Konjunktur Seite 1 von 1 Konjunktur, Konjunkturpolitik und umweltschonende Wirtschaftspolitik Je nach Dauer der wirtschaftlichen Schwankungen, die in der Regel an der Entwicklung des Bruttoinlandproduktes gemessen werden, unterscheidet man langfristige (strukturelle) 1, mittelfristige (konjunkturelle) 2 und kurzfristige (saisonale) Wirtschaftsschwankungen. Strukturelle Schwankungen Diese Schwankungen dauern ca. 50-60 Jahre. Der Grund liegt hier in tiefgreifenden Veränderungen der Wirtschaft, die durch technische Neuerungen hervorgerufen werden (Dampfmaschine, Flugzeuge, Raumfahrt, Computer) Konjunkturelle Schwankungen Mittelfristige Wirtschaftsschwankungen werden als Konjunkturschwankungen bezeichnet. Man rechnet heute mit einer Zyklendauer von ca. 5-8 Jahren. Saisonsschwankungen Jahreszeitliche wiederkehrende saisonale Schwankungen haben ihre Ursachen in erster Linie im Klimawechselder Jahreszeiten. Dies betrifft vor allem die Bau-, Land-, Forst- und Transportwirtschaft im Winter. Außerdem werden von den Jahreszeiten die Kleider- und Getränkeindustrie sowie der Brennstoffhandel beeinflußt. Auch Festtage eines Jahres (z. B. Ostern und Weihachten) beeinflussen Umsatz und Beschäftigung vieler Wirtschaftsbereiche, wie z. B. Einzelhandel und Reiseveranstalter. Wirtschaftsschwankungen Lange Wellen Konjunkturschwankungen Saisonschwankungen Zyklen von 50- bis Zyklen von 3- bis 5jähriger Zyklen innerhalb eines 60jähriger Dauer Dauer Jahres Merkmale des Konjunkturverlaufs Konjunkturschwankungen sind Abweichungen vom Trend. Dabei versteht man unter Trend eine (gedachte) wirtschaftliche Auf- oder auch Abwärtsbewegung langfristiger Natur. Unter Umständen kann man eine Strukturelle Schwankung auch als Trend ansehen. Man bezeichnet einen Trend auch als Wachstumspfad. 1 Struktur = Aufbau. Eine strukturelle Änderung liegt z. B. vor beim Übergang von einer Agrar- (Ackerbau- )gesellschaft zu einer Industriegesellschaft. 2 Konjunktur = Wirtschaftslage
Konjunktur Seite 2 von 2 Aufschwung Der Konjunkturaufschwung ist durch zunehmende Kapazitästsauslastung gekennzeichnet. Unternehmen arbeiten mit sinkenden Stückkosten, es bleibt trotz steigender Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern das Preisniveau noch relativ stabil, sofern nicht Materialpreise und/oder Löhne überproportional steigen. Käufer von Aktien erwarten steigende Unternehmensgewinne und die Aktienkurse steigen so in die Höhe (Effektenhausse). Zu Beginn des Aufschwungs ist Kreditmarkt flüssig, das bedeutet Banken haben genügend Überschußreserven. Somit bleiben die Zinsen raltiv niedrig, es sei denn die Notenbank greift bremsend ein. Im Aufschwung entspannt sich zwar der Arbeitsmarkt, die Arbeitslosenzahl bleibt jedoch hoch, da die Unternehmen während des Abschwungs Rationalisierungsmaßnahmen ergriffen haben. Oberer Wendepunkt Wenn Staat oder Notenbank nicht rechtzeitig eingreifen, kann es zur sogennanten Konjunkturüberhitzung kommen, die als Boom oder Hochkonjunktur bezeichnet wird. Auf den Kreditmärkten werden die Mittel knapp - die Zinsen steigen - die Wertpapierkurse sinken - aten erhöhen sich - Löhne steigen schnell, weil beschäftigte Arbeitnehmer nicht um ihre Arbeitsplätze fürchten müssen - durch erhöhte Kosten nehmen Unternehmergewinne ab - Investitionsgüternachfrage nimmt ab - Nachfrage nach Konsumgütern steigt weiterhin - die ersten Betriebsstilllegungen und Entlassungen finden statt - die Konjunktur kippt um - der Abschwung wird eingeleitet. Abschwung allgemeine Grundhaltung ist pessimistisch - Kaufzurückhaltung - Umsatzeinbußen - weitere Konkurse - Arbeitslosenzahl steigt - abnehmende Kreditnachfrage - sinkende Zinssätze - Stückkosten, Rohstoffpreise und Löhne steigen (auch im Abschwung erhöhen Gewerkschaften Löhne, jedoch nicht so stark wie im Aufschwung) Oberer Wendepunkt Abschwung kommt zum Stillstand - Konjunktur erholt sich - die Nachfrage nimmt zu - Aufschwung beginnt wieder
Aufschwung steigend noch hoch mäßige Lohnerhöhun gen Boom (=Hochkonjunktur, Überkonjunktur, Überbeschäftigun g oberer Wendepunkt (Konjunkturgipfel) Abschwung (=Rezession, Niedergang) unterer Wendenpunkt (=Talsohle) bei Konsumgütern noch steigend; bei Investitionsgüter n stagnierend oder sinkend bei Konsumgütern stagnierend; bei Investitionsgüter n sinkend sinkend Zukunftserwartungen gleichbleibend kräftige Lohnerhöhun gen kräftige Lohnerhöhungen ( Lohnlag ) sinkend steigend mäßige Lohnerhöhungen (Inflationsaus gleich); u. U. Abbau übertariflicher Leistungen auf niedrigem Niveau verharrend hoch mäßige Lohnerhöhungen; geringe übertarif-liche noch niedrig hoch geringe aten steigend sinkend hohe aten hoch niedrig hohe aten langsam sinkend langsam steigend abnehmende aten (auf polypolistischen Märkten u. U. sinkende, auf olligopolistischen und monopolistischen Märkten weiter steigende Preise) niedrig hoch geringe aten; Kosteninflation (Stagflation) sinkend niedrig niedrig steigend hoch "Andre Gastreich" Andre@Gastreich.de Konjunktur Seite 3 von 3 Konjunktur- Auftrags- Arbeitslosenzahwicklung Lohnent- Wertphasen bestände/ Zinsen papier- Produktion kurse Preisentwicklung Sparneigung optimistisch optimistisch abwartend bis pessimistisch pessimistisch abwartend oder vorsichtiger Optimismus
Konjunktur Seite 4 von 4 Leistungen jedoch möglich
Konjunktur Seite 5 von 5 Konjunkturindikatoren Daten, die den Konjunkturverlauf messen und/oder Vorraussagen (Prognosen) für künftige Entwicklungen zulassen, werden als Konjunkturindikatoren bezeichnet. Wichtige Konjunkturindikatoren Entwicklung der Arbeitslosenzahl und offene Stellen Steigende Arbeitslosenzahlen und sinkende offene Stellen - Wirtschaft unterbeschäftigt - Unternehmen investieren weniger - erwarten stagnierende oder zurückgehende Konsumgüternachfrage Umgekehrte Reihenfolge tritt ein, wenn viele offene Stellen gemeldet werden und die Arbeitslosenzahlen zurückgehen Entwicklung der Konsumgüternachfrage privater Konsum steigt (angezeigt durch steigende Einzelhandelumsätze) - Erwartung einer positiven Entwicklung der Wirtschaft - dadurch steigen nämlich die Großhandelsumsätze und die Herstellerumsätze Wirtschaft vollbeschäftigt - Preissteigerungen Stagnierende oder sinkende Einzelhandelsumsätze bewirken das Gegenteil Entwicklung der Investitionsgüternachfrage Steigung der Investitionsgüternachfrage (angezeigt durch steigende Umsätze und/oder Auftragsbestände in der Investitionsgüterindustrie) - Erhöhung der Beschäftigung wird erwartet - Einfluß auf Arbeitsnachfrage Vollbeschäftigung : hier kann man steigende Preise und Löhne vorraussagen Sinkende Investiotionsgüternachfrage läßt auf gegenteilige Entwicklung schließen Entwicklung des Außenhandels Export nimmt schneller als Import zu - Belebung der Konjunktur Vollbeschäftige Wirtschaft - muß mit Preissteigerungen rechnen, da Gesamtnachfrage (Auslands- und Inlandsnachfrage) das Gesamtangebot der Volkswirtschaft übersteigt Steigen Importe schneller als Exporte (Gegenteil), tritt der gegenteilige Effekt wahrscheinlich ein Entwicklung der Staatsausgaben und -einnahmen Staatshaushaltsplan zeigt Verhältnis von Staatsausgaben zu Einnahmen Strebt Staat große zusätzliche Konsum- oder Investitionsvorhaben an, ohne Steuern zu erhöhen, ist eine Belebung der Wirtschaftstätigkeit wahrscheinlich - Preiserhöungen sind zu erwarten, wenn Wirtschaft vollbeschäftigt ist Steuererhöhungen hingegen können Wirtschaftstätigkeit hemmen Entwicklung der Lagerbestände Steigen Lagerbestände über das saisonal übliche Maß, so liegt offenbar Überproduktion vor - Unternehmen werden Produktion drosseln - Konjunkturabschwung Nehmen die Lagerbestände ab, ist das Gegenteil der Fall Unternehmererwartungen Erwartungen der Unternehmer spielen eine große Rolle
Konjunktur Seite 6 von 6 Wenn die Unternehmer eine positive Zukunft erwarten, kommt von dieser Seite keine negaitve Entwicklung Geld und Kredit Zinssenkungen - Wirtschaftsbelebungen steigende Zinssätze - Überschäumen der Konjunktur verhindern Ursachen der Konjunkturschwankungen Die Überproduktionstheorie Diese sieht die Ursache des Konjunkturabschwungs in der ungleichen Einkommensverteilung. Steigende Investitionen (= Kapitalakkumulation 3 ) - steigende Produktion, die aber von den Arbeitnehmern nicht vollständig gekauft werden kann, weil deren Einkommen nicht im gleichen Maß wie die Produktion steigt - Unternehmen bleiben auf Teil der Waren sitzen - müssen Produktion drosseln - Absatzkrise und Anfang des Abschwungs (der untere Wendepunkt des Konjunkturzyklus wird durch die Überproduktionstheorie nicht erklärt) Die Unterspartheorie (auch Überinvestitionstheorie gennant) im Laufe der konjunkturellen Aufwärtsbewegung wird der Verbrauch zu hoch - gesparte finanzielle Mittel reichen nicht mehr aus, um die von den Unternehmen in optimistischer Vorausplanung begonnen Investitionen zu finanzieren - Abbruch der Investitionen - Konjunkturumschwung (auch die Unterspartheorie erklärt den oberen Wendepunkt, aber nicht den unteren Wendepunkt eines Konjunkturzyklus) Die monetären Konjunkturtheorien Weiterführung der Überinvestitionstheorie Kreditinstitute sind in der Lage, Giralgeld zu schöpfen - Kreditangebot in der konjunkturellen Aufschwungphase ist höher als die Ersparnis - in dem Maße, wie sich die Überschußreserven der Kreditinstitute verringern, erhöht sich das Zinsniveau - ursprünglich als günstige erscheinende Investitionen werden als unrentabel abgebrochen - Entlassungen, also steigende Arbeitslosigkeit (Diese Konjunkturtheorie hat den Vorteil, daß sie auch den unteren Wendepunkt erklären können: die im Tiefstand niedrigen Zinsen bewegen Unternehmen und/oder private Haushalte zu vermehrter Güternachfrage - Konjunktur erholt sich wieder) Faktoren, die den Konjunkturaufschwung auslösen können: Faktoren, die den Konjunkturabschwung auslösen können: Ausweitung des Geldangebots (Kreditangebots) Verknappung des Geldangebots (Kredit- durch die Notenbank: sinkende angebots) durch die Notenbank: steigende Zinssätze - steigende Kreditnachfrage Zinssätze - sinkende Kreditnachfrage Steigende private und staatliche Sinkende private und staatliche Investitionsgüternachfrage Investitionsgüternachfrage Steigende private und staatliche Sinkende private und staatliche Konsumgüternachfrage Konsumgüternachfrage Steigender Außenbeitrag (Export - Import) Sinkender Außenbeitrag (Export - Import) 3 Akkumulation = Aufhäufung, Ansammlung
Konjunktur Seite 7 von 7