5. Bildung und Humankapital



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Transkript:

5. Bildung und Humankapital Kinder sind die Träger der Gesellschaft von morgen. Das Wissen, das sie heute vermittelt bekommen, bestimmt, wie wir morgen leben werden. Der Schwerpunkt der Bildungspolitik liegt daher zu recht auf der Wissensakkumulation junger Menschen. Eine älter werdende Gesellschaft muss sich jedoch zunehmend auch der laufenden Entwicklung der Kenntnisse Älterer widmen. Noch konzentriert sich die Weiterbildung in Deutschland auf die unter 50-Jährigen. Eine steigende Lebenserwartung verlangt aber nach lebenslangem Lernen, damit die Menschen berufliche und private Perspektiven bis ins hohe Alter verwirklichen können. Ältere und Jüngere werden dabei zum Teil unterschiedliche Aspekte des Humankapitals verkörpern. Erfahrungen bei Älteren und die Vertrautheit mit neuen Technologien bei Jüngeren können gerade in der Kombination zu den besten Ergebnissen führen. In Deutschland wird für die vergangenen 45 Jahre ein Bildungsanstieg beobachtet. Seit 1960 hat sich die Zahl der Realschulabschlüsse verdreifacht und die Zahl der Abiturienten versechsfacht, während sich gleichzeitig die Zahl derjenigen ohne Abschluss bzw. mit Hauptschulabschluss halbierte. Bei den Hochschulabsolventen je 1.000 Einwohner ist eine Verdreifachung zwischen 1960 und 1995 zu beobachten. Danach sinkt diese Zahl, demografisch bedingt, leicht. Im internationalen Vergleich jedoch ist die Quantität und vielleicht auch Qualität der Bildung in Deutschland eher Mittelmaß. Dabei ist ein breiter Zugang zur Bildung gerade vor dem Hintergrund sinkender Geburtenziffern und der Existenz von Bildungsdynastien unabdinglich. Bildungsdynastien entstehen, wenn die Bildung der Eltern das Ausmaß der Bildung der Kinder bestimmt. Frauen und Paare mit höherer Bildung bleiben in West- aber nicht in Ostdeutschland besonders lange oder häufig kinderlos. Durch einen Aus- und Umbau des Bildungssystems in Deutschland kann versucht werden, den bisher schwachen Zugang von Kindern aus bildungsfernen Schichten zu höherer Bildung zu verbessern. 52

5.1 Schulabschlüsse in Deutschland: Deutlicher Aufwärtstrend Gemessen an der Art der Schulabschlüsse steigt der Bildungsstand in Deutschland seit 45 Jahren an. Gleichzeitig zogen die Frauen bei Abitur und Hochschulabschluss mit den Männern gleich. Anteil weiblicher Anteil der Schulabschlüsse an allen Schulabgängern (in %) Absolventen (in %) Jahr 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2002 ohne 17,2 16,8 17,3 12,0 10,2 8,3 8,6 8,5 9,6 9,0 Abgänger mit Hauptschulabschluss 53,4 52,9 43,0 36,3 36,6 37,1 32,0 26,3 26,4 25,0 Abgänger mit Realschulabschluss oder entsprechendem Abschluss 15,1 16,8 24,9 34,4 39,2 44,3 44,0 44,9 48,5 48,5 Insgesamt Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung; Statistisches Bundesamt; Europarat; eigene Berechnungen 6,1 7,5 11,3 20,2 21,7 28,5 33,5 35,9 36,6 38,4 Abgänger mit Hochschulreife Allgemeine Hochschulreife 6,1 7,5 10,7 14,6 16,5 22,0 24,4 27,4 27,1 26,9 - - 0,5 5,6 5,2 6,5 9,1 8,5 9,5 11,5 Anteil der Abiturientinnen - 36,5 39,4 39,9 45,4 47,4 46,3 51,1 53,6 53,1 Anteil der Akademikerinnen 28,6 33,8 34,2 32,0 34,1 37,2 36,7 40,9 45,0 47,2 Fachhochschulreife Hochschulabsolventen pro Jahr und 1 Mio. Einwohner 860 1.116 1.424 1.898 2.009 2.407 2.628 2.895 2.609 2.529 53

5.2 Berufliche Bildung: Mehr Hochschulabsolventen, weniger Gesellen und Meister Der Anteil der Hochschulabsolventen ist 2001 verglichen mit 1991 in allen Altersklassen gestiegen. Dies zeigt sich auch in der hohen Zahl an 20- bis 30-Jährigen ohne Abschluss: sie befinden sich noch im Studium. Berufliche Bildungsverteilung in Deutschland, 1991 und 2001 (in %) Alter 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65+ Insgesamt ohne Abschluss berufliches Praktikum/ Lehr-/Anlernausbildung Meister-/Technikerausbildung, inkl. Fachschulabschluss DDR (Fach-) Hochschulabschluss 1991 2001 1991 2001 1991 2001 1991 2001 28,8 16,5 13,5 13,4 16,7 17,6 23,6 30,7 34,0 44,2 29,0 50,5 22,9 14,3 13,9 13,7 14,1 16,4 18,1 24,2 37,1 29,2 65,5 65,8 61,6 59,6 61,4 58,0 56,1 52,0 50,2 44,9 54,1 45,6 59,1 59,9 59,6 59,8 59,7 59,0 58,6 56,9 49,8 52,0 4,2 8,5 10,9 11,6 7,3 11,8 11,0 9,8 8,9 6,2 8,2 2,1 6,9 9,7 11,0 11,3 10,5 10,3 10,7 9,6 7,0 8,1 1,5 9,2 14,1 15,4 14,5 12,6 9,4 7,5 7,0 4,7 8,7 1,7 11,1 16,1 15,6 15,2 15,7 14,4 12,7 9,4 6,1 10,7 Quelle: Statistisches Bundesamt 54

5.3 Berufliche Weiterbildung: Teilnahme steigend Dabei gilt: je höher der Bildungsabschluss, desto verbreiteter die Teilnahme. Nur Personen ohne Berufsausbildung bleiben von Weiterbildungsmaßnahmen nahezu ausgeschlossen. Die Beteiligung über 50-Jähriger bleibt relativ gering. Merkmalsgruppe nach Alter 19-34 35-49 50-64 nach Schulbildung niedrig mittel Abitur nach beruflicher Bildung keine Berufsausbildung Lehre/Berufsfachschule Meister/andere Fachschule Hochschulabschluss Insgesamt Teilnahme an beruflicher Weiterbildung in Deutschland (Anteil in % der Merkmalsgruppe) Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000 16 9 4 7 12 18 4 10 20 24 10 15 15 4 8 16 21 2 11 19 36 12 14 14 6 7 17 19 1 12 24 27 12 23 20 8 12 22 28 5 16 32 34 18 25 24 11 12 26 34 7 18 34 39 21 27 29 14 14 30 34 5 21 36 43 24 33 36 20 19 37 41 9 28 42 48 30 31 36 18 18 33 39 9 27 42 43 29 55

5.4 Schulbildung in Deutschland: Ergebnisse im OECD-Vergleich mittelmäßig In der Bildungsstudie PISA 2003 erzielten Deutschlands Schüler nur durchschnittliche Leistungen. Die beste Schulbildung gibt es in Finnland. Gemessen wurde auf einer nach oben hin offenen Skala. 1) 550 Mathematik 500 Lesekompetenz Naturwissenschaftliche Grundbildung PISA 2003: Nationale Durchschnittswerte 450 400 350 Türkei Italien USA Polen Deutschland Schweden Frankreich Japan Finnland 1) Der OECD-Durchschnitt beträgt 500 Punkte, zwei Drittel der Leistungen liegen zwischen 400 und 600 Punkten. Quelle: OECD 56

5.5 Große Abhängigkeit der Schulleistungen von der Bildung der Eltern Der PISA 2003-Ländervergleich zeigt am Beispiel der Mathematik, dass die Leistungen türkischer und deutscher Schüler besonders stark von der Bildung der Eltern abhängen. Je höher die Bildung der Eltern ist, desto besser sind die Leistungen der Kinder in der Schule. Erreichte PISA-Punktezahl, wenn die Mutter einen Sekundärstufe II-Abschluss hat Türkei 80 Abweichung des PISA-Ergebnisses bei höherem oder niedrigerem Bildungsabschluss der Mutter als Sekundärstufe II USA 60 Italien 40 Polen 20 Schweden Frankreich Japan Deutschland Finnland Quelle: OECD 450 475 500 525 550 0-20 -40-60 -80 Türkei Deutschland USA Schweden Italien Polen Frankreich Japan Finnland 57

5.6 Bildungsdynastien: Zugang zu akademischer Bildung nach sozialer Herkunft In Deutschland hängt der Zugang zu akademischer Bildung immer stärker von der sozialen Herkunft ab. Während im Jahr 2000 von hundert Kindern hoher sozialer Herkunft 81 ein Studium begannen, waren es bei Kindern niedriger sozialer Herkunft nur elf. Studierendenanteil 2) nach berufl. Stellung des Vaters 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1985 1990 Beamter Selbständiger 1995 Angestellter Arbeiter 2000 Von 100 Kindern mit niedriger sozialer Herkunft besuchen... 36 die gymnasiale Oberstufe und... 11 eine Hochschule. Bildungstrichter 1), 2000 soziale Herkunft niedrig hoch Von 100 Kindern mit hoher sozialer Herkunft besuchen... 85 die gymnasiale Oberstufe und... 81 eine Hochschule. 1) Herkunftsgruppen werden in Abhängigkeit der beruflichen Stellung und des Bildungshintergrunds der Eltern definiert. 2) Anteil der Kinder einer Herkunftsgruppe, die studieren; nur Westdeutschland. Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung; 16. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks 58

5.7 Mangelnde Integration von Zuwanderern in Deutschland Der Unterschied zwischen den Schulleistungen von Zuwanderern und deren Kindern sowie Einheimischen ist in Europa stark ausgeprägt. Bei Deutschland fällt besonders die mangelnde Integration der 1. Generation auf. 1) 550 PISA 2003: Mathematikleistungen der Zuwanderer 1. Generation Einheimischen 500 450 400 350 Belgien Schweden Schweiz Frankreich Deutschland Österreich USA Kanada 1) Zuwanderer: Schüler und Eltern sind im Herkunftsland geboren; 1. Generation: Schüler sind im Einwanderungsland geboren, Eltern im Herkunftsland. Quelle: OECD 59

5.8 Hochschulausbildung: Ausgeprägter Nachholbedarf in Deutschland Während in Deutschland nur knapp ein Drittel der Schüler die (Fach-) Hochschulreife erwirbt, ist der Anteil in anderen Ländern mehr als doppelt so hoch. Auch der Anteil der Hochschulabsolventen ist bei uns vergleichsweise gering. 80% 60% 40% 20% Anteil der Schüler mit (Fach-) Hochschulreife im typischen Alter ihres Erwerbs, 2002 Deutschland Frankreich Japan Italien Polen Schweden USA Finnland Bildungsverteilung nach höchstem Abschluss der 25- bis 64-Jährigen, 2002 1) niedrige Bildung mittlere Bildung hohe Bildung 0% 0% 20% 40% 60% 80% 100% 1) Die hier verwendeten Begriffe (1) niedrige, (2) mittlere und (3) hohe Bildung entsprechen in Deutschland in etwa (1) (noch) keinem Abschluss bzw. einem Haupt- oder Realschulabschluss, (2) dem Abitur Quelle: OECD bzw. einer beruflichen Ausbildung sowie (3) einem Hochschulabschluss. Türkei Italien Polen Deutschland Frankreich Großbritannien Schweden Finnland Japan USA 60

5.9 Hohe Kinderlosigkeit: Ein westdeutsches Phänomen In Westdeutschland ist der Anteil kinderloser unter 40-jähriger Frauen generell hoch und nimmt mit der Bildung stark zu. Für Ost und West gilt, dass der Anteil der Frauen mit drei und mehr Kindern mit steigender Bildung der Frau sinkt. 40% Im Haushalt lebende Kinderzahl von 35- bis 39-jährigen Frauen nach Bildungsstand, 2001 Westdeutschland ohne Kinder ein Kind zwei Kinder drei oder mehr Kinder 40% Ostdeutschland 30% 30% 20% 20% 10% 10% 0% ohne Berufsabschluss Anlern-, Lehr- o. gleichwertige Ausbildung, berufl. Praktikum Meister/Techniker, gleichwertiger Abschluss, Fachschule der DDR (Fach-) Hochschulabschluss 0% ohne Berufsabschluss Anlern-, Lehr- o. gleichwertige Ausbildung, berufl. Praktikum Meister/Techniker, gleichwertiger Abschluss, Fachschule der DDR (Fach-) Hochschulabschluss Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 61

5.10 "Geburtenstreik" im Westen Deutschlands: Hohe Bildung, keine oder späte Kinder Frauen in Westdeutschland scheinen sich bis zum Alter von 37-38 Jahren zunehmend für Bildung oder Kinder zu entscheiden. Das betrifft bei den jüngeren Jahrgängen vor allem Hochschulabsolventinnen. Die noch verbleibende reproduktive Lebensspanne ist dann gering. Anteil kinderloser 37- bis 38-jähriger westdeutscher Frauen nach Bildungsstand 1) 45% 40% 35% Hauptschule mit abgeschlossener Berufsausbildung Mittlere Reife mit abgeschlossener Berufsausbildung Abitur mit abgeschlossener Berufsausbildung Fachhochschulabschluss Hochschulabschluss 30% 25% 20% 15% 1951-1952 1953-1954 1955-1956 1957-1958 1959-1960 1961-1962 Quelle: Dümmler und Wirth (2004) Geburtsjahrgänge 1) Berücksichtigt werden nur Kinder, die im Haushalt leben. 62

5.11 Zu klug für die Ehe? Der Anteil Lediger an den 37- bis 38-jährigen westdeutschen Frauen hat sich innerhalb von zehn Jahren verdoppelt. Dabei zeigt sich, dass der Anteil der Ledigen mit dem Bildungsniveau steigt. Anteil Lediger an den 37- bis 38-jährigen westdeutschen Frauen nach Bildungsstand 30% 25% 20% Hauptschule mit abgeschlossener Berufsausbildung Mittlere Reife mit abgeschlossener Berufsausbildung Abitur mit abgeschlossener Berufsausbildung Fachhochschulabschluss Hochschulabschluss 15% 10% 5% 0% 1951-1952 Quelle: Dümmler und Wirth (2004) 1953-1954 1955-1956 1957-1958 Geburtsjahrgänge 1959-1960 1961-1962 63