umfeld 9

Erwachsenenbildung in dem Familien-Buch Orte des Lernens Erwachsener Familienbildungsstätten Diakonische Einrichtungen Kirchliche Feste (Taufe, Konfirmation, etc. Gesprächskreise Familiencafés Mehrgenerationenhäuser Paarwochen Beratungsstellen Formen des Lernens Kurse, non-formales Lernen Hilfe, Alltagsunterstützung Informelles Lernen, sozialisatorisches Lernen Wechselseitiger Austausch Gemeinsame Alltagsgestaltung, wechselseitiger Austausch Unterstützung durch Experten Sehr starker Fokus auf Hilfe und sozialen Austausch, weniger Unterstützung für Bildungs- und Reflexionsprozesse 10

Wer ist der Adressat familienbezogener Erwachsenenbildung? Familie ist der erste und wichtigste Bildungsort (S. 88) Familie ist ein Lernort aber es lernen nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen Steht im Zentrum der Familie das Kindeswohl, das auf eigenständigen Kinderrechten beruht (S. 142)???... oder geht es um alle Familienmitglieder? Sind nur evangelische/christliche Familien Gegenstand des Nachdenkens? 11

Wer ist der Adressat familienbezogener Erwachsenenbildung? Unabhängig davon, wie viele Stunden Frauen erwerbstätig sind, obliegt ihnen in jedem Fall die Hauptlast der Haus- und Sorgearbeit (S. 77) Familie ist zu beschreiben als generationenbezogene Care-Beziehung (Lenz 2013) aber die Aufgabe der Sorge fällt nicht nur den Frauen zu 12

Was ist das Ziel familienbezogener Erwachsenenbildung? Grundsätzlich gilt es, Menschen zu unterstützen, die für andere sorgen, sie betreuen, erziehen und pflegen und dabei ihre beruflichen Chancen zurückstellen. Wichtig für die Zukunft ist die gesellschaftliche Neubewertung dieser fürsorglichen Tätigkeiten im Verhältnis zur Erwerbsarbeit. (S. 144)... Zielt Familienbezogene Bildungsarbeit allein auf die Hilfe bei der familiären Sorge-Tätigkeit? 13

Familie als Bezugspunkt für ev. Erwachsenenbildung Bildung bleibt in einer Gesellschaft des langen Lebens eine lebenslange Aufgabe für Eltern, Paare, Großeltern oder Paten. (S. 96) Angebote der Familien- und Erwachsenenbildung Gesprächskreise in der Gemeinde, in denen andere Lebenswirklichkeiten und Perspektiven kennen gelernt, gesellschaftliche Veränderungsprozesse diskutiert und gemeinsam Orientierung gesucht werden kann 14

Familie als Bezugspunkt für Erwachsenenbildung Was genau könnten solche familienbezogenen Angebote sein? Angebote, die sich auf neue Anforderungen im Familienleben beziehen (Wohnungswechsel, lebensphasentypische Krisen, Erfahrungen von Trennung, Scheidung oder Tod) (S. 97) Aber auch: pflegebedürftige Angehörige, Herausforderungen durch Kinder in unterschiedlichen Lebensaltern und phasen Erziehungsfragen Vereinbarkeit Familie-Beruf (Work-Life-Balance) Gewalt Überforderung 15

Familie als Bezugspunkt für Erwachsenenbildung Es gibt verschiedene Formen Familie zu leben Organisation des Haushaltseinkommens Familiäre Arbeitsteilung im Haushalt Gestaltung der Freizeit (mit und ohne Kindern) Gestaltung der Beziehungen zu Partnern, Großeltern, Freunden, Bekannten Notwendigkeit, die je eigene Familien- Lebensform zu entwickeln und zu gestalten 16

Familie als Bezugspunkt für Erwachsenenbildung Kinder Eltern Großeltern Bildungangebote Gemeindeaktivitäten Explizite Bildungsangebote Soziale Unterstützungsangebote Infrastruktur 17

Familie als Bezugspunkt für Erwachsenenbildung Kinder Eltern Großeltern Bildungangebote Vermittlung und Reflexion von Wissen/Ferti gkeiten Beratung Gemeinsame Aktivitäten Gesprächskreise 18