Handout zur Veranstaltung Demonstrationsexperimente

Ähnliche Dokumente
IM3. Modul Mechanik. Maxwell sches Rad

M1 Maxwellsches Rad. 1. Grundlagen

Physik 1. Stoßprozesse Impulserhaltung.

Kraft auf stromdurchflossene Leiter im Magnetfeld / Lorentzkraft

Allgemeine Bewegungsgleichung

Demonstrationsexperiment WS 2009/10

Lösungsblatt Rolle und Gewichte (2P) Mechanik (Physik, Wirtschaftsphysik, Physik Lehramt) (WS07/08)

Labor zur Vorlesung Physik. Versuch 2: Energie- und Impulserhaltung

Physikalisches Praktikum I Bachelor Physikalische Technik: Lasertechnik, Biomedizintechnik Prof. Dr. H.-Ch. Mertins, MSc. M.

Versuch M7 für Nebenfächler Rotations- und Translationsbewegung

Handout zur Veranstaltung Demonstrationsexperimente

Hochschule Düsseldorf University of Applied Sciences. 01. Dezember 2016 HSD. Physik. Impuls

Demonstrationsexperimente WS 04/05. Thema: Die Temperaturabhängigkeit des Widerstands Kerstin Morber 04. Februar 2005

EXPERIMENTALPHYSIK I - 4. Übungsblatt

Demonstrationsexperimente WS 2005/06. Brechung und Totalreflexion

Physik für Biologen und Zahnmediziner

Beachten sie bitte die Punkteverteilung

Das Demonstrationsexperiment Hydrostatischer Druck

Das Demonstrationsexperiment WS 2008/09 Widerstandsbegriff, Lineare und nichtlineare Strom-Spannungskennlinie

10. Versuch: Schiefe Ebene

5.4. KINETISCHE ENERGIE EINES STARREN KÖRPERS 203. Abbildung 5.12: Koordinaten zur Berechnung der kinetischen Energie (siehe Diskussion im Text)

Thema: Mechanik Elastischer zentraler Stoß zweier Gleiter

Das Demoexperiment WS 09/10. Elektromotor

Vektorrechnung in der Physik und Drehbewegungen

Aufgabensammlung. Experimentalphysik für ET. 2. Erhaltungsgrößen

Versuch: Relais und elektrische Klingel

Freier Fall. 1 Versuchsbeschreibung

Tutorium Physik 1. Arbeit, Energie, Leistung

Versuch 4 - Trägheitsmoment und Drehimpuls

Aufgabe 11.1 (Fragen zu Kreisbewegungen und Drehungen)

Erklärungen, Formeln und gelöste Übungsaufgaben der Mechanik aus Klasse 11. von Matthias Kolodziej aol.com

Demonstrationsexperimente WS 2006/07. Brechung und Totalreflexion. Fröhlich Klaus

Physik I Übung 10 - Lösungshinweise

Aus der Schwingungsdauer eines physikalischen Pendels.

Drehbewegungen (Rotation)

Handout zur Veranstaltung Demonstrationsexperimente WS 2009/10 Thema: Schiefe Ebene Sarah Zinke, Sebastian Purucker, Katrin Stumpf

Physik für Biologen und Geowissenschaftler 15. Juni Grundlagen 2 SI - Einheiten... 2 Fehlerberechnung... 2

2.5 Dynamik der Drehbewegung

Spezialfall m 1 = m 2 und v 2 = 0

8.1 Gleichförmige Kreisbewegung 8.2 Drehung ausgedehnter Körper 8.3 Beziehung: Translation - Drehung 8.4 Vektornatur des Drehwinkels

1. Probe - Klausur zur Vorlesung E1: Mechanik

+m 2. r 2. v 2. = p 1

Grundlagen der Mechanik

Versuch dp : Drehpendel

Das Demonstrationsexperiment WS 08/09 Der Transformator: Modellversuche, Grundlagen

Energie und Energieerhaltung

Impuls, Kraft, Impulsbilanz, Modellierung mit VENSIM, Energie

Stoffverteilungsplan Physik Gymnasium

14. Mechanische Schwingungen und Wellen

F r = m v2 r. Bewegt sich der Körper mit der konstanten Winkelgeschwindigkeit ω = 2π, T

Formelsammlung. Physik. [F] = kg m s 2 = N (Newton) v = ṡ = ds dt. [v] = m/s. a = v = s = d2 s dt 2 [s] = m/s 2. v = a t.

II. Subtraktive Farbmischung

Demonstrationsexperimente WS 2005/2005

Physik GK ph1, 2. KA Kreisbew., Schwingungen und Wellen Lösung

Übungen zur Physik I PHY 111, HS 2016

Theoretische Physik: Mechanik

Tutorium Physik 2. Rotation

Übungen Theoretische Physik I (Mechanik) Blatt 8 (Austeilung am: , Abgabe am )

Schulinternes Curriculum Fachgruppe Physik Jahrgangsstufe EF

Versuch M5 für Physiker Stoÿgesetze

Besprechung am

5 Kreisbewegung und Rotation (rotación, la)

B e g l e i t m a t e r i a l z u r O n l i n e - V e r s i o n

Welche der Darstellungen hat das oberflächlichste Niveau? ( ) A) ( ) B) ( ) C) ( ) D)

Klausur Physik 1 (GPH1) am

KG-Oberkurs 2011 Vorlesungen: Grundlagen der Kinematik und Dynamik

Impuls- und Energieerhaltungssatz, Stoßgesetze

Das Demonstrationsexperiment WS 08/09 Spezifischer Widerstand. Silvia Kaufmann 03.Dezember 2008

4 Die Rotation starrer Körper

2.3.5 Dynamik der Drehbewegung

Mechanik. Entwicklung der Mechanik

Kinetik des starren Körpers

Handout zur Veranstaltung Demonstrationsexperimente

Brennweitenbestimmung von Sammellinsen

Prüfungsklausur - Lösung

Grundwissen Physik 8. Klasse Schuljahr 2011/12

Das Demonstrationsexperiment - Übungen im Vortragen. Magnetische Wirkungen des elektrischen Stroms. Sebastian Müller

TECHNISCHE MECHANIK III (DYNAMIK)

Betrachtet man einen starren Körper so stellt man insgesamt sechs Freiheitsgrade der Bewegung

Klassische Theoretische Physik II (Theorie B) Sommersemester 2016

Handout zur Veranstaltung Demonstrationsexperimente: Hallsonde von Leybold

5 Schwingungen und Wellen

Schulcurriculum Physik Klasse 7

Synopse Physik Saarland Einführungsphase Klasse 10

Physik. Lernziele (Kl. 9) Lerninhalte (Kl. 9)

Wichtig!!!! Nur klare, übersichtliche Lösungen werden gewertet!!!! Alle Lösungen immer erst allgemein bestimmen, dann einsetzen!

Physik besser verstehen!

I.6.3 Potentielle Energie eines Teilchensystems. m i. N z i. i=1. = gmz M. i=1. I.6.4 Kinetische Energie eines Teilchensystems

2.4 Stoßprozesse. entweder nicht interessiert o- der keine Möglichkeit hat, sie zu untersuchen oder zu beeinflussen.

Gleichförmige Kreisbewegung, Bezugssystem, Scheinkräfte

B.2. Lösungsskizzen der Übungsaufgaben zum Kapitel 2

Der ebene Spiegel. (bearbeitet von Peter Smolny)

Übung zu Mechanik 3 Seite 36

Experiment 1: Induktion durch Bewegung

Rotation. Versuch: Inhaltsverzeichnis. Fachrichtung Physik. Erstellt: U. Escher A. Schwab Aktualisiert: am Physikalisches Grundpraktikum

Impulserhaltung beim zentralen elastischen Mehrfachstoß mit der Rollenfahrbahn und Zeitmessgerät 4 4

Klausur Technische Mechanik C

Theoretische Physik: Mechanik

Transkript:

Handout zur Veranstaltung Demonstrationsexperimente Didaktik der Physik Universität Bayreuth Thilo Buhleier Thema: Maxwellrad

1. Versuchsaufbau Geräteliste: - Stativfuß - 2 Stativstangen - 2 Muffen - Maxwellrad (am Maxwellrad aus der Didaktik-Sammlung sind die Abrollfäden und die Querstange samt Aufhängung bereits befestigt) - Digitalwaage Der Aufbau des Versuchs ist in Abb.1 dargestellt. An den beiden senkrecht stehenden Stativstangen ist eine waagerechte Stange befestigt. Diese hält die Aufhängung des Maxwellrads. Das Maxwellrad selbst besteht aus zwei Zylindern. Einer der beiden besitzt einen kleinen Radius und ist lang (Achse des Maxwellrads, auf diesem ist der Abrollfaden aufgewickelt) und der andere (das Rad in der Mitte) besitzt einen großen Radius und ist kurz (Abb. 2). Zur Beobachtung benötigt eine Digitalwaage. Abb.1

Abb. 2 2. Versuchsablauf (Teil 1) Prinzipiell funktioniert das Maxwellrad wie ein Jo-Jo. Zu Beginn wird das Rad aufgerollt und festgehalten, bzw. festgeklemmt. Lässt man das Maxwellrad los, bewegt es sich mit zunehmender Geschwindigkeit bis zum Umkehrpunkt. Von dort aus wickelt sich das Rad wieder auf und erreicht annähernd seine Ausgangshöhe. Hält man das Rad nicht an, wiederholt sich der Vorgang solange, bis jegliche Bewegung aufgrund der Reibung zum erliegen gekommen ist. 3. Energien am Maxwellrad Haben die Schüler die Demonstration aufmerksam beobachtet, so müssten sie in der Lage sein drei bereits bekannte Energieformen, die in diesem Experiment auftreten zu nennen: 1. Potentielle Energie: = mg h (m: Masse des Rads; E Pot h : Höhendifferenz zwischen Ausgangspunkt und Umkehrpunkt) 2. Translationsenergie: 1 mv 2 2 ETrans = (Beachte: E kin = E Trans + E Rot )

3. Reibungsenergie: Die Schüler erkennen, dass das Maxwellrad nicht mehr ganz seine Ausgangshöhe erreicht und somit aufgrund von Reibung ein Teil der Energie für die Bewegung des Rads nicht mehr zur Verfügung steht. Gute Schüler erkennen auch, dass ein Teil der potentiellen Energie beim Abrollen in die Drehbewegung des Rads übergeht. An dieser Stelle muss die Rotationsenergie neu eingeführt werden. 1 2 4. Rotationsenergie: E Rot = Jω 2 Dies ist allerdings schwierig, da die Schüler kaum Vorkenntnisse zum Thema Rotation haben und somit auch der Begriff des Trägheitsmoments gänzlich unbekannt ist. Eine gute Möglichkeit den Schülern die Rotationsenergie dennoch näher zu bringen, besteht darin, die Analogie zur Translation zu Hilfe zu ziehen. Die Winkelgeschwindigkeit ω ist bereits bekannt, es kann jedoch darauf hingewiesen werden, dass ω (für die Rotation) das Analogon zur Geschwindigkeit v (für die Translation) darstellt. Das Trägheitsmoment J kann nun (als Drehmasse ) als Analogon zur Masse m eingeführt werden. Des Weiteren kann mit der Klasse erarbeitet werden, wann welche Energieform am Maxwellrad auftritt. Hierzu könnte man gemeinsam mit den Schülern folgende Tabelle ausfüllen: Ort des Maxwellrads Potentielle Translationsenergie Rotationsenergie Energie Ausgangspunkt Nach unten gerichtete Bewegung Umkehrpunkt Nach oben gerichtete Bewegung Ausgangspunkt

4. Versuchsablauf (Teil 2) Im zweiten Teil des Versuchs wird das Maxwellrad auf eine Waage gestellt. Diese Waage muss zwei Anforderungen erfüllen. Zum einen muss sie sehr präzise funktionieren, zum anderen muss ihr Messbereich groß genug sein um das gesamte Gewicht von Stativfuß, Stativ und Rad erfassen zu können. Das Maxwellrad wird nun in Bewegung gesetzt und die Anzeige der Waage wird zu verschiedenen Zeitpunkten beobachtet. 5. Kräfte am Maxwellrad Befindet sich das Maxwellrad in einer Ruhelage (z.b. befestigt am Ausgangspunkt), so wirkt auf die Waage lediglich die Gewichtskraft des Aufbaus. Dieser Wert kann für den weiteren Versuch als Referenzwert betrachtet werden. Bewegt sich das Rad nach unten, so zeigt die Waage einen um F = ma kleineren Wert an. (m: Masse des Rads; a: Beschleunigung des Rads) Dasselbe gilt für den Fall, dass sich das Rad von unten nach oben bewegt. Im Umkehrpunkt ist ein Kraftstoß zu beobachten, da sich dort der Impuls des Maxwellrads umkehrt. Hierbei gilt: p = F t = 2mv max ( t : Zeit, in der der Faden von der einen Seite der Achse zur anderen wechselt, v max : Geschwindigkeit unmittelbar vor (bzw. nach) dem Richtungswechsel) 6. Lernvoraussetzungen - Die Schüler kennen potentielle Energie - Die Schüler kennen die Bewegungsarten Translation und Rotation - Die Schüler kennen Translationsenergie (unter dem übergeordneten Begriff der kinetischen Energie) - Die Schüler wissen, dass mechanische Energie durch Reibung in Wärme umgewandelt werden kann - Die Schüler kennen das Prinzip der Energieerhaltung

- Die Schüler kennen die Winkelgeschwindigkeit ω = ϕ t - Die Schüler kennen den Zusammenhang zwischen Kraft, Masse und Beschleunigung F = m*a - Die Schüler kennen den Impuls p = m*v und das Prinzip der Impulserhaltung 7. Lernziele des Versuchs 7.1 Grobziele - Die Schüler sollen die Rotationsenergie kennen lernen - Die Schüler sollen das Maxwellrads kennen lernen 7.2 Feinziele - Die Schüler sollen erkennen wann am Maxwellrad welche Energieformen auftreten - Die Schüler sollen das Trägheitsmoment kennen lernen - Die Schüler sollen verstehen, dass durch Reibung die Bewegung des Maxwellrads zum erliegen kommt und wissen dass eine Energieumwandlung von mechanischer Energie in Wärmeenergie erfolgt - Die Schüler sollen den Zusammenhang zwischen Bewegung des Rads und Kraftwirkung auf das Stativ am Modell beschreiben können 8. Bezug zu einem übergeordneten Unterrichtsschema Die Behandlung des Maxwellrads ist weder im Lehrplan des G9, noch im Lehrplan des G8 vorgesehen. Es kann allerdings als Additum eingesetzt werden. Im G9 bietet sich dazu die 11. Jahrgangsstufe an. Es kann hier in den Zusammenhang mit den Erhaltungssätzen der Mechanik gestellt werden. Im G8 wird die Energieerhaltung bereits in der 8. Klasse behandelt; das Maxwellrad könnte hier als Zusatz zu den Kreisbewegungen in der 10. Klasse behandelt werden.

9. Weitere Lernziele, die die gesamte Unterrichtseinheit thematisch erschließen - Die Schüler sollen den Energieerhaltungssatz vertieft erfassen - Die Schüler sollen den Zusammenhang zwischen Kraft und Impuls vertieft erfassen 10. Experimentelle Alternativen Um Rotationsenergie und Trägheitsmoment neu einzuführen und dabei gleichzeitig auf die Energieerhaltung einzugehen, könnte man z.b. auch Zylinder mit unterschiedlichen Trägheitsmomenten eine schiefe Ebene hinunterrollen lassen. 11. Unterrichtsverfahren Typ: Modifiziertes Normalverfahren nach Mothes 1. Ausgangssachverhalt: Wie funktioniert euer Jo-Jo? 2. Problemgewinnung: Warum bewegt sich das Jo-Jo nicht mit Erdbeschleunigung g Richtung Boden? 3. Meinungsbildung: Wegen der Drehbewegung, wegen der Reibung. 4. Planung des Versuchs 5. Versuchsdurchführung 6. Rückkehr zur Erlebniswirklichkeit: Jo-Jo, Eiskunstläufer (der Pirouette dreht) 11.1 Sozialformen - Lehrervortrag - Unterrichtsgespräch - Demonstrationsexperiment

11.2 Lehrform(en) und Lernform(en) - Lehrform: darbietend, fragend, entwickelnd - Lernform: erarbeitend und aufnehmend 12. Sicherung der Lernziele - Tafelanschrift mit Thema, Versuchsskizze, zentralen Begriffen, Erklärungen und Formeln - Oben aufgeführte Tabelle (die von den Schülern selbst ausgefüllt wird) - Schüler mit Jo-Jo spielen lassen 13. Lernzielkontrollen - Rückfragen an die Klasse: Hierbei sollten die Schüler zeigen, dass sie die bisher erworbenen Kenntnisse verstanden haben und mit ihnen umgehen können - Schüler sollen am Ende der Stunde erklären warum das Jo-Jo nicht mit Erdbeschleunigung g zu Boden fällt - Abfrage zu Beginn der nächsten Stunde, evtl. mit erneutem Ausfüllen der Tabelle 14. Präkonzepte, Misskonzepte Die Schüler könnten davon ausgehen, dass das Jo-Jo sich deswegen wieder nach oben bewegt, weil es im Umkehrpunkt mit durch die Hand einen Impuls nach oben bekommt. Die Schüler könnten denken, dass die Kraft auf die Stativstange während der nach oben gerichteten Bewegung größer sei als in Ruhe, da sich das Rad ja nach oben zieht.