(C) Anna Kronsteiner
Für die Bewegungslehre als Teil der Sportwissenschaft wird Bewegung in seiner physikalisch-mechanistischen Bedeutung zur Beschreibung von Ortsänderungen des menschlichen Körpers oder der einzelnen Körperpartien benutzt anwendungsorientierte Betrachtungsweise von Bewegung
Basiert auf einer grundlagenwissenschaftlichen Herangehensweise, wobei Methoden der verschiedenen mit (menschlicher) Bewegung befassten Wissenschaftszweige (z.b. Physik, Medizin, Psychologie, Arbeitswissenschaften, Biologie etc.) zur Anwendung kommen. Die einzelnen physiologischen und psychischen Prozesse die zu einer Bewegung des menschlichen Körpers führen, wie Muskelkontraktion, sensorische Bewegungskontrolle oder auch gedankliche Bewegungsplanung, werden dabei unter dem Überbegriff der Motorik zusammengefasst und sportwissenschaftlich untersucht.
Die sogenannten motorischen Systeme haben die Funktion, Bewegungen des Körpers zu starten, auszuführen, zu überwachen, das Bewegungsergebnis zu bewerten und die Ausführungsvorschriften dieser Prozesse zu speichern. Die motorischen und die sensorischen Systeme sind in ihren Funktionen für das Bewegen untrennbar verbunden.
1. Visuelles System 2. Vestibuläres System 3. Muskellängesystem
Die Muskelspindeln sind Elemente eines komplexen Steuer- und Regelsystems (zu den Grundlagen siehe System), welches folgende Bedeutungen hat: Schutz vor Überdehnung der Muskeln durch den Dehnungsreflex Einstellung und Aufrechterhaltung einer konstanten Muskelspannung (Tonus) Dadurch Aufrechterhaltung einer bestimmten Gelenk- und Körperstellung Feindosierung von Bewegungen durch Zu- und Abschalten von Muskelfasern
1. Muskelkontraktion 2. Dehnungsreflex 3. Stützmotorik 4. Zielmotorik
Sportmotorisches Lernen ist die umgebungsbezogene, relativ überdauernde Ausbildung und Korrektur von sportmotorischem Gedächtnisbesitz.
1 Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis 2 Implizites und explizites Gedächtnis 3 Anatomische und neurophysiologische Grundlagen
Im Gedächtnis wird die für sportmotorisches Lernen wichtige Information verarbeitet und gespeichert. Als wichtigste Formen werden das Kurzzeit- und das Langzeitgedächtnis unterschieden.
Interferenz: Gedächtnisspuren stören sich gegenseitig (Überschreiben)
Beim sportmotorischen Lernen werden sowohl das implizite (unbewusste) als auch das explizite (bewusste) Gedächtnis genutzt.
Grundsätzlich können alle an der motorischen Kontrolle beteiligten Teile des Nervensystems motorische Gedächtnis aufgaben übernehmen. Dem Gehirn wird jedoch die wichtigste Rolle zugeschrieben. Veränderungen der Neurone des Nervensystems bilden die neurophysiologische Grundlage aller Gedächtnisprozesse.
Der Begriff Motorik umfasst alle Verhaltensweisen, die ein aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel bestimmter Muskeln fordern, wie z. B. Greifen, Kriechen, Gehen oder Stehen. Die motorische Entwicklung findet durch ein Zusammenspiel von Reifungsund Lernprozessen statt. Im Babyalter spielen hauptsächlich Reifungsprozesse eine Rolle.
Wann ein Kind sitzen, krabbeln oder laufen kann ist daher nicht von außen zu beeinflussen - fleißiges Üben vermag motorische Entwicklungsprozesse nicht zu beschleunigen.
Jedes Kind eignet sich diese Fähigkeiten selbst an und hat sein eigenes Entwicklungstempo. Voraussetzung ist allerdings, dass das Kind Möglichkeiten bekommt, sich seinem augenblicklichen Entwicklungsstand entsprechend motorisch zu betätigen, d.h. dass vielfältige Bewegungsmöglichkeiten und attraktiven Anregungen vorhanden sind.
Im Kleinkindalter erlernt das Kind die Grundformen der sportlichen Motorik, wie Laufen oder Rennen, Klettern, Springen, Balancieren, Fangen und Werfen. Diese werden immer weiter verfeinert, werden sicherer und flüssiger. Später kommen, abhängig vom jeweiligen Bewegungsangebot im Umfeld des Kindes, neue spezifische Fertigkeiten wie Rollschuhlaufen, Schwimmen, Radfahren usw. hinzu. Die motorische Entwicklung vollzieht sich nun in erster Linie über Erfahrungs- und Lernprozesse.
Man unterscheidet grobmotorische und feinmotorische Fähigkeiten. Während grobmotorische Fähigkeiten dem Menschen ermöglichen, sich gegen die Schwerkraft aufrecht zu halten und sich fortzubewegen, sind Bewegungen der Mimik, Gestik, der sprachlichen Artikulation genauso wie das Malen und Schreiben der Feinmotorik zuzuordnen. Zunächst entwickelt sich die Grobmotorik. Dabei werden z. B. Funktionen wie die Koordination der Arme und Beine trainiert und automatisiert.
Die feinmotorische Entwicklung baut auf einer ausreichend differenzierten grobmotorischen Entwicklung auf. Feinmotorische Fertigkeiten wie Schreiben und Malen können nur gelingen, wenn grobmotorische Fähigkeiten ausreichend entwickelt sind. Kinder, die im Kleinkindalter wenig Gelegenheit hatten, grobmotorische Bewegungserfahrungen zu sammeln, haben in der Schule häufig Probleme bei feinmotorischen Tätigkeiten.
Vielfältige, abwechslungsreiche Bewegungsmöglichkeiten erweitern die Bewegungserfahrung. Umfangreiche Bewegungserfahrungen sind Grundlage für zielgerichtete Bewegungen sowohl bei alltäglichen (z. B. im Straßenverkehr) als auch bei sportmotorischen Handlungen (z. B. beim Ballspielen). Bewegungserfahrene Kinder reagieren z. B. in Gefahrensituationen schneller und situationsangepasster. Sie entwicklen ein positives Selbstbild, sind dadurch selbstbwusster und weniger ängstlich.
Eine motorische Entwicklungsstörung tritt bei Kindern häufig in Verbindung mit Entwicklungsstörungen in anderen Bereichen auf (Sprachentwicklung, Konzentration, Sozialkompetenz, Selbstwertgefühl,...). Behandelt werden kann diese Entwicklungsstörung manchmal schon durch eine stärkere Förderung der Bewegungserfahrungen des Kindes im Alltag beim Spielen oder durch sportliche Betätigung.
Aus sportmethodischer und pädagogischer Sicht findet lernen in Lernphasen statt. Diesbezüglich sind sich Autoren einig. 2 Modelle: 1. Gentile (1972): 2 Lernphasen 2. Meinel und Schnabel (1998): 3 Lernphasen
Erarbeitung der Vorstellung der Aktion (Bewegung) Erarbeitung (Fixierung) und Veränderung, Erweiterung und Vielfalt der Bewegung
Entwicklung der Grobmotorik (ohne kognitive Leistung nicht realisierbar) Entwicklung der Feinmotorik (schließt die Qualifikation der Bewegungsvorstellung als kognitive Leistung ein) Stabilisierung der Feinmotorik mit Ausprägung der variablen Verfügbarkeit
Diese Reihung zeigt den Aneignungsprozess im Training. Zuerst sind alle Bemühungen auf den grundsätzlichen Bewegungsablauf einer neu oder wieder zu erlernenden Bewegungsstruktur gerichtet. Der Trainer investiert viel in Erklärung und Demonstration, um das wie und warum der Bewegungsaufgabe bewusst zu machen. Der Sportler gewinnt dann erste grobe Erfahrungen bei der Ausführung.
Der Kreislauf zwischen der Entwicklung der Bewegungsvorstellung und den eigenen bewegungsbedingten Rückinformationen und Ergebnissen, einschließlich der verbalen Rückinformation von Trainer, beginnt.
Einsteiger Schüler Junioren C B A Formation
Bisher wurde die Bewegung als Einzelbewegung trainiert. Im nächsten Schritt soll dieser Bewegungsablauf in einen Bewegungsverband oder eine Bewegungsfolge eingebaut werden. Das bedeutet, die Bewegung beginnt aus einer anderen Bewegungsvorbereitung bzw. aus einer anderen oder modifizierten Ausgangslage.
Damit müssen weitergehende Bewegungserfahrungen für die Verknüpfung von Teilbewegungen einer Gesamtübung gesammelt werden. Der verknüpfende Bewegungsübergang ist aber qualitativ nur dann gut zu beherrschen, wenn jetzt die Konzentration bzw. die Bewegungsvorstellung auf diesen Schwerpunkt gesetzt werden kann und nicht mehr auf die vorher erlernten Einzelbewegungen. Die Einzelbewegung muss im ZNS leicht abrufbar gespeichert sein.
Kognitive Phase: Erfassung der motorischen Aufgabe Assoziative Phase: Festlegung der Strategie und Optimierung des Bewegungsablaufes Autonome Phase: Automatisiertes Ausführen der Bewegung
1. In der kognitiven Phase werden die Bewegungsaufgaben über verbale und optische Informationen definiert 2. Assoziativen Phase: Steigende Qualität der Bewegungsausführung, Sportler korrigiert sich mehr und mehr selber weil die Wahrnehmung von Körperhaltung und stellung während der Bewegungsphasen trainiert wurde (Bewegungsvorstellung, Ergebniserwartung) 3. Variable Verfügbarkeit