Perspektiven von Peer Review aus Sicht der Bundesärztekammer

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Transkript:

IQM Anwendertreffen 2012 Perspektiven von Peer Review aus Sicht der Bundesärztekammer Ines Chop Referentin für Qualitätssicherung Dezernat 3

Perspektiven Ansichten und Aussichten

Peer Review Verfahren in der Medizin - Historie The first documented description of a peer review process is found in the Ethics of the Physician written by Ishaq bin Ali al-rahwi (854 931) of al-raha, Syria who describes the first medical peer review process. His work, as well as later Arabic medical manuals, states that a visiting physician must always make duplicate notes of a patient's condition on every visit. When the patient was cured or had died, the notes of the physician were examined by a local medical council of other physicians, who would review the practising physician's notes to decide whether his or her performance met the required standards of medical care. If their reviews were negative, the practicing physician could face a lawsuit from a maltreated patient. [1] 3

Peer Review Verfahren wörtlich: Begutachtung (von Qualität) durch Ebenbürtige Paradigmata: - Kontrolle - retrospektiv - summativ - Entwicklung - prospektiv - formativ

Peer Review Verfahren Abgrenzung - DIN EN ISO Audits - Visitatiae, KTQ, EPA, QEP Visitationen 27. September 2012 FOKUS: Einhaltung von Qualitätskriterien (retrospektiv) mehr organisationsbezogene Inhalte Rechenschaft nach außen, Zertifikat, Zulassung 5

Peer Review Verfahren Abgrenzung - Qualitätszirkel - M&M Konferenzen, Tumorkonferenzen - freiwillige Peer Reviews 27. September 2012 FOKUS: selbstbestimmte Qualitäts- und Organisationsentwicklung (prospektiv) offener Informationsaustausch auf Augenhöhe keine Sanktionen Voneinander Lernen, Teilen von Best Practice vor allem fachdisziplinäre Inhalte Qualitätsförderung und reziproker Wissenstransfer 6

Peer Review Verfahren Abgrenzung Peer Review Peer Review 27. September 2012 - Peer Review Verfahren in der Reha - Intensivmedizinisches - Provider Reviews in den USA Peer Review Verfahren (DIVI und Ärztekammern) - Peer Review Verfahren in der Pathologie (Sächsische Landesärztekammer) - IQM-Peer Review Verfahren verordnet geringe Selbstbestimmung geringes Kompetenzerleben niedrige Akzeptanz & Unterstützung vs. vs. vs. hohes Autonomieerleben freiwillig positiver Einfluss auf Kompetenzerleben hohe Akzeptanz* 7 * Nach Selbstbestimmungstheorie Deci & Ryan 1985

Peer Review Verfahren Abgrenzung Peer Review Peer Review - verordnet freiwillig 27. September 2012 niedrig Problembewußtsein hoch niedrig Veränderungsbereitschaft hoch gering Nachhaltigkeit hoch 8

Kritische Erfolgsfaktoren - Güte des Verfahrens - Überzeugtsein vom Verfahren - Kennen und Einhalten der Verfahrensregeln - Fachliche und soziale Kompetenz der Peers - Prinzip der Gegenseitigkeit 27. September 2012 - Vertraulichkeit Respekt Wertschätzung Hilfe critical friend

Kritische Misserfolgsfaktoren - Instrumentalisierung der Peers - Personalentwicklungsinstrument - Kein strukturiertes Bewertungsverfahren - Verfahrensregeln sind nur eine Empfehlung - Qualitätsziele festlegen und Lösungsoptionen entwickeln gehört nicht zum Peer Review 30. November 2012 10

Bilanz 2010-2012 Bisher 17 Fortbildungen für Peers durch die Landesärztekammern Für 250 Peers (inkl. Fachpflegekräfte) 39 Intensivmedizinische Peer Reviews in Kooperation mit fünf Landesärztekammern Peer Review in der Transfusionsmedizin, Ärztekammer Berlin 27. September 2012 Peer Review in der Pathologie, Sächs. Landesärztekammer Entwicklung eines methodischen Leitfadens Ärztliches Peer Review

Peer Review Modell mit Ärztekammern Wissenschaftliche Fachgesellschaften Ärztekammern und andere Methodenkompetenz Medizinisch-inhaltliche Kompetenz 30. November 2012 Koordinatorenfunktion/ Qualitätssicherung Entwicklung der Verfahrensinhalte

Peer Review in der Intensivmedizin www.nequi.de 30. November 2012 Schleswig-Holstein In Planung: Ärztekammern Saarland, Hessen und Bayern

DIVI-Präsidium: Freigabe setzt ein bearbeitet die medizinischen Inhalte Anfrage Bundesweite Steuerungsgruppe: Sprecher der Netzwerke und Ärztlicher + Pflegerischer Vertreter bestimmt durch DIVI-Präsidium Gastvertreter von Ärztekammern maximal 8-10 Mitglieder Landesärztekammern: 1. Versenden Bewertungsbogen 2. Anfrage Peer Reviewer 3. Terminkoordination 4. Evaluation 5. Schulungen der Peers nach BÄK BÄK: Curriculum Peer Review Anfrage Kliniken Netzwerk Steuerungsgruppe Bundesland 1 Sprecher 1 Stellvertreter 1Geschäftsführer (Mitglied der ÄK) Vertreter der Unis, kommunalen Häuser, freigemeinnützlichen Häuser, privaten Träger, Maximal 6-8 Mitglieder Peer Reviewer Arzt Pflege C C C CHARITÉ CAMPUS VIRCHOW-KLINIKUM und CAMPUS Charité MITTE K L I N I K F Ü R A N Ä S T H E S I O L O G I E U N D O P E R A T I V E I N T E N S I V M E D I Z I N

Gültigkeit für 2 Jahre C C C CHARITÉ CAMPUS VIRCHOW-KLINIKUM und CAMPUS Charité MITTE K L I N I K F Ü R A N Ä S T H E S I O L O G I E U N D O P E R A T I V E I N T E N S I V M E D I Z I N

Intensivmedizinisches Peer Review - Verfahrensablauf Zeit: Bereich Themen/Schwerpunkte Ansprechpartner (wird durch die Klinik ausgefüllt) Wochen vor dem Peer Review Review-Tag 9:00-12:00 Vorbereitungen 1. Information 2. Self-Assessment Dialog 3. Begrüßung, Vorstellung 4. Gespräch mit ärztlicher und pflegerischer Leitung der ICU, 5. Fragebogen gemeinsam durchgehen 12:00-13:00 Pause 13:00-15:00 Begehung ITS Kurvenviste von Patienten die länger als 3 Tage auf der ITS liegen 6. Begehung der Station mit Arzt und Pflege 7. Gespräch mit Mitarbeitern, Planungen usw. 15:00-16:00 Beratung 8. Abschlussgespräch der Reviewer intern: Vorbereitung SWOT Analyse 16:00-17:00 Dialog 9. Abschlussgespräch ca. 14. Tage später 10. Konsentierter Peer Review Bericht geht an Chefarzt C C C CHARITÉ CAMPUS VIRCHOW-KLINIKUM und CAMPUS Charité MITTE K L I N I K F Ü R A N Ä S T H E S I O L O G I E U N D O P E R A T I V E I N T E N S I V M E D I Z I N

Fazit aus Feedbacks Peer Review ist ein entwicklungsorientiertes Evaluationsverfahren, welches einen Erfahrungsaustausch von Einrichtungen und ein professionelles Verständnis von Qualität bottom up fördert Hohe Zufriedenheit bei den Teilnehmern Lerneffekt für beide Seiten 27. September 2012 Gelebte Qualitätssicherung Sich vernetzen! KULTURWANDEL IM GESUNDHEITSWESEN

Peer Review schließt die Lücke zwischen Check und Act - im Peer Review 27. September 2012 BQS, Zertifikat Benchmarking

Anwendungsmöglichkeiten in der Qualitätsförderung stationär ambulant sektorenübergreifend fachdiszplinär Fachdisziplinen übergreifend Berufsgruppen übergreifend 30. November 2012

30. November 2012 Bundesärztekammer

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Kontakt: ines.chop@baek.de Curriculum Ärztliches Peer Review www.baek.de