KRANKHEITSVORBEUGUNG DURCH NATURNAHE FÜTTERUNG. Tilo Poschmann, Zuchtwart für Geflügel des RGZV Berlin-Marzahn. von

Transkript

1 KRANKHEITSVORBEUGUNG DURCH NATURNAHE FÜTTERUNG von Tilo Poschmann, Zuchtwart für Geflügel des RGZV Berlin-Marzahn Berlin,

2 KRANKHEITSVORBEUGUNG DURCH NATURNAHE FÜTTERUNG Zuweilen kann die körpereigene Abwehrkraft überfordert sein, wenn äußere Umstände das Gleichgewicht zu stark stören. Viren, Bakterien, Medikamenteneinnahme, pestizidbelastete Nahrung oder Schimmelpilze im Futter können z.b. die Ursache sein. Jetzt ist es wichtig, dass antioxidative Stoffe von außen die körpereigenen Abwehrmechanismen unterstützen. Die körperfremden Abwehrstoffe sind vornehmlich Vitamin E, Vitamin C, Vitamin K 1, Ubichinone (Coenzym Q 1 bis 10) und Beta-Karotin (Vorstufe des Vitamin A). Bis auf das Vitamin C handelt es sich hierbei um fettlösliche Vitamine oder Vitaminvorstufen bzw. vitaminähnliche Stoffe. Insgesamt schützen die von außen zugeführten, wie die selbst hergestellten Antioxidantien, die Zelle und den Zellkern vor Schäden durch freie Radikale. Deshalb müssen sie dem Hühnerorganismus stets zugeführt werden. Das geht einfach und problemlos durch die Verfütterung von unbelastetem Grünfutter, Beeren und Früchten sowie Gemüse. Einen besonders hohen Anteil an wertvollen Antioxidatien haben vornehmlich dunkel rote Gemüse oder Früchte, wie z.b. rote oder schwarze Johannisbeere, Holunder, Blaubeere, Aronia (Apfelbeere) aber auch Sanddorn und Rotebeete. In der grünfutterarmen Winterzeit sind zuweilen gute Vitaminpräparate zu empfehlen. Neben der Zuführung von viel Grünzeug sollte man natürlich auch darauf achten, die Zufuhr von Schadstoffen zu drosseln. Medikamente gibt man nicht vorbeugend oder auf Verdacht, sondern nur wenn notwendig und dann ganz gezielt. Die Verwendung von Futter mit schädlichen Zusatzstoffen (z.b. Menadion (Vitamin K 3 )- synthetisch hergestellt, wirkt jedoch toxisch, für menschlichen Bereich nicht zugelassen natürliches Vitamin K 1 ist jedoch Phyllochinon) sollte man überdenken, denn es nutzt nichts, die Hühner einerseits gesund zu ernähren und auf der anderen Seite den Gesundheitseffekt durch schädliche Zusatzstoffe zunichte zu machen. Werden körpereigenen Antioxidantien zerstört, wie es bei der Verfütterung von Menadion der Fall ist (Glutathionzerstörung), sollte der Züchter genau die Vorteile und Nachteile eines Futters abwägen. Als es früher nur Körnerfutter und Grünzeug sowie Weichfutter mit allerlei gesundheitsförderlichen Zugaben gab, legten die Hühner teils besser als heute bei manchem Hobbyzüchter mit so genanntem Leistungsfutter. Naturnahe Fütterung ist ausgesprochen gesund und zudem billig oder kostet überhaupt nichts, hat aber auch einen enormen Nachteil sie macht Arbeit und kostet damit Zeit. Diese Zeit können heute viele Züchter in der Hektik unserer Arbeitswelt nicht mehr aufbringen, andere wollen diese Zeit nicht aufbringen. Solche Züchter sollten als Fütterungsgrundlage die einfach zu handhabende Zusatzfütterung stets beachten: Eine Zwiebel- und Knoblauchverabreichung und reichlich Grünfuttereinsatz dürfen nie fehlen - soviel Zeitaufwand muss sein! Ein ab und an verabreichtes Weichfutter (soviel Zeit hat man immer), sollte wertvolle Komponenten (geraspelte Möhren, Quark, tierische Futterstoffe, eventuell Ernährungsergänzungsstoffe etc.) beinhalten, vor allem aber Bierhefe. Eine Schale mit Muschelkalk und zerkleinertem Taubenstein sollten nie fehlen. Die Hühner werden es mit Gesundheit und Vitalität danken. 1

3 BEISPIELE FÜR NATÜRLICHE ANTIBIOTIKA UND APPETITANREGER vornehmlich zwiebelähnliche Gemüsearten und senfölhaltige Gewächse aber auch verschiedene Kräuter und Gewürze wichtig: Abwechslung, um eine Gewöhnung zu vermeiden (sowohl beim Tier als auch bei den Krankheitserreger) wirken stärkend auf das Immunsystem und die Darmflora, wodurch erst gar keine Krankheitskeime aufkommen können kommen jedoch nicht an die Wirkung künstlich hergestellter Antibiotika heran, daher ist vor allem eine prophylaktische Anwendung ratsam Nachteil künstlicher Antibiotika Nebenwirkungen, Resistenzbildung, Schädigung der Darmflora, etc. Darreichung: frisch geschnitten, geraspelt, als Pesto (sehr fein zerkleinert und mit Öl zu einem Brei vermengt) oder getrocknete Kräuter unter das Weichfutter mischen Knoblauch extrem wirksames Antibiotikum mit enorm vielen Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen Stärkung der Darmschleimhaut verdauungsfördernd durchblutungsfördernd sollte deshalb im Weichfutter niemals fehlen Bärlauch ähnliche Wirkung wie Knoblauch Blätter Zwiebel ähnliche Wirkung wie Knoblauch Schnittlauch ähnliche Wirkung wie Knoblauch Blätter Porree ähnliche Wirkung wie Knoblauch, Wirkstoffkonzentration ist jedoch wesentlich geringer Meerrettich Radieschen, Rettich Kresse (Brunnen-, Garten-, Kapuzinerkresse) Senföl-Glykoside und Rhodanwasserstoffsäure als wirksame Bestandteile keimtötende Wirkung reich an Vitaminen, Mineralien und anderen Biostoffen ähnliche Wirkung wie Meerrettich, Wirkstoffkonzentration ist jedoch geringer Senföl-Glykoside, Rhodanide und schwefelhaltige Verbindungen als wirksame Bestandteile keimtötende Wirkung reich an Vitamin A, C, D, E, Mineralstoffen und enthält viele Gerbund Bitterstoffe aktiviert den Stoffwechsel und Ausscheidungsorgane sehr harntreibend und daher blutreinigend Wurzel Blätter, Blüten 2

4 Bohnenkraut Thymian ätherische Öle wirken keimtötend verdauungsfördernd, appetitanregend, wirkt auch bei Bronchialerkrankungen wird z.t. in der Broiler-Mast zur besseren Futterverwertung und Wachstumsförderung eingesetzt wirksame Inhaltsstoffe sind Phenolische Säuren sowie ätherische Öle mit der Hauptkomponente Thymol wird z.b. zum Teil in der Broiler- und Schweine-Mast (Wachstumsförderung, Durchfallprophylaxe) zur Anregung des Appetits, zur Beeinflussung der Mikroflora des Verdauungstraktes, zur Förderung der Sekretion der Verdauungssäfte sowie aufgrund ihrer antioxidativen, antibakteriellen und stimulierenden Wirkung auf das Immunsystem eingesetzt Blätter Blätter, Blüte Majoran, Oregano Ringelblume Tagetes (Studentenblume) Schwarzkümmel Scharfgarbe Echte Kamille ätherische Öle fördern die Verdauung, wirken antibakteriell und sehr effizient gegen Kokzidien wird z.t. in der Broiler-Mast zur besseren Futterverwertung und Wachstumsförderung eingesetzt bei gleichzeitig verringerter Futteraufnahme ätherische Öle fördern Heilungsprozesse, die Verdauung und schützen die Magenschleimhaut Förderung der Wundheilung als Futterzusatz z.b. im Vogel-, Hunde- und Pferdefutter Stärkung der Darmflora, hohe Wirksamkeit gegen Darmparasiten Pflanze besitzt extrem hohe, vom Tier verwertbare, Farbstoffanteile (Carotinoide Astaxanthin ) Farbstoffextrakt als Pigmentierstoff in der Tierernährung verwendet, insbesondere in der Forellen-, Lachs- und Shrimpzucht aber auch in der Geflügelzucht (gelbes Eidotter) ätherische Öle wirken vor allem auf die Atemwege, fördern aber auch die Verdauung, wirken antibakteriell, entzündungshemmend, appetitanregend und wachstumsfördernd Schrot wird als Eiweißmast und für therapeutische Zwecke im Futter für z.b. Broiler und Kühe verwendet wirksam gegen Viren und Bakterien Bitterstoffe und ätherische Öle regen die Tätigkeit besonders der Galle, aber auch von Leber, Magen und Bauchspeicheldrüse an fördert die Verdauung krampflösende und entzündungshemmende Wirkung wirksamer Hauptbestandteil der Kamille ist das ätherische Öl in den Drüsenschuppen der Blütenblätter wirkt antibakteriell, austrocknend, beruhigend, blutreinigend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, schmerzlindernd, wundheilungsfördernd und hilft bei Verdauungsschwäche, Hautentzündungen, Magen-Darm-Krämpfen, Durchfall, Verstopfung, Stress 3 Blätter, Öl Blüten aber auch Blätter Blüte aber auch Blätter Samen Blüte

5 Möhren Basilikum Ingwer vor allem das Möhrenkraut ist in diesem Zusammenhang sehr wertvoll wirkt gegen Würmer aber auch harntreibend, blutbildend und antibakteriell die Sorten Thai-, Zimtbasilikum besitzen hier einen besonders hohen ätherischen Ölanteil krampflösend, entzündungshemmend u.a. als Futtermittelzusatz für Legehennen zur Verbesserung des Ei- Geschmackes wirksame Bestandteile sind ätherisches Öle, Harzsäuren und neutrales Harz sowie Gingerol, eine scharf aromatische Substanz wirkt antibakteriell, entzündigshemmend, fördert die Durchblutung und steigert die Gallensaft-Produktion Blätter Rhizome (Knolle) Sellerie ätherische Öle wirken keimtötend wirkt auf den ganzen Organismus anregend und entwässernd fördert den Speichel- und Gallefluß reich an Vitamin A1, B1, B2, Niacin, Vitamin C, E, K, Eisen, Kalium, Kalzium und Phosphor regt die Verdauung an Beifuss, Echte Brennessel, Zitronenmelisse, Petersilie, Salbei, Kerbel, NOTIZEN 4