Prävention ist der SCHLÜSSEL WOHNUNGSNOT:
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- Robert Blau
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1 WOHNUNGSNOT: Prävention ist der SCHLÜSSEL Forschungsergebnisse einer Studie über Fachstellen zur Verhinderung von Obdachlosigkeit (FOL) in Trägerschaft der Diakonie in Bayern
2 Vorwort Einleitende Bemerkung Die wichtigen DINGE RICHTIG tun Prävention erhält WOHNRAUM Angesichts der dramatischen Situation auf dem Wohnungsmarkt in vielen Regionen Bayerns sind der Erhalt bestehender Mietverhältnisse und die Verhinderung von Obdachlosigkeit immer wichtiger werdende Bausteine zur Bekämpfung der Wohnungsnot in Bayern. Die Fachstellen zur Verhinderung von Obdachlosigkeit mit ihrer präventiven und aufsuchenden Arbeit sind hier nachweisbar die richtige fachliche Antwort. Der Fachverband Evangelische WohQXQJVORVHQ XQG 6WUDƬ OOLJHQKLOIH LQ Bayern setzt sich deshalb nachdrücklich für den flächendeckenden Ausbau der Fachstellen ein. Um die Arbeit der Fachstellen zu bewerten, führte das Institut für Praxisforschung und Evaluation der Evangelischen Hochschule Nürnberg die Studie Tätigkeiten, Effekte und Effizienz der Fachstellen zur Verhinderung von Obdachlosigkeit und deren Kooperation mit betroffenen AkteurInnen (von Jobcentern bis zu PrivatvermieterInnen) durch. Der Erhalt der Wohnung hat für die Fachstellen zur Verhinderung von Obdachlosigkeit oberste Priorität. Aus den Resultaten der Studie lassen sich folgende Ergebnisse ableiten: 2 3
3 Ergebnis #01 Fachstellen helfen EFFEKTIV und EFFIZIENT Die große Mehrheit wird vor Obdachlosigkeit bewahrt. Positive Fallausgänge sind der Erhalt der Wohnung, der Umzug in eine andere Wohnung oder zu Familie / Freunden sowie der Umzug in eine soziale Einrichtung. Kritische Fallausgänge sind der Umzug in eine Obdachlosenunterkunft in die Obdachlosigkeit. Von den 310 untersuchten Beratungsfällen konnten in mehr als zwei Drittel der Fälle die Ratsuchenden eindeutig Abb. 01: Fallausgänge (zusammengefasst) vor der Obdachlosigkeit bewahrt werden. Bei einem nicht geringen Teil der Fälle war das Beratungsergebnis zum Studienzeitpunkt noch nicht bekannt. Der Anteil positiver Fälle könnte also noch höher liegen. Und selbst in den Fällen, in denen eine Räumungsklage zugestellt wurde, konnte bei 63 % der KlientInnen noch ein positiver Ausgang erreicht werden. n = : 9,46 1 Zuschuss spart bis zu 9,46 Kosten. Bei einer Aufenthaltsdauer von durchschnittlich 12 Monaten in einer Pension oder Unterkunft stehen einem bezuschussten Euro Alternativkosten von 3,52 Euro (Obdachlosenunterkunft) bzw. 9,46 Euro (Pension) gegenüber. Räumung der Wohnung die tatsächlichen Kosten im Normalfall exorbitant hoch, weswegen eine Vermittlung durch die Fachstellen immer die bessere Alternative darstellt. 10,00 Abb. 02: Alternativkostenberechnung bei 12-monatiger Verweildauer Durchschnittliche Kosten pro Einwohner im Einzugsgebiet 100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % 68 % 210 positive Fallausgänge 5 % 16 kritische Fallausgänge 5 % 14 sonstige Fallausgänge 22 % 70 Fallausgang (noch) nicht bekannt Das heißt: Je mehr Arbeit die Fachstellen leisten können, desto mehr sparen sich am Ende sowohl die öffentliche Hand als auch private VermieterInnen. Betrachtet man die untersuchten acht Fachstellen insgesamt, zeigt sich, dass durch deren Arbeit bei einer angenommenen Verweildauer von vier Monaten ca. 2,3 Mio. Euro an Kosten für die öffentliche Hand vermieden werden. Je länger die Verweildauer in kommunaler Unterbringung, desto höher fallen die eingesparten Kosten aus. Auch für private VermieterInnen sind bei einer 9,00 8,00 7,00 6,00 5,00 4,00 3,00 2,00 1,00 0 1,00 Zuschüsse Fachstelle 9,46 Alternativkosten Unterbringung Pension 3,52 Alternativkosten Obdachlosenunterkunft 4 5
4 Ergebnis #02 Fachstellen bieten HILFE zur SELBSTHILFE Ergebnis #03 PRÄSENZ vor Ort ZÄHLT und machen sich ein umfassendes Bild YRQ GHU *HVDPWVLWXDWLRQ :HQQ VLFK Personen mit Mietschulden oftmals zurückziehen und den Kontakt mit Behörden meiden, gehen hier die Mitarbeitenden der Fachstellen den entscheidenden Schritt auf die Ratsuchenden zu, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das für den Erfolg der Beratung essenziell ist. Die Mitarbeitenden der Fachstellen sind vorbereitet auf die besonders belastende Situation der Ratsuchenden. Nicht nur das: Sie gehen dahin, wo sie gebraucht werden. In den gefährdeten Haushalten vor Ort beraten und begleiten kompetente Fachkräfte die KlientInnen Die Fachstellen helfen den Betroffenen dabei, die Obdachlosigkeit aus eigener Kraft abzuwenden. 'LH ƪQDQ]LHOOHQ 5HVVRXUFHQ DXV GHQHQ dies geschah, wurden zum größten Teil von den KlientInnen selbst bedient: Bei 42 % der Fälle waren sie direkt beteiligt, bei 16 % konnte ihr soziales Netz eingebunden werden. +DXSWSUREOHP LVW GDV IHKOHQGH *HOG,Q etwa 60 % der erhobenen Beratungsfälle VSLHOWHQ ƪQDQ]LHOOH 5¾FNVW QGH HLQH Rolle beim drohenden Wohnungsverlust. Bei wiederum 51 % dieser Fälle konnten die Rückstände teilweise oder komplett reduziert werden. 6 7
5 Ergebnis #04 Nachhaltige STABILISIERUNG des WOHNRAUMS Ergebnis #05 FACHSTELLEN helfen unterschiedlichsten HAUSHALTEN Zukünftige Mietzahlungen werden in großem Umfang gesichert. Die Fachstellen leisten einen großen Beitrag zur nachhaltigen Stabilisierung des Wohnraums. Die Beratung und Begleitung führte in 52 % der Fälle dazu, dass zukünftige Mietzahlungen sichergestellt wurden. In den meisten Fällen dadurch, dass die MieterInnen wieder über ausreichendes Einkommen verfügten oder Leistungen Bei einem nicht geringen Teil der Fälle (48 %) war die Sicherstellung zukünftiger Mietzahlungen zum Studienzeitpunkt noch nicht bekannt, so dass der Anteil positiver Fälle höher liegen könnte. Die Arbeit der Fachstellen kommt vielen verschiedenen Zielgruppen zugute. Dabei unterscheiden sich auch die Einkommensarten erheblich. Die größte EmpfängerInnen von ALG II (inkl. Aufstocker) mit 34 %, gefolgt von Angestellten mit 26 % und EmpfängerInnen von anderen Sozialleistungen wie Kindergeld, Wohngeld etc. mit 15 %. Auch RentnerInnen, Selbstständige sowie Menschen ohne Einkommen, Mini / MidijobberInnen oder Menschen mit Unterhaltsansprüchen werden von den Fachstellen beraten. Kinder sind in Erfolgsquote bei Haushalten mit Kindern ist höher als bei Haushalten ohne Kinder. Abb. 03: Sicherstellung zukünftiger Mietzahlungen n = % ja, durch Einleiten von Leistungen durch SGB II / XII (n = 33) 6 % ja, durch Anpassen der bisherigen Leistungen nach SGB II / XII (n = 11) 6 % ja, durch Einleiten von Direktzahlungen an VermieterInnen (n = 11) 15 % ja, durch zukünftige Einkommen der MieterInnen (n = 29) 7 % ja, durch andere Maßnahmen (n = 14) 48 % nein, die zukünftigen Zahlungen sind (noch) nicht sichergestellt (n = 90) 8 9
6 Abb. 04: Verteilung der Haushalte nach Lebensform zu Beratungsbeginn n = 310 Abb. 05: Verteilung der Haushalte mit Kind(ern) n = % 45 % 40 % 35 % 30 % % Haushalt ohne Kinder (n = 174) 25 % 20 % 15 % 10 % 5 % 0 % % Haushalt mit Kind(ern) (n = 123) 4 % Antwort nicht bekannt (n = 13) WG oder dergleichen Paar Alleinerziehend Familie Einzelperson Antwort nicht bekannt Abb. 06: Verteilung der Haushalte mit / ohne Migrationshintergrund n = % kein Migrationshintergrund (n = 202) 11 % Antwort nicht bekannt (n = 34) 24 % Migrationshintergrund (n = 74) Haushalte mit Migrationshintergrund positiven Fallausgänge liegen nur geringfügig niedriger als bei Haushalten ohne Migrationshintergrund. Neben der Sicherung der Wohnung und der Vermeidung von Obdachlosigkeit besteht bei vielen Ratsuchenden weiterer Bedarf an unterstützenden Hilfen. in der Unterstützung beim Abbau weiterer Schulden. Die Fachstellen können aufgrund ihrer guten Vernetzung an Schuldnerberatungsstellen vermitteln
7 Ergebnis #06 Fachstellen Die Rolle gegenüber KlientInnen: übernehmen wichtige MODERATIONS- Akteure wie VermieterInnen, Sozialamt oder Jobcenter, von denen Forderungen, ablehnende Bescheide und Sanktionen ausgehen, werden laut ExpertenPHLQXQJHQ LPPHU ZLHGHU YRQ GHQ.OLHQW,QQHQ DOV *HJQHU ZDKUJHQRPPHQ Demgegenüber sei es den Fachstellen in ihrer von Eigeninteressen weitgehend freien Moderationsrolle möglich, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. FUNKTIONEN Die Rolle gegenüber dem Jobcenter: VermieterInnen werden aufgrund ihres Eigeninteresses seitens des Jobcenters LQ 0LHWNRQƫLNWHQ QXU VHKU HLQJHVFKU QNW DOV.RRSHUDWLRQVSDUWQHU,QQHQ KHUDQ gezogen. Die Fachstellen führen Gespräche mit VermieterInnen und sprechen dann eine Empfehlung gegenüber dem Jobcenter aus, ob eine Mietschuldenübernahme durch das Jobcenter zur Wohnraumsicherung dienen kann. Alleinstellungsmerkmal: Die in der Studie befragten ExpertInnen (Jobcenter, GerichtsvollzieherInnen, Wohnbaugesellschaft; PrivatvermieterInnen) attestieren den Fachstellen eine äußerst hilfreiche, moderierende Rolle bei der Verhinderung von Obdachlosigkeit. 12 Die Rolle gegenüber Wohnbaugesellschaften und PrivatvermieterInnen: %HL 0LHWNRQƫLNWHQ N QQHQ GLH.RQƫLNWSDUWHLHQ durch die Intervention der Fachstellen zu KooperationspartnerInnen werden. Mietausfall oder gar =ZDQJVU XPXQJHQ NRVWHQ 9HUPLHWHU,QQHQ VHKU YLHO *HOG š GLH )DFK VWHOOHQ EHZLUNHQ K XƪJ GDVV mit kompetenter Unterstützung Bewegung in ihren Fall kommt. 13
8 Der 6-Punkte-Plan Das muss sich tun: der 6-PUNKTE-PLAN. 1 Fachstellen flächendeckend ausbauen und kostendeckend finanzieren! 4 Zur Vernetzung verpflichten! Wir brauchen in Bayern in allen Landkreisen und kreisfreien Städten Fachstellen zur Verhinderung von Obdachlosigkeit. Diese müssen eine kostendeckende Finanzierung erhalten. Bedenke jeder eingesetzte Euro zahlt sich 3- bis 9-mal zurück! 2 Fachstellen in eine überregionale Finanzierung einbinden! Gemeinden und Städte muss die Finanzierung der Fachstellen durch Kreistagsbeschlüsse über die Kreisumlagen auf Kreisebene delegiert werden. Die ordnungsrechtliche Zuständigkeit im Falle der Unterbringung darf dabei kein Hinderungsgrund sein. Vernetzung mit allen an drohender Obdachlosigkeit beteiligten AkteurInnen. Dies muss gewährleistet werden durch geeignete Maßnahmen zur Steigerung des Bekanntheitsgrades bei Behörden und Gerichten, bei BürgerInnen sowie bei VermieterInnen. 5 Das vorhandene Hilfesystem effektiv nutzen! Schon durch die sachgerechte Anwendung vorhandener rechtlicher Grundlagen lassen sich Obdachlosigkeit und deren Folgekosten oftmals vermeiden. Das Hilfesystem kann so zur Wirksamkeit gebracht werden. 3 Das Richtige tun und freie Träger mit dem Betrieb von Fachstellen beauftragen! 6 Vorhandene oder zu entwickelnde Wohnangebote effizienter nutzen! Ein entscheidendes Erfolgsmerkmal ist die aufsuchende Arbeit. Behörden und deren Mitarbeitende können so entlastet werden und für die Verhinderung von Obdachlosigkeit werden die Kräfte der Subsidiarität genutzt. Sozialer Wohnungsbau und soziale Wohnraumvermittlung sind zu fördern und auszubauen. Hilfreich ist die Einbindung des Fachwissens von Fachstellen und deren Verbänden
9 Werden Sie AKTIV! Fachverband Evangelische Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe im Diakonischen Werk Bayern Pirckheimerstraße Nürnberg Wenn Sie vor Ort eine Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit (FOL) einrichten möchten, können Sie sich an den Fachverband Evangelische Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe in Bayern (FEWS) wenden. Wir danken dem ESW Evangelisches Siedlungswerk in Bayern für die Unterstützung beim Druck der Broschüre. Sie werden vom FEWS mit diakonischen Trägern vor Ort unterstützt. V.i.S.d.P.: Fachverband Evangelische Wohnungslosenund Straffälligenhilfe im Diakonischen Werk Bayern Pirckheimerstraße Nürnberg Tel.: FEWS@diakonie-bayern.de Andreas Kurz (Vorstand) Michael Frank (Geschäftsführung) Die Studie wurde erstellt vom Institut für Praxisforschung und Evaluation der Evangelischen Hochschule Nürnberg Studienleitung: Prof. Dr. Joachim König 12/2015
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