Vorsorge aus der Sicht der sozialen Krankenversicherung Jahrestagung der Leitenden Krankenhausärzte AQUA DOME Tirol -Therme Längenfeld 22. November 2008 Direktor HR Dkfm. Heinz Öhler Vortragender Direktor HR Dkfm. Heinz Öhler Leitender Angestellter Tiroler Gebietskrankenkasse heinz.oehler@tgkk.at 22. November 2008 2
LÄNGER LEBEN BEI GUTER GESUNDHEIT 22. November 2008 3 Rechtliche Rahmenbedingungen 81 (1) ASVG Die Mittel der SV dürfen nur für die gesetzlich vorgeschriebenen oder zulässigen Zwecke verwendet werden. 116 (1) ASVG Die Krankenversicherung trifft Vorsorge Z.1 für die Früherkennung von Krankheiten und die Erhaltung der Volksgesundheit Z.5 für die Gesundheitsförderung 116 (2) ASVG Überdies können aus Mitteln der KV gewährt werden Z.1 Maßnahmen zur Festigung der Gesundheit Z.2 Maßnahmen zur Krankheitsverhütung 22. November 2008 4
Rechtliche Rahmenbedingungen 447h ASVG Fonds für Vorsorge(Gesundheits)-Untersuchungen und Gesundheitsförderung (beim Hauptverband) 35 (1) KBGG Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen 22. November 2008 5 Rechtliche Rahmenbedingungen Vereinbarung gem. Art. 15a B-VG über die Organisation und Finanzierung des Gesundheitswesens Präambel Art. 1 Gesundheitsversorgung und Vorsorgeprogramme Art. 17 Mittel für wesentliche Vorsorgeprogramme von überregionaler Bedeutung Art. 20 Ebene der Landesgesundheitsplattformen 22. November 2008 6
Gesundheitsförderung 22. November 2008 7 Gesundheitsförderung Im Bereich öffentlicher Gesundheitsförderung und Prävention hat Österreich Nachholbedarf. Bislang gibt es noch zu wenig breitenwirksame Gesundheitsförderungskonzepte für die Bereiche Rauchen Ernährung Alkohol Bewegung psychische Gesundheit 22. November 2008 8
RaucherInnenquote in Österreich Anteil der täglich Rauchenden ab 16 Jahren von 1972-2006 in Prozent 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 38,7 9,8 35,3 13,6 34,6 17,5 30,0 18,8 27,5? 19,4 0,0 1972 1979 1986 1997 2006/07 Männer Frauen 22. November 2008 9 Quelle: Statistik Austria-Gesundheitsbefragung 2006/2007 Gesundheitspolitischer Kontext In Österreich sterben jährlich geschätzte 9.000 Personen an den Folgen des Rauchens davon 200 Personen an den Folgen des Passivrauchs Das sind mehr Todesfälle als durch Aids, illegale Drogen, Verkehrsunfälle, Morde und Suizide zusammen. Differenz in der Lebenserwartung bei Geburt zwischen RaucherIn und NichtraucherIn rund 5 Jahre. 22. November 2008 10
Gesundheitspolitischer Kontext Enorme Krankheitsbelastung als auch die vorzeitige tabakbedingte Sterblichkeit verursachen horrende betriebsund volkswirtschaftliche Kosten. Die Medizinische Kosten von Rauchen liegen bei etwa 760 Mio. Euro oder 3,3% der Gesundheitsausgaben (ohne Pflege und Investitionen) Quelle: IHS, 2008 22. November 2008 11 Maßnahmen der Krankenversicherung Angebote zur Raucherentwöhnung (stationär, ambulant) Rauchertelefon eine Kooperation zwischen SV und den Ländern Nichtrauchen macht reich! Nichtraucherkampagne bei Jugendlichen 22. November 2008 12
Krankheitslast ernährungsbedingter Erkrankungen Verlorene Lebensjahre in Gesundheit in Europa 2000 41 % auf Erkrankungen, bei deren Genese die Ernährung eine bedeutende Rolle spielt 38 % auf Erkrankungen, bei deren Genese die Ernährung eine Rolle spielt Quelle: Diet, nutrition and the prevention of chronic disease,who, technical report 2003 22. November 2008 13 Ernährung präventives Potential Kommt es in den Industriestaaten zu keiner Ernährungsumstellung werden 2020 drei Viertel aller Todesfälle durch chronische Erkrankungen bedingt sein. Quelle: Diet, nutrition and the prevention of chronic disease,who, technical report 2003 22. November 2008 14
Adipositasprävalenz in Österreich Quelle: Österreichischer Adipositasbericht 2006 22. November 2008 15 Adipositas i.d. österreichischen Bevölkerung 400.000 Österreicher und 460.000 Österreicherinnen sind stark übergewichtig 46 % Bluthochdruck 46 % Wirbelsäulenbeschwerden 33 % Schlafstörungen Jeder siebente Betroffene leidet unter Diabetes Im Osten Österreichs häufiger als im Westen Im EU-weiten Vergleich im Mittelfeld 22. November 2008 16
Bewegung in Prozent 45 40 35 Anteil der sportlich aktiven ÖsterreicherInnen Männer Frauen 30 25 20 15 10 5 0 15-30 30-45 45-60 60-75 75+ Alter in Jahren Quelle: Gesundheitsbefragung 2006/2007, Ergebnisse für die Bevölkerung im Alter von 15 und mehr Jahren 22. November 2008 17 Bewegung Subjektiver Gesundheitszustand der sportlich aktiven ÖsterreicherInnen 55 50 45 40 35 30 Männer inaktiv Männer aktiv Frauen inaktiv Frauen aktiv 25 20 15 10 5 0 Sehr gut gut mittelmäßig schlecht sehr schlecht 22. November 2008 18
Impfschutz Personen mit aufrechtem Impfschutz Grippe Tetanus Diphterie Polio FSME über 60 15-59 Pneumokokken Hepatitis B Hepatitis A 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Quelle: Gesundheitsbefragung 2006/2007, Ergebnisse für die Bevölkerung im Alter von 15 und mehr Jahren 22. November 2008 19 Impfschutz Euro Health Consumer Index 2007 und 2008 Verbesserungsbedarf bei den Durchimpfungsraten von Kindern In OECD-Ländern Durchschnitt 93 % in Österreich Durchschnitt 80 % (Letzte Stelle) 22. November 2008 20
Vorsorge Darmspiegelung 19,9 Personen 40+ Jahre, in den letzten drei Jahren PSA-Test Männer 40+ Jahre, in den letzten drei Jahren 48,8 Mammographie Frauen 40+ Jahre, in den letzten drei Jahren 79,8 Krebsabstrich Frauen 15+ Jahre, in den letzten zwölf Monaten 54,0 Gesunden Vorsorgeuntersuchung 21,2 Personen 18+ Jahre, in den letzten zwölf Monaten 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 in Prozent Quelle: Gesundheitsbefragung 2006/2007, Ergebnisse für die Bevölkerung im Alter von 15 und mehr Jahren 22. November 2008 21 Vorsorge 180 Blutdruckmessung 160 140 Lebensstil geändert mit erhöhtem Wert 120 innerhalb 12 Monate 100 80 60 40 20 0 15-59 über 60 22. November 2008 22
Vorsorge 140 Cholesterinmessung 120 100 Lebensstil geändert mit erhöhtem Wert innerhalb 12 Monate 80 60 40 20 0 15-59 über 60 22. November 2008 23 Gesunde Lebenserwartung in Prozent der Lebenserwartung insgesamt 85 80 75 70 65 In guter Gesundheit bei der Geburt 55,7 J. 56,9 J. 58,6 J. 60,9 J. 61,8 J. 63,2 J. Gute Jahre absolut 60 55 Männer Frauen 50 1991 1999 2006/07 Quelle: Gesundheitsbefragungen 1991, 1999 und 2006/2007, Ergebnisse für die Bevölkerung im Alter von 15 und mehr Jahren 22. November 2008 24
Gesunde Lebenserwartung In guter Gesundheit mit 65 Jahren in Prozent der Lebenserwartung insgesamt 55 50 45 40 35 6,0 J. 6,0 J. 7,8 J. 8,7 J. 8,8 J. 9,0 J. Gute Jahre absolut 30 25 20 1991 1999 2006/07 Männer Frauen Quelle: Gesundheitsbefragungen 1991, 1999 und 2006/2007, Ergebnisse für die Bevölkerung im Alter von 15 und mehr Jahren 22. November 2008 25 Gesunde Lebenserwartung 82,00% 80,00% Bei der Geburt 78,00% 76,00% Jahre in guter Gesundheit in Relation zur Lebenserwartung Männer 74,00% Frauen 72,00% 55,00% 50,00% 70,00% 1991 1999 2006 45,00% 40,00% Männer 35,00% Frauen 30,00% 25,00% Ab dem 65 Lj. 20,00% 22. November 2008 26
Strategie der Prioritätensetzung Ausgangslage Gesundheitsförderung und Prävention wird als eine wesentliche Stossrichtung einer umfassenden Public-Health- Strategie verstanden Entsprechend der strategischen Ausrichtung Länger leben bei guter Gesundheit und in Erfüllung des gesetzlichen Auftrages im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention sind Maßnahmen auf Ebene der Individuen der Lebensräume der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu setzen. 22. November 2008 27 Strategie der Prioritätensetzung Ziel Ein Mehr an Gesundheit kann neben einer Optimierung der Krankenversorgung nur durch eine ausgeweitete Gesundheitsförderung und Prävention erreicht werden. Die Sozialversicherung wird bis 2013 ein zentraler unverzichtbarer und kompetenter Akteur in der Gesundsheitsförderung und Prävention. 22. November 2008 28
Prioritätensetzung der SV 2009-2013 Capacity Building Gesundheitsförderung im Lebensraum Betrieb Gesundheitsförderung im Lebensraum Schule Gesundheitsförderung in der Langzeitbetreuung SeniorInnen Soziale Ungleichheit Ernährung Bewegung Pyschische Gesundheit Sucht Quelle Prioritätensetzung in der Gesundheitsförderung und Prävention 2009 2013 der Österreichischen Sozialversicherung 22. November 2008 29 Prioritätensetzung der SV Ergebnismodell adaptiert nach Nutbeam (2000) Quelle: Institut für Sozial-und Präventivmedizin, Bern Hauptverband / GB3 22. November 2008 30
Internationale Ausgaben für Prävention und Public Health in % der Gesundheitsausgaben 1995 2003 Reihung EHCI 2008 Finnland 2,91 3,76 9. Frankreich 2,42 3,05 10. Niederlande 3,55 5,17 1. Schweiz 2,59 2,25 7. Österreich 1,34 1,95 3. Quelle SOSi 11/2008 22. November 2008 31 Fazit:. Jedoch zeigen sich bei der Betrachtung der internat. Literatur zum Thema Evidenzbasierung von Gesundheitsförderung und Prävention noch erhebliche Unterschiede und Widersprüche, z.b. In der Zielformulierung von Gesundheitsförderung und Prävention In der Zuordnung von Maßnahmen zu diesen Bereichen In den Evaluationsmöglichkeiten und verfahren In der fast durchgängigen Überschätzung der durch diese Maßnahmen zu erschließenden Wirtschaftlichkeitsreserven in den Gesundheitssystemen Quelle SOSi 11/2008 22. November 2008 32
GÖG/ÖBIG-Studie Juli 2008: Unter Berücksichtigung der überdurchschnittlichen Werte im Stationären Bereich und er Arztbesuchshäufigkeit kann abschließend zusammengefasst werden, dass die Österr. Aufwendungen für Gesundheit bezogen auf die wirtschaftliche Situation und das umfangreiche, qualitativ hochwertige Gesundheitsangebot im OECD- Vergleich niedrig ist. Das österreichische Gesundheitswesen scheint daher nicht nur zu den besten in Europa, sondern auch zu den effizientesten zu gehören. 22. November 2008 33 Die Kranken geben bei weitem nicht so viel Geld aus, um g'sund, als die G'sunden, um krank zu werden. Johann Nepomuk Nestroy 22. November 2008 34