CHEMIE-, CHEMISCHE INDUSTRIE USA

Transkript

1 CHEMIE-, CHEMISCHE INDUSTRIE USA

2 USA - Chemie-, chemische Industrie Branche kompakt: USA - Chemie-, chemische Industrie (März 2015) San Francisco (gtai) - Die US-Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen soll laut Branchenverband ACC 2015 um 5,4% auf 853,7 Mrd. US$ zulegen. Knapp ein Viertel davon dürfte durch Importe gedeckt werden. Die Chemieeinfuhren sollen 2015 um 4,3% zunehmen. Deutschland war 2014 mit rund 23,6 Mrd. US$ der zweitgrößte Chemikalienlieferant. Die Investitionsausgaben werden 2015 um 8,8% zunehmen. Die mit Schiefergas in Verbindung stehenden Investitionen haben im September 2014 die Marke von 125 Mrd. US$ erreicht. Marktentwicklung / -bedarf Das Marktvolumen von chemischen Erzeugnissen in den USA soll 2015 Schätzungen des American Chemistry Council (ACC) zufolge um 5,4% auf 853,7 Mrd. US$ steigen. Für 2016 rechnet der Branchenverband mit einem Plus von 3,6%. Der ACC geht davon aus, dass 2015 die Inlandsnachfrage zu 24,2% durch Importe abgedeckt wird; die Exportquote soll bei 23,7% liegen. Die Zunahme des Produktionsvolumens soll 2015 geografisch breit ausfallen. Die höchsten Wachstumsraten dürften dabei das Ohio Valley mit 4,1% und die Golfküste mit 3,8% aufweisen. Der Chemiemarkt in den USA (in Mrd. US$; Veränderung und Quoten in %) 1) 2) Kategorie Produktion 3) 849,0 883,0 Veränderung 5,5 4,0 Import 206,3 218,5 Veränderung 4,3 5,9 Export 201,6 217,2 Veränderung 4,5 7,7 Marktvolumen 4) 853,7 884,3 Veränderung 5,4 3,6 Nachfragedeckung durch Importe 24,2 24,7 Exportquote 23,7 24,6 1) Prognosen Stand Dezember 2014; 2) Abgrenzung nach North American Industry Classification System 325; 3) Shipments = Inlandsabsatz und Export; 4) rechnerisch = Produktion + Import - Export Quelle: ACC, 2014 Die US-Erzeugung von Rohöl wird der U.S. Energy Information Administration (EIA) zufolge 2015 kräftig um 7,8% auf geschätzte 9,3 Mio. Barrel pro Tag steigen. Ebenso diejenige von Erdgaskondensaten mit einem Plus von 8,4% auf 3,21 Mio. Barrel pro Tag. Die petrochemische Industrie profitiert dabei besonders von der Förderung von Schiefergas, da sie dieses nicht nur für die Energieerzeugung sondern auch als Ausgangsstoff nutzt. Während laut ACC in Europa das Ethylen mehrheitlich aus ölbasierten Erzeugnissen gewonnen werden, entstammt in den USA der Großteil aus verflüssigtem Erdgas (Natural Gas Liquids). Mittlerweile zählen die USA international zu den Ethylenherstellern mit den niedrigsten Kosten. Germany Trade & Invest 1

3 USA - Chemie-, chemische Industrie In der Landwirtschaft geht das U.S. Department of Agriculture (USDA) davon aus, dass bei den acht maßgeblichen Feldfrüchten die bepflanzte Fläche im Jahr 2015 um 1,5% auf 254,7 Mio. Acres (1 Acre = etwa 4046,9 qm) abnimmt; 2016 soll es dann ein Minus von 2,5% sein. Was die Agrarchemie anbelangt, so schätzt das USDA, dass 2015 die gesamten Ausgaben der US-Farmen für Pestizide leicht um 0,8% auf 15 Mrd. US$ zunehmen dürften; hingegen diejenigen für Dünger, Kalk und Bodenverbesserer um 3,8% auf 27,3 Mrd. US$ abnehmen werden. Die gesamten Ausgaben für verschreibungspflichtige Medikamente sollen Schätzungen des IMS Institute for Healthcare Informatics zufolge im Zeitraum 2014 bis 2018 kontinuierlich zunehmen; die jährlichen Wachstumsraten sollen dabei im Bereich von rund 5% bis 8% liegen. Im Rahmen des nationalen Gesundheitsbudgets werden nach Prognosen des Centers for Medicare & Medicaid Services (CMS) die Ausgaben für verschreibungspflichtige Medikamente 2015 um 6,4% auf 309,3 Mrd. US$ steigen. Die entsprechenden Pro-Kopf-Ausgaben werden auf 963 US$ beziffert. Nationale Gesundheitsausgaben für verschreibungspflichtige Medikamente (in Mrd. US$, Veränderung in %; Pro-Kopf-Ausgaben in US$) 1) 2) 3) Kategorie Insgesamt 309,3 325,1 342,2 Veränderung 6,4 5,1 5,2 Pro-Kopf ) National Health Expenditures; 2) Prognose von 2012; 3) Retail Outlet Sales Quelle: Centers for Medicare & Medicaid Services (CMS), 2014 Bei Kosmetika erfreuen sich Multifunktions- und Anti-Aging-Produkte weiterhin steigender Beliebtheit; nicht zuletzt, da Anfang 2011 die ersten Angehörigen der großen Baby-Boomer-Generation 65 geworden sind, etwa täglich folgen seither, bis dann 2030 die letzten diesen Lebensabschnitt erreicht haben werden. Des Weiteren führt die wachsende ethnische Diversität der Bevölkerung zu einer Nachfrage nach Pflegemitteln, die dem Bedarf einzelner ethnischer Gruppen angepasst sind. Die Herstellung von leichteren Fahrzeugen (Light Vehicles; Pkw und Light Trucks wie SUVs und Minivans) ist für die chemische Industrie sehr interessant: Der ACC schätzt, dass in einem solchen Fahrzeug Chemie im Wert von etwa US$ steckt. Branchenkennern zufolge soll 2015 der Absatz von leichteren Fahrzeugen in den USA um 2,5% auf 16,7 Mio. Einheiten steigen; 2016 dürfte der Absatz ebenfalls auf diesem Niveau liegen. Im Hinblick auf die Bauwirtschaft schätzen Branchenkenner, dass beim Bau eines neuen Einfamilienhauses chemische Erzeugnisse im Wert von durchschnittlich US$ nachgefragt werden. Stand Januar 2015 rechnete das Census Bureau für das Gesamtjahr 2015 mit privaten Baubeginnen. Im Bereich Renovierungen und Reparaturen sind die Aussichten weiter gut, wenn auch Experten Ende 2014 davon ausgegangen sind, dass sich die Wachstumsraten in den ersten drei Quartalen 2015 kontinuierlich abschwächen werden. 2 Branche kompakt

4 Produktion/Branchenstruktur Das Produktionsvolumen der gesamten Chemieindustrie der USA soll 2015 laut ACC um 3,7% zunehmen. Mit 3,9% im Jahr 2016 dürfte es dann weiter aufwärts gehen. Die Kapazitätsauslastung im Jahr 2014 schätzt der Branchenverband auf 76,9%. Entwicklung des Produktionsvolumens der Chemieindustrie in den USA (Veränderung in %) *) Sparten Insgesamt 3,7 3,9 Spezialchemikalien 4,6 4,5 Konsumentenchemieerzeugnisse 4,6 2,4 Basischemikalien 3,8 4,5 Pharmazeutika 3,0 3,5 Agrarchemikalien 2,7 4,9 *) Prognose, Stand Dezember 2014 Quelle: ACC, 2014 Die Auslieferungen von chemischen Produkten (Shipments = Inlandsabsatz und Export) sind nach Herstellerumfragen des U.S. Census Bureau 2014 um 1,7% auf 752,7 Mrd. US$ zurückgegangen (nicht saisonbereinigt). Deutlich besser entwickelten sich Kunststoff- und Gummierzeugnisse mit einem Plus von 2,2%. Bei Erdölraffinerien hingegen stand ein Rückgang von 5,8% zu Buche. Auslieferungen von Chemieerzeugnissen in den USA (in Mio. US$, Veränderung in %) 1) 2) Warenbezeichnung ) Veränderung 2014/13 3) Chemische Produkte insgesamt ,7 Pharmazeutische und medizinische Chemikalien ,5 Farben, Lacke und Klebstoffe ,0 Pestizide, Düngemittel und Agrarchemikalien ,9 Kunststoff- und Gummierzeugnisse ,2 Erdölraffinerien ,8 1) Value of Manufacturers Shipments; 2) Nicht saisonbereinigt; 3) Vorläufig Quelle: U.S. Census Bureau, 2015 Die Investitionsausgaben der US-Chemieindustrie werden nach Schätzungen des ACC 2015 kräftig um 8,8% zunehmen; bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) rechnet der Branchenverband mit einem Plus von 3,3%. Germany Trade & Invest 3

5 USA - Chemie-, chemische Industrie Speziell die mit Schiefergas in Verbindung stehenden potenziellen Investitionen der Chemiebranche haben laut ACC im September 2014 die Marke von 125 Mrd. US$ erreicht. Die erfassten 197 Projekte - darunter neue Fabriken, Erweiterungen sowie Prozessänderungen zur Kapazitätsvergrößerung - könnten zu neuen Auslieferungen in Höhe von 91 Mrd. US$ sowie zu dauerhaften neuen Chemiearbeitsplätzen bis 2023 führen. Ausgewählte Großprojekte der Chemieindustrie in den USA (Investitionen in Mio. US$) Vorhaben Investitionen Projektstatus Durchführungs- Gesellschaft Anmerkung Anlage für den Export von Flüssigerdgas Anlage zur Erdgasverflüssigung (einschließlich Export) Bau einer Düngeranlage (Kapazität pro Tag: t Ammoniak und t granulierter Harnstoff) Anlage im Weltmaßstab für Mono-Ethylenglycol (MEG) Bau einer Ammoniakanlage (600 t pro Tag) zur Belieferung von Phosphatdüngerproduktionen etwa in Planung Venture Global in Cameron Parish, Louisiana bis zu in Planung Live Oak LNG in Calcasieu Parish, Louisiana etwa k.a. Baubeginn für Sommer 2015 vorgesehen Front-End Engineering Design (FEED)- Studie Ende 2014 vom Board genehmigt 350 im Bau; Inbetriebnahme für Ende 2016 vorgesehen Cronus Fertilizers; Pauschal- summen-epc- Vertrag mit Tecnimont MEGlobal J.R. Simplot; Anlagenbauer: Linde Engineering North America in Tuscola, Illinois an der Golfküste in Rock Springs, Wyoming Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; 2015 Außenhandel Die US-Chemieeinfuhren sind 2014 um 4,5% auf 213 Mrd. US$ gestiegen (Abgrenzung gemäß nachstehender Tabelle). Die größten Posten bildeten dabei medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse mit einem Anteil von 36,4%, organische chemische Erzeugnisse mit 26,3%, andere chemische Erzeugnisse und Waren mit 7,4%, Kunststoffe in Primärform mit 7,4% sowie ätherische Öle, Körperpflege-, Putz- und Reinigungsmittel mit 6,3%. 4 Branche kompakt

6 Einfuhr von Chemieerzeugnissen in die USA (in Mio. US$) SITC Produktgruppe davon aus Deutschland (2014) 51 Organische chemische Erzeugnisse Anorganische chemische Erzeugnisse Farbmittel, Gerbstoffe, Farben (und Lacke) 54 Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse 55 Ätherische Öle, Körperpflege-, Putz- und Reinigungsmittel etc. 56 Düngemittel (ausgenommen solche der Gruppe 272) 57 Kunststoffe in Primärformen Kunststoffe in anderen Formen als Primärformen 59 Andere chemische Erzeugnisse und Waren Summe Quellen: U.S. Department of Commerce, U.S. International Trade Commission Die US-Einfuhren aus dem Hauptlieferland Kanada nahmen 2014 um 1,8% auf 28,2 Mrd. US$ zu (Importmarktanteil 2014: 13,2%). Die Einfuhren aus Deutschland, dem nun zweitgrößten Lieferantenland, stiegen überdurchschnittlich um 15,2% auf 23,6 Mrd. US$ (11,1%). Die Bezüge aus Irland, der Nummer drei, nahmen um 5,5% auf 23,5 Mrd. US$ zu (11,0%). Im Außenhandel mit chemischen Erzeugnissen verzeichneten die USA 2014 in der ACC-Abgrenzung insgesamt ein Defizit von 4,9 Mrd. US$. Bei der Chemie ohne Pharmazeutika bestand hingegen ein Überschuss von 36,9 Mrd. US$. Auf Segmentebene wiesen Basischemikalien einen Überschuss von 31,6 Mrd. US$ auf; Spezialchemikalien einen von 7,3 Mrd. US$ und Konsumentenchemieerzeugnisse einen von 1,9 Mrd. US$. Bei Agrarchemikalien dagegen stand ein Defizit von 3,8 Mrd. US$ zu Buche, bei Pharmazeutika eines von 41,7 Mrd. US$. Geschäftspraxis Chemikalien unterliegen in den USA umfangreichen und strikten Zulassungsbestimmungen und Überwachungen. Maßgeblich befasst ist damit die Environmental Protection Agency (EPA). Die Federal Drug Administration (FDA) ist für chemische Nahrungsmittelzusätze, Arzneimittel und Kosmetika zuständig. Die Reform des für die Chemie maßgeblichen Gesetzes Toxic Substances Control Act (TSCA) von 1976 steht auf der Agenda von Politik und Chemiebranche. Auskünfte über Zoll- und Einfuhrverfahren können bei der Zollbehörde U.S. Customs and Border Protection (CBP; eingeholt werden. Germany Trade & Invest 5

7 USA - Chemie-, chemische Industrie Die Belieferung des US-Markts aus Deutschland wird durch Zölle und unterschiedliche Normen und Regeln auf beiden Seiten des Atlantiks spürbar behindert. Die Hoffnungen der Branche ruhen auf einem erfolgreichen Abschluss des Freihandelsabkommens zwischen der EU und den USA ( Transatlantic Trade and Investment Partnership ; TTIP). Aktuelle Informationen zu den TTIP-Verhandlungen sind auf zu finden. Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen Deutsch-Amerikanische Anlaufstelle für deutsche Handelskammern Unternehmen Food and Drug Administration (FDA) Environmental Protection Agency (EPA) American Chemistry Council (ACC) American Chemical Society (ACS) American Fuel & Petrochemical Manufacturers (AFPM) en.html American Coatings Association The Plastics Industry Trade Association (SPI) ACS National Meeting & Exposition meetings/expositions.html Behörde für Zulassung und Überwachung unter anderem von Pharmazeutika und Kosmetika Umweltschutzbehörde Chemiefachverband Chemiefachverband Handelsverband der Brennstoff- und Petrochemikalienproduzenten Fachverband der Farbenund Lackhersteller Handelsverband der Plastikindustrie Fachkonferenz und -messe 6 Branche kompakt

8 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Oliver Höflinger, San Francisco Redaktion: Philip Nonnenmacher Tel.: +49 (0)228/ Ansprechpartner: Florian Steinmeyer Tel.: +49 (0)228/ Redaktionsschluss: März 2015 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

9