Präventionsleistungen im Schweizer Versicherungsmarkt.
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- Cornelius Schubert
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1 Abstract Nr. i / Oktober 2007 Präventionsleistungen im Schweizer Versicherungsmarkt. Kernaussagen des Benchmarkings. Mario Bernasconi, lic. rer. pol. I I-Lab I ITEM-HSG I Universität St. Gallen Stefan Zanetti, MSc / MBE HSG I I-Lab I D-MTEC I ETH Zürich Albrecht Bereuter I I-Lab I ITEM-HSG I Universität St.Gallen 2007 I-Lab / ETHZ / HSG 01
2 Einleitung Das I-Lab der ETH Zürich und der Universität St. Gallen hat einen Benchmarking-Prozess zur Evaluation von Präventionsleistungen von Schweizer Versicherungsunternehmen aufgesetzt. Das erstmals im Sommer 2007 durchgeführte Benchmarking untersucht den Reifegrad der Präventionsleis-tungen der Privatversicherer, der Krankenversicherer, der Gebäudeversicherer und der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (Suva) bezüglich strategischer Verankerung, vorhandenem Know-how und bezüglich installierter Instrumente der Wirkungsmessung. Unter Prävention werden dabei alle Massnahmen verstanden, die weit vor dem Eintritt eines potenziellen Schadenereignisses dessen Entstehen möglichst umfassend zu verhindern versuchen. Prävention gewinnt an Bedeutung Hintergrund des Benchmarkings ist die absehbare zunehmende Bedeutung präventiver Kernleistungen von Versicherungsunternehmen. Die Integration von Versicherung und Prävention wird aus mehreren Gründen an Bedeutung zunehmen: Versicherungsunternehmen entwickeln mehr und mehr Wissen über das Risikogeschehen. Das Verständnis über geeignete Interventionsstellen zur präventiven Verhinderung eines Schadens steigt damit zunehmend. Der Differenzierungsdruck steigt: Differenzierung über das Kernprodukt Versicherung wird zunehmend schwieriger. Differenzierung über Prävention ist eine naheliegende und direkt kundennutzenstiftende Option. Durch begleitende präventive Massnahmen wird die Kundenbindung erhöht. Die Kosten präventiver Massnahmen sinken durch preisgünstige neue technologische Möglichkeiten erheblich. Potenziale präventiver Art bestehen aus technischer Sicht in vielerlei Hinsicht: Mittels neuer, günstiger Telekommunikations-Technologien können vernetzte Präventionsleistungsbündel wie SMS-Risikowarnungen, mobile Fahrassistenzsysteme oder Notfallservices direkt an den Kunden gebracht werden. Neue Technologien ermöglichen zudem auch die Entwicklung von neuartigen Versicherungsprodukten: Die Vernetzung von verschiedensten Sensorsystemen wie Rauchmelder, Einbruchsicherungssystemen, Wasserrohrbruchsensoren, etc. zu einem intelligenten Haussicherheitssystem ermöglicht die Perspektive einer Hightech- Hausratversicherung usw. Das Ansteigen von Naturkatastrophen gibt der Prävention eine steigende Bedeutung im Bereich der Elementarschadenversicherung. Ähnliche Herausforderungen stellen sich in der Krankenversicherung durch die demografische Entwicklung der Bevölkerung (Überalterung). Mit präventiven Massnahmen kann diesen Trends gezielt entgegengewirkt werden I-Lab / ETHZ / HSG 02
3 Die Verhinderung eines Unfalls oder eines Schadenfalls wird so im Vergleich zur Behandlung der Folgen eines Unfalls resp. Schadenfalls in vielen Schadenarten zunehmend attraktiver. Benchmarking in sechs Dimensionen Die konsequente Ausrichtung eines Versicherungsunternehmens auf das Angebot integrierter Versicherungs- und Präventionsleistungen bringt neue Anforderungen an personelle und organisatorische mit sich, welche sich anhand der folgenden sechs Dimensionen strukturieren lassen: 1. Strategische Verankerung & Geschäftsarchitektur 2. Kundenmanagement- 3. Produktmanagement- 4. Technische, naturwissenschaftliche, medizinische 5. Datenmanagement- 6. Wirkungsmessung & Steuerungsinstrumente Das Benchmarking der Präventionsleistungen im Privat- und KMU-Geschäft erfolgte aufgrund von öffentlich verfügbaren Informationen der grossen Schweizer Privatversicherer, der kantonalen Gebäudeversicherer, der Krankenversicherer sowie der Suva unter der Annahme, dass die Versicherer substanzielle Präventionsleistungen in Broschüren, Publikationen, Internet etc. dokumentieren. Umgekehrt wird angenommen, dass entsprechend wenige öffentlich zugängige Informationen eher auf geringe oder erst im Aufbau befindliche Präventionsaktivitäten hinweisen. Die so durch Desk-Research gewonnenen Erkenntnisse zu den sechs Fähigkeitsdimensionen wurden anschliessend durch Telefoninterviews bei zehn Versicherungsgesellschaften vertieft, welche in die Gesamtbeurteilung miteingeflossen sind. Ergebnisse des Benchmarkings Die Ergebnisse des Benchmarkings sind in nachfolgender Abbildung grafisch dargestellt und können in fünf Kernaussagen zusammengefasst werden: Die Suva und die kantonalen Gebäudeversicherer positionieren sich klar im Bereich Prävention und haben das Thema auch organisatorisch auf Ebene Geschäftsleitung verankert. In geringerem Masse zeigen einzelne Kranken- und Privatversicherer entsprechende Positionierungsansätze. Die Kranken- und Privatversicherer können zwar Präventionsleistungen an einzelne Kundengruppen erbringen, sie agieren aber überwiegend aktions- oder spartenbezogen und erreichen noch nicht die Systematik der Suva oder der Gebäudeversicherer, welche aufgrund ihres Know-hows eine Vielzahl von Präventionsleistungen in Form von Programmen oder einzelnen Massnahmen auflegen können I-Lab / ETHZ / HSG 03
4 Die Ressourcenallozierung im Bereich Prävention liegt bei den Privatversicherern durchschnittlich deutlich unter einem Prozent, wobei die Kompetenzen oft sehr konzentriert und spezifisch (z.b. in Risk-Engineering-Teams im Industrieversicherungsbereich) vorhanden sind, so dass zusätzliches Know-how meistens über externe Berater oder Experten-Netzwerke zugekauft wird. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Versicherern scheinen bezüglich Datenmanagement- nicht allzu gross zu sein, allerdings werden entsprechende Informationen auch nicht öffentlich dokumentiert. Gemäss den Geschäftsberichten der zurückliegenden fünf Jahre wird bei praktisch allen Schweizer Versicherern auf substanzielle Investitionen in die Datenhaltung und insbesondere die Erweiterung der Kriteriensysteme im Hinblick auf verfeinerte Tarifierungsmechanismen hingewiesen. Die Grundlagen für die Datenhaltung im Zusammenhang mit Präventionsleistungen scheinen daher bei allen Versicherern gegeben zu sein. Die Wirkungsmessung ist im Vergleich der sechs Fähigkeitsdimensionen bei allen Versicherern tendenziell am wenigsten fortgeschritten, wobei die Herausforderungen vor allem in einer notwendig langen Beobachtungsperiode, einer ausreichenden Frequenz von Schadenfällen oder einem Vorhandensein von Vergleichsgrössen (mit vs. ohne Prävention) bestehen, um Wirtschaftlichkeit und Wirkung von Präventionsmassnahmen sinnvoll beurteilen zu können. Angesichts der Investitionen in statistische Instrumente zur verfeinerten Tarifierung, die die Schweizer Versicherer in den vergangenen Jahren getätigt haben, ist davon auszugehen, dass entsprechend auch in statistische Instrumente investiert wird, wenn professionelle Präventionsleistungen zunehmend ins Leistungsangebot von Versicherern aufgenommen werden. Abbildung: Benchmarking Schweizer Versicherer hinsichtlich sechs Fähigkeitsdimensionen im Bereich der Prävention strategische Verankerung & Geschäftsarchitektur SUVA CH-Gebäudeversicherer Wirkungsmessung & Steuerungsinstrumente Kundenmanagement- CH-Krankenversicherer CH-Privatversicherer Datenmanagement- Produktmanagement- Technische, naturwissenschaftliche, medizinische 2007 I-Lab / ETHZ / HSG 04
5 Das Benchmarking zeigt das heute schon zunehmende Gewicht von Präventionsleistungen, wobei die Suva und Gebäudeversicherer in der Schweizer Versicherungsindustrie bezüglich Integration von Versicherung und Prävention führend sind. Das I-Lab wird die entsprechenden Entwicklungen am Markt beobachten und den etablierten Benchmarking-Prozess im zweiten Halbjahr 2008 wiederholen. Ebenso wird die Anwendung verschiedener Technologien und Innovationen zu Präventionslösungen hinsichtlich ihrer strategischen und betriebswirtschaftlichen Relevanz im Rahmen von anstehenden I-Lab Forschungsprojekten in Zusammenarbeit mit führenden Versicherern weiter untersucht und konkretisiert werden. Wenn Sie mehr über die Potentiale im Bereich Prävention oder das Benchmarking erfahren wollen oder Interesse an weiteren Aktivitäten des I-Lab haben: Albrecht Bereuter Leiter Kompetenzzentrum I-Lab, einer gemeinsamen Initiative von ETHZ und HSG I-Lab / ETHZ / HSG 05
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