Wie viel Wissenschaft braucht die Lehrerfortbildung?

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Transkript:

Wie viel Wissenschaft braucht die Lehrerfortbildung? Formen und Herausforderungen der Zusammenarbeit von Hochschule und staatlichen Fortbildungsanbietern Nordrhein-Westfalen Peter Dobbelstein, Qualitäts- und Unterstützungsagentur Landesinstitut für Schule des Landes Nordrhein-Westfalen Dr. Renate Schüssler, BiSEd Bielefeld School of Education, Universität Bielefeld Dr. Gabriele Klewin, Wissenschaftliche Einrichtung Oberstufen-Kolleg, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Universität Bielefeld

Ausgangslage und Anlässe Ein kurzer Blick auf zentrale Aufgabenfelder der Lehrerfortbildung: Lehrerfortbildung hat die Aufgabe, Lehrkräfte zu professionalisieren, die Schulentwicklung mit ihren vielschichtigen und komplexen Prozessen zu unterstützen und zur Qualitätsentwicklung von Schule und Unterricht beizutragen. Dabei sollte die Lehrerfortbildung als dritte Phase der Lehrerbildung schrittweise anschlussfähig an die ersten beiden Phasen und damit an die KMK-Standards der Lehrerbildung, die Nationalen Bildungsstandards sowie das Kerncurriculum für die Ausbildung im Vorbereitungsdienst werden (Zielperspektive: Kohärenz der Lehrerbildung). Folie 2

Ausgangslage und Anlässe Kernaufgaben sind damit die fachliche Qualifizierung die Aktualisierung bezogen auf bildungswissenschaftliche, fachdidaktische und fachwissenschaftliche Entwicklungen, Diskurse und Forschungsstände die Weiterentwicklung von Professionswissen die Unterstützung des Transfers in Schul- und Unterrichtspraxis (systemische Einbindung, Unterrichtsskripts) sowie die Rückbindung universitärer Diskurse und Praxis an schulische Diskurse und Praxis Die Förderung von Dialog, Austausch und Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Phasen der Lehrerbildung Schulentwicklungsberatung, Schulentwicklungsbegleitung Folie 3

Herausforderungen Herausforderung: Transfer Wissenschaft/Praxis Praxis/Wissenschaft Es (gibt) kein Rationalitätskontinuum zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Erkenntnis und Gestaltung, zwischen Denken und Tun. (Ewald Terhart: Wie geht es weiter mit der Qualitätssicherung im Bildungssystem 15 Jahre nach PISA? In: Aus Politik und Zeitgeschichte, April 2015) Wissenschaft und Praxis folgen unterschiedlichen Handlungslogiken. Transfer ist kein einseitiger, mechanistischer Prozess, sondern bedarf anspruchsvoller kommunikativer und kooperativer Interpretations-, Selektions- und Übertragungsprozesse sowie der Rekontextualisierung vor dem Hintergrund des jeweiligen Handlungskontextes. (siehe dazu z.b. Jürgen Baumert in: Lernende Schule 68/2014, S. 22 oder das Positionspapier des EMSE-Netzwerks: https://www.emse-netzwerk.de/uploads/main/emse_praxistransfer_probleme_perspektiven_2016-05-23.pdf) Folie 4

Herausforderungen Auszug aus einem Entwurfspapier zu Leitideen der Lehrerfortbildung in NRW zur Wissenschaftsorientierung: Fortbildungssystem, -angebot und -veranstaltungen orientieren sich am wissenschaftlichen Forschungs- und Diskussionsstand. Fortbildung berücksichtigt bei der Konzeptentwicklung der Angebote den aktuellen nationalen sowie internationalen Forschungsstand und Entwicklungen in den Bildungs- und Bezugswissenschaften. Fortbildung berücksichtigt bei der Konzeptentwicklung, Planung und Umsetzung von Angeboten den aktuellen Diskussionsstand der Fachwissenschaften. Ergebnisse der aktuellen fortbildungsdidaktischen Diskussion sowie der Lehr- und Lernforschung werden bei der Planung und der didaktisch-methodischen Umsetzung von Lehr- und Lernprozessen grundlegend berücksichtigt. Folie 5

Herausforderungen Fortbildung unterstützt den Umgang mit wissenschaftlicher Forschung und stellt eine Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis her. Das Fortbildungssystem unterstützt und initiiert Kooperationen zwischen Wissenschaft und Praxis. Zwischen dem Fortbildungssystem und der Wissenschaft gibt es einen koordinierten Austausch zu Transferprozessen von Wissenschaft in die Praxis und von der Praxis in die Wissenschaft. Das Fortbildungssystem bezieht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Entwicklung und Umsetzung des Fortbildungsangebots ein. Das Fortbildungssystem sorgt für Transferprozesse, indem die Rezeption und Auswertung von Forschungsergebnissen und wissenschaftlichen Diskussionsständen für die Fortbildung sowie für die schulische Praxis unterstützt werden. Folie 6

Ausgangslage und Anlässe Das Fortbildungssystem nutzt wissenschaftliche Methoden und unterstützt die Generierung von Professionswissen. Das Fortbildungssystem nutzt datengestützte Erkenntnisse und fördert einen kritisch-reflexiven Umgang mit Wissenschaft. Folie 7

Herausforderungen Herausforderung: Finanzierung / Kosten Forderung der Kostendeckung bei Hochschulangeboten (Wettbewerber) Overhead und Umsatzsteuer bei Auftragsmaßnahmen und -projekten eingeschränkte Integrationsmöglichkeiten universitärer Angebote in kostenlose staatliche Angebote Folie 8

Formen der Zusammenarbeit Perspektive: Komplementarität und Kooperation Verzahnungen von Modulen der Trainer- bzw. Moderatorenqualifizierung Trainerqualifizierung zum Referenzrahmen Schulqualität NRW /QUA-LiS Universität Bielefeld Gestaltung und Umsetzung von Modulen im Rahmen der Trainerqualifizierung seitens universitärer PartnerInnen (z.b. aus dem Entwicklungsarbeiten des DZLM) Explorationsprojekte und gemeinsame Erarbeitung von Transfermöglichkeiten in das staatliche Fortbildungssystem Projekt Potenziale entwickeln Schulen stärken / Universität Duisburg- Essen IFS Dortmund QUA-LiS) Übertragungen bzw. Transfer universitärer Projekte aus der Lehrerausbildung in den Fortbildungsbereich Online-Zertifikatskurs zu Heterogenitätsthemen / Universität Lüneburg- QUA-LiS) Folie 9

Formen der Zusammenarbeit Universitäre Workshopangebote mit phasenübergreifendem Design und perspektivisch ausgewiesene Verbindung zu staatlichen Fortbildungsmaßnahmen und angeboten BiSEd Bielefeld School of Education www.bised.uni-bielefeld.de/fortbildung Raus aus dem Schulalltag mal wieder Uniluft schnuppern Angebote für Schulen zu den Themen Schule der Vielfalt Impulse für Schul- und Unterrichtsentwicklung Fachliche und fachdidaktische Perspektiven Praxisphasen und Forschendes Lernen Formate: Workshopangebote, Minireihen, Tage des Offenen Seminars, Ringvorlesungen etc., mit phasenübergreifenden Lehr-Lern-Designs

Formen der Zusammenarbeit Staatliche Lehrerfortbildung als Kunde universitärer Programme Einkaufen des Angebots Experte individuelle Förderung für die Qualifizierung von Trainerinnen und Trainern / lif, Universität Münster Angebote an Schule, die Schulen aus ihrem Fortbildungsbudget einkaufen Herausforderung: Kohärenz, Bezug zu landesweiten Schwerpunktmaßnahmen, Verzahnung z.b. mit Schulentwicklungsberatung) Folie 11

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Sie erreichen uns per Mail: peter.dobbelstein@qua-lis.nrw.de renate.schuessler@uni-bielefeld.de gabriele.klewin@uni-bielefeld.de