Der Weg vom Burn out in die Depression Rolle der Selbsthilfe Dr. Matthias Dobmeier
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Prävalenz Jeder vierte Arbeitnehmer in Deutschland leidet unter einem Burn out Syndrom. Befragung von 2000 Arbeitnehmer EMNID Institut 1997
Burn-out bei Ärzten: Lebensaufgabe statt Lebens- Aufgabe Mindestens 20 Prozent der Ärzte leiden am Burn-out- Syndrom. Die Entwicklung emotionaler Kompetenz kann davor schützen. Deutsches Ärzteblatt 33/2004
Definition Ein inneres Ausbrennen (burn out), eine körperliche und geistige Erschöpfung, die zur Erkrankung führen kann.
Symptome Verminderter Antrieb. Schnelle Ermüdbarkeit. Weniger Interesse an der Arbeit. Zunehmend größerer Erholungsbedarf. Vermeidungsverhalten.
Phasen des Burn out Zwang sich zu beweisen. Reduziertes Engagement Emotionaler Rückzug Sozialer Rückzug
Risikoverhalten Ausgiebiger Einsatz für die Arbeit Überhöhtes Anspruchsniveau. Fehlende Erfolgsbestätigung. Überlastung. Schlechte Arbeitsbedingungen. Häufige Umstrukturierungen im Betrieb.
Risiko Zeit- und Konkurrenzdruck Reizüberflutung Grenzen der Aufnahmefähigkeit. Hohe Verantwortung. Fremdbestimmung. Persönliche Spannungen.
Folgen Freizeitbeschäftigung verflacht. Suchtmittelmißbrauch (Zigaretten, Alkohol, Medikamente). Gestörtes Eßverhalten. Ehe- und Familienprobleme. Häufiger Arbeitsplatzwechsel.
Ursachen Familie Freunde Gesellschaft Stress Einstellungen Arbeit Freizeit
Vulnerabilität Stressfaktoren Schicksalsschläge
Energiehaushalt Jahre 14 14 1 10 20 25 30 40 50 60 70 80
Pathogenese I Erträgliche Belastung Pausen Behandlung Burn out Depression
Pathogenese II - Hypothalamus Cortisol Hypophyse Nebennierenrinde
Das zirkadiane System der inneren Uhr Hell / Dunkel Melatonin S C N 12 0 12h 12 0 12h Temperatur 12 0 12h Schlaf /Wach 12 0 12h Kortisol Zirkadiane Rhythmen modifiziert nach Hajak G, Landgrebe M, Thieme Verlag 2011; Agomelatin von der Forschung zur klinischen Praxis
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Veränderte biologische Parameter bei Depression PLASMA-CORTISOL (ng/ml) PLASMA-MELATONIN (pg/ml) KÖRPERTEMPERATUR ( C) Schlaf 220 100 170 80 120 60 70 40 20 20 69121518212436912 Uhrzeit Schlaf 69121518212436912 Depressive 37,4 37,2 37,0 36,8 36,6 36,4 36,2 36,0 7 11 15 19 23 3 7 11 Kontrollen Schlaf Souetre E et al., Biol Psychiatry.1988 a; 24 (3): 336-340
Burn out Test PSYCHISCHE SYMPTOME Meine Arbeit macht mir immer weniger Spaß. Mir werden meine täglichen Aufgaben allmählich zuviel. Ich habe das Gefühl, nichts zu bewirken und nur ein Rad im Getriebe zu sein. Ich mache mir viele Sorgen, manche davon sind regelrecht Ängste. Ich traue mir weniger zu als früher. Mir fällt es zunehmend schwer, mich zu konzentrieren. Ich habe kaum noch neue Ideen, fühle mich unkreativ. Ich kann mich aber auch kaum zu Neuem aufraffen. Ich kann mich kaum noch entspannen auch nicht in den Pausen. Ich fühle mich leer und ausgelaugt. Ich spüre eine wachsende Traurigkeit über meinem Leben.
Burn out Test KÖRPERLICHE SYMPTOME Ich komme morgens schwerer aus dem Bett. Ich leide neuerdings unter Schlafstörungen. Ich wache morgens kaputt und matt auf. Ich bin tagsüber häufiger und schneller müde. Ich trinke abends schon mal mehr Alkohol, um zu entspannen. Ich habe seit kurzem Magen-Darm-Probleme. Ich habe seit kurzem Rückenschmerzen. Ich habe seit kurzem Herz-Kreislauf-Probleme. Ich leide öfter unter Kopfschmerzen. Ich nehme Tabletten, um die körperlichen Symptome zu unterdrücken. Ich nehme Drogen, um mein Pensum zu schaffen.
Burn out Test SOZIALE SYMPTOME Ich fühle mich häufig angespannt und gereizt. Ich fühle mich im Job zunehmend isoliert und alleinegelassen. Ich werde neuerdings schnell aggressiv. Meine Familie findet, ich habe mich verändert. Die Lust am Sex hat bei mir deutlich nachgelassen. Ich treffe mich seltener mit meinen Freunden. Meine Hobbys pflege ich kaum noch.
Burn out Test Auswertung 0 bis 5 Antworten kein Burn out Gefahr 6 bis 12 Antworten Burn out gefärdet. Über 13 Antworten Burn out manifest.
Behandlung 25
Behandlung des burn out Individuelle Ansätze: Pädagogische Techniken (Wissen über Grenzen) Körperorientierte Techniken (Entspannung, Sport) Kognitiv-Behaviorale Techniken Gruppenbezogene Techniken. Institutionelle Ansätze: Time out Teambesprechungen Abbau von Zeitdruck Festgelegte Arbeitsinhalte und Verantwortung Klare Ziele Erweiterung von Handlungsspielräumen Fortbildung
Therapie der Depression Psychotherapie Soziotherapie Pharmakotherapie 27
Schweregrad der Depression leicht mittel Psychotherapie Medikation stark
Medikation Antidepressiva Agromelatin Amitriptylin Amitriptylinoxid Citalopram Clomipramin Desipramin Dibenzepin Doxepin Fluoxetin Fluvoxamin Johanniskraut Imipramin Maprotilin Mianserin Mirtazapin Moclobemid Nefazodon Nortriptylin Paroxetin Reboxetin Sertralin Tranylcypromin Trazodon Trimipramin Tryptophan Venlafaxin Viloxazin
Selbsthilfegruppe Verstanden werden Geteiltes Leid ist halbes Leid Information Erfahrungsaustausch Einfacher Zugang Soziale Kontakte
Vorbeugung Stress abbauen Pausen einhalten Warnzeichen erkennen Einstellungen überdenken Arbeitsklima verbessern
Literatur Beschoner P, Braun M: Das Burnout-Syndrom bei Ärzten in Deutschland. Ein Überblick mit Fokus auf die Psychiatrie. Nervenheilkunde 2007; 26: 125 33. Maslach C, Jackson SE: Maslach Burnout Inventory Manual. 2nd Ed. Palo Alto: Consulting Psychologists Press 1986. Wegner R, Kostova P, Poschadel B, Baur X: Weniger Stunden, mehr Arbeit. Arbeitsbelastung und Beanspruchung von Hamburger Krankenhausärzten. Hamburger Ärzteblatt 2007; 11: 515 8 Braun M, Schönfeldt-Lecuona C, Kessler H, Beck J, Beschoner P, Freudenmann RW: Burnout, Depression und Substanzgebrauch bei deutschen Psychiatern und Nervenärzten. Nervenheilkunde 2008; 27: 800 4. Schmidbauer W.: Der hilflose Helfer Über die Problematik der helfenden Berufe. Reinbeck Rowohlt 1992