Konsequenzen der ICF- Denkweise für die Praxis und Grenzen in der Anwendung

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Transkript:

Konsequenzen der ICF- Denkweise für die raxis und Grenzen in der Anwendung am Beispiel Herzogsägmühle Klaus Keller 01

Workshop B Erfassung und Umgang mit den Informationen aus dem ICF- Kapitel interpersonelle Interaktionen und Beziehungen 01 Basel SAR

Datenerhebung

b147 sychomotorische Funktionen (langsames Sprechen, langsames Bewegen, Verminder-ung der Gestik und spontanen Bewegung, überschießendes Verhalten, Ruhelosigkeit, agitiertes Verhalten) O zu wenig O zu viel b15 Funktionen der Emotionalität b150 (Situations-)-Angemessenheit der Emotionen (Übereinstimmung von Gefühl und Situation) b151 Affektkontrolle (Mentale Funktion, die Erleben und Ausdruck von Emotionen kontrolliert) 0 Affektlabilität 0 Überkontrolle b15 Spannweite der Emotionen (erlebbares Spektrum von Gefühlsregungen) b156 Funktionen der Wahrnehmung (u.a. Halluzinationen, Illusionen, Verkennungen u.a.) b160 Funktionen des Denkens b1600 Denktempo (Geschwindigkeit) O zu langsam O zu schnell b1601 Form des Denkens (Kohärenz und Logik, Haften, Umständlichkeit, Vorbeireden u.a.) b160 Inhalt des Denkens (Wahn, überwertige Ideen, Somatisierung) b1603 Kontrolle des Denkens (Zwang, Gedankenbeeinflussung, Gedankeneingebung) 01 Basel SAR 4

B. Aufnahme und Gestaltung persönlicher sozialer Beziehungen e310 Unterstützung und Beziehung: engster Familienkreis B -4-3 - -1 0 1 3 4 e30 Unterstützung und Beziehung: Freunde B -4-3 - -1 0 1 3 4 e410 Individuelle Einstellungen der Mitglieder des engsten Familienkreises (Weltanschauungen, Werte, Normen) B -4-3 - -1 0 1 3 4 e40 individuelle Einstellungen von Freunden (Weltanschauungen, Werte, Normen) B -4-3 - -1 0 1 3 4 I430 Sozialkompetenz B -4-3 - -1 0 1 3 4 d3 Domäne Kommunikation B d310-d39 Kommunizieren als Empfänger (Gesten, Symbole, Sprache, Geschriebenes auffassen) B d330-d349 Kommunizieren als Sender (Sprechen, non-verbale und geschriebene Mitteilungen) B d350 Konversation B d355 Diskussion B 01 Basel SAR 5

d7 Domäne Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen B d710 elementare interpersonelle Interaktionen B d7100 Respekt und Wärme (Rücksichtnahme und Wertschätzung zeigen und reagieren) B d7101 Anerkennung in Beziehungen (Zufriedenheit und Dankbarkeit zeigen und reagieren) B d710 Toleranz in Beziehungen (Verständnis und Akzeptanz zeigen und reagieren) B d7103 Kritik in Beziehungen (Meinungsverschiedenheiten und Uneinigkeiten ausdrücken und darauf reagieren) B d7104 Soziale Zeichen in Beziehungen (Zeichen und Hinweise geben und darauf reagieren) B d70 komplexe interpersonelle Interaktionen B d700 Beziehungen eingehen B d701 Beziehungen beenden B d70 Verhalten in Beziehungen regulieren (Gefühle und Impulse angemessen regulieren) B d703 Sozialen Regeln gemäß interagieren (soziale Konventionen, Status, Rollen beachten) B d704 Sozialen Abstand wahren B d730 Mit Fremden umgehen (zweckgebundener Kontakt zu Fremden z.b. beim Einkaufen) B d740 Formelle Beziehung (Spezielle Beziehungen in formellen Rahmen aufzunehmen und aufrecht zu erhalten, wie mit Arbeitgebern, Fachleuten oder Dienstleistungserbringer) d750 Informelle Beziehungen (Mit anderen Kontakte aufzunehmen, wie bei gelegentlichen Beziehungen mit Leuten, die in derselben Gemeinschaft oder am selben Wohnsitz leben) B B d760 Familienbeziehungen (Beziehungen zu Verwandten aufbauen und aufrechterhalten) B d770 Intime Beziehungen B 01 Basel SAR 6

roblemfeld oder Reha-Hypothese

roblemfelder bay. Gesamtplan Umgang mit (den Auswirkungen) der Erkrankung Gestaltung sozialer Beziehungen Wohnen und Selbstversorgung Arbeit und arbeitsähnliche Struktur Tagesstruktur und Freizeit 01 Basel SAR 8

Hypothesenbildung (3) Welche Störungen der Funktionen und Strukturen bedingen dies? () Welche Aktivitäten sind hierfür im Wesentlichen verantwortlich? (1) Welches Teilhabefeld steht im Mittelpunkt der Betrachtung? (3) Welche Umweltfaktoren sind dabei Förderfaktor oder Barriere? (3) Welche ersonbezogenen Faktoren sind dabei Förderfaktoren oder Barrieren? 01 Basel SAR 9

Übung Reha-lanung Welche roblemfelder stehen im Vordergrund (max. 3 auswählen)? Welches sind die limitierenden und modifizierbaren Items, die den roblemfeldern je zugeordnet werden sollten (4-6 Items pro roblemfeld)? An welchen Zielen würden sie arbeiten? 01 Basel SAR 10

Beispiel-Hypothese

Rehabilitationsplanung roblembereich : Aufnahme und Gestaltung persönlicher sozialer Beziehungen d350 Konversation d700 Beziehungen eingehen d750 Informelle Beziehungen - Freunde, Bekannte, Familie d40 mit Stress und anderen Anforderungen umgehen b160 b15 Inhalt des Denkens Spannweite der Emotionen roblembeschreibung (Reha-Hypothese): Frau K. weist ein reduziertes soziales Kontaktverhalten auf. Dies zeigt sich in der Freizeit wie auch am Arbeitsplatz. Durch die Verminderung der emotionalen Wahrnehmung und die kognitiven Einschränkungen kann sie Kontakte nur schwer aufrecht erhalten. Ihre Bewältigungs-Strategie besteht v.a. aus Rückzug, wodurch die depressive Symptomatik verstärkt wird und positive Erfahrungen verhindert werden. 01 Basel SAR 1

Rehabilitationsplanung roblembereich : Aufnahme und Gestaltung persönlicher sozialer Beziehungen Ziele: Teilhabe am sozialen Leben Regelmäßige soziale Kontakte Aufbau positiver Aktivitäten Bewäligungs-Strategien (Alternativen zum Rückzug) Maßnahmen: Stützende Begleitung (Sozio Einzel) Genusstraining (sychologin) Freizeitaktivitäten anregen (Sozio Einzel Gruppe) Bewältigungsorientierte Gruppentherapie (IT) 01 Basel SAR 13