Energiepreisentwicklung und Landnutzung. 10. BMBF-Forum für Nachhaltigkeit September 2013 Leipzig
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- Rolf Brandt
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1 10. BMBF-Forum für Nachhaltigkeit September 2013 Leipzig Perspektiven für das Landmanagement National und International Auswirkungen im Kreis Herzogtum Lauenburg Dr. Carl-Heinz Schulz
2 Einleitung Akteure der Klimaanpassung sind Privatpersonen, Unternehmen und Kommunen. Sie müssen sich mit bestehenden und gegebenenfalls zu modifizierenden Strukturen und mit den verfügbaren Ressourcen auf die neuen Herausforderungen einstellen Entscheidungsträger in Kommunalpolitik und in Unternehmen bestimmen daher mit, ob und inwieweit klimawandelbedingte Veränderungen und Verletzlichkeiten wahrgenommen und Anpassungsprozesse geplant und umgesetzt werden. M. Mahammadzaneh e.a:, Klimaanpassung in Unternehmen und Kommunen; Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Forschungsbericht Nr. 83; 2013; S. 7+18
3 Die Kenntnis der Folgen des Klimawandels reicht nicht aus, um die tatsächlichen Auswirkungen auf eine Region zu kennen. Die Betroffenheit ergibt sich aus der vorhandenen Wirtschaftsstruktur und dem Maß der Exposition. Die Vulnerabilität ist somit eine Funktion aus der Betroffenheit (Sensitivität als sektorale und Exposition als regionale Betrachtung) und der Anpassung. (siehe: X. Frei; J. Kowalewski: Sektorale und regionale Betroffenheit durch den Klimawandel am Beispiel der Metropolregion Hamburg, HWWI Research Paper 139, 2013)
4 Kreis Herzogtum Lauenburg Eckdaten Fläche: km² Bevölkerung: Hamburg-Rand-Kreis ( ) BIP: Mio. Euro BIP/AN: Euro Arbeitslosenquote: 6,1%
5 Unternehmensstruktur/Erwerbtätigkeit (Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2011, Berechnungen HWWI) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei : 4,5% Produzierendes Gewerbe (ohne Baugew.) : 15,2% Baugewerbe : 5,8% Handel, Gastgewerbe und Verkehr : 27,4% Unternehmensdienstleister : 12,6% Öffentliche und private Dienstleister : 34,5%
6 Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftszweigen in Mio. Euro (Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2011, Berechnungen HWWI) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei : 2,0% Produzierendes Gewerbe (ohne Baugew.) : 17,4% Baugewerbe : 3,7% Handel, Gastgewerbe und Verkehr : 15,4% Unternehmensdienstleister : 32,0% Öffentliche und private Dienstleister : 29,5%
7 Exposition/Sensitivität Unterscheidung in: Private Haushalte (PH; inklusive Arbeitnehmerfunktion) Unternehmen (U; inklusive Land- und forstwirtschaftliche Betriebe) Kreis (Kr; als Akteur)
8 Einschränkung der betrachteten Einflussfaktoren Die durch den Klimawandel verursachten Einflussfaktoren auf PH, U und Kr sind vielfältig und mit anderen Entwicklungen vernetzt. Zu den wichtigsten gehören Wasser und Wasserverfügbarkeit sowie Energie und Energiepreis. Die folgenden Überlegungen sind auf den Energiepreis und seine Auswirkungen beschränkt.
9 Exposition PH Die Höhe der Strompreise für PH hängt von den Erzeugerkosten, aber auch von den den Strompreis beeinflussenden Abgaben und Steuern ab.
10 Exposition PH Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hat Die Entwicklung der Energiemärkte bis 2030/Energieprognose 2009 untersuchen lassen und die Ergebnisse im März 2010 veröffentlicht. Es geht davon aus, dass der Strompreis für PH von rund 23 C./kWh, abgesehen von leichten Schwankungen, bis zum Jahr 2030 gehalten wird.
11 Exposition PH Cogito, ergo sum! EON rechnete mit mir in 2013 bereits ab: 24,63 C./kWh netto. Meine Einschätzung: Tendenz steigend.
12 Sensitivität PH Die Prognose des Ministeriums sieht von 2012 bis 2030 eine Senkung des Endenergieverbrauches um 24% insbesondere aufgrund der Vorgabe der Energieeffizienzrichtlinie der EU und der Energieeinsparverordnung. Gleichzeitig steigt der Stromverbrauch z. B. durch die steigende Zahl der Haushalte. Insgesamt scheint hier für die PH im Kreis keine wesentlich negative Entwicklung vorzuliegen.
13 Sensitivität PH Ein zweiter Aspekt ist die Mobilitätsenergiepreisentwicklung, die sich für die Pendler auswirken könnte. Die demographische Entwicklung sieht bei gleich bleibender bzw. ganz leicht steigender Bevölkerungszahl eine Altersverschiebung in der Zusammensetzung und einen Zuzug von Senioren in den Kreis. Damit nimmt tendenziell die Zahl der Pendler ab. Zur Zeit ziehen junge Familien aufgrund der hohen Kaufpreise oder der hohen Mieten in Hamburg in den Kreis. Der steigende Mobilitätsenergiepreis wird mehr als konterkariert. Allenfalls steigt die Nutzung des ÖPNV.
14 Vulnerabilität PH Eine Vulnerabilität des Kreises scheint nicht gegeben. Verstärken wird sich voraussichtlich die Siedlungsentwicklung an Standorten, die verkehrlich gut an Hamburg angebunden sind wie Schwarzenbek, Geesthacht und die Hamburg-Rand-Gemeinden wie Dassendorf und Escheburg.
15 Exposition Unternehmen Es gibt nur wenige energieintensive Produktionsbetriebe im Kreis. Sofern sich die Energiepreisentwicklung bundesrepublikanisch einheitlich entwickelt, ist kein Standortnachteil zu erkennen.
16 Exposition Unternehmen Speziell zu betrachten sind die von Transportkosten abhängigen Betriebe. Gerade hier empfiehl die IHK Lübeck in ihrem Papier Entwicklungsperspektiven der Wirtschaft im Kreis Herzogtum Lauenburg, dass der Kreis sich aufgrund der bestehenden Wachstumschancen verstärkt um die Ansiedlung von Logistik- und Distributionsunternehmen kümmern solle. Hier macht sich die attraktive Lage zwischen den Zentren Hamburg und Berlin bemerkbar.
17 Exposition Unternehmen Die Steigerung von Energiekosten macht sich im Bereich der Landwirtschaft besonders bemerkbar. Sie führt zum Beispiel direkt zu höheren Maschineneinsatzkosten und zum Beispiel über Düngemittelkosten indirekt zu höheren Erzeugerkosten. Im Bereich von Handel und Dienstleistungen ist keine Exposition zu erkennen.
18 Sensitivität Unternehmen Die Prognose sagt bis 2030 eine Senkung des Endenergieverbrauches im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen um 15% voraus bei gleichzeitiger Steigerung des Stromverbrauches; der Verbrauch an Mineralölprodukten und Erdgas nimmt bis 2030 kontinuierlich ab.
19 Sensitivität Unternehmen Für die wenigen energieintensiven Produktionsbetriebe ändert sich bei einer Energiepreissteigerung die Problemlage auch nicht durch eine Standortverlagerung. Es sei denn, dass die einzelnen Bundesländer bei der Subventionierung der Strompreise konkurrieren.
20 Sensitivität Unternehmen Für Logistik- und Distributionsunternehmen sind infrastrukturell kostengünstig erreichbare und umsetzbare Standorte wichtig. Diese liegen in der Regel an überregionalen Strassen wie zum Beispiel Autobahnen. Die Transportkosten unterliegen dabei häufig einer Nullsummenbetrachtung.
21 Sensitivität Unternehmen Ob die höheren Erzeugerpreise im Bereich der Landwirtschaft an die Verbraucher oder den Handel weitergegeben werden können, hängt von der EU bzw. von den Weltmarktpreisen ab.
22 Vulnerabilität Unternehmen Außer im Bereich der Landwirtschaft ist kaum eine Vulnerabilität erkennbar. Dort wird es allerdings auf die Grenzertragsentwicklung ankommen, wie lange Grenzertragböden noch mit Gewinn bewirtschaftet werden können. Insbesondere magere trockne Ackerstandorte (Ackerpunkte bis 25) mit Beregnungsnotwendigkeit und feuchte Grünlandstandorte mit hohen Meliorationskosten werden aus der Bewirtschaftung fallen.
23 Handlungsoptionen des Kreises Hier ist der Kreis gefordert, diese Flächen bei Eignung für Klimafolgenmanagementprojekte zu übernehmen. (Beispielhaft seien hier die Wasserrückhaltung in der Landschaft, die Schaffung von Wanderkorridoren für Arten aufgrund des Klimawandels sowie touristische Projekte genannt.) Agrarstrukturelle Entwicklungsanalysen und die Flurbereinigung sind Verfahren, um die Interessen der Landwirtschaft und des Naturschutzes sowie des Klimafolgenmanagement in Einklang zu bringen.
24 Zusammenfassung Aufgrund der Kürze der für den Vortrag zur Verfügung stehenden Zeit können nicht alle Aspekte aufgezeigt werden. Als Fazit für den Kreis ergeben sich aus meiner Sicht folgende Grundannahmen bzw. Feststellungen:
25 1. Entgegen der Annahme der Energieprognose Die Entwicklung der Energiemärkte bis 2030 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie ist von steigenden bis stark steigenden Energiepreisen für PH und eingeschränkt in Teilbereichen auch für U auszugehen. Die Einschränkungen wirken sich nicht auf Unternehmen im Kreis aus.
26 2. Dieser Trend wird im Kreis entweder überlagert von anderen Entwicklungen wie der Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt in Hamburg bei PH (Pendleraspekt); oder er wirkt sich nicht aus, weil er bei Standortentscheidungen für U nicht ausschlaggebend ist. Insbesondere, wenn bei Alternativstandorten keine Energiepreisvorteile vorhanden sind.
27 Der im Kreis dominierende Bereich Handel, Dienstleistungen und Gastgewerbe ist gegenüber Energiepreissteigerungen relativ wenig vulnerabel. Bislang reagiert der Naherholungssuchende oder Tourist flexibel und substituiert Auslandsreisen durch Ferien in Deutschland. 3.
28 4. In der Landwirtschaft werden die Produktionskosten steigen. Lassen die Weltmarktpreise bzw. die von der EU festgelegten Preise oder die Höhe der Subventionen keinen ausreichenden Gewinn mehr zu, werden auch wegen der wahrscheinlich stark steigenden Bewässerungskosten Grenzertragsböden aus der Bewirtschaftung fallen. Dieser Trend wird verstärkt werden, sobald die Gewinnspanne bei Biogasmais einbricht.
29 Hier muss der Kreis Strategien entwickeln und diese Flächen zur finanziellen Stärkung der landwirtschaftlichen Betriebe aus dem Markt nehmen, um gesellschaftliche Probleme im Klimafolgenmanagement zu lösen wie zum Beispiel: -Wasserrückhaltung in der Landschaft zur Förderung des Grundwasser -Wasserrückhaltung zur Abfederung von Extemwettersituationen -(trocken, feucht) -Kleinklima- und CO2-Abgabebeeinflussung - Tourismusprojekte.
30 5. Die elementarste Folge für den Kreis wird eine bezogen auf die Energiepreisentwicklung indirekte sein. Zwar wird die Bevölkerungszahl des Kreises weiter steigen. Aber die Verteilung der Bevölkerung wird sich ändern. Während der südliche Kreis und die dortigen zentralen Orte sowie der Speckgürtel um Hamburg wachsen werden, werden die Teile des Kreises, die infrastrukturell schlechter liegen und ausgestattet sind, bevölkerungsmäßig geschwächt werden. Der Kreis wird sich Gedanken darüber machen müssen, wie er die verkehrliche und sonstige Versorgung (z. B. Schulen, ärztliche Versorgung) bei begrenztem finanziellen Spielraum noch sicherstellen kann.
31 Fazit Die Problematik wird bei diesem Forschungsprojekt vernetzt angegangen und durch die Praktiker vor Ort verifiziert. Kommunen und Kreisen wird so ein einheitliches Modellierungswerkzeug an die Hand gegeben, mit dem lang- und kurzfristige Anpassungsreaktionen von Privaten Haushalten, Unternehmen und Gebietskörperschaften abgebildet werden können. Dieses Instrument insbesondere zur politischen Entscheidungsfindung kann auch bei ähnliche Fragestellungen integriert und auf diese angewendet werden.
32 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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