Bildungs- und Einkommenskorrelationen von Geschwistern in Österreich

Ähnliche Dokumente
Materialien zu Wirtschaft und Gesellschaft

Bildungsmobilität - Geschlecht u. Migrationshintergrund

Teilzeitarbeit ist weiblich Situation der Frauen am österreichischen Arbeitsmarkt

Bevölkerung nach Erwerbsstatus

Global denken lokal handeln: Mehr landwirtschaftliche Produkte aus Österreich

Ausgewählte Armutsgefährdungsquoten (Teil 1)

Anstieg der Arbeitslosigkeit führt 2010 zu einer leichten Erhöhung der Schattenwirtschaft

Beschreibende Statistik Deskriptive Statistik. Schließende Statistik Inferenzstatistik. Schluss von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit

Sozial- und Wirtschaftsstatistik aktuell AK Wien

Die Bedeutung einzelner Bereiche für das Leben: Eine Analyse nach Bevölkerungsgruppen

Census Österreich. Ergebnisse zur Bevölkerung. aus der Registerzählung

Bevölkerung nach Schul- und Berufsabschluss

5. Bildung und Humankapital

Demographie und Arbeitsmarktentwicklung. Fachexperte der Sektion VI Mag. Manfred Zauner

21. November Rolf Schenker

Selbstständigkeit am Existenzminimum

Gewichtung in der Umfragepraxis. Von Tobias Hentze

Gesundheitsnachteile von MigrantInnen: Evidenz und Wahrnehmung

Konfidenzintervalle Grundlegendes Prinzip Erwartungswert Bekannte Varianz Unbekannte Varianz Anteilswert Differenzen von Erwartungswert Anteilswert

Faktencheck Migration

Erwerbsbeteiligung und Arbeitslosigkeit im höheren Erwerbsalter ein statistischer Überblick

Selbstständig und doch abhängig? Zur Einkommenssituation selbstständig erwerbstätiger Frauen

Das Altersvorsorge-Verhalten von Selbständigen

7. Verteilung von Einkommen und Vermögen

Volkswirtschaftliche Bedeutung gemeinnütziger Organisationen in Österreich

Armutsgefährdungsquoten nach Bundesländern (Teil 1)

Armutsgefährdungsquoten von Familien (Teil 1)

VERANSTALTUNGEN ALS IMPULSGEBER DIE WICHTIGSTEN FAKTEN IM ÜBERBLICK

Arbeitsmarktökonomie

NEET-Jugendliche in Österreich

Tracking von Studierenden und AbsolventInnen. Verwertungszusammenhänge und Steuerungsmöglichkeiten

PISA Kennwerte zum Kompetenzstand von 15-Jährigen (Teil 1)

Erwerbstätigenquoten nach Anzahl der Kinder*

Antworten Wissens-Check:

Demografischer Wandel

Arbeitszeitmonitor 2016

7.3 Erklärung der hohen Einkommen von Superstars. 7.4 "Vererbung" von Einkommensunterschieden

Kinder- und Jugend- Gesundheitsbericht 2010 für die Steiermark

Kurzbericht Abteilung Statistik

Kapitel 22 Partielle Korrelationen

Speicherung von erneuerbarem Strom durch Wasserstoffeinspeisung in das Erdgasnetz Erhebung des Potentials in Österreich

Prof. Dr. Walter F. Tichy Dr. Matthias Müller Sommersemester 2006

Arbeiten trotz Krankheit

8. Zuchtwertschätzung Kalbeverlauf und Totgeburtenrate

Dämmen und/oder Kesseltauschen? Dr. Horst Steinmüller Dipl.Ing.(FH) Markus Schwarz PMSc. Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz

Soziale Ungleichheit und Armut. Möglichkeiten und Grenzen der Forschung.

Annahmen des linearen Modells

OECD-Veröffentlichung Bildung auf einen Blick. Wesentliche Ergebnisse der Ausgabe 2011

Der Arbeitsmarkt in Deutschland

Lösung Aufgabe 1 (Regression) Es wurden in einer Befragung zwei metrische Merkmale X und Y erhoben. Betrachten Sie dazu die

Lukas Dünser. Institut für Höhere Studien (IHS) Wien

StromBIZ Geschäftsmodelle dezentrale Stromerzeugung und Distribution

Rohstoff. Fiskalquote Datum:

Pressekonferenz. Thema: Vorstellung des Geburtenbarometers - Eine neue Methode zur Messung der Geburtenentwicklung

Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland

Kontingenztabelle: Führerschein Ja Nein Ja Nein Auto. Wie viel Prozent der Studierenden besitzen kein Auto?

Johannes Kepler Universität (JKU) Linz - Pressespiegel

Linzer Bevölkerungsentwicklung

Lösungen zur Biomathe-Klausur Gruppe A Montag, den 16. Juli 2001

Keine eindeutige Wahrheit

Gesundheitsentwicklung in Deutschland bis Eine volkswirtschaftliche Kostensimulation

Amt der Oö. Landesregierung Direktion Präsidium Information der Abt. Statistik. Regionales BIP 2013 nach Bundesländern 1/2013

Arbeitslose Personen ,4% Frauen ,1% Männer ,0%

Bevölkerung nach höchstem beruflichen Bildungsabschluss und Migrationshintergrund 2012 in % nach Altersgruppen (20-30 Jahre und Jahre)

Wirtschaftlichkeit von Power-to-Gas durch Kombination verschiedener Anwendungsfelder

Abhängig Beschäftigte mit wöchentlichen Arbeitszeiten

Großzügiges Wohnambiente / Seminarhotel by CA Koepf ERA Austria

Wenn das Team zur Wagenburg wird

Situation von Frauen am österreichischen Arbeitsmarkt

Wanderungsdaten nach Ziel und Herkunft

Das Personal des Bundes 2013

Marktliquidität von Aktien

Mathematische und statistische Methoden II

Zahlen Daten Fakten. Weiterbildung, Erwerbsbeteiligung und IKT-Nutzung von Frauen und Männern in Österreich

Die Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher Leistungen durch ältere Menschen

Methodik und Probleme regionaler Wirtschaftsprognosen

Lehrforschungsprojekt Webpräsentation zur Hausarbeit

VS PLUS

Gesundheit ist gewiss nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.

Haushalte ohne Internetanschluss

Fachbegriffe Abteilung Seite 1

Wenig Chancengleichheit in Deutschland: Familienhintergrund prägt eigenen ökonomischen Erfolg

Ablaufschema beim Testen

VS PLUS

KENNZAHLEN ZUR OFFENEN SOZIALHILFE FÜR DAS JAHR

Informationen der Statistikstelle

Allgemeines zu Tests. Statistische Hypothesentests

Energiemarkt in Österreich: politisch-rechtliche Rahmenbedingungen und Regierungspläne

acatech DEUTSCHE AKADEMIE DER TECHNIKWISSENSCHAFTEN Sozialwissenschaftliche Aspekte des Nachwuchsmangels Round Table am 6. März 2009 Ortwin Renn

Prüfung aus Statistik 1 für SoziologInnen. Musterlösung

BIP, Inflation und Arbeitslosigkeit

Wohin gehen Studierende mit Behinderungen? Ein offenes Feld in der Arbeitsmarktforschung!

Brückenkurs Statistik für Wirtschaftswissenschaften

Demografischer Wandel und Erwerbspersonen

Sozial- und Wirtschaftsstatistik aktuell AK Wien

Schuldenbarometer 1. Quartal 2016: Weiterer Rückgang der Privatinsolvenzen in fünf Bundesländern steigen die Zahlen an

Ausgaben für Sommer- und Winterurlaube: Die Hälfte aller Verreisenden haben max Euro Urlaubsbudget

Finanzdienstleistungen in Ostdeutschland: 20 Jahre nach der Wiedervereinigung

Sozial- und Wirtschaftsstatistik aktuell AK Wien

Transkript:

Bildungs- und Einkommenskorrelationen von Geschwistern in Österreich René Böheim und Christina Judmayr Johannes Kepler Universität Linz 16. Juni 2015

Überblick Wir berechnen erstmals für Österreich Bildungs- und Einkommenskorrelationen von österreichischen Geschwistern Neue österreichische Daten für 2007 12, basierend auf der Registerzählung der Statistik Austria (2011) und weiteren administrativen Daten

Zentrale Ergebnisse 3 / 21 Korrelation des formalen Schulabschlusses von rund 0,3 Korrelation der Ausbildungsjahre von 0,32 (26- bis 30- Jährige) 0,37 (gesamte Stichprobe) Einkommenskorrelation von ca. 0,16 (26-bis 30- Jährige) ca. 0,30 (Erwerbstätige)

4 / 21 Fällt der Apfel weit vom Stamm? Die Geschwisterkorrelation ist ein Indikator für die Wichtigkeit der Herkunft für den Lebenserfolg. Beschreibt auch die sozialen Durchlässigkeit einer Gesellschaft eines Landes Chancengleichheit Alternativer Indikator zur intergenerationalen Mobilität Wenn die Herkunft einen bedeutsamen Einfluss hat, dann ist die Korrelation bei Geschwistern 0, d.h., die Herkunft determiniert (auch) den späteren Erfolg. Wir vermuten typischerweise dass Geschwister ähnlich von der Herkunft beeinflusst werden (d.h., die Korrelation ist größer als Null). Je näher bei 1, desto wichtiger ist die Herkunft.

5 / 21 Was wissen wir bereits? 1. (Überraschend) wenig. 2. Korrelation der Bildung von Eltern und Kindern: Knittler, 2011: 0,38. Fessler et al., 2012: 0,52. Schnetzer und Altzinger, 2013: 0,19. 3. Internationale Studien zur Geschwisterkorrelation (Auswahl): Mazumder, 2008, USA: 0,6. Schnitzlein, 2014, Deutschland: 0,55 (Frauen); 0,66 (Männer) Björklund und Jänti, 2012, Schweden: 0,44 (Männer)

Daten 6 / 21 Statistik Austria identifiziert Familien in der Registerzählung 2011 (Statistik Austria, 2014) Identifikation beruht auf Haushaltsebene Geschwisterbeziehungen sind indirekt aus administrativen Daten der Jahre 2004 2011 identifiziert Geschwister werden mit den Personen- und Erwerbsmerkmalen vom 31.10.2011 verknüpft: Bildungsstand und Erwerbsstatus Einschränkung der Beobachtungen: alle 15- bis 39-Jährigen mit österreichischer Staatsbürgerschaft Für diese wird das Brutto-Jahreseinkommen (soweit vorhanden) der Jahre 2007 bis 2012 erhoben

Stichprobe 7 / 21 Kerngruppe : mind. Beide Geschwister Alle eine/r zwischen zwischen Geschwisterpaare 26 und 30 Jahren 26 und 30 Jahren Anzahl Personen 923.300 190.705 76.022 Anzahl Familien 398.583 151.443 36.760 Frauenanteil 49,5% 51% 51% Anmerkungen: Daten der Statistik Austria. Die Stichprobe besteht aus allen Personen des registerbasierten Zensus mit österreichischer Staatsbürgerschaft im Alter von 15 bis 39 Jahren, für die mindestens eine Schwester oder ein Bruder identifiziert werden konnte. Eigene Auswertungen.

8 / 21 Indikator für Lebenserfolg Hier: höchster formaler Bildungsabschluss und Einkommen. Reduktion des Einflusses vorübergehender Schwankungen: Mitteln der Jahreseinkommen der Jahre 2007 2012. Idealerweise: Lebenseinkommen. Unterschiedliche Berechnung des Durchschnittseinkommens: 1. Nur Beobachtungen mit Einkommen in jedem Jahr 2. Durchschnitt nur für positive Einkommen 3. Fehlende Einkommensangaben werden mit 0 gleichgesetzt

Qualität der Stichprobe 9 / 21 Administrative Daten liefern verlässliche Informationen Große Zahl an Beobachtungen Repräsentativität der Stichprobe: Geschwister mit administrativen Daten aus 2004 2011 identifiziert Sehr junge Stichprobe Einkommensangaben nur für unselbständig Erwerbstätige

Bildung: alle Geschwisterpaare 10 / 21

Bildung: nur erwerbstätige Geschwisterpaare 11 / 21

Ergebnisse Bildung: Korrelation der Ausbildungsjahre 12 / 21 Geschlechterunterschiede: Brüder: 0,323 (N = 93.490) Schwestern: 0,386 (N = 97.215) Anmerkung: Kerngruppe der 26- bis 30-Jährigen, ICC.

Ergebnisse Bildung: Korrelation der Ausbildungsjahre 13 / 21 Altersgruppen: Anmerkung: Die Abbildung zeigt die Korrelation von Bildungsjahren bei Geschwistern in drei Altersgruppen. Angeführt sind der jeweilige Intra-Klassen-Korrelationskoeffizient, das 95% Konfidenzintervall und die Anzahl der Beobachtungen in der jeweiligen Gruppe, N. Es erfolgte keine Beschränkung auf erwerbstätige Personen.

Ergebnisse Bildung 14 / 21 Anmerkung: Kerngruppe: alle 26- bis 30-Jährigen Geschwister (N = 190.705 Personen), Erwerbstätige: alle, die am Stichtag erwerbstätig waren (N = 583.761 Personen). Quellen: Schweden: Björklund & Jäntti (2012), USA: Mazumder (2008), Deutschland: Schnitzlein (2014).

Ergebnisse Einkommen: Korrelation des jährlichen Durchschnittseinkommens 15 / 21 Gesamt Kerngruppe Erwerbstätige Random Effect Model 0,258 0,172 0,310 Intra-Klassen-Korrelationskoeffizient (ICC) 0,253 0,163 0,275 N 923.300 76.022 583.761 Anmerkungen: Korrelationen der durchschnittlichen Bruttojahreseinkommen (logarithmierte Euro, zu Preisen von 2007). Berechnung der Durchschnitte mit Methode II.

Ergebnisse Einkommen: Korrelation des jährlichen Durchschnittseinkommens 16 / 21 Geschlechterunterschiede: Brüder: 0,23 (N = 19.417) Schwestern: 0,162 (N = 21.216) Anmerkung: Kerngruppe der 26- bis 30-Jährigen, ICC.

Ergebnisse Einkommen: Korrelation des jährlichen Durchschnittseinkommens Altersgruppen: Anmerkung: Die Abbildung zeigt die Korrelation der durchschnittlichen Jahresseinkommen (logarithmierte Euro, zu Preisen von 2007), Berechnung mit Methode II, bei Geschwistern in drei Altersgruppen. Angeführt sind der jeweilige ICC, das 95% Konfidenzintervall und die Anzahl der Beobachtungen in der jeweiligen Gruppe, N. Es wurden nur jene Familien in der Analyse berücksichtigt, die mindestens zwei Kinder in der jeweiligen Altersklasse haben. Es erfolgte keine Beschränkung auf erwerbstätige Personen. 17 / 21

Ergebnisse Einkommen: Internationaler Vergleich 18 / 21 Anmerkung: Korrelation der durchschnittlichen Jahresseinkommen (logarithmierte Euro, zu Preisen von 2007), Berechnung mit Methode II. Kerngruppe: alle Geschwisterpaare der 26- bis 30-Jährigen Geschwister (N = 76.022 Personen), Erwerbstätige: alle, die am Stichtag erwerbstätig waren (N = 583.761 Personen). Quellen: USA: Mazumder (2008), Deutschland: Schnitzlein (2014), Schweden: Björklund & Jäntti (2012), Dänemark: 0,2 Schnitzlein (2014).

Fazit 19 / 21 Bildungskorrelation etwas höher als Einkommenskorrelation stimmt mit internationalen Vergleichswerten überein Geringer Unterschied zwischen Brüdern und Schwestern im internationalen Vergleich ausgeprägter Geschätzten Werte liegen am unteren Ende der in internationalen Studien berechneten Korrelationen

Fazit II 20 / 21 Stichprobe ist relativ jung: Bildungsentscheidung uu noch nicht abgeschlossen Einstiegsgehälter zeigen geringere Varianz als spätere Gehälter Daten: bessere Daten notwendig, um Indikatoren genauer zu bestimmen Erwartung: Bildungskorrelation steigt mit steigendem Lebensalter der Personen Einkommenskorrelation sinkt mit steigendem Lebensalter der Personen

aaa