Bewertung von Backsourcing-Entscheidungen im Umfeld des Cloud Computing



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MKWI 2010 IT Performance Management / ITControlling 267 Bewertung von BacksourcingEntscheidungen im Umfeld des Cloud Computing Ein System Dynamics Ansatz Fachgebiet Unternehmensrechnung und Wirtschaftsinformatik Universität Osnabrück 1 Einleitung und Motivation Der erstmalig 1998 von Hirschheim und Lacity in die wissenschaftliche Literatur eingeführte Begriff Backsourcing erfährt in den letzten hren auch in der Praxis zunehmende Bedeutung (Veltri et al. 2008, S. 51). Bezogen auf den Anwendungsbereich der IT beschreibt Backsourcing den Prozess des selektiven oder totalen Zurückholens zuvor ausgelagerter ITServices (Veltri et al. 2008, S. 51). Der Begriff des Insourcing ist hiervon zu unterscheiden und bezeichnet bezogen auf den Anwendungsbereich der IT den Vorgang der Evaluation eines möglichen Outsourcings mit dem Ergebnis, die ITServices auch weiterhin intern zu erbringen (Hirschheim, Lacity, 2000, S. 100). Zu den Hauptgründen für ein Backsourcing gehören Kostenaspekte, Zielkonflikte und Qualitätsprobleme (Wong 2008b, S. 6). Aber auch Änderungen im Geschäftsumfeld und der technologische Fortschritt führen zur Entscheidung für das Backsourcing der IT. Im Cloud Computing werden hoch skalierbare ITServices über das Internet zur Verfügung gestellt, wobei die Anwendungsbreite im Bereich Cloud Computing Services von Storage as a Service bis Software as a Service reicht (Wang et al. 2008, S. 827). Cloud Computing kann dazu führen, dass Unternehmen innerhalb von lose gekoppelten PayperUseVerträgen mit geringem finanziellem Aufwand ihre Unternehmensdaten transferieren und schließlich aufgrund von internen oder externen Ver

268 änderungen ein Backsourcing durchführen. Wegen der geringen Outsourcingkosten bei Cloud Computing Services sollte im Einzelfall geprüft werden, ob ein Backsourcing aus ökonomischer Perspektive sinnvoll ist. Im Rahmen des vorliegenden Beitrags wird ein quantitatives Entscheidungsmodell auf Basis eines System Dynamics Ansatzes vorgestellt, welches Entscheider in die Lage versetzt, die Auswirkungen einer BacksourcingEntscheidung im Umfeld des Cloud Computing im Hinblick auf zu erwartende Kosten und ServiceQualität im Zeitablauf zu simulieren. Auf der Basis von BreakEven sowie Sensitivitätsanalysen ist es möglich, die Vorteilhaftigkeit von BacksourcingEntscheidungen in unterschiedlichen Szenarien zu untersuchen. Um die Erstellung eines möglichst realistischen Modells und die Verwendung von realistischen Daten sicherzustellen, wurden zwei Experteninterviews mit ITDienstleistern durchgeführt, die ihre Leistungen überwiegend an kleine und mittlere Unternehmen erbringen und bereits umfangreiche Erfahrungen mit BacksourcingEntscheidungen gemacht haben. Das daraus gewonnene Expertenwissen wurde bei der Identifikation von Entscheidungsfaktoren, der Erstellung des Modells und der anschließenden Simulation mit einbezogen. Der Beitrag ist wie folgt aufgebaut: Zunächst werden in Abschnitt 2 verwandte Forschungsarbeiten untersucht. Auf dieser Grundlage werden in Abschnitt 3 das verwendete Backsourcing Entscheidungsmodell und identifizierte Entscheidungsfaktoren für ein Backsourcing vorgestellt. In Abschnitt 4 werden das System Dynamics Modell und die Ergebnisse der mit dem Werkzeug Vensim durchgeführten Simulationsexperimente vorgestellt. Stärken und Schwächen des Ansatzes und weiterer Forschungsbedarf werden in Abschnitt 5 diskutiert. 2 Verwandte Forschungsarbeiten Aufbauend auf einem Literaturreview von Martens und Teuteberg (2009) wurden sogenannte AJournals (wissenschaftlich hochwertige Journals) des WKWIRankings nach Stichwörtern im Bereich des ITOutsourcings mit Erscheinungsdatum zwischen nuar 2002 und September 2009 durchsucht. Aus dieser Literaturbasis wurden zunächst Arbeiten aus dem Bereich des IT Backsourcing ausgewählt und analysiert. Zur Ergänzung wurden auch Arbeiten des ITOutsourcings ausgewählt, die einen System Dynamcis Ansatz verwendet haben. Weitere relevante Beiträge konnten durch eine Vorwärtsbzw. Rückwärtssuche identifiziert werden. Die Quellen wurden anhand der nachfolgenden Kriterien analysiert. Das Ergebnis ist in Tabelle 1 dargestellt. System Dynamics Ansatz: Wird ein systemdynamischer Ansatz verwendet?

MKWI 2010 IT Performance Management / ITControlling 269 Einflussfaktoren/Gruppierung: Präsentiert der Beitrag Einflussfaktoren für eine BacksourcingEntscheidung und gruppiert er diese in ein Schema? Evaluierung: Erfolgt eine Evaluierung der Ergebnisse (auf der Basis von: ausreichender Anzahl von Presseartikeln (P), Umfrage (U), Experteninterviews (E), Fallstudien (F) oder Simulation (S))? Vorgehensmodell: Wird ein Vorgehensmodell (Prozessmodell) vorgestellt? Inhalt: Welche Inhalte werden in dem Beitrag diskutiert? Tabelle 1: Verwandte Forschungsarbeiten Quelle Akoka et al. McLaughlin und Peppard Veltri und Saunders Whitten und Leidner Wong Veltri et al. (2008) System Dynamics Nein / Einflussfaktoren/ Gruppierung Evaluierung Nein / Nein Nein / Nein / U Nein Nein / E Nein Nein / Wong (2008a) Nein / Wong (2008b) Nein / McCray und Clark (1999) Dutta und Roy (2005) / Nein Nein S /Nein Vorgehensmodell Inhalt P Entwicklung von Hypothesen und eines Rahmenwerks (sozialer Kontext, organisationales Handeln (rational, irrational)) für das Backsourcing Validierung anhand von 13 BacksourcingFällen aus Presseartikeln Explorative Analyse von 9 BacksourcingFällen aus Presseartikeln Basis ist die Innovationstheorie: organisationale Perspektive argumentativdeduktiv entwickelter ITBacksourcing Prozess MultiTheoretische Analyse für die Identifikation von Einflussfaktoren für das Backsourcing. Überprüfung anhand von 9 Fallbeispielen aus Presseartikeln Nein Umfrage unter 160 ITManagern wurde durchgeführt. Ziel der Studie: Identifizierung von Einflussfaktoren für ein Backsourcing und einen Anbieterwechsel (Transaktionskostentheorie, SocialExchange Theorie) Nein Es werden 11 Experteninterviews analysiert, aus denen Strategien für ein Backsourcing extrahiert werden. Die Analyse erfolgt mittels einer Interviewkodierung. P Argumentativdeduktives Vorgehen auf der Basis von Literatur des IT Outsourcings und BacksourcingStudien Es wird zwischen den Hauptgründen für ein Backsourcing nichtlösbare Probleme und neue Möglichkeiten unterschieden. Presseartikel über 33 verschiedene BacksourcingFälle werden analysiert. P Nein Analyse von 13 Fällen eines Backsourcing auf der Basis von Presseartikeln Die Fallanalyse von Wong (2008b) baut auf diesen Ergebnissen auf. F Analyse von vier BacksourcingFallstudien auf rein qualitativer Ebene Ergebnis: Backsourcing wird durchgeführt, um zuvor nicht lösbare Probleme zu beheben und um neue Geschäftsfelder nutzbar zu machen. S Nein LoopDiagramm und Simulation einer ITOutsourcingEntscheidung Analyse der Konsequenzen eines ITOutsourcings Nein LoopDiagramm und Simulation einer Wachstumsrate für das Offshoring von ITFachkräften zwischen zwei Ländern Die Literaturanalyse zeigt, dass die Untersuchung des Backsourcing bisher auf einer eher qualitativen Ebene durchgeführt wurde. Besonders häufig sind Einflussfaktoren auf das Backsourcing untersucht worden, wobei gelegentlich MultiTheoretische Ansätze (vgl. Veltri und Saunders 2006) gewählt wurden. Es wird deutlich, dass in den identifizierten Beiträgen keine quantitativen Datenanalysen oder Simulationen durchgeführt wurden, um weitere Erkenntnisse über das Backsourcing gewinnen zu können. Die vorgestellten

270 Vorgehensmodelle sind zumeist auf einer sehr generischen Ebene gehalten und nicht detailliert beschrieben. 3 BacksourcingEntscheidungsmodell und Einflussfaktoren BacksourcingEntscheidungen eines vorherigen ITOutsourcings werden häufig aufgrund von Problemen (i.d.r. finanzieller Art) oder Möglichkeiten (Chance) für neue Geschäftsideen bzw. felder getroffen (Wong 2008b, S. 11; Veltri et al. 2008, S. 64). Cloud Computing Services wie z. B. Storage as a Service sind generischer Art (z. B. der Bezugspreis als Hauptdifferenzierungsmerkmal), sodass der finanzielle Aspekt stärker in den Vordergrund rückt (vgl. Wang et al. 2008, S. 827). Dennoch bedürfen Cloud Computing Services eines kontinuierlichen Monitorings, um den höchstmöglichen Nutzen zu erhalten (Wong 2008b, S. 6). In Abbildung 1 ist ein typischer BacksourcingEntscheidungsprozess dargestellt, der den beschriebenen Sachverhalt illustriert. Monitoring von CloudServices: Vertragslaufzeit ServiceQualität Kosten Sicherheit Probleme Chancen Entscheidungsanregung: Kontrollverlust Strategiewechsel organisat. Veränder. Macht & Politik Entscheidungsvorbereitung Alternativengenerierung: Fortführung Anbieterwechsel Marktanalyse Anbietervergl. Backsourcing Abbildung 1: BacksourcingEntscheidungsprozess (vgl. Veltri et al. 2008, S. 64; Wong 2008b, S. 6). Auf der Grundlage des Literaturreviews und der Experteninterviews konnten zahlreiche Einflussfaktoren für ein Backsourcing identifiziert werden. Diese sind in Tabelle 2 dargestellt. Besonders häufig wurden die Faktoren Service Qualität, Kosten und Kontrollverlust bei BacksourcingEntscheidungen diskutiert. In den Interviews wurde deutlich, dass aufgrund der geringen strategischen Abhängigkeit von Cloud Computing Services, die durch verbrauchsorientierte Abrechnungssysteme dominiert werden (Püschel et al. 2009, S. 4), Kosten und ServiceQualität besonders relevant sind (vgl. auch Wong (2008b, S.5)). Besonderen Anlass zur Untersuchung der Service Qualität geben Forschungsarbeiten, die die ServiceQualität von Cloud Computing Services analysiert und erhebliche Leistungsschwankungen festgestellt haben (vgl. Buyya et al. 2009, S. 11). Dementsprechend werden in dem hier vorgestellten Modell die beiden Einflussfaktoren Kosten (quantitativ) und ServiceQualität (qualitativ) modelliert. Durchführung

MKWI 2010 IT Performance Management / ITControlling 271 Tabelle 2: Einflussfaktoren für das Backsourcing (vgl. Wong (2008b, S. 6)) Erwartungslücke Interne Veränderungen Externe Veränd. Kategorie Kosten: Evaluierung des Wertbeitrags des ITOutsourcing schwierig Keine Kostenreduktion erzielt und Kosteneskalation Kosten für Produktion, Transaktion, Agenten und Anbieterwechsel ServiceQualität: Anbieter richtet seine Aufmerksamkeit nicht auf den Kunden Zielkonflikt: Ziele werden nicht erreicht/sind unrealistisch Keine Qualitätssteigerungen Kein Nutzen für ITMitarbeiter Unzureichende Leistung Kontrollverlust: über den Anbieter, die ITProzesse, die gesamte IT Flexibilitätsverlust Gefahr des Kontrollverlusts über das Kerngeschäft Verhindern des Verlusts von Fachkräften Anbieter kommt nicht seiner Pflicht nach Wissensmangel: Inkompetenz des Anbieters Möglichkeit zielgerichtet aufgestellt zu sein Kein effizientes Wachstum Technologiezugang: ITInfrastruktur und ITArchitektur des Anbieters Wettbewerbsvorteil Steigerung der Innovationsfähigkeit Neues Management: Personelle Veränderungen in der Führungsebene Geschäftliche Veränderung: Neue strategische Ausrichtung Veränderung der ITStrategie aufgrund von Mergern und Acquisition Änderung des ITVerständnisses bzw. der Rolle der IT: Strategische Bedeutung der IT Veränderungen der Umwelt des Unternehmens: Konjunkturzyklen Quellen Akoka et al., Wong (2008b), Veltri et al. (2008), Whitten und Leidner, Veltri und Saunders Akoka et al., Wong (2008b), Veltri et al. (2008), Whitten und Leidner, Veltri und Saunders, McLaughlin und Peppard Akoka et al., Wong (2008b), Veltri et al. (2008), Whitten und Leidner, Veltri und Saunders Akoka et al., Wong (2008b), Veltri und Saunders Akoka et al., Wong (2008b) Akoka et al., Wong (2008b), Veltri et al. (2008), McLaughlin und Peppard Akoka et al., Wong (2008b) Wong (2008b), Veltri et al. (2008), McLaughlin und Peppard Wong (2008b), Veltri et al. (2008), McLaughlin und Peppard 4 Simulation 4.1 System Dynamics Modell System Dynamics ist eine Methode, die den Prinzipien der allgemeinen Systemtheorie folgt und das Ziel hat, in dynamischen und komplexen Situationen die Optimierung von komplexen, nichtlinearen Systemen zu

272 unterstützen (Coyle 1996, S. 10). Die Vorteile des Ansatzes sind die Abbildung von zeitverzögerten UrsacheWirkungsbeziehungen und Rückkopplungsstrukturen zwischen den Elementen sowie die Kombination von qualitativen und quantitativen Elementen (Lyneis 1980, S. 9). Das Ziel der Modellierung und Simulation des BacksourcingModells ist die Ermittlung der Vorteilhaftigkeit der internen oder externen Leistungserstellung eines Cloud Computing Services unter Berücksichtigung einer BacksourcingEntscheidung. Als zu untersuchende Cloud Computing Services werden in dem Modell die Bereitstellung von Speicherplatz und Rechenleistung untersucht, die in der Praxis besonders verbreitet sind. In dem Modell sind die Kosten eines Backsourcing in fixe und variable Kosten eingeteilt. Für die Kosten des Cloud Computing (CC) sind hingegen nur variable Kosten angesetzt (Püschel et al. 2009, S. 4). Im Folgenden werden die Modellübersicht mit ihren einzelnen Bestandteilen (vgl. Abbildung 2) sowie beispielhaft die Kosten und die ServiceQualität für das Cloud Computing erläutert. Die Spezifizierung des Modells für eine BacksourcingEntscheidung ist zum einen durch die Auswahl der in der Literatur am häufigsten diskutierten Einflussfaktoren gekennzeichnet und zum anderen werden in den Modellen Kosten berücksichtigt, die nur beim Backsourcing anfallen, wie z. B. Vertragskündigungskosten. Die Modelle und Erläuterungen der anderen Views sind unter www.uwi.uniosnabrueck.de/mkwi10backsourcingergaenzung.pdf abrufbar. Modellübersicht CC ServiceQualität (var.) Kosten für das Cloud Computing Abbildung 2: Modellbestandteile var. u. Fixkosten für das Backsourcing Backsourcing ServiceQualität Modellübersicht: In Abbildung 3 ist die Modellübersicht dargestellt. <Kosten für das CloudComputing> Gewicht Kostenverhältnis Backsourcing Gewicht ServiceQualität CCKosten Einfluss ServiceQualität CC <QualitätsBenchmarking CC> Abbildung 3: Modellübersicht intern Backsourcing Kennzahl Verhältnis CCKosten zu BacksourcingKosten Kostendifferenz Verhältnis BacksourcingKosten zu CCKosten CCKennzahl <QualitätsBenchmarking intern> Einfluss ServiceQualität intern Backsourcing Kosten Gewicht ServiceQualität CC Gewicht Kostenverhältnis CC <Kosten der internen Leistungserstellung>

MKWI 2010 IT Performance Management / ITControlling 273 In dem View Modellübersicht sind die anderen Bestandteile des Modells (z. B. CCServiceQualität) mittels Schattenvariablen (eingeklammerte graue Schrift, z. B. <Kosten für Cloud Computing> ) eingebunden und in den anderen Views näher spezifiziert. Die umrandeten Variablen (CCKosten, BacksourcingKosten) sind sog. Level, die sämtliche ihnen zugeordnete Werte kumulieren. 1 Um die Kosten und die Qualität der verschiedenen Sourcing Varianten beurteilen zu können, sind in dem Modell die zwei Kennzahlen BacksourcingKennzahl und CCKennzahl eingeführt. Diese sind über die Kostenverhältnisse normiert und können somit direkt miteinander verglichen werden. Die Kennzahlen gewichten weiterhin den Einfluss von Kosten und Qualität. Kosten für das Cloud Computing: Die Kosten für die Beurteilung des Cloud Computing sind in variable Kosten, Überwachungskosten und Änderungskosten unterteilt, wie in Abbildung 4 deutlich wird. Änderungskosten CC Maximale Kosten pro Änderungswunsch CC Performance pro Änderungswunsch CC Änderungswunsch der ITProzesse ja/nein CC Random Änderungswunsch CC SollUmsetzung pro Änderungswunsch CC IstUmsetzung pro Änderungswunsch CC Datenübertrag ungsmenge Kosten für das CloudComputing <Monetärer Verlust Qualität CC> Kosten fuer Uebertragung Kosten für eigene InternetAnbindung Variable CloudComputingKosten Kosten fuer Speicherplatz Preis fuer Speicherkapazitat Überwachungs kosten Kosten für Rechenleistung Kosten fuer Menge Initialwert durchschnittlich benötigte Datenübertragungsmenge Abbildung 4: Kosten für das Cloud Computing durchschnittlich benötigte Speicherkapazität Initialwert durchschnittlich benötigte Speicherkapazität Vertrauensindex Preis pro Recheneinheit benötigte Rechenleistungen <Konjunkturschwankung> Maximale Überwachungskosten Vertrauenswachs tumsrate <Qualitäts Benchmarking CC> Initialwert benötigte maximale Rechenleistung Die Basis für die Ermittlung möglichst realistischer Daten beruht zum einen auf der Grundlage von Literaturquellen (z. B. Matros et al. (2009)) und zum anderen auf den Experteninterviews, die im Rahmen der Studie durchgeführt wurden. Die variablen Kosten setzen sich aus der Übertragungsmenge (gemessen in Gigabyte), dem benötigten Speicherplatz (Gigabyte) und der Rechenleistung (GFLOPs) zusammen (vgl. Matros et al. (2009)). Die für die Simulation angesetzten Preise beruhen entweder auf von Abnahmemengen unabhängigen Preisen oder auf einer PreisAbsatzFunktion. In den Experteninterviews wurde deutlich, dass der Bedarf an solchen ITServices stark konjunkturabhängig ist. Dementsprechend schwanken in dem Modell die Ab 1 Eine kurze Erläuterung der Grundbestandteile des System Dynamics Ansatzes finden Sie unter Abschnitt 4.1 in der PDFDatei: www.uwi.uniosnabrueck.de/mkwi10backsourcing Ergaenzung.pdf

274 nahmemengen zeitlich verzögert in Abhängigkeit von einer simulierten Konjunktur. Auch die Überwachungskosten sind aufgrund einer Empfehlung aus einem der Interviews in das Modell integriert worden. Für die Überwachungskosten wurde festgelegt, dass sie vom Vertrauen des Kunden abhängig sind und das Vertrauen wiederum von der ServiceQualität abhängig ist (Whitten und Leidner 2006, S. 615). Bei maximalem Vertrauen werden 20% der maximalen Überwachungskosten in dem Modell angesetzt, um ein grundlegendes Monitoring betreiben zu können. Unter den Änderungskosten werden in dem Modell außerordentliche Kosten verstanden, die zuvor nicht in einem ServiceVertrag abgedeckt waren und deswegen besonders hoch angesetzt sind. Diese können den Kategorien interne und externe Veränderungen aus Tabelle 2 zugeordnet werden und stellen somit maßgebliche Veränderungen der IT und ihrer Prozesse dar. In dem Modell ist hierfür eine Zufallsvariable hinterlegt (vgl. Variable Random Änderungswunsch CC ), da solche Ereignisse in Unternehmen häufig zufällig und in unregelmäßigen Abständen auftreten. Die Änderungskosten beinhalten neben den tatsächlich angefallenen Kosten auch einen monetären Verlust, der bei unzureichender Umsetzung entsteht. ServiceQualität des Cloud Computing: Das in Abbildung 5 dargestellte Modell für die ServiceQualität des Cloud Computing beinhaltet die beiden Variablen Monetärer Verlust Qualität CC und QualitätsBenchmarking CC. Monetärer Verlust Qualität CC Monetärer Verlust pro Prozent PerformanceAbweichung CC SollVerfügb arkeit CC Durchschnittliche IstVerfügbarkeit CC Abweichung Verfügbarkeit CC Anpassungsrate Verfügbarkeit CC Anpassungsdauer Verfügbarkeit CC Verfügbarkeits Performance CC SollAntwort zeit pro Anfrage CC Abweichung Antwortzeit CC Antwortzeit Performance CC Anpassungsrate Antwortzeit CC Anpassungsdauer Antwortzeit CC Qualitäts Benchmarking CC erwartete erhaltene Qualität CC Qualität CC Durchschnittliche IstAntwortzeit pro Anfrage CC FehlerratePer formance CC Erwartungswert Antwortzeit pro Anfrage CC Durchschnittliche IstFehlerrate CC Toleranz Fehlerrate CC Anpassungsdauer Fehlerrate CC Abbildung 5: ServiceQualität des Cloud Computing Abweichung Erwartungswert Fehlerrate CC IstFehlerrate CC Anpassungsrate Fehlerrate CC Die aggregierte Kennzahl des monetären Verlusts gibt den beim Kunden entstandenen Schaden durch schlechte Qualität an. Das QualitätsBenchmarking gibt das Verhältnis aus erhaltener und erwarteter ServiceQualität wieder. Diese beiden Variablen sind auch in dem Modell für die Darstellung der

MKWI 2010 IT Performance Management / ITControlling 275 Kosten des Cloud Computing (vgl. Abbildung 4) mittels Schattenvariablen referenziert und stellen die zentralen Variablen in dem Modell dar. Für die Bestimmung der ServiceQualität werden die drei klassischen Kennzahlen Verfügbarkeit (Prozent), Antwortzeit (ms) und Fehlerrate (Prozent) für IT Services verwendet. Diese Kennzahlen werden einem Soll/IstVergleich unterzogen. Verbesserungen sind mittels einer Verzögerung durch die Anpassungsraten (=Abweichung/Anpassungsdauer) implementiert. Für das Modell gelten die folgenden beiden Prämissen: Die Kennzahlen müssen untereinander unabhängig sein und in t=0 liegt eine geringe ServiceQualität vor. Die Berechnung der Durchschnittswerte wird mittels der Smooth Funktion umgesetzt, die häufig in System Dynamics Modellen für die Bildung von trägen Mittelwerten eingesetzt wird. 4.2 Simulationsszenarien und Sensitivitätsanalyse Für die Simulation des Modells wurden auf Basis der Experteninterviews vier realistische Szenarien entwickelt, die über einen Zeitraum von 120 Monaten (10 hre) simuliert werden. Die zu verändernden Einflussgrößen und deren jeweilige Szenarien sind in Tabelle 3 dargestellt. Tabelle 3: Simulationsszenarien Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3 Szenario 4 Speicherplatz (GB/Monat) 100.000 95.000 50.000 100.000 Rechenleistung (GFLOPS/Monat) 3.000 1.300 6.000 3.000 Anzahl (benötigter) ITMitarbeiter pro ITService 3 3 4 3 Durchschn. Bruttomonatsgehalt pro ITMitarbeiter ( ) 4.000 4.500 4.500 4.000 Maximale Überwachungskosten im CC 1.000 1.500 2.000 1.000 Erwartete Qualität CC 0,95 0,95 0,95 0,90 Erwartete Qualität BS 0,95 0,95 0,95 0,90 Mit Hilfe der Szenarien soll ermittelt werden, ob bzw. ab wann ITServices aus der Cloud bezogen werden sollten oder ob Backsourcing betrieben werden sollte. Neben der Betrachtung der Kosten wird auch die Auswirkung von unterschiedlicher ServiceQualität untersucht. Für die Ergebnisse ist zu beachten, dass die Qualität in den Views der Kosten quantifiziert wird (vgl. Überwachungskosten in Abbildung 4 und Monetärer Verlust Qualität CC in Abbildung 5). Die Ergebnisse der Simulation sind in Abbildung 6 zusammengefasst. Im ersten Diagramm in Abbildung 6 wird die Kostendifferenz als Kosten(BS) Kosten(CC) berechnet. Die BreakEvenPunkte, d.h. die Punkte, ab denen sich die Vorteilhaftigkeit der beiden Entscheidungsalternativen umkehrt, liegen in Szenario 1 im Monat 19 und in Szenario 2 im Monat 9. In Szenario 3 ist die Entscheidungsalternative des Cloud Computing

276 grundsätzlich die günstigere. In der Erweiterung dieses Beitrags (vgl. www.uwi.uniosnabrueck.de/mkwi10backsourcingergaenzung.pdf) sind für die ersten drei Szenarien zusätzlich die Backsourcing und die CCKennzahl grafisch dargestellt, wobei diese nur bei Veränderung von Parametern der Qualität für den Kostenvergleich relevant sind. Für die Illustration des modellierten Konjunktureinflusses wird in der zweiten Grafik in Abbildung 6 deutlich, dass hier ein Konjunkturzyklus über einen Zeitraum von ca. 4 hren läuft. Die fallende Tendenz im Diagramm spiegelt die kontinuierlich sinkenden Überwachungskosten bei steigendem Vertrauen wider. Die hohen Ausschläge sind auf im Modell zufällig generierte Änderungswünsche des Kunden zurückzuführen. Im dritten Diagramm in Abbildung 6 wurde der Einfluss von Parametern der Qualität untersucht. In dem Diagramm ist die Entwicklung der Kostendifferenz dargestellt. Es wird deutlich, dass ungefähr bis zum Monat 34 die Kostendifferenzen sehr ähnlich sind. Bei den genannten Werten kann dementsprechend festgestellt werden, dass Qualitätseinflüsse erst langfristig eine Auswirkung auf das Modell haben. Kostendifferenz 1500000 1000000 Euro 500000 0 500000 1 5 9 13 17 21 25 29 33 37 41 45 49 53 57 61 65 69 73 77 81 85 89 93 97 101105109113117121 Monat Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3 Kosten für Cloud Computing Prozent 25000 15000 5000 1 5 9 13 17 21 25 29 33 37 41 45 49 53 57 61 65 69 73 77 81 85 89 93 97 101105109113117121 Monat Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3 100000 0 Kostendifferenz Prozent 100000 200000 300000 1 5 9 13 17 21 25 29 33 37 41 45 49 53 57 61 65 69 73 77 81 85 89 93 97 101105109113117121 Monat Szenario 1 Szenario 4 Abbildung 6: Ergebnisse der Simulation

MKWI 2010 IT Performance Management / ITControlling 277 5 Ausblick und kritische Würdigung In diesem Beitrag wurde ein flexibler sytemdynamischer Ansatz für BacksourcingEntscheidungen im Umfeld des Cloud Computing vorgestellt. Es wurden wichtige Entscheidungsgrößen von BacksourcingEntscheidungsprozessen berücksichtigt sowie reale Daten und das Erfahrungswissen von Experten in die Modellkonstruktion mit einbezogen. Das vorgestellte und mit der Software Vensim implementierte Modell ermöglicht es, Entscheidungsprozesse im Backsourcing und deren Auswirkungen im Zeitablauf für unterschiedliche Szenarien zu prüfen. Stärken und Schwächen (Limitationen) des Ansatzes: Bei der Ausgestaltung der Modellkonstrukte in System Dynamics Modellen gibt es viele Freiheitsgrade bzw. Gestaltungsalternativen. Mithilfe der durchgeführten Expertengespräche sowie der Abstützung auf empirische Daten und Erfahrungswissen aus (Fall )studien der einschlägigen Literatur wurde wo immer es ging Erfahrungswissen in die Modellkonstruktion mit einbezogen, um auf diese Weise die Objektivität des Modells zu erhöhen. Das vorgestellte System Dynamics Modell ist keine "Black Box" (die bspw. nur die Ergebnisse "Entscheidungsalternative vorteilhaft/nicht vorteilhaft" liefert), sondern macht Entscheidungsprozesse und deren Auswirkungen auf andere Entscheidungsgrößen sowie Mechanismen im Backsourcing während der Simulationsläufe im Zeitablauf transparent. Zur Berücksichtigung von Lernkurveneffekten wurden in dem Modell Schulungsmaßnahmen, welche die Mitarbeiter Expertise in dem Modell erhöhen, eingeführt. Das vorgestellte Modell hat jedoch, wie jedes (semi)formale Modell, auch einige Schwächen. Es ist anzumerken, dass die Realität im Bereich Backsourcing in Cloud Computing Umgebungen um ein Vielfaches komplexer ist als dies mit dem Modell abgebildet werden konnte. Gemäß des KISSAnsatzes (KISS = "keep it simple and stupid", vgl. Varian 1997) stand jedoch für die Autoren dieses Beitrags im Vordergrund, ein erstes System Dynamics Modell als Basis zu entwickeln, welches in weiteren Schritten noch detaillierter ausgestaltet bzw. erweitert werden kann. In dem hier vorgestellten Modell wurden bestimmte Faktoren und Risiken von (unsicheren) Cloud Computing Umgebungen (noch) nicht berücksichtigt, wie z. B. Aspekte des Datenschutzes, der Privatsphäre oder der Datensicherheit. Des Weiteren werden in dem hier vorgestellten Modell nur zwei (generische) ITServices betrachtet; eine simultane Betrachtung mehrerer Services aus einem ServicePortfolio und deren Interdependenzen erfolgt nicht. Der Fokus des hier vorgestellten Ansatzes liegt auf der Kostenbetrachtung; ein Nutzenvergleich erfolgt nicht und es wurden auch keine

278 NutzeffektWirkungsketten, die die Nutzung eines Service nach sich zieht, monetarisiert. Erweiterungen des Ansatzes und weiterer Forschungsbedarf: Die Simulation historischer Daten von BacksourcingProjekten kann Entscheidern vielfältige neue Einsichten geben und bietet zudem aus wissenschaftlicher Sicht die Möglichkeit, unterschiedliche Hypothesen zur Theoriebildung anhand empirischer Daten zu testen. Mittels Sensitivitätsanalysen kann überprüft werden, an welchen Stellen des System Dynamics Modells Simulationsstudien besonders empfindlich auf veränderte Randbedingungen reagieren. Derartige Sensitivitätsanalysen könnten somit Aussagen über die Empfindlichkeit, Effektstärke bzw. Trägheit von einzelnen Entscheidungsfaktoren im Backsourcing liefern, insbesondere wenn bspw. mehrere (Umwelt)zustände gleichzeitig eintreten und sich gegenseitig beeinflussen. Die empirische Validierung (z. B. auf der Basis von historischen Daten) und eine sukzessive Anpassung (z. B. mittels Kreuzvalidierung) und Verfeinerung des Modells anhand einer Vielzahl dokumentierter realer BacksourcingProjekte mit mehreren Unternehmen sowie die Anwendung des Modells in realen Einsatzszenarien im Sinne der Forschungsmethodik Action Research stehen noch aus. Dies ist Gegenstand zukünftiger Forschungsarbeit. Literatur Akoka J, ComynWattiau I Developing a framework for analyzing IS/IT backsourcing. In: Feltz F, Otjacques B, Oberweis A, Poussing N (Hrsg.) Information systems and collaboration: state of the art and perspectives. (AIM), Luxembourg. Buyya R, Ranjan R, Calheiros RN (2009) Modeling and simulation of scalable cloud computing environments and the CloudSim toolkit: challenges and opportunities. In: Proceedings of the 7th High Performance Computing and Simulation (HPCS) conference, Leipzig. Coyle, R.G. (1996) System Dynamics Modelling A Practical Approach, Chapman & Hall, London. Dutta A, Roy R (2005) Offshore outsourcing: a dynamic causal model of counteracting forces. Journal of Manage. Information Systems 22(2):1535. Hirschheim R, Lacity M (2000) The Myths and Realities of Information Technology Insourcing. Communications of the ACM 43(2):99107. Lyneis, M. J. (1980) Corporate Planning and Policy Design: A System Dynamics Approach, MIT Pr, Cambridge.

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