Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische

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Patientin, 38 Jahre, selbstständig, verheiratet, 3 Kinder (3,6,8) schon immer melancholisch Gefühl es sei alles sinnlos Vermehrter Rückzug Fühlt sich minderwertig Ängste: andere könnten schlecht über sie denken Abschweifen, Grübeln Lebensüberdruss, Suizidgedanken

Psychiatrische Vorgeschichte: bisher keine Behandlung Suchtmittel: Alkohol: sehr selten, Nikotin: neg, Drogen: neg Psychiatrischer Status: Pat. wach, in allen Qualitäten orientiert. Im Ductus inhaltlich Phasen von Losigkeitssymptomen und Lebensüberdruss, formal Grübelzwänge. Stimmung gedrückt, weinerlich, vermindert affizierbar. Kein Hinweis auf Manie oder produktiv psychotisches Erleben. Psychomotorisch unruhig, erhöhte Anspannung. Schlaf gut. Konzentration reduziert, schweife oft ab. Kritikfähigkeit, Realitätsbezug und Paktfähigkeit gegeben. Keine akute Suizidalität. Diagnose: F32.1 mittelgradige depressive Episode

Symptome der depressiven Episode: gedrückte Stimmung Interessensverlust Freudlosigkeit Verminderung des Antriebs erhöhter Ermüdbarkeit und Aktivitätseinschränkung Aber auch: motorische Unruhe, erhöhte Reizbarkeit Dauer: mindestens 2 Wochen!

Zusatzsymptome: verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit vermindertes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle und Gefühle der Wertlosigkeit negative und pessimistische Zukunftsperspektiven, Suizidgedanken Schlafstörungen verminderter Appetit Körperliche Symptome

Lebenszeitprävalenz: 13-26 % Geschlechtsverhältnis: 2:1 (w:m) Erkrankungsalter: 50% vor dem 30 LJ, nach 60 LJ Ersterkrankung selten Komorbiditäten: Angst- und Panikstörung 30-50%, Suchterkrankung 30-60 %, gehäuft Essstörungen, somatoforme Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Zwangsstörungen...

Therapie der depressiven Episode: Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer: Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin Selektive Serotonin-Noradralin-Wiederaufnahmehemmer: Venlafaxin, Duloxetin, Milnazipram Andere: Trazodon, Buprobion, Mirtazapin... Wirksamkeit ist gut untersucht und mit ausreichend hoher statistischer Aussagekraft belegt.

Häufigste Ängste Antidepressiva betreffend: Machen abhängig ich kann nie mehr damit aufhören Verändern die Persönlichkeit - unecht lustig werde aufgedunsen, benebelt, ferngesteuert Zeichen von Schwäche ich muss es ja auch so schaffen können Gewichtszunahme

Mögliche Nebenwirkungen der Antidepressiva: Übelkeit, Durchfall, Verstopfung, Gewichtszu- und abnahme Kopfschmerzen, Krampfanfälle Unruhe, Schlaflosigkeit verminderte Libido, erektile Dysfunktion Blutdruckerhöhung, orhtostatische Hypotonie Schwitzen, Schwindel, Zentrales Serotonerges Syndrom Mundtrockenheit, Blasenentleerungsstörungen Suizidgedanken, suizidales Verhalten...uvm

Mögliche Nebenwirkungen der depressiven Störung: sexuelle Inappetenz, Erektions- und Libidoverlust Durchfälle, Übelkeit, Gewichtzu oder abnahme Infektanfälligkeit Herzrhythmusstörungen, Blutdruckerhöhung, Diabetes mellitus Herzinfarkte, Schlaganfälle erhöhte Anfälligkeit für bösartige Erkrankungen Diabetes mellitus Suchtmittelkonsum, Selbstmord, Arbeitsplatzverlust, Partnerschaftskonflikte...

Wie lange wird die medikamentöse Therapie (Erhaltungsdosis) fortgeführt? 6 Monate Über 9 Monate Lebenslang??

Patientin, 50 Jahre, Angestellte, verheiratet, 1 Sohn 25 Jahre trinkt 1 Liter Wein pro Tag, nur abends Seit der Geburt des Sohnes!! Vermehrte Konflikte in der Partnerschaft Verheimlichen wird immer schwieriger Trunkenheit am Steuer Pos. Familienanamnese: Vater, Großvater

Psychiatrische Vorgeschichte: einmaliger Kontakt zu Psychiater Psychiatrischer Status: wach, orientiert, Losigkeitssymptomatik, Gedankenkreisen. Stimmung dysthym, agitiert, vermindert schwingungsfähig, nervös. Bagatellsierungstendenzen den Alkoholkonsum betreffend, Schamgefühle, Kein Hinweis auf Manie oder psychotische Symptomatik. Schlaf: Früherwachen. KF, PF, RB gegeben. Keine Suizidalität. Alkomat: 0,0 Promille, keine ES. Diagnose: F10.2 Alkoholabhängigkeit

Definition der Abhängigkeit: 3 oder mehrere der folgenden Kriterien müssen im letzten Jahr gleichzeitig vorhanden sein: Starker Wunsch oder Zwang zu Konsumieren Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich Beginn, Ende und Menge Nachweis von Toleranz Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen und Interessen Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen: Leberschäden, kognitive Defizite, Depression...

Prävalenz: Missbrauch: 3,1% (Frauen 1,5%, Männer 4,7%) Abhängigkeit: 3,4% (Frauen 2,0%, Männer 4,8%) Erblichkeit: 40-60 % Komorbidität: Nikotinabhängigkeit(70-90%), Depressionen, Angststörungen, schizophrene Psychosen, bipolare Störungen, Zwangsstörungen..

Therapie der Alkoholkrankheit: körperliche Entzugsbehandlung: mit Antikonvulsivum zb: Levetiracetam + Benzodiazepin zb: Lorazepam Aufrechterhaltung der Abstinenz/Trinkmengenreduktion Anticravingsubstanzen- Naltrexon, Acamprosat, Nalmefen Aversive Therapie : (Disulfiram) Therapie der Grunderkrankung!!

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!