Eschentriebsterben- Ein Problem für die naturnahe Gewässerentwicklung?
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- Katrin Schmid
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1 Eschentriebsterben- Ein Problem für die naturnahe Gewässerentwicklung? Berthold Metzler Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg Freiburg Gewässernachbarschaften (GFG) 16./ Wiesbaden-Naurod
2 Gliederung: Die Esche Krankheitssymptome und der Erreger Sekundärschäden Die Verbreitung des Eschentriebsterbens (Invasive Schaderreger) Erhebungen/Untersuchungen Stammfußnekrosen Auswirkungen - allgemein - Verkehrssicherheit - forstlich - an Gewässern
3 Das Vorkommen der Esche Prozentualer Anteil der Esche an der Waldfläche der Bundesländer (nach Kändler 2009; BWI II) Regional hoher Anteil der Esche Kalkreiche, trockene Standorte Nährstoffreiche Auenstandorte Baden-Württemberg: In manchen Kommunen der Rheinebene beträgt der Eschenanteil fast 30%, davon sehr hohe Anteile in AK I und II Ca. 12% des Verjüngungsvorrats ist Esche Rasmus Enderle; Berthold Metzler
4 Der Erreger des Eschentriebsterbens Chalara fraxinea Kowalski 2006 Hymenoscyphus fraxineus (= H. pseudoalbidus Queloz et al. 2010)
5 Eschentriebsterben: Blattinfektionen
6 Eschentriebsterben: Vorzeitiger Blattfall, Triebinfektionen
7 Eschentriebsterben: Ringelung, Verfärbungen
8 Symptome: Welke, Ersatztriebe, Wasserreiser
9 Infektionshergang und Entwicklungszyklus 9 keimende Sporen auf Blatt Blattnekrose Blattabwurf ruchtkörper auf vorjährigen Blattstielen im Sommer im nächsten Jahr Rindennekrose Stammfußnekrose Stammnekrose abgestorbener Trieb
10 Stufen des Eschentriebsterbens im Baumholz Kronenverlichtung > 70% Bonitur im Juli Nester von Ersatztrieben Fotos 1-4: G. Witzel Rasmus Enderle; Berthold Metzler
11 Eschenbastkäfer (Hylesinus fraxini, H. crenatus, H. oleiperda) Sekundärschädlinge im Endstadium der Krankheit 11 H. fraxini H. crenatus. Foto: G. Witzel
12 Verbreitung des Eschentriebsterbens H. fraxineus stammt aus Ostasien Jahr der ersten Feststellung des ETS in den Ländern. Timmermann et al
13 Hymenoscyphus fraxineus, der Schaderreger - Entdeckung Chalara sp. durch Przybyl (2002) - Erstbeschreibung als Chalara fraxinea durch Kowalski (2006), Lokalisierung im Holz bes. von ein- und zweijährigen Trieben - Nachweis der Pathogenität (Bakys et al. 2009) - Fälschliche Identifizierung mit der heimischen Art H. albidus (Weißes Stengelbecherchen) (Holdenrieder et al. 2009) - Beschreibung der Hauptfruchtform als Hymenoscyphus pseudoalbidus (Queloz et al. 2010) - Nachgewiesen in China, Ostrussland und Japan (Zhao et al. 2013; u.a.) als dort heimische Art, u.a. an Fraxinus mandshurica; verursacht dort jedoch keine Schäden an F. mandshurica : wurde also aus Ostasien nach Europa eingeschleppt - Umbenennung zu H. fraxineus (Baral et al. 2014)
14 Invasive Pflanzenkrankheiten Frühere Beispiele: Kraut und Knollenfäule der Kartoffel Phytophthora infestans (um 1850) Ulmensterben (Ceratocystis ulmi, C. novo-ulmi ; um 1920 bzw. 1980) Erlen-Phytophthora (Ph. alni um 1998) u.v.a. Internationaler Warenverkehr begünstigt Verbreitung bisher unbekannter Schaderreger
15 ha Zunahme des Eschentriebsterbens nach Forstschädlingsmeldungen Baden-Württemberg bestandesbedrohend wirtschaftlich fühlbar
16 FM or Escheneinschlag Baden-Württemberg Entdeckung ETS in BW ZN regulär Daten: ZS-ForstBW
17 Eschenprovenienzversuch 100% 90% Krankheitsintensität (Monitoring im Juli) Werden gut überleben 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% : gesund; 1: weniger als drei kranke Triebe; 2: weniger als fünf kranke Triebe; 3: fünf oder mehr kranke Triebe; 4: > 50% kranke Triebe (Aufnahme ab 2012); 5: tot aktualisiert aus Enderle et al Werden in wenigen Jahren absterben Berthold Metzler and Rasmus Enderle COST FP1103 Dubrovnik 2015 April 12-16
18 Studie in Samenplantagen: Resistenz 18 Partielle Resistenz / Toleranz ist zu erheblichem Grad genetisch bedingt, somit vererbbar Vollständige Resistenz wurde bisher nicht nachgewiesen Ca. 10% der Eschen haben weniger als 10% Ersatztriebe Gesunde neue Eschengeneration durch natürliche Selektion?... oder durch gezielte Züchtung? (Samenplantagen aus Klonen; Meristemvermehrung) Samenplantage aus Eschenklonen RasmusEnderle@forst.bwl.de
19 Symptom: Stammfußnekrosen Stiefelprobe.
20 Stammfußnekrosen: Primärursache: Rindeninfektionen durch H. fraxineus Sekundärinfektionen durch Hallimasch und andere Holzzerstörer
21 Von der Rindennekrose zur Fäule Wichtigster Mortalitätsfaktor, besonders auf Nassstandorten Fotos: Sander
22 Besiedelung von Stammfußnekrosen durch Hallimasch und damit verbundene Fäulestufen [%] Fäulestufen Jahr der Nekrosenentstehung
23 !
24 Umfrage bei den UFBn zum Auftreten der Stammfußnekrosen an Esche 2% 7% 2% Baumholz Stangenholz 19% 30% 28% 79% 42% 91% 0% 4% 6% 25% 47% 46% 71% 94% 7% terrestrisch mit Stauwasser zeitw. überflutet Daten aus insgesamt 1638 ha Flächenanteil der drei Befallsstufen (gesund, 2-30% Befall, >30% Befall)
25 Provenienzversuch Stammfußnekrosen an sonst resistenten Bäumen? Intensität des Triebsterbens Enderle et al. 2013
26 Provenienzversuch Standörtlich differenziertes Vorkommen von Stammfußnekrosen 59 % 30 % 19 % 36 % aus Enderle et al Nassester Standort Trockenster Standort
27 Beobachtungen von sehr hoher Befallsintensität durch Stammfußnekrosen auf Nassstandorten Stagnierende Nässe (hier mit Indikatorpflanze Carex pendulina, u.a.) Quellhorizonte Stammfußnekrosen an 70-90% in Stangenhölzern
28 Ursachen für das Auftreten von Stammfußnekrosen und Wurzelfäulen Rindennekrosen durch H. pseudoalbidus am Stammfuß (Anfälligkeit) Schwächung der Abwehrbereitschaft der Bäume durch das Triebsterben Verstärkung der Nekrosen und Holzfäule durch Hallimasch besonders auf Nassstandorten (und in Reinbeständen?) Verstärkte Aktivität von Hallimasch bei höherer Temperatur
29 Allgemeine Konsequenzen Eschen verlieren stark an Zuwachs und sterben in den kommenden Jahren zunehmend ab. Ca. 1-20% der Eschen haben ausreichend genetisch bedingte Resistenz, um mittelfristig eine gesündere Eschengeneration hervorzubringen. (geringer werdende Fremdbestäubung durch Anfällige, evtl. unterstützt durch aktive Züchtung) Die Esche wird durch das Triebsterben nicht aussterben.
30 Konsequenzen für Arbeitssicherheit und Verkehrssicherung Hoch anfällige Eschen entfernen, bevor größere Äste faul werden Besonderes Augenmerk auf Standsicherheit bei Stammfußnekrosen Besondere Sicherheitsvorkehrungen bei anbrüchigen Bäumen
31 Forstliche Konsequenzen und Empfehlungen Keine unnötigen Investitionen in Esche: Keine Pflanzungen Pflegeeingriffe extensivieren Durchforstungen werden weiterhin empfohlen: Entfernung von hoch anfälligen Eschen Förderung von resistenten Eschen und von Mischbaumarten Keine Z-Baumauswahl bei Esche Holzernte bevor Holzentwertung einsetzt (ab ca. 70% Kronenverlichtung)
32 Konsequenzen für Gewässer und Wasserwirtschaft Erhöhter Totholzanfall (Gefahr der Verklausung bei Hochwasser) Zeitweiliger Rückgang der Beschattung Verschiebung der Baumartenzusammensetzung (durch natürliche Sukzession oder aktives Pflanzen von Ersatzbaumarten z.b. Weiden, Erlen, Pappeln)
33 Danke für die Aufmerksamkeit
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