Produktdesign und Semi Statische Absicherung von Turbo Zertifikaten. Überblick

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Transkript:

Produktdesign und Semi Statische Absicherung von Turbo Zertifikaten Dr. Antje Mahayni Michael Suchanecki 29. August 2005 Überblick Turbo Zertifikate in Long und Short Versionen sind eines der beliebtesten und umsatzstärksten strukturierten Produkte für Privatanleger am deutschen Markt. Hierbei handelt es sich um Barrier Optionen in Form von Up and Out Puts und Down and Out Calls, die sich hinsichtlich des Basispreises, der Schranke und der Rückvergütung unterscheiden. Das Produktdesign dieser Zertifikate lässt sich anhand von leicht replizierbaren oberen und unteren Preisschranken erklären. Mit Hilfe der Put Call Symmetrie können diejenigen Zertifikattypen bestimmt werden, die eine semi statische Absicherung in Standard Optionen bzw. Forward Verträgen erlauben. Im Gegensatz zu der in der Praxis gängigen Preisstellung kann eine Absicherung der Zahlungsverpflichtungen im Allgemeinen nicht unabhängig von der Volatilität erfolgen. JEL: G10, G13, G21 Für wertvolle Hinweise zu unserem Beitrag danken wir Prof. Dr. Klaus Sandmann, Prof. Dr. Dieter Sondermann, Dipl. Math. oec. Sven Balder, Dipl. Volksw. An Chen und den beiden anonymen Gutachtern. Dr. Antje Mahayni ist wissenschaftliche Assistentin in der Betriebswirtschaftlichen Abteilung III am Institut für Gesellschafts und Wirtschaftswissenschaften der Universität Bonn, e mail: antje.mahayni@uni bonn.de Dipl. Volksw. Michael Suchanecki M.A. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Statistischen Abteilung am Institut für Gesellschafts und Wirtschaftswissenschaften der Universität Bonn, e mail: michael.suchanecki@uni bonn.de

PRODUKTDESIGN UND SEMI STATISCHE ABSICHERUNG VON TURBO ZERTIFIKATEN Zusammenfassung. Turbo Zertifikate gehören derzeit zu den beliebtesten strukturierten Produkten für Privatanleger. Sie lassen sich als Spezialformen von Barrier Optionen auffassen. In Bezug auf das Produktdesign ist das Verhältnis von Kursschranke und Basispreis von Bedeutung. Unter Ausnutzung der Put Call Symmetrie wird gezeigt, dass eine geeignete Wahl der Ausstattungsmerkmale dem Emittenten eine semi statische Überabsicherung in Standard Optionen ermöglicht, die bezüglich einer ganzen Modellklasse gültig ist. Im Gegensatz zu der in der Praxis gängigen Preisstellung kann eine Absicherung der Zahlungsverpflichtungen im Allgemeinen nicht unabhängig von der Volatilität erfolgen. A. Einleitung Strukturierte Produkte werden dem Privatanleger mit dem Argument verkauft, dass sie Auszahlungsprofile ermöglichen, die durch Standardprodukte nicht erreichbar sind. Beispielsweise werden Turbo Zertifikate 1 und Mini Futures in den Verkaufsprospekten der Emittenten mit einem im Vergleich zur Direktinvestition und im Vergleich zu Standard Optionen hohen Hebel beworben. Es lässt sich jedoch beobachten, dass eine Vielzahl der emittierten strukturierten Zertifikate durch statische bzw. semi statische Portfoliostrategien in Standardprodukten duplizierbar ist. Die zugrundeliegenden Investitionsstrategien können von den Herausgebern der Zertifikate genutzt werden, sind jedoch für Privatanleger aufgrund der benötigten Volumina in den Standardprodukten sowie den sich hieraus ergebenden Sicherheitsleistungen (z.b. für Futures Kontrakte) nicht durchführbar. Will der Privatanleger das Auszahlungsprofil des strukturierten Produktes erwerben, so muss er dafür zumeist einen überhöhten Preis zahlen, der sich nicht rechtfertigen lassen würde, wären die Duplikationsstrategien für alle Marktteilnehmer gleichermaßen zugänglich. Auf der anderen 1

Seite bieten sich für die Emittenten der Zertifikate risikolose Gewinne, falls sie einen Preis für ihre Produkte erzielen, der die Investition in die Absicherung übersteigt. Hiermit lässt sich leicht das große Angebot an Turbo Zertifikaten erklären, das seit erstmaliger Herausgabe der Zertifikate im Jahre 2001 immer weiter angestiegen ist. Im Jahr 2004 variierte die Anzahl der an der EUWAX handelbaren Knock Out Produkte zwischen 3.278 (März 2004) und 6.012 (November 2004). Die vier größten Emittenten im Bereich der Knock Out Produkte an der EUWAX sind, gemessen am Umsatz in 2004, die ABN AMRO mit einem geschätzten Marktanteil von 30,65%, die Deutsche Bank (26,07%), die Citigroup (15,07%) und die Commerzbank (11,06%). Bei den Neueinführungen im Bereich der Knock Out Produkte an der EUWAX war im Jahr 2004 die HSBC Trinkaus & Burkhardt mit 4.835 Neueinführungen vor der Deutschen Bank mit 3.757 vertreten. Insgesamt gab es in 2004 an der EUWAX 17.754 neue Knock Out Produkte. Auf das Jahr 2004 gerechnet kann der Gesamtumsatz an Knock Out Produkten an der EUWAX auf etwa 5,1 Milliarden Euro geschätzt werden. Nach den überaus erfolgreichen Vorjahren stellt dies eine Stagnation auf hohem Niveau dar. Die Knock Out Produkte sind nach wie vor das umsatzstärkste Teilsegment an der EUWAX. 2 2 Die in dieser Arbeit betrachteten Knock Out Zertifikate stellen Barrier Versionen von Standard Optionen dar, deren Underlying ein Index, eine Währung, eine Aktie oder auch ein Rohstoff sein kann. Im Folgenden wird zur Vereinfachung angenommen, dass es sich bei dem zugrundeliegenden Wertpapier um einen Index, z.b. den

DAX (Performance Index), handelt. Turbo Short Zertifikate ergeben die Auszahlung einer Put Option, falls der Index während der Laufzeit eine obere Kursschranke nicht berührt oder überschreitet. Turbo Long Zertifikate ergeben die Auszahlung einer Call Option, falls eine untere Kursschranke während der Laufzeit nicht berührt oder unterschritten wird. Die Grundidee bei der Herausgabe dieser Zertifikate kann wie folgt skizziert werden. Im Gegensatz zu einer Standard Option, deren Auszahlung alleine auf dem Schlusskurs des Underlyings basiert, wird eine Auszahlung gemäß der Option nur dann gewährt, falls eine vorgegebene Kursschranke während der Laufzeit des Produktes nicht berührt wird. Insbesondere bedeutet dies, dass das betrachtete Produkt im Vergleich zur herkömmlichen Option preiswerter wird, da höchstens die Auszahlung der Option erzielt werden kann. Dementsprechend benötigt das Knock Out Zertifikat einen geringeren Kapitaleinsatz als die entsprechende Standard Option. Diese Eigenschaft wird mit den Worten beworben: bereits mit kleinem Kapitaleinsatz können überproportionale Gewinne erzielt werden. Des Weiteren wird ein geringerer Kapitaleinsatz, der die gleichen Gewinne ermöglicht, mit einem höheren Hebel assoziiert, auch wenn diese Gewinne in weniger Fällen eintreten als in dem Vergleichsprodukt. 3 Bei der Absicherung von Barrier Optionen kann eine Vielzahl von Problemen auftreten. Diese lassen sich jedoch durch eine spezielle Wahl der Rückvergütung und/oder des Verhältnisses von Kursschranke und Basispreis weitgehend vermeiden. Aus der Perspektive des Herausgebers der Zertifikate ist eine obere Preisgrenze der Produkte interessant. Existiert eine selbstfinanzierende oder überfinanzierende Portfoliostrategie, welche die Auszahlung des Zertifikates dupliziert oder dominiert, so impliziert

die Anfangsinvestition in diese Überabsicherungsstrategie (Superhedge) eine obere Preisschranke. Angenommen, es ist dem Herausgeber möglich, das Zertifikat zu einem Preis entsprechend der Anfangsinvestition in diese Strategie zu verkaufen, so kann er einen risikolosen Gewinn erzielen. Von Interesse ist das Design eines Zertifikates, dessen obere Preisschranke sich einfach nachbilden lässt. Dies kann durch eine Portfoliostrategie realisiert werden, die aus gehandelten Wertpapieren besteht und weitestgehend unabhängig von den Annahmen über die zukünftige Entwicklung des Indexpreises ist. Letzteres ist bei einem statischen Hedge gewährleistet, da dieser kein Modellrisiko beinhaltet. Ein statischer Hedge besitzt zudem den Vorteil, dass die in der Realität anfallenden Transaktionskosten im Vergleich zu einer dynamischen Portfolioanpassung geringer sind, zumindest falls der Hedge aus einer endlichen Anzahl von Hedge Instrumenten besteht. Im Rahmen von Barrier Optionen besitzen semi statische Absicherungsstrategien eine besondere Bedeutung. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sie zumindest eine Umschichtung des Portfolios vorsehen, falls die Kursschranke während der Laufzeit des Zertifikates berührt wird. Die hier betrachteten Knock Out Zertifikate beenden den Vertrag bei Berühren der Schranke, so dass der Hedge als statisch angesehen werden kann, wobei jedoch der Zeitpunkt, zu dem der Hedge aufgelöst werden muss, unbekannt ist. 4 Eine Erörterung von Turbo Zertifikaten erfolgte bereits in den Arbeiten von Fischer, Greistorfer und Sommersguter Reichmann (2002, 2003), Baule, Scholz und Wilkens (2004) und Scholz, Baule und Wilkens (2005). Fischer, Greistorfer und Sommersguter Reichmann (2002) behandeln die optionspreistheoretische Bewertung von Turbo Long Zertifikaten und analysieren neben den üblichen Sensitivitäten auch

den Hebel der Zertifikate. In ihrem Folgeartikel werden diese Analysen für Turbo Short Zertifikate durchgeführt. In Baule, Scholz und Wilkens (2004) wird erstmals ein Zusammenhang der obigen Zertifikate mit Forward Positionen aufgezeigt. Es werden sowohl normale Short Zertifikate und Turbo Short Zertifikate (Knock Out Short Zertifikate) ohne Rückvergütung betrachtet, deren Barrier dem Basispreis entspricht, als auch Turbo Short Zertifikate mit Rückvergütung in Höhe eines konstanten (inneren) Wertes. In Scholz, Baule und Wilkens (2005) wird die von den Emittenten kommunizierte Preisstellung und die Absicherung von Turbo Zertifikaten in Long und Short Versionen mit endlicher Laufzeit und einer speziellen Rückvergütung ausführlich diskutiert. 5 Ziel dieser Arbeit ist eine Analyse der allgemeinen Struktur von Turbo Zertifikaten in ihren entsprechenden Long und Short Versionen mit Hinblick auf das Produktdesign und den damit verbundenen Absicherungsstrategien. Eine Darstellung der Turbo Zertifikate durch Barrier Optionen liefert eine allgemeinere Produktklasse und umfasst nicht nur bereits emittierte Produkte, sondern eröffnet auch Möglichkeiten für Produktinnovationen. Unser Hauptanliegen ist eine Erörterung der Frage wie, wann und warum eine geeignete Wahl der Ausstattungsmerkmale Basispreis, Kursschranke und Rückvergütung den Herausgebern der Zertifikate eine semi statische, für eine Klasse von Modellen gültige Überabsicherung ermöglicht. 3 Hinsichtlich einer robusten Absicherung von Barrier Optionen besitzt die sogenannte Put Call Symmetrie eine besondere Bedeutung. Dies wurde bereits in Carr, Ellis und Gupta (1998) erkannt. 4 Mit Hilfe dieser Symmetrie werden obere und untere Preisschranken bestehend aus Standard Optionen für Long und Short Zertifikate gewonnen, die für eine

Klasse von Modellen gültig sind. Zudem wird im Rahmen einer Portfoliobetrachtung erörtert, ob eine gemeinsame Betrachtung von Long und Short Positionen einen Effekt auf die modellfreie Absicherung besitzt. 6 Die Arbeit gliedert sich wie folgt. Im nächsten Abschnitt wird die allgemeine Auszahlungsstruktur der relevanten Barrier Versionen analysiert. Die Relevanz der Ausstattungsmerkmale für die Absicherung der Verträge wird anhand von Beispielen motiviert. Abschnitt C gibt einen Überblick über die Absicherungsproblematiken von Barrier Optionen und diskutiert deren Bedeutung für das Produktdesign von Turbo Zertifikaten. In Abschnitt D wird im Rahmen des Modells von Black und Scholes (1973) eine verallgemeinerte Put Call Symmetrie hergeleitet. Diese wird dazu benutzt, um semi statische Sub und Superhedging Strategien für Knock Out Zertifikate in Standard Optionen anzugeben. Insbesondere zeigt sich an dieser Stelle, dass eine Forward Position geeignet ist, um eine Überabsicherung für ein Turbo Long Zertifikat zu erzielen. Dementsprechend liefert ein Terminvertrag lediglich eine Unterabsicherung für ein Short Zertifikat. Vor abschließenden Bemerkungen werden die gewonnenen Ergebnisse in Abschnitt E anhand von Marktdaten illustriert. B. Auszahlung von Turbo Zertifikaten Turbo Zertifikate werden als Long und Short Versionen gehandelt. Diese lassen sich als exotische Optionen interpretieren, deren Auszahlung nicht alleine auf dem Schlusskurs des zugrundeliegenden Indexes basiert, sondern an zusätzliche Bedingungen an den Kursverlauf gebunden ist. Von Bedeutung sind hierbei insbesondere

die Barrier Versionen in Form von Up and Out Put und Down and Out Call Optionen. 5 Turbo Short Zertifikate ergeben die Auszahlung einer Put Option, falls der Index während der Laufzeit eine obere Kursschranke nicht berührt oder überschreitet. Turbo Long Zertifikate ergeben die Auszahlung einer Call Option, falls eine untere Kursschranke während der Laufzeit nicht berührt oder unterschritten wird. Zudem besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass bei Berühren der Kursschranke eine Rückvergütung gezahlt wird. Bezeichnet 6 7 T den Fälligkeitszeitpunkt des Zertifikates, t einen beliebigen Zeitpunkt zwischen 0 und T, S t den Indexkurs zum Zeitpunkt t, K den Basispreis, L(t) eine deterministische Kursschranke (abhängig von der Restlaufzeit T t), τ den Zeitpunkt, an dem die Kursschranke berührt wird, R(t) eine zeitabhängige Rückvergütung, r die annualisierte konforme Zinsrate, so findet in Abhängigkeit der Kursentwicklung des Indexes entweder eine Auszahlung zum Zeitpunkt T in Höhe der Auszahlung der Option oder zum Zeitpunkt τ eine Auszahlung in Höhe der Rückvergütung statt. Inbesondere lassen sich die Zertifikate hinsichtlich der folgenden Punkte unterscheiden: (a) begrenzte/ unbegrenzte Laufzeit, (b) Call/Put (Long/Short Zertifikat), (c) Verhältnis von Basispreis und Kursschranke (reguläre/reverse Barrier Version), (d) Wahl der Rückvergütung. Wir beschränken uns hier auf Zertifikate mit endlicher Laufzeit. Benutzt man den Marktzins r, so kann zur Vergleichbarkeit der Auszahlungen die Auszahlung der Zertifikate zum Zeitpunkt τ auf den Zeitpunkt T aufgezinst werden. Demzufolge kann

beispielsweise ein Short Zertifikat durch ein Produkt beschrieben werden, dessen Auszahlung sich zum Zeitpunkt T formal wie folgt darstellen lässt. 8 max {K S T, 0} Auszahlung = r(t τ) R(τ)e falls falls S t < L(t) für alle t [0,T] S t L(t) für mindestens ein t [0,T]. Im Folgenden wird diese Auszahlungsfunktion für einige am Markt beobachtbare Ausstattungsmerkmale betrachtet. Die Beispiele sollen ein intuitives Verständnis dafür liefern, wie sich durch eine geschickte Wahl der Ausstattungsmerkmale einige der von Barrier Optionen implizierten Absicherungsproblematiken vermeiden lassen. Spezialfall 1 illustriert den Zusammenhang eines einfachen Zertifikates mit einem Knock Out Zertifikat, Spezialfall 2 entspricht der gängigen Praxis, dass der Basispreis und die Kursschranke übereinstimmend gewählt werden und Spezialfall 3 bezieht eine Rückvergütung mit in die Analyse ein. Während die Fälle 1 und 2 einen reinen Motivationscharakter besitzen, ergibt Fall 3 eine für das Produktdesign wesentliche Erkenntnis über die Wahl der Rückvergütung. Spezialfall 1a (Standard Option): Als Spezialfall ergibt sich für L(t) = L mit L gerade die Auszahlung einer Europäischen Put Option auf den Index mit Fälligkeit T und Basispreis K. Spezialfall 2a (Barrier Option): Praxisrelevanter und interessanter ist die Wahl L(t) = K, d.h., die Kursschranke L ist konstant und entspricht gerade dem Basispreis der zugrundeliegenden Put Option, in Kombination mit R(t) = 0, d.h., das Zertifikat

wird bei Berühren der Barrier wertlos. Für die obige Auszahlung folgt somit Auszahlung = = max {K S T, 0} falls S t < K für alle t [0,T] 0 falls S t K für mindestens ein t [0,T] K S T falls S t < K für alle t [0,T] 0 falls S t K für mindestens ein t [0,T] K S T falls S t < Ke r(t t) für alle t [0,T] 0 falls S t Ke r(t t) für mindestens ein t [0,T]. 9 Es ist zu beachten, dass durch die Wahl von K = L der Maximumoperator wegdefiniert wird. Dies verdeutlicht den Übergang von einer Option zu einem Forwardgeschäft. Bei einem Up and Out Put findet ein Knock Out bei Berühren der Kursschranke statt. Eine Reduktion der Kursschranke führt zu einem Knock Out bei Erreichen eines geringeren Niveaus, so dass sich eine untere Preisschranke für das betrachtete Short Zertifikat aus dem Preis eines Up and Out Puts mit zeitabhängiger Barrier L t = Ke r(t t) K ergibt, vgl. Baule, Scholz und Wilkens (2004), S. 325. Diese kann durch eine Short Position in einem Forward Vertrag mit Lieferpreis K semi statisch abgesichert werden, d.h., die Position wird höchstens einmal während der Laufzeit umgeschichtet. Insbesondere erfolgt eine Auflösung der Position bei Berühren der Barrier. Hierbei wird unterstellt, dass die Preispfade stetig sind und Handel zum Zeitpunkt der Barrier Berührung möglich ist. Der Wert des Forward Vertrages ist bei Berühren der Barrier null, so dass in diesem Fall die Auszahlung des Barrier Puts dupliziert wird. Falls die Schranke nicht berührt wird, wird die Position im Forward bis zur Fälligkeit beibehalten, d.h., es ergibt sich die Auszahlung K S T. Es ist jedoch zu beachten, dass eine Unterabsicherung bezüglich des betrachteten Short Zertifikates für den Herausgeber des Zertifikates nicht von Interesse ist. Im

Verlaufe dieser Arbeit wird allerdings gezeigt, dass ein einfacher Hedge in Standard Optionen sowohl für den oben betrachteten Fall (L = K) als auch für den allgemeineren Fall einer regulären Barrier Put Option (L K) eine Überabsicherung erlaubt. 10 Spezialfall 3 illustriert nun, dass sich durch eine geeignete Rückvergütung die Auszahlung sogar exakt durch eine Forwardposition nachbilden lässt. Spezialfall 3a (Barrier Option mit Rückvergütung): Eine perfekte semi statische Absicherung in einer Forward Position wird ermöglicht, falls ein Turbo Short Zertifikat mit L(t) = L Ke rt in Kombination mit R(t) = Ke r(t t) L betrachtet wird. Die Auszahlung = = max {K S T, 0} falls S t < L für alle t [0,T] ( ) Ke r(t τ) S τ e r(t τ) falls S t L für mindestens ein t [0,T] K S T r(t τ) K S τ e falls falls S t < L für alle t [0,T] S t L für mindestens ein t [0,T] kann ebenso durch den Eingang eines Terminvertrages mit Lieferpreis K erzeugt werden, falls diese Position zum Zeitpunkt τ aufgelöst wird. Es ist somit zu beachten, dass unter dem Oberbegriff Turbo Zertifikate auch teilweise Produkte subsummiert werden, die nicht die wesentlichen Charakteristika einer Barrier Option aufweisen. Durch eine Wahl der Rückvergütung wie in Spezialfall 3a wird insbesondere eine Abhängigkeit von der Aktienkursvolatilität ausgeschlossen. Da sich die Auszahlung des Vertrages ausschließlich durch eine Position in einem Termingeschäft erzeugen lässt, erweist sich die in der Praxis übliche Bezeichnung Mini Future als treffender. Spezialfall 3a charakterisiert die Grundidee des Produktdesigns von Mini Futures. In der Praxis wird ausgenutzt, dass der Handel in börsengehandelten Futures Kontrakten zwar für die Herausgeber der Zertifikate, aufgrund von Sicherheitsleistungen nicht aber für den Privatanleger, möglich ist. In Scholz,

Baule und Wilkens (2005) wird ausführlich dargestellt, dass es sich bei der Preisstellung der am Markt gehandelten Produkte um einen Forward Preis zuzüglich eines zeitabhängigen, in der Restlaufzeit fallenden Aufschlags handelt. Demzufolge stellt der Mini Future zwar prinzipiell einen Forward Vertrag dar, allerdings wird dieser zu unfairen Konditionen angeboten. 7 11 Analog kann nun ein (Turbo ) Long Zertifikat durch ein Produkt beschrieben werden, dessen Auszahlung sich zum Zeitpunkt T formal wie folgt darstellen lässt. max {S T K, 0} Auszahlung = r(t τ) R(τ)e falls falls S t > L(t) für alle t [0,T] S t L(t) für mindestens ein t [0,T]. Als Spezialfall 1b ergibt sich für L(t) = L = 0 die Auszahlung einer Europäischen Call Option auf den Index mit Fälligkeit T und Basispreis K. Die Wahl von L(t) = K in Kombination mit R(t) = 0 führt zu Spezialfall 2b. Hierbei resultiert eine obere Preisschranke für das Turbo Long Zertifikat aus dem Preis einer Down and Out Call Option mit zeitabhängiger Barrier L t = Ke r(t t) K bzw. einer Long Position in einem Forward Vertrag. 8 Ebenso kann ein Spezialfall 3b analog zu Spezialfall 3a dargestellt werden. Zum Abschluss dieses Abschnitts soll auch die Portfolioabsicherung anhand des Auszahlungsprofiles motiviert werden. Lediglich der (unrealistische) Fall r = 0 besitzt eine leicht nachvollziehbare Interpretation. Es wird ein Portfolio betrachtet, das aus jeweils einem Turbo Short und einem Turbo Long Zertifikat besteht. K C (K P ) bezeichnet den Basispreis des Long (Short) Zertifikates und L C (L P ) den jeweiligen Schrankenparameter. Eine einfache Darstellung des Auszahlungsprofiles ergibt sich

12 für den Fall L C = K C < S 0 < K P = L P wie folgt: K P K C falls K C < S t < K P für alle t [0,T] K P S T falls S t < K P für alle t [0,T] und S t K C für mindestens ein t [0,T] Auszahlung Put UO + Call DO = S T K C falls S t > K C für alle t [0,T] und S t K P für mindestens ein t [0,T] 0 falls S t K C und S t K P für mindestens ein t, t [0,T]. Obige Auszahlung kann ebenso durch eine Long Position in einem Termingeschäft mit Lieferpreis K C und einer Short Position in einem Termingeschäft mit Lieferpreis K P erzeugt werden. Eine Auflösung der Positionen erfolgt vorzeitig, falls die entsprechende Schranke berührt wird. Unter Ausschluss von Arbitragemöglichkeiten ergibt sich der heutige Preis des Portfolios zu S 0 K C (S 0 K P ) = K P K C, d.h., der Preis ist unabhängig vom Preis des Underlyings. Hierbei ist zu beachten, dass sich die Long und Short Position im Forward aufhebt, so dass auch eine risikolose Anlage des Betrags K P K C zur Absicherung ausreicht. Wird die Kursschranke K P (K C ) während der Laufzeit getroffen, so wird die Anlage aufgelöst und eine Long (Short )Position in dem Forward mit Lieferpreis K C (K P ) eingegangen. Es wird später gezeigt, dass diese einfache Vorgehensweise im Fall r > 0 nicht möglich ist. In den obigen Beispielen wurde illustriert, dass bei speziellen Kombinationen der

Ausstattungsmerkmale eine sehr einfache Absicherung durchführbar ist. Für die allgemeinere Klasse der Barrier Optionen ist dies nicht der Fall. Ein Überblick über die Absicherungsproblematik dieser exotischen Optionen und deren Bedeutung für das Produktdesign von Turbo Zertifikaten erfolgt im nächsten Abschnitt. Im Anschluss hieran wird die Klasse der Knock Out Zertifikate, für die eine einfache semi statische Absicherung mittels Forwards und Standard Optionen möglich ist, erweitert. 13 C. Absicherung von Barrier Optionen Für das Risikomanagement von bedingten Finanzverträgen sind neben der Preisfunktion auch die Risikokennziffern, die Griechen, relevant. Bei einer dynamischen Delta Strategie wird die Anzahl des zur Absicherung gehaltenen Underlyings entsprechend der Preissensitivität, verstanden als die erste partielle Ableitung des Optionspreises nach dem Preis des Underlyings, bestimmt. Mit der zweiten partiellen Ableitung, dem Gamma, wird die Häufigkeit der notwendigen Umschichtungen beschrieben. In Hinblick auf die Unvollständigkeit realer Finanzmärkte wird in der Praxis versucht, eine möglichst gamma neutrale Position einzugehen. Die Kennziffern Delta und Gamma sind somit von besonderer Bedeutung. Bei den im Rahmen dieser Arbeit betrachteten Barrier Versionen verursacht die Schranke eine Unstetigkeit der Preisfunktion und folglich auch der Risikokennziffern. Wird beispielsweise eine Down and In Call Option betrachtet, so ist der Optionspreis vor Berühren der Kursschranke monoton fallend im Preis des Underlyings. Nach Eintreten der Barrier Bedingung handelt es sich um eine Standard Call Option und der Preis ist monoton wachsend im Underlying. Die durch das Delta beschriebene Preissensitivität besitzt also einen Vorzeichenwechsel und das Gamma nimmt nahe der Barrier sehr hohe Werte an. Unter Berücksichtigung von Transaktionskosten wird deshalb oftmals die

Schlussfolgerung gezogen, dass eine dynamische Delta Absicherung umso weniger geeignet ist, desto unstetiger die Preisfunktion ist. Als eine mögliche Alternative zu dynamischen Absicherungsstrategien haben sich semi statische Absicherungsstrategien etabliert. 9 Es ist an dieser Stelle kritisch anzumerken, dass bei allen Strategien, die eine Umschichtung bei Erreichen der Kursschranke vorsehen, eine wesentliche Voraussetzung für die Effizienz der Strategie eine ausreichende Liquidität in den Absicherungsinstrumenten ist. 14 In Hinblick auf das Produktdesign von Turbo Zertifikaten besitzt die Unterscheidung zwischen regulären und reversen Barrier Optionen eine besondere Bedeutung. Reguläre Barrier Optionen sind dadurch gekennzeichnet, dass die Optionen bei Entstehen bzw. Vergehen keinen inneren Wert besitzen. Demzufolge handelt es sich um einen regulären Barrier Put (Call), falls die Kursschranke größer (kleiner) oder gleich dem Basispreis ist. Die reversen Barrier Optionen besitzen hingegen bei Erreichen der Kursschranke einen positiven inneren Wert, d.h., bei einem reversen Barrier Put (Call) ist die Kursschranke kleiner (größer) oder gleich dem Basispreis. In Spezialfall 3 aus dem vorherigen Abschnitt wurde eine reverse Barrier Option betrachtet. Es zeigte sich, dass die Gewährung einer Rückvergütung in Höhe des Wertes einer Forward Position eine sehr einfache Absicherungsstrategie impliziert. Ein zusätzlicher Vorteil für den Emittenten ergibt sich aus der Möglichkeit, sein Gap Risiko, verstanden als das Risiko bei Eintreten der Schrankenbedingung die Absicherungspositionen nicht rechtzeitig auflösen zu können, auf den Anleger zu transferieren. In der Praxis ist es üblich, dass sich die Rückvergütung entsprechend des Betrages, der

bei Auflösen der Position erzielt wird, bestimmt. 10 Dies ist bei den regulären Barrier Versionen nicht möglich, da sie bei Erreichen der Kursschranke keinen inneren Wert besitzen und somit nicht die Möglichkeit einer positiven Rückvergütung besteht. Eine negative Rückvergütung würde eine Nachzahlung auf Seiten des Kundens implizieren und wird deshalb ausgeschlossen. Dies könnte ein Grund sein, warum in der Praxis bisher lediglich reverse Barrier Versionen sowie der Fall (L = K), der sowohl revers als auch regulär ist, gehandelt wird. 15 In Hinblick auf ein Produktdesign, das eine einfache Absicherung impliziert, ist allerdings auch die reguläre Version ohne Rückvergütung möglich. Im nächsten Abschnitt wird gezeigt, dass sich hierbei eine Strategie in Standard Optionen ergibt. Mit Hilfe der Put Call Symmetrie werden obere und untere Preisgrenzen für die Long und Short Zertifikate basierend auf semi statischen Absicherungsstrategien in Standard Optionen, analog zur semi statischen Absicherung von Barrier Optionen, hergeleitet. Insbesondere ergibt sich als Spezialfall die bereits gehandelte Parameterkonstellation L = K. Im Fall der reversen Barrier Optionen ohne Rückvergütung müssten hierbei zusätzlich zu den Standard Optionen Binär Optionen benutzt werden. Diese stellen Produkte dar, die zu einer perfekten Absicherung durch ein Kontinuum von Standard Optionen synthetisiert werden müssten, vgl. Bowie und Carr (1994), S. 46, und Carr, Ellis und Gupta (1998), S. 1172. Da dies eine wesentliche Komplikation im Vergleich zu reversen Barrier Optionen mit geeigneter Rückvergütung darstellt, wird im Folgenden lediglich die Klasse der regulären Barrier Versionen betrachtet.

16 D. Semi statische Absicherung von Barrier Optionen Im Zentrum der Diskussion steht nun das Produktdesign von Turbo Zertifikaten, die sich als reguläre Barrier Version interpretieren lassen. Es werden deshalb reguläre Down and Out Call Optionen und reguläre Up and Out Put Optionen ohne Rückvergütung hinsichtlich der semi statischen Absicherung analysiert. Es gilt die folgende Notation: T Fälligkeitszeitpunkt der Europäischen Optionen, t beliebiger Zeitpunkt zwischen 0 und T, S t Indexkurs zum Zeitpunkt t, K r Basispreis einer Option, die annualisierte konforme Zinsrate, Call(t,S t ;K,T) Preis einer Call Option zum Zeitpunkt t, Put(t,S t ;K,T) Preis einer Put Option zum Zeitpunkt t, L u Kursschranke, Zeitpunkt vor Erreichen der Kursschranke, Call DO (u,s u ;K,L,T) Preis eines regulären (L K) Down and Out Calls z. Ztpkt. u, Put UO (u,s u ;K,L,T) Preis eines regulären (L K) Up and Out Puts z. Ztpkt. u. Im Folgenden werden Produkte mit fester Fälligkeit T betrachtet. Zur Vereinfachung der Schreibweise wird deshalb auf eine explizite Angabe der Preisabhängigkeit von T verzichtet. Zum Beispiel wird also nur Call(t,S t ;K) anstelle von Call(t,S t ;K,T) notiert. Zur Bewertung bzw. Absicherung einer Down and Out Call Option ist es zweckmäßig, zunächst die entsprechende In Version zu betrachten. Analog zu dem Preis einer Standard Put Option ist der Preis einer Down and In Call Option vor

Berühren der Kursschranke monoton fallend im Kurs des Underlyings. Dementsprechend verhält sich in diesem Fall die Down and In Call Option analog zu einer Put Option. Es stellt sich die Frage, welche Anzahl α von Put Optionen mit welchem Basispreis K P dazu notwendig ist, eine Wertgleichheit mit einer Call Option mit Basispreis K C zu erzielen. Aus der Forderung 17 Call (t,s t ;K C ) = αput (t,s t ;K P ) ergibt sich im Rahmen des Black/Scholes Modells mit 11 (1) (2) α = K C r(t t) e S t ( St e r(t t)) 2 K P = K C die Put Call Symmetrie. Es ist anzumerken, dass diese Symmetrieeigenschaft auch in einem allgemeineren Kontext ihre Gültigkeit behält. 12 Unter Ausnutzung der Homogenität und des Monotonieverhaltens des Put Preises in S t und K ergibt sich, wie im Anhang A, Abschnitt II dieser Arbeit gezeigt, die folgende Abschätzung für r 0: (3) ( ) ( K C Put t,s t ; S2 t Call (t,s t ;K C ) K C e rt Put t,s t ; S t K C S t ( St e rt) ) 2. K C Da sich eine Down and In Call Option bei Berühren der Kursschranke L in eine einfache Call Option umwandelt, muss eine Position in Put Optionen gewählt werden, so dass sich die oben betrachtete Wertgleichheit für S t = L ergibt. Für r = 0 handelt es sich hierbei um eine statische Position in K C L Put Optionen mit Basispreis K P = L2 K C. Im Fall der regulären Barrier Call Option, d.h. für L K, folgt zudem, dass die Put Optionen zum Zeitpunkt T wertlos verfallen, falls die Kursschranke nicht während der Laufzeit berührt wird. 13 Es gilt somit, dass das Portfolio aus Put Optionen die Barrier Option sowohl für den Fall, dass die zusätzliche Bedingung im