Bildungs- und Einkommenskorrelationen von Geschwistern in Österreich René Böheim und Christina Judmayr Johannes Kepler Universität Linz 16. Juni 2015
Überblick Wir berechnen erstmals für Österreich Bildungs- und Einkommenskorrelationen von österreichischen Geschwistern Neue österreichische Daten für 2007 12, basierend auf der Registerzählung der Statistik Austria (2011) und weiteren administrativen Daten
Zentrale Ergebnisse 3 / 21 Korrelation des formalen Schulabschlusses von rund 0,3 Korrelation der Ausbildungsjahre von 0,32 (26- bis 30- Jährige) 0,37 (gesamte Stichprobe) Einkommenskorrelation von ca. 0,16 (26-bis 30- Jährige) ca. 0,30 (Erwerbstätige)
4 / 21 Fällt der Apfel weit vom Stamm? Die Geschwisterkorrelation ist ein Indikator für die Wichtigkeit der Herkunft für den Lebenserfolg. Beschreibt auch die sozialen Durchlässigkeit einer Gesellschaft eines Landes Chancengleichheit Alternativer Indikator zur intergenerationalen Mobilität Wenn die Herkunft einen bedeutsamen Einfluss hat, dann ist die Korrelation bei Geschwistern 0, d.h., die Herkunft determiniert (auch) den späteren Erfolg. Wir vermuten typischerweise dass Geschwister ähnlich von der Herkunft beeinflusst werden (d.h., die Korrelation ist größer als Null). Je näher bei 1, desto wichtiger ist die Herkunft.
5 / 21 Was wissen wir bereits? 1. (Überraschend) wenig. 2. Korrelation der Bildung von Eltern und Kindern: Knittler, 2011: 0,38. Fessler et al., 2012: 0,52. Schnetzer und Altzinger, 2013: 0,19. 3. Internationale Studien zur Geschwisterkorrelation (Auswahl): Mazumder, 2008, USA: 0,6. Schnitzlein, 2014, Deutschland: 0,55 (Frauen); 0,66 (Männer) Björklund und Jänti, 2012, Schweden: 0,44 (Männer)
Daten 6 / 21 Statistik Austria identifiziert Familien in der Registerzählung 2011 (Statistik Austria, 2014) Identifikation beruht auf Haushaltsebene Geschwisterbeziehungen sind indirekt aus administrativen Daten der Jahre 2004 2011 identifiziert Geschwister werden mit den Personen- und Erwerbsmerkmalen vom 31.10.2011 verknüpft: Bildungsstand und Erwerbsstatus Einschränkung der Beobachtungen: alle 15- bis 39-Jährigen mit österreichischer Staatsbürgerschaft Für diese wird das Brutto-Jahreseinkommen (soweit vorhanden) der Jahre 2007 bis 2012 erhoben
Stichprobe 7 / 21 Kerngruppe : mind. Beide Geschwister Alle eine/r zwischen zwischen Geschwisterpaare 26 und 30 Jahren 26 und 30 Jahren Anzahl Personen 923.300 190.705 76.022 Anzahl Familien 398.583 151.443 36.760 Frauenanteil 49,5% 51% 51% Anmerkungen: Daten der Statistik Austria. Die Stichprobe besteht aus allen Personen des registerbasierten Zensus mit österreichischer Staatsbürgerschaft im Alter von 15 bis 39 Jahren, für die mindestens eine Schwester oder ein Bruder identifiziert werden konnte. Eigene Auswertungen.
8 / 21 Indikator für Lebenserfolg Hier: höchster formaler Bildungsabschluss und Einkommen. Reduktion des Einflusses vorübergehender Schwankungen: Mitteln der Jahreseinkommen der Jahre 2007 2012. Idealerweise: Lebenseinkommen. Unterschiedliche Berechnung des Durchschnittseinkommens: 1. Nur Beobachtungen mit Einkommen in jedem Jahr 2. Durchschnitt nur für positive Einkommen 3. Fehlende Einkommensangaben werden mit 0 gleichgesetzt
Qualität der Stichprobe 9 / 21 Administrative Daten liefern verlässliche Informationen Große Zahl an Beobachtungen Repräsentativität der Stichprobe: Geschwister mit administrativen Daten aus 2004 2011 identifiziert Sehr junge Stichprobe Einkommensangaben nur für unselbständig Erwerbstätige
Bildung: alle Geschwisterpaare 10 / 21
Bildung: nur erwerbstätige Geschwisterpaare 11 / 21
Ergebnisse Bildung: Korrelation der Ausbildungsjahre 12 / 21 Geschlechterunterschiede: Brüder: 0,323 (N = 93.490) Schwestern: 0,386 (N = 97.215) Anmerkung: Kerngruppe der 26- bis 30-Jährigen, ICC.
Ergebnisse Bildung: Korrelation der Ausbildungsjahre 13 / 21 Altersgruppen: Anmerkung: Die Abbildung zeigt die Korrelation von Bildungsjahren bei Geschwistern in drei Altersgruppen. Angeführt sind der jeweilige Intra-Klassen-Korrelationskoeffizient, das 95% Konfidenzintervall und die Anzahl der Beobachtungen in der jeweiligen Gruppe, N. Es erfolgte keine Beschränkung auf erwerbstätige Personen.
Ergebnisse Bildung 14 / 21 Anmerkung: Kerngruppe: alle 26- bis 30-Jährigen Geschwister (N = 190.705 Personen), Erwerbstätige: alle, die am Stichtag erwerbstätig waren (N = 583.761 Personen). Quellen: Schweden: Björklund & Jäntti (2012), USA: Mazumder (2008), Deutschland: Schnitzlein (2014).
Ergebnisse Einkommen: Korrelation des jährlichen Durchschnittseinkommens 15 / 21 Gesamt Kerngruppe Erwerbstätige Random Effect Model 0,258 0,172 0,310 Intra-Klassen-Korrelationskoeffizient (ICC) 0,253 0,163 0,275 N 923.300 76.022 583.761 Anmerkungen: Korrelationen der durchschnittlichen Bruttojahreseinkommen (logarithmierte Euro, zu Preisen von 2007). Berechnung der Durchschnitte mit Methode II.
Ergebnisse Einkommen: Korrelation des jährlichen Durchschnittseinkommens 16 / 21 Geschlechterunterschiede: Brüder: 0,23 (N = 19.417) Schwestern: 0,162 (N = 21.216) Anmerkung: Kerngruppe der 26- bis 30-Jährigen, ICC.
Ergebnisse Einkommen: Korrelation des jährlichen Durchschnittseinkommens Altersgruppen: Anmerkung: Die Abbildung zeigt die Korrelation der durchschnittlichen Jahresseinkommen (logarithmierte Euro, zu Preisen von 2007), Berechnung mit Methode II, bei Geschwistern in drei Altersgruppen. Angeführt sind der jeweilige ICC, das 95% Konfidenzintervall und die Anzahl der Beobachtungen in der jeweiligen Gruppe, N. Es wurden nur jene Familien in der Analyse berücksichtigt, die mindestens zwei Kinder in der jeweiligen Altersklasse haben. Es erfolgte keine Beschränkung auf erwerbstätige Personen. 17 / 21
Ergebnisse Einkommen: Internationaler Vergleich 18 / 21 Anmerkung: Korrelation der durchschnittlichen Jahresseinkommen (logarithmierte Euro, zu Preisen von 2007), Berechnung mit Methode II. Kerngruppe: alle Geschwisterpaare der 26- bis 30-Jährigen Geschwister (N = 76.022 Personen), Erwerbstätige: alle, die am Stichtag erwerbstätig waren (N = 583.761 Personen). Quellen: USA: Mazumder (2008), Deutschland: Schnitzlein (2014), Schweden: Björklund & Jäntti (2012), Dänemark: 0,2 Schnitzlein (2014).
Fazit 19 / 21 Bildungskorrelation etwas höher als Einkommenskorrelation stimmt mit internationalen Vergleichswerten überein Geringer Unterschied zwischen Brüdern und Schwestern im internationalen Vergleich ausgeprägter Geschätzten Werte liegen am unteren Ende der in internationalen Studien berechneten Korrelationen
Fazit II 20 / 21 Stichprobe ist relativ jung: Bildungsentscheidung uu noch nicht abgeschlossen Einstiegsgehälter zeigen geringere Varianz als spätere Gehälter Daten: bessere Daten notwendig, um Indikatoren genauer zu bestimmen Erwartung: Bildungskorrelation steigt mit steigendem Lebensalter der Personen Einkommenskorrelation sinkt mit steigendem Lebensalter der Personen
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