Die unendliche Geschichte der Insolvenz München / Frankfurt / Stuttgart Erfahrungsaustausch Seite 1 von 51
Leitfragen des Erfahrungsaustausches Wie kann das Wertberichtigungsrisiko rechtzeitig begrenzt und gegengesteuert werden? Welche Entscheidungskriterien bestimmen den Einstieg von Kapitalbeteiligungsgesellschaften in Unternehmen in Sondersituationen? Wie sieht die Sanierungshaftung der Bank und des Vorstandes nach der neuesten Rechtsprechung aus? Welche Strategien zu Bestellung von Sicherheiten in der Krise und Verwertungsstrategien im Insolvenzfall kommen in Betracht? Wie funktioniert die Neubestellung in der Sanierung und welche Möglichkeiten der Anfechtung gibt es? Seite 2 von 51
Insolvenzentwicklung ein mikro- und makroökonomisches Trauerspiel Seite 3 von 51
Die Herausforderung vieler Mittelständler 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Entwicklung der Eigenkapitalquote deutscher Unternehmen 1965 1975 1985 1995 2001 Quelle: Bundesbank, Sparkassenverband, KfW Beleihungsfähiges Anlagevermögen deutscher Unternehmen seit 1970 von 35 % auf 22 % der Bilanzsumme gesunken Finanzierungsstruktur im Mittelstand zunehmend kurzfristig Basel II hebt die Anforderungen und erhöht die Kosten für Mittelstandsfinanzierung Die Ertragssituation der Banken im kleinen und mittleren Firmenkundengeschäft ist nicht zufrieden stellend Seite 4 von 51
Insolvenzverfahren in Deutschland 120000 100000 100.350 80000 84.330 60000 40000 33.870 41.780 49.510 54.700 20000 Quelle: Creditreform Seite 5 von 51 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Hj. Unternehmensinsolvenzen Verbraucherinsolvenzen sonstige Insolvenzen
Aktuelle Situation - Insolvenzgeschehen in Deutschland Steigende Insolvenzzahlen in Deutschland wesentlich durch mittelständische Firmen getrieben. Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen 45000 40000 35000 und Verteilung auf Branchen-/Unternehmenscluster 1. Hj. 2004 Insolvenzen nach Rechtsformen AG 1% eg 0% ev 1% Insolvenzen in den Wirtschaftsbereichen Verarb. Gew. 9% 30000 25000 20000 15000 26.620 27.930 32.390 37.620 39.470 19.300 GmbH 39% Dienstleist. Freie Berufe / 46% Gewerbetreibende 53% Bau 21% 10000 5000 0 1999 2000 2001 2002 2003 1. Hj 2004* Anzahl Unternehmensinsolvenzen GmbH & Co. KG 4% KG 1% OHG 0% BGB-Gesellschaft 1% Insolvenzen nach Umsatzgrößenklassen > 5,0-25,0 4% > 50,0 0% >25,0-50,0 0% bis 0,1 18% Beschäftigtenzahl insolventer Unternehmen 21-50 Personen 5% 11-20 Personen 8% 51-100 Personen 2% Handel 24% > 100 Personen 1% > 0,5-5,0 37% 6-10 Personen 12% > 0,1-0.25 23% 1-5 Personen 72% Quelle: Verband Creditreform * von Creditreform geschätzt > 0,25-0,5 18% 2001 nur 30 Insolvenzen bei Unternehmensgruppen mit mehr als 500 Mitarbeitern. Seite 6 von 51
Auswirkungen des derzeitigen Insolvenzgeschehens in Deutschland Gesamtarbeitsplatzverluste zusammengebrochener Unternehmen Forderungsausfälle 700.000 600.000 590.000 613.000 Öffentliche Hand Private Schäden Gesamt Arbeitsplatzverluste 500.000 400.000 300.000 200.000 100.000 0 471.000 448.000 503.000 322.000 1999 2000 2001 2002 2003 1. Hj. 2004* in Mrd. 27,6 27,1 17,9 17,9 32,3 22,0 38,4 40,5 26,6 27,9 9,7 9,2 10,3 11,8 12,6 22,7 14,7 1999 2000 2001 2002 2003 1. Hj. 2004* 8,0 Quelle: Verband Creditreform * von Creditreform geschätzt Seite 7 von 51 Imageschaden für den Industriestandort Deutschland und Vertrauenskrise bei Arbeitnehmern und Mittelstand Finanzierungsprobleme im Mittelstand (Margendruck auf Banken, Basel II) und Rückgang der Investitionsbereitschaft und -möglichkeiten Hohe Belastung der Sozialsysteme durch Arbeitsplatzverluste und negative Auswirkungen auf die Lohnnebenkosten
Ansatzmöglichkeiten zur Bekämpfung der aufgezeigten Insolvenzauswirkungen 1 2 Insolvenzfrüherkennung Rettung ohne Schäden bei Vorliegen der Insolvenz kaum noch möglich Früherkennung und Insolvenzprophylaxe (z. B. Liquiditätsmanagement) zur Reduzierung des Insolvenzrisikos Neuordnung der finanziellen Verhältnisse mit Aussicht auf dauerhaften Fortbestand des Unternehmens Schnell umsetzbare Rettungsmaßnahmen 3 Kurzfristige Insolvenzverhinderung Insolvenzmanagement Insolvenzverfahren eingeleitet Schadensminimierung durch Maximierung der Stakeholder Interessen durch optimalen Insolvenzzeitpunkt und effektives Management der Insolvenzabwicklung Seite 8 von 51
Seite 9 von 51 Wie kann das Wertberichtigungsrisiko rechtzeitig begrenzt und gegengesteuert werden?
Krisenindikatoren Mit den klassischen Instrumenten lassen sich Frühwarnsignale nicht erkennen. niedrig Bedrohungsausmaß Fehlallokation Fehldisposition Marktanteilsverluste Umsatzrückgang Ertragsrückgang Dauerhafte Kapazitätsunterauslastung Liquiditätsmangel hoch Freier Gestaltungsspielraum Umschuldung Zusammenbruch Produkt und Absatzkrise Strategiekrise Führungskrise Erfolgskrise Liquiditätskrise Akute Gefährdung Insolvenz Zeit In Anlehnung an Hausschild Seite 10 von 51
Krisenindikatoren Aus den Indikatoren Markt und Wettbewerb, Führungsorganisation, Kostenstrukturen sowie Unternehmensfinanzierung lassen sich die Krisenursachen ableiten. Markt-/Wettbewerbssituation Marktvolumen Marktperspektiven Wettbewerbssituation Kundenzufriedenheit Produkt-Mix Vertriebsstruktur Preisniveau... Kritische Betriebsgröße Rohertragsniveau Fixkostenniveau Fertigungstiefe Personalkostenniveau Beschaffungspreise... Kostenstrukturen Vier Krisenindikatoren Führungsorganisation Gesellschafterstruktur Managementressourcen Managementqualität Führungsebenen Entscheidungsprozesse... Bilanzstruktur Finanzierungsform Kapitalbindung Liquiditätssituation... Finanzierungsstruktur Seite 11 von 51